Volkswagen hat für seine Elektroauto-Offensive den Modularen E-Antriebs-Baukasten (MEB) entwickelt. Porsche und Audi treiben die Premium Platform Electric (PPE) für besonders hochwertige und leistungsstarke Stromer voran. Im Audi-Projekt Artemis und dem VW-Pendant Trinity entsteht Technik für die nächste Generation von elektrischen Modellen. Mit der Scalable Systems Platform (SSP) wird bereits ein Baukasten für ab der zweiten Hälfte des Jahrzehnts kommende Elektroautos vorangetrieben.
Zunächst hatte Volkswagen Verbrenner-Modelle nachträglich auf Elektroantrieb umgerüstet. Der MEB sollte die Nachteile dieser Kompromisslösung aus der Welt schaffen, ist aber nicht für alle Modelle der Wolfsburger Autogruppe geeignet. Porsche hat daher für seine ersten Elektroautos die J1-Plattform entwickelt, die auch Audi nutzt. Ab nächstem Jahr kommen die ersten Elektroautos auf der PPE der beiden Premiummarken zu den Händlern. Volkswagen will in Zukunft für noch mehr Synergien sorgen, indem die SSP als „Super-Plattform“ von den diversen Marken des Konzerns breitflächig eingesetzt wird.
Die Entwicklung der neuen Architektur wird laut Automotive News derzeit beschleunigt. Bei Porsche gibt es Zweifel, dass eine Plattform alle Anforderungen von Marken mit teils sehr unterschiedlichen Produkten und Zielgruppen erfüllen kann. Der Entwicklungschef des Volkswagen-Konzerns und Audi-CEO Markus Duesmann sagte dem Bericht zufolge aber, dass das Design der neuen Plattform mit ihren unterschiedlichen „Modulen“, Batteriegrößen und Karosserielängen eine große Markendifferenzierung erlauben wird.
„Es wird keine Einheitsgröße für alle geben. Durch die Kombination der verschiedenen Module können wir auf spezifische Fahrzeuge und Markenanforderungen eingehen“, wird Duesmann zitiert. „Aufgrund der Skalierbarkeit der Module wird Porsche in der Lage sein, eine spezielle Leistungsversion für höchste Anforderungen anzubieten.“ Es werde Überschneidungen zwischen den Marken geben. „Wir werden in der Lage sein, die gleiche Kombination aus E3 Software Stack, dem Stack für autonomes Fahren und dem Antriebsstrang für ein Porsche-Einstiegsmodell und für das VW-Hochleistungs-Modell zu verwenden.
Deutlich weniger Komplexität
Die Verwendung nur einer Plattform soll eine einfachere Integration komplexer Autobestandteile wie Software und Elektroarchitekturen ermöglichen, was Einsparungen mit sich bringt. „Wir werden die heutige Komplexität um etwa 50 Prozent reduzieren. Und ich denke, man kann sich vorstellen, was das für uns in Bezug auf Größenvorteile bedeutet“, so Duesmann. Der Volkswagen-Konzern werde rund 800 Millionen Euro in eine neue Forschungs- und Entwicklungseinrichtung in Wolfsburg investieren, in der der Kern der SSP-Plattform und ihre Module entwickelt werden.
Das Projekt Artemis wird nach den Worten Duesmanns ab 2025 wichtige Module der SSP einführen, darunter neue Software, die autonomes Fahren der Stufe 4 ermöglicht, sowie Batteriezellentechnologie. Im Rahmen von Artemis wird für 2025 ein neues Elektroauto-Flaggschiff für Audi entwickelt, dessen Technik auch Porsche und Bentley zugute kommen soll. Auch Digital-, Entwicklungs- und Produktionsinnovationen werden in der Initiative angestrebt.
Auf MEB, PPE und die Artemis-Technologien sollen in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts neue Elektroautos auf der SSP folgen – darunter dem Bericht zufolge drei von Audi bereits angekündigte Modelle im SUV-, Limousinen- und Gran-Tourer-Format. „Bis zum Ende dieses Jahrzehnts werden wir die SSP in allen unseren Kernsegmenten und allen Markengruppen eingeführt haben“, kündigte Duesmann an. Bis 2030 würden Autos auf der SSP-Plattform bereits ein größeres Volumen abdecken als PPE und MEB zusammen.
Weniger Varianten im Portfolio seien der Schlüssel für gute Gewinne des Autokonzerns. „Der Kombination der verschiedenen Varianten sind enge Grenzen gesetzt, denn das ist entscheidend für die Komplexität und damit für die Praktikabilität und den wirtschaftlichen Erfolg von SSP“, erklärte Duesmann. Das erste Modell der Kern- und Volumenmarke VW, das SSP verwendet, soll die Serienversion einer im Projekt Trinity entstehenden Elektroauto-Limousine sein, die für 2026 vorgesehen ist. Auf der Jahreshauptversammlung des Konzerns sagte Vorstandschef Herbert Diess: „Mit dem Zukunftsprojekt Trinity führt Volkswagen die Artemis-Technologie in das Volumensegment ein, wie es bereits mit dem Modularen Elektro-Antriebsbaukasten (MEB) geschehen ist.“
Radfahrer meint
Man kann den MEB-Kunden (ID.3 /ID.4/Enyaq etc.) nur wünschen, dass VW nach dem Umstieg auf die SSP wenigstens noch Bugfixes für den MEB anbietet und diesen nicht wie eine heiße Kartoffel fallen lässt. Je mehr Software es im Fahrzeug gibt, um so wichtiger ist es, dass diese auch für die Lebensdauer des Fahrzeugs funktioniert.
