Renault-Nissan-Mitsubishi erhöht das Tempo in Sachen Elektro- und vernetzte Mobilität. Dazu präsentierte die französisch-japanische Auto-Allianz im neuen Jahr einen gemeinsamen Fahrplan bis 2030. In den nächsten fünf Jahren sollen 23 Milliarden Euro in die Elektro-Offensive der Partner fließen. Der Einsatz gemeinsamer Plattformen soll dabei stark ausgebaut werden. Auch bei Batterien wird die Zusammenarbeit verstärkt. Ein weiterer Schwerpunkt ist vernetzte Mobilität.
Mit 35 neuen Elektroautos im Jahr 2030 will die Allianz das weltweit größte Angebot an Elektroautos bieten, basierend auf fünf Elektroauto-Plattformen. „Unter den weltweit führenden Automobilherstellern ist die Allianz Renault-Nissan-Mitsubishi ein bewährtes und einzigartiges Modell. Seit 22 Jahren bauen wir auf unseren jeweiligen Kulturen und Stärken zum gemeinsamen Nutzen auf“, so der Vorsitzende der Allianz Jean-Dominique Senard. Die Partner würden nun ihr Tempo erhöhen, „um in der Mobilitätsrevolution vorne dabei zu sein und den Kunden, unseren Mitarbeitern, unseren Aktionären und all unseren Stakeholdern mehr Wert zu bieten“.
Die „massiven“ Investitionen in den gemeinsamen Fahrplan in zukünftige Elektrifizierungs- und Konnektivitätsprojekte könnte keines der drei Unternehmen allein tätigen, betonte Senard. „Gemeinsam machen wir den Unterschied für eine neue, globale und nachhaltige Zukunft: Die Allianz wird bis 2050 klimaneutral.“
Die Partner haben bisher eigenen Angaben nach mehr als 10 Milliarden Euro in die Elektrifizierung investiert. In den wichtigsten Märkten Europa, Japan, USA und China würden in 15 Werken der Allianz Teile, Motoren und Batterien für 10 Elektroauto-Modelle hergestellt. Bislang seien mehr als eine Million Elektroautos verkauft worden. Die Nutzung gemeinsamer Plattformen wollen Renault, Nissan und Mitsubishi in den kommenden Jahren von heute 60 auf über 80 Prozent ihrer insgesamt 90 Modelle im Jahr 2026 erhöhen. In diesem Zusammenhang soll Mitsubishi seine Präsenz in Europa mit zwei neuen Fahrzeugen auf Basis von Renault-Modellen verstärken.
Die fünf gemeinsamen E-Plattformen der Allianz:
- CMF-AEV als Basis für den Dacia Spring.
- KEI-EV-Plattformfamilie für „ultrakompakte“ Elektrofahrzeuge.
- LCV-EV als Basis für die leichten Nutzfahrzeuge Renault Kangoo und Nissan Townstar.
- CMF-EV als globale, flexible Elektroauto-Plattform – unter anderem Basis für den Nissan Ariya Crossover und den neuen Renault Megane E-Tech Electric. Bis 2030 sollen mehr als 15 Modelle auf der CMF-EV-Plattform basieren und bis zu 1,5 Millionen Fahrzeuge pro Jahr auf ihr produziert werden.
- CMF-BEV als neue kompakte Elektroauto-Plattform mit Start 2024. Sie soll die Basis für jährlich 250.000 Fahrzeuge der Marken Renault, Alpine und Nissan bilden. Zu den Fahrzeugen gehören der künftige Renault R5 und ein neues kompaktes Elektrofahrzeug, das den Nissan Micra ersetzt.
