Der neue Bosch-Chef Stefan Hartung rechnet noch längere Zeit mit einem Mangel an Computerchips. Der Manager übernimmt zum Jahreswechsel von Volkmar Denner die Führung des größten Autozulieferers der Welt. Die knappe Verfügbarkeit der für moderne Pkw unverzichtbaren Halbleiter-Komponenten wird es laut Hartung schwer machen, das Elektroauto-Ziel der neuen Bundesregierung zu erreichen.
„Man muss es klar sagen: Die Chipkrise ist nicht vorbei“, sagte Hartung dem Focus. „Wir alle als deutsche Industrie sind massiv darauf angewiesen, dass die Lieferengpässe behoben werden. Jeder Chip, der fehlt, kann bedeuten, dass eine Lenkung und in der Folge ein ganzes Auto nicht gebaut werden kann. Das wird uns das ganze Jahr 2022 noch viel Kraft kosten.“
Die Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP hat das Ziel, dass bis 2030 mindestens 15 Millionen Elektroautos auf deutschen Straßen fahren. Die Chipkrise könnte dieses Vorhaben bedrohen. Das E-Auto-Ziel der Regierung sei nicht zu schaffen, „wenn die globalen Probleme in den Lieferketten nicht bald behoben werden. Und das gilt ja nicht nur für die Autoindustrie“, sagte Hartung.
Der neue Bosch-Chef zeigte sich mit Blick auf die Elektroauto-Pläne der Regierung grundsätzlich skeptisch: Ob das Ziel zu erreichen sei, müsse sich erst zeigen. „Dazu braucht es ja nicht nur die Rohstoffe, die Batterien und die Nachfrage, die wiederum stark von der Ladeinfrastruktur abhängt.“
Es gehe nicht allein um Autoproduktion, sondern um gesellschaftliche Veränderung und technologischen Umbau auf allen Ebenen. Der Strom, den die Fahrzeuge dann nutzen, solle ja obendrein grün sein, so Hartung. Für letzteres wollen SPD, Grüne und FDP neues Tempo in die Energiewende bringen, indem sie Hürden für den Ausbau der Erneuerbaren Energien aus dem Weg räumen. Die neue Bundesregierung will zudem den Ausbau der Ladesäuleninfrastruktur „massiv“ beschleunigen.
Horst Krug meint
Die schwachen werden schwächer, und die starken werden stärker.
Dieses ist ein universales Grundgesetz, nichts besonderes, den meisten ist es aber nicht bewusst.
Die schwachen das sind die alten deutschen, die es schon immer gab, und die starken das ist Tesla und die zehn Elektro Chinesen. Ich nutze diese Situation aus in dem ich seit sieben Jahren Tesla Aktien besitze, und mehr als reich geworden bin.
MichaelEV meint
Was für ein Rumgeheule. Solche Zielkorridore müssen doch schon lange klar sein. Wenn man sich wirklich nicht in der Lage fühlt, diese Transformation zu stemmen, werden halt andere (Amerikaner und Chinesen) diese Lücke füllen.
Finde diese Divergenz beachtlich: Für die Fanboyz der deutschen Autoindustrie ist alles eitel Sonnenschein. Die deutsche Autoindustrie dagegen fühlt sich mit allem überfordert und drückt täglich auf die Tränendrüse.
DerÄlbler meint
Bosch hat im November in Dresden eine der weltweit modernsten Chipfabriken der Welt eröffnet, eine weitere Fabrik ist im Bau. Nur weil Hartung die momentane Situation realistisch einschätzt, bedeutet das ja nicht dass er “ rumheult“.
MichaelEV meint
Text gelesen? Es geht nicht um den aktuellen Zeitpunkt, sondern um die Zielsetzung 15 Millionen bis 2030. Und auch wenn dieses Ziel jetzt erst ausgesprochen wurde, jedem mit Verstand muss diese Größenordnung schon seit mehreren Jahren klar sein.
Wenn Bosch meint, der Hunger nach Chips wird bis 2030 nicht gestillt bzw. bis 2030 noch größer, warum plant Bosch nicht schon die zweite oder dritte modernste Chipfabrik der Welt? Wenn Bosch die angeblich modernste Chipfabrik der Welt bauen und betreiben kann, würden Bosch doch glänzende Zeiten bevorstehen. Stattdessen verhalten sich viele wie kleine Kinder, denen man das Spielzeug weggenommen hat. Einfach grotesk.
