Markus Siebrecht ist seit einigen Monaten Chef der Renault Deutschland AG, zuvor war er bei BMW und Audi tätig. In einem Interview mit dem Portal Edison sprach der Manager über die Neuausrichtung der französischen Marke und deren Elektroauto-Angebot.
Renault möchte weiter ein Volumenhersteller sein, statt möglichst großen Mengen steht künftig jedoch die Profitabilität im Fokus. Dazu wollen die Franzosen insbesondere im Endkundengeschäft expandieren. Zwar habe man auch im von der Coronavirus-Pandemie geprägten Jahr 2021 positive Zahlen geschrieben, so Siebrecht, das reiche für die zukünftig notwendigen Investitionen aber nicht aus.
Das meistverkaufte Renault-Modell in Deutschland war im letzten Jahr der ZOE mit rund 25.000 Einheiten, berichtete Siebrecht. Anfangs habe Renault den 2011 eingeführten Elektro-Kleinwagen noch bezuschussen müssen, heute verdiene das Unternehmen damit Geld. Die Erträge, die man mit Benzin- oder Dieselfahrzeugen erwirtschaften könne, bringe der Stromer allerdings nicht.
Mit seinem neuesten Elektroauto, dem kompakten Crossover Mégane E-Tech Electric, will Renault mehr Geld verdienen. Die Baureihe sei das erste Fahrzeug, das unter der geänderten Strategie der Marke auf den Markt komme. Es verkörpere sehr stark die neue Ausrichtung von Renault, erklärte der Deutschland-Chef. Dazu gehöre, dass der Mégane E-Tech Electric mit der Zeit einen höheren Ertrag pro Fahrzeug erwirtschafte. Das Modell sei aber auch sehr wichtig, um im C-Segment mit einem Elektroauto präsent zu sein. Das sei das größte Segment in Deutschland, da wolle man in Zukunft eine gewichtigere Rolle spielen.
Einer der Haupt-Wettbewerber für den Mégane E-Tech Electric ist der VW ID.3, sagte Siebrecht. Das Renault-Modell glänzt seiner Meinung nach vor allem mit der Haptik: Alle Materialien seien hochwertig, auch im Innenraum. Bei dem Fahrzeug seien viele Teile im Interieur mit Stoff oder Leder bezogen, womit man sich „ganz deutlich“ nach oben absetze. Das unterscheide den Megane E-Tech Electric von vielen Fahrzeugen der Wettbewerber, die zugunsten eins günstigeren Preises weniger hochwertig seien.
Die Topversion des Mégane E-Tech Electric hat ein Akkupaket mit 60 kWh Kapazität, damit sind gemäß WLTP-Norm 470 Kilometer möglich. Den Wettbewerber ID.3 bietet VW mit bis zu 77 kWh Speicherkapazität und 550 Kilometer pro Ladung an. „Ich denke, dass es wichtiger ist, die richtige Balance zwischen Größe und Gewicht zu finden“, sagte Siebrecht dazu. Autos würden heute durchschnittlich pro Tag maximal 130 Kilometer bewegt, viele deutlich weniger. Mit 60 kWh decke man das Kunden-Nutzerprofil also mehr als ab. Wichtig sie eine gute Balance aus dem Fahrzeuggewicht, der Batterie-Größe, der Ladefähigkeit und dem Preisangebot.
E-Auto-Förderung „extrem wichtig“
Der Anteil von reinen Stromern an den Verkäufen von Renault in Deutschland lag im letzten Jahr bei rund einem Drittel. Das lag nicht zuletzt an der hierzulande hohen staatlichen Subventionierung in Höhe von bis zu 6000 Euro im Rahmen des „Umweltbonus“. An der Förderung teilnehmende Hersteller wie Renault steuern bis zu 3000 Euro als Netto-Rabatt bei. Die neue Bundesregierung hat beschlossen, die Förderung ab 2023 neu auszurichten.
Für die Geschwindigkeit der Transformation des Fuhrparks sei die weitere Förderung „extrem wichtig“, meinte Siebrecht. Für die Renault-Kunden sei aber im Augenblick das Wichtigste, dass sie auch zum Auslieferungszeitpunkt in den Genuss der aktuellen Förderung kommen, wenn sie sich jetzt für ein Elektroauto entscheiden. Momentan wird der Umweltbonus nach dem Datum der Zulassung gewährt. Angesichts langer Lieferzeiten von mitunter über einem Jahr verunsichert das viele E-Auto-Interessenten. Denn wie die Förderung ab 2023 genau aussehen wird, ist noch offen.
Zur Verfügbarkeit des Mégane E-Tech Electric in Deutschland in diesem Jahr konnte Siebrecht keine Zahlen nennen. Er rate Interessenten jedoch dazu, sich mit ihrer Bestellung zu beeilen. Man sei jetzt schon im dritten Quartal, was die Lieferzeit anbetrifft. „Tendenziell eher schon am Ende des dritten Quartals.“ Bei der Produktion setze man zu Beginn nicht auf Masse, sondern „auf höchste Qualität“.
Der seit 2019 in zweiter Generation angebotene ZOE wird laut Siebrecht noch bis 2024 im Programm bleiben. Dann werde Renault ein neues Fahrzeug anbieten