Gemeinsame Batterie-Strategie
Ein zentraler Pfeiler der gemeinsamen Elektro-Strategie sei auch die neue Batterie-Strategie der Allianz. Dazu zähle unter anderem die Auswahl eines gemeinsamen Batterie-Lieferanten für Renault und Nissan in den Kernmärkten. Ziel sei, die Kosten von Batterien bis 2026 um 50 und bis 2028 um 65 Prozent zu senken. Damit werde die Allianz bis 2030 an den wichtigsten Produktionsstandorten weltweit über eine Batterie-Produktionskapazität von insgesamt 220 GWh für Elektrofahrzeuge verfügen.
Darüber hinaus liege ein Schwerpunkt auf der Entwicklung einer gemeinsamen Technologie für Festkörper-Batterien. „Nissan wird die Innovationen in diesem Bereich anführen, die allen Mitgliedern der Allianz zugutekommen werden. Ziel ist eine doppelt so hohe Energiedichte wie derzeitige Flüssig-Lithium-Ionen-Batterien“, so die Partner. Die Ladezeit soll sich auf ein Drittel verkürzen. Die neue Batterie-Technologie soll bis Mitte 2028 in Serie produziert und Kostengleichheit mit Verbrenner-Fahrzeugen erreicht werden, indem die Kosten weiter auf 65 Dollar pro kWh gesenkt werden.
Beim Batteriemanagementsystem hat sich die Allianz entschieden, ihre Hard- und Software selbst zu steuern. „Damit profitieren die Partner von wertvollen Vorhersagedaten, die die Überwachung des Zustands der Batterie und die Verbesserung der Technologie ermöglichen“, erklären die Unternehmen.
In Sachen öffentliches Laden arbeitet die Allianz mit strategischen Partnern zusammen. Die Marke Mobilize Power Solutions bietet B2B-Kunden einen Komplettservice, der die Projektplanung, die Installation, die Wartung und das Management der Ladeinfrastruktur sowie alle damit zusammenhängenden Dienstleistungen umfasst. Ein kürzlich abgeschlossenes Abkommen mit Ionity ermöglicht Allianz-Kunden den Zugang zu dessen europäischem Schnellladenetz zu Vorzugspreisen.
„Alliance Cloud“
Durch gemeinsame Plattformen und Elektronik planen die Partner, bis 2026 mehr als 10 Millionen Fahrzeuge in 45 Modellen der Allianz mit autonomen Fahrsystemen auszustatten. Bereits heute seien drei Millionen Fahrzeuge mit der „Alliance Cloud“ verbunden und tauschten permanent Daten aus. Bis 2026 sollen mehr als fünf Millionen Alliance-Cloud-Systeme pro Jahr ausgeliefert werden, sodass insgesamt 25 Millionen Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs sein werden.
Unter der Führung von Renault wird die Allianz eine gemeinsame zentralisierte elektrische und elektronische Architektur entwickeln, die Elektronikhardware und Softwareanwendungen zusammenführt.
Bis 2025 will die Allianz ihr erstes „vollständig softwaredefiniertes Fahrzeug“ auf den Markt bringen. „Mit diesem Fahrzeug wird die Allianz die Over-the-Air-Leistung ihrer Fahrzeuge während ihres gesamten Lebenszyklus verbessern. Dies bedeutet einen Mehrwert für die Kunden durch die Integration ihres Fahrzeugs in ihr digitales Ökosystem“, heißt es. Darüber hinaus würden softwaredefinierte Fahrzeuge in der Lage sein, mit vernetzten Objekten, Nutzern und der Infrastruktur zu kommunizieren, was den Unternehmen der Allianz neue Geschäftsfelder eröffne.
Shullbit meint
Gerade eine am Markt eher im günstigen Preissegment verortete Gruppe macht meines Erachtens einen strategischen Fehler, wenn sie mit Festkörper-Akkus auf die absoluten Hochleistungsakkus setzt. Hohe Reichweiten, hohe Ladeleistungen, hohe Leistungen sind für deren Massenmodelle wie Renault Clio, Nissan Micra nicht der primäre Verkaufsparameter. Mit solchen Autos fährt man nicht 1.500km in den Italienurlaub.