Während die deutsche Autoindustrie sich selbst beweihräuchert und Möglichkeiten liegen lässt, nehmen andere diese Potentiale dankend auf.
Skodafahrer meint
In der Autoindustrie ist die Produktlebensdauer länger als bei Computern.
Derzeit fehlt es an Kapazitäten bei Chips, die in älteren Fabs produziert werden. Da nützen neuere Fabs, die für noch kleineren Strukturbreiten ausgelegt sind nur wenig.
MichaelEV meint
Wie lange braucht man denn, um sich an neue Gegebenheiten anzupassen? Es geht um fast ein ganzes Jahrzehnt!
Dass Elektroautos mehr Halbleiter brauchen, war vorher wohl sehr eindeutig. Ist mir letztendlich auch egal:
-Wer am schlechtesten geplant hat, den beißen die Hunde zuerst.
-Wer nicht anpassungsfähig ist, wird dann wohl auch schnell die Segel streichen.
Hier tun viele immer so, als ob die alten Hersteller alle problemlos von Verbrenner auf BEV switchen könnten. Was bleibt von dieser Illusion denn noch übrig, wenn sie und Bosch wirklich Recht haben?
Interessant ist auch die Aussage zur Ladeinfrastruktur, die stark die Nachfrage nach BEVs steuern würde. Mit dem aktuellen Stand der Ladeinfrastruktur fängt man nur Nerds und Fahrer mit kaum Fernstreckenanteil und eigener Lademöglichkeit. Die Masse der Nachfrage landet woanders (und das werden bald keine Verbrenner mehr sein).
Wie ich vor ca. einem Jahr gesagt hab:
Der aktuelle Stand der Ladeinfrastruktur reicht, wenn man sich mit einem Nischendasein zufrieden gibt. Wenn man in Dimensionen des Marktführers plant, ist die Ladeinfrastruktur nur ein Scherz, einfach nur lächerlich. Der größte Teil potentieller Nachfrage wird da nur ein Kopfschütteln übrig haben, insbesondere Geschäftskunden.
DerÄlbler meint
Bosch stehen ja glänzende Zeiten bevor, bis 2030 hat sich Bosch als weltgrößter Automobiltzulieferer längst an die veränderten Bedingungen angepasst, wie auch schon in der Vergangenheit. Die Weichen sind gestellt, es wird das produziert was am Markt benötigt wird. Natürlich hätte man schon früher damit beginnen können, aber da gab es noch keinen ausreichenden Bedarf und keine Pandemie. Nachher ist man ja immer schlauer, vor allem in den Kommentaren..
MichaelEV meint
Na wenn es wirklich so ist, kann sich Bosch solche Kommentare wie hier ja sparen und sich auf die nächsten Jahre freuen. An welchen Hersteller Bosch liefert, sollte Bosch doch relativ egal sein.
Und wenn die alten Autohersteller den Aufgaben nicht gewappnet sind, machen es halt andere. Das Ziel von 15 Millionen bis 2030 ist auf jeden Fall plausibel.
Flo meint
…und deswegen schlägt Bosch vor Verbrenner zu bevorzugen.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Bosch ist halt Bestandteil des Problems, nicht der Lösung; und das seit Jahren.
Und wenn E-Chips knapp sind, dann bitte nicht für Verbrenner sonder für E-Autos verwenden. Im Verbrenner dienen die Chips ohnehin nur dazu, zusammen mit ganz vielen elektronischen Helferlein, einen hochkomplexen umweltschädlichen mechanischen Prozess am Laufen zu halten. Das geht besser.
NiLa meint
Ändert nichts daran, dass es Jahre dauern wird, die notwendigen Zellfabriken für 100% BEV Absatz zu errichten. Also selbst wenn jeder jetzt oder in naher Zukunft umsteigen wollen würde, wäre es nicht möglich. Die Realität kann aber auch gemein sein.
Günter meint
Entfernt. Bitte verfassen Sie konstruktive Kommentare. Danke, die Redaktion.