Einen ersten Test mit einem rein batteriebetriebenen Fahrzeug beendete der Münchner Fernbusanbieter FlixBus 2019 aufgrund von Problemen mit der Technik. Das Unternehmen will in Zukunft aber wieder auf Elektromobilität setzen, das könnte in Form von wasserstoffbetriebenen Brennstoffzellen-Bussen der Fall sein. Die Technik dafür sollen in den nächsten drei Jahren die Zulieferer Freudenberg und ZF unter Beteiligung von FlixBus im Projekt „HyFleet“ entwickeln.
Innerhalb des Projekts entwickelt Freudenberg ein langstreckentaugliches Brennstoffzellensystem, das in einem Demonstrator-Fernbus erprobt werden soll. „Wir wollen sowohl die Dauerhaltbarkeit als auch die Effizienz der Technologie maßgeblich weiterentwickeln und damit Maßstäbe setzen für Total Cost of Ownership“, so Claus Möhlenkamp, Vorsitzender der Geschäftsführung von Freudenberg Sealing Technologies.
Ein weiterer Forschungsschwerpunkt seien Hybrid-Lösungen für den Antriebsstrang, dem sogenannten Right-Sizing zwischen Brennstoffzelle und Batterie. Die Erforschung von Brennstoffzellen-Hybridsystemen geht Freudenberg gemeinsam mit ZF an. „Künftig wird die Brennstoffzelle aufgrund ihrer Reichweite und schnellen Betankungszeiten eine wichtige Rolle in der E-Mobilität für schwere Nutzfahrzeuge spielen“, sagt Wilhelm Rehm, bei ZF verantwortlich für Nutzfahrzeugtechnik und -steuerungssysteme.
In der ersten Phase des Projekts liegt der Fokus auf der technischen Leistung der Brennstoffzelle. Das beinhaltet laut Freudenberg unter anderem die Optimierung des Dauerbetriebsverhalten des Systems auf eine Mindestbetriebsdauer von 35.000 Stunden. Dabei gelte es, die Degradationsmechanismen zu kontrollieren und die Effizienz des Systems über die gesamte Lebensdauer zu maximieren. Für die Flottenbetreiber mache sich das in einem niedrigen Kraftstoffverbrauch bemerkbar.
FlixBus betreibt eigenen Angaben nach zusammen mit 500 Partnerunternehmen Europas größte Flotte mit mehr als 4000 Fernbussen im Linienbetrieb. „Die Brennstoffzellentechnologie wird einen wichtigen Beitrag zur Mobilitätswende leisten – und sie gibt etwa Busherstellern die Chance, die Zukunft des Reisens aktiv mitzugestalten. Umso mehr freuen wir uns, Teil des HyFleet-Projekts zu sein und gemeinsam mit Freudenberg und ZF bis 2024 den ersten Fernbus mit Brennstoffzellen-Antrieb in Europa zu entwickeln“, so André Schwämmlein, Mitgründer und CEO von FlixMobility.
Die in HyFleet erzielten Ergebnisse sollen auch anderen schweren Nutzfahrzeugen zugute kommen, insbesondere Lkw für den Güterverkehr. Reisebusse könnten aus Sicht von Freudenberg zudem eine Vorreiterrolle beim schnellen Umstieg auf Wasserstoffmobilität spielen: Dank der Fernreisebusse wäre die entlang der meistbefahrenen Autobahnen entstehende Tankstellen-Infrastruktur zuverlässig ausgelastet. „Wir brauchen praxistaugliche klimaneutrale Antriebslösungen für den Fernverkehr“, sagt Möhlenkamp. „Mit unserem Brennstoffzellensystem haben wir eine solche Lösung. Gemeinsam mit unseren Partnern wie ZF und FlixBus erarbeiten wir nun die wissenschaftlichen Grundlagen für eine rasche Industrialisierung und Hochskalierung der Technologie.“
PharmaJoe meint
Die Technik hat im Bus oder LKW zumindest etwas mehr Sinn als im PKW.
Bleibt aber langfristig der Preis des Wasserstoffs. Wenn man die Verluste bei Elektrolyse und Transport und Rückverstromung einbezieht, müsste der Kilometer hinsichtlich der Energiekosten mindestens doppelt so teuer sein wie bei Batterienutzung. Alles andere wäre durch Subventionen verzerrt.
Djebasch meint
Also um eine hohe Reichweite Rauszuholen müssten große Tanks verbaut werden, Problem ist und bleibt die Physik…
Das Volumen der Tanks ist so groß das diese zuviel Platz wegnehmen und im endeffekt kann man halt Akkus besser verbauen aber sie versuchen es weiterhin…
Blöd das mit der Physik…
P.HH meint
Hier ein Link zur detaillierten Vorstellung des Wasserstoffreisebuses von Hyzon motors.