Bei Festkörperakkus ist der Lithiumbedarf noch höher als bei Akkus mit flüssigem Elektrolyt. Und Lithium ist teuer und wird auf absehbare Zeit teuer bleiben. Festkörperakkus für 65 USD/kWh werden schwer zu erreichen sein und selbst wenn die das erreichen, wird das eine Totgeburt, wenn es Natriumzellen für 30 USD/kWh gibt. Das macht bei einem Clio mit 50 kWh Akku (netto 45) dann 1750 USD Preisunterschied aus. Das sind in der Preisklasse dann um die 15% Mehrpreis. Das die Fahrzeuge mit den Festkörperakkus etwas effizienter sind (weil weniger Gewicht), rechnet sich niemals. 0,5 kWh Mehrverbrauch auf 100 km machen bei 10.000km im Jahr dann 15 EUR aus.
Die Chinesen machen es (leider) richtig. Die setzen auf billig. Damit haben sie erst die LFP-Zellen in den Markt gedrückt und drücken demnächst die noch deutlich billigeren Natriumzellen in den Markt. Damit werden 70-80% des marktes gut bedient sein. NCM- und Festkörperzellen werden für Hochleistungsfahrzeuge zur Anwendung kommen. Tesla S, Mercedes E/S-Klasse, BMW 5, …
EVrules meint
Ich bin hier gegenteiliger Meinung und ebenso ein großer Freund, kleiner PKW. Gerade der Ansatz der Renault Gruppe auf hoch-energiedichte Zellen zu gehen, finde ich sehr sinnvoll.
LFP Zellen haben laut Renault eine recht überschaubare Kostenreduktion von 10% gegenüber NMC Zellen, dafür aber eine 20% geringere Kapazität, sowie 30% höhere Masse.
Wenn es erreicht wird, dass man eine doppelte Energiedichte erhält, bei nur 50% höheren Kosten (wobei von einer Kostenreduktion die Rede ist), wäre das bereits eine sehr gute Entwicklung.
Die Masse eines 60kWh netto, flüssigkeitsgekühlten NMC-Akku, beträgt 395kg und braucht einen Radstand von 2,7m, für ein kompaktes Modell. Für einen Kleinwagen stehen hier ca. 20cm weniger zur Verfügung.
Damit wir wieder zurück kommen, auf kleine und kompakte PKW, die bislang noch der Kernmarkt in der EU sind, ist es wichtig, hier für attraktive Modelle zu sorgen.
LFP oder Natrium, nur wegen überschaubar geringerer Kosten, mit samt Einbußen an Kapazität und Masse, wird in Zukunft keinen wirklichen Einfluss haben.
Darauf schließe ich gern eine virtuelle Wette ab.
EVrules meint
Um das noch deutlicher hinzuzufügen:
Ein Clio, sprich 4m Auto, mit 50kWh LFP, benötigt aktuell 25% mehr Volumen, sprich Raum, als NMC. D.h. auf den selben Raum wie 50kWh NMC, kann ich nur 80% der Kapazität von LFP erreichen, bei Natrium noch weniger.
Anstatt prognostizierter Reichweiten mit NMC, von etwa 400km, hätten wir nur noch (im selben Bauraum), erwartbare 320km oder weniger.
Zudem werden auch die Kosten für NMC Zellen weiter sinken, sodass sich der aktuelle Kostenvorteil angleichen wird.
elbflorenz meint
Erstaunlich, wie viele jetzt auf einmal die „Größten“ in BEV werden wollen.
Das größte BEV Angebot in 2030. Soso.
VW will das auch. Stellantis auch. Sogar GM (lach). SAIC wahrscheinlich auch. Und auch GEELY. Und BYD …
Nun ja … dieses Jahr kommen ja nur ein Renault und ein Nissan als neues BEV.
Die restlichen 33 Modelle dann in schlanken 7 Jahren … Lachkrampf …
KritGeist meint
Haha, es ist nie zu spät der Größte zu sein, mal schauen..