M. meint
Ein Smartphone ist kein Auto – aber mein 2,5 Jahre altes Smartphone hat nun schon eine Weile keine Updates mehr bekommen.
Braucht es aber auch nicht – es funktioniert alles.
Wenn die eigentlichen Bugs mal durch sind, wird man sich (wenn die Platform an sich nicht mehr weiter entwickelt wird) im Wesentlichen auf Sicherheitsupdates beschränken. Macht für mich jedenfalls Sinn.
BeatthePete meint
Nein, das wäre Fatal !
Bugfixes sind das absolute Minimum von OTA.
Der Hauptvorteil sind Programm/Funktionalitätsupdates!
Egal wie alt das Fahrzeug ist die Benutzeroberfläche und Funktionalität ist auf denselben Stand eines Neuwagens !
(Sofern die Hardware das ermöglicht)
Ich hoffen dass man das in den Entscheideretagen sieht und die aktuellen Käufer nicht als Beta -Tester missbraucht.
Ansonsten wäre es wie die Digitalisierung in DE, die Faxnummern sind 4-stellig ;)
Egon Meier meint
Fahrzeuge auf MEB-Basis werden noch sehr, sehr lange gebaut und aktualisiert werden.
Den BUZZ nach ein paar Jahren einzustellen oder durch ein völlig neues Modell zu ersetzen wäre betriebswirtschaftlicher unt technischer Wahnsinn.
Die erhofften Vorteile von SSP werden erst durch völlig neue Fahrzeuggenerationen in fernerer Zukunft zum Tragen kommen.
Es dauerte auch ewig bis der MQB so weit war, dass es fast universell einsetzbar war.
Wer sich in 5 Jahren in MEB-Fahrzeug kauft wird garantiert 20 jahre softwaremäßig betreut werden.
Und selbst danach: VW ist mustergültig beim Support von Altfahrzeugen. ‚Classic Parts‘ heißt das Stichwort. Nicht umsonst dauert es im Durchschnitt 25 Jahre bis ein VW auf den Schrottplatz geht.
Werner Mauss meint
Das ist’s sich aber einer sicher, sind sie es Herbert Dies. Wenn sie ihr im Durchschnitt auf *bis zu* ändern könnten, wäre ihr Beitrag etwas realistischer. MEB ist eine Fehlkonstruktion, zuviel unterschiedliches Zeug von Zulieferern die es bald nicht mehr geben wird und somit auch kein Support. Den Buzz gibt es bisher noch garnicht und ob er bei dem mäßigen Erfolg der ID Serie kommt, werden wir sehen. Die Leute werden nach der Öffnung der SUC oft dort laden und ihre Autos mit anderen vergleichen, kein Frunk, kein einfaches Laden, viel schnelleres Laden, Software usw. Die verkorkste Software bei MEB lässt sich nur durch einen Totalaustausch beheben und das wird keiner bezahlen, also wird die Plattform verschwinden und zwar deutlich unter 25 Jahren.
IchAuchMal meint
„Man kann den MEB-Kunden (ID.3 /ID.4/Enyaq etc.) nur wünschen, dass VW nach dem Umstieg auf die SSP wenigstens noch Bugfixes für den MEB anbietet und diesen nicht wie eine heiße Kartoffel fallen lässt“
Erst 2025 oder später kommt der ID.1 – auch ein MEB-Fahrzeug. Solche Wagen haben dann mehrer Leben im Rhythmus von 5 Jahren. Also … ich schätze, dass MEB gebaut wird bis 2045 – mindestens.
Parallel dazu baut man dann mit SSP
An Motivation für Updates und Bugfixes gibt es keinen Mangel.
Joerg meint
2045 ist völlig unrealistisch! Der VW Konzern hat ja angekündigt, dass ab 2025 der MEB Nachfolger SSP kommt, auf dem alle Konzernfahrzeuge basieren sollen.
Fahrzeuge haben bei VW üblicherweise einen 7-jährigen Lebenszyklus. Die letzten MEB-Fahrzeuge dürften also etwa 2033 vom Band laufen.
Wie lange garantiert VW eigentlich Sicherheitsupdates? Ohne Sicherheitsupdates kann man so ein voll vernetztes Fahrzeug mit Zentralrechner ja eigentlich nicht betreiben.
André meint
Und wofür Bugfixes?
Michael meint
Damit auch VW Fahrer eines Tages mal zum Ladepark „Am Bulham 1 in Jever“ finden.
Marcel meint
E ist kein Bug. Man muss eben ein Navi schon richtig bedienen.
Man gibt immer im Navi als erstes die Stadt ein und dann die Straße. Bei der Sprachsteuerung funktioniert es genauso.