700 km max Reichweite bei 350 bar.
Soll später weiter gesteigert werden.
Min. 300 km bei 55 Grad, vollbeladen und bei Autobahngeschwindigkeit.
Auslieferungen beginnen nächstes Jahr in Australien. Sowohl mining Unternehmen und Busbetreiber sind erste Kunden.
https://www.youtube.com/watch?v=2gCmtXG8ODQ
https://twitter.com/hyzonmotors/status/1454450380310519810?s=21
Jakob Sperling meint
… und diese Physik spricht bei langen Strecken klar für H2, beim Gewicht sowieso, aber auch beim Volumen.
Wenn man mal einen bestehenden Bus mit z.B. 300 km hat,
braucht man für zusätzliche 100 km, bzw. 100 kWh:
BEV: Batterie-System mit ca. 700 kg Gewicht und ca. 500 Liter Volumen
H2: H2-Tank für 5 kg H2 mit ca. 125 kg Gewicht und ca. 300 Liter Volumen
Es gibt auch neuere Tanks, wo beides noch darunter liegt. Bei Flüssig-Wasserstoff natürlich sowieso.
Werner Mauss meint
Könnten sich dann in Fluxbus oder Hindenbus umbenennen. Flixbus ist ja bekannt für ihre strikte Einhaltung von Sicherheits und Arbeitsschutzbedingungen. Vielleicht können sie dann noch einen Zuschlag für die Abenteuerfahrt verlangen. Was wir sicher noch brauchen sind schlecht gewarteten Wasserstoffbomben mit übermüdeten schlecht bezahlten Fahrern auf unseren Straßen.
Randy meint
Ich finde BEV Busse auch besser, aber anscheinend hält sich sich das Märchen vom gefährlichen Wasserstoff immer noch hartnäckig. Busse für den ÖPNV werden übrigens alle 3 Monate geprüft und gewartet, ist Vorschrift.
Werner Mauss meint
Ja, wurde alles so genau eingehalten bei Flixbus. Es gab deshalb kaum Unfälle. Alles nach Vorschrift. Bei VW gabs auch keinen Abgasskandal, wurde alles ständig kontrolliert. Überlandbusse sind überflüssig, gefährlich und nicht ökologisch. Es gibt die Bahn.
alupo meint
Schade dass sie den Verbrauch nicht genannt haben. Es hätte mich interessiert, wieviele Busse man mit einer LKW Ladung an H2 füllen kann. Allzu viele werden es wohl nicht sein wenn ich mal von einer Tankgröße von nur z.B. 30 kg H2 ausgehe und bei dem großen H2-Tankzug von 600 kg (ja, mehr passt da nicht rein, entsprechend den LKW-üblichen 5.500 Nm3) dann wären das 20 Busse pro LKW-Lieferung. Na Prost Mahlzeit.
Und wo sie dann überhauot tanken wollen, denn bei den paar PKW Tankstellen geht das nicht erklärte mir einmal ein Air Liquide Mitarbeiter an einer ihrer H2 Tankstellen.
Ich vermute auch, dass diese Tankstellen dann auch nicht mehr für „günstige 1.800.000 €“ zu bauen sind. Da ist sicher wieder einmal das Geld des Steuerzahlers gefordert.
Jakob Sperling meint
Was Sie sich da so alles einreden und alte Märchen auffrischen, nur um den Glauben an die Unfehlbarkeit ihres Propheten Elon nicht ablegen zu müssen.
Sie werden noch staunen, was Ihnen in den nächsten paar Jahren so alles mit Wasserstoff um die Ohren fahren wird. Eisenbahn, Schiffe, Busse, LKW, Flugzeuge und ich mit meinem H2-Camper.
Dann kommen Sie nach Hause und die Quartier-Strom- und Heizzentrale wird auch noch auf Wasserstoff umgestellt. Harte Zeiten.
Jakob Sperling meint
Rätsel: Woher nahmen meine beiden Grossmütter das Gas zum Kochen?
Hinweis: Es wurde nicht mit dem Lastwagen geliefert.
(Nebenbei: Was ich bis vor Kurzem auch nicht wusste: Das damalige ‚Stadtgas‘, aus Kohle hergestellt, enthielt über 40% H2).
TG meint
Da der Steuerzahler bereits Milliarden für die Batterievehikel beisteuert, sollte das jetzt aber kein Problem sein. Die H2 Technik wird sich durchsetzen. Auch wenn das den BEV Fans nicht gefällt.
Mäx meint
Meinst du allgemein überall oder bezogen auf die Fernbusse?
Auf alles bezogen finde ich die Aussage schon sehr mutig.
Daniel S meint
Da könnte die Brennstoffzelle in der rollenden Mobilität evtl. Sinn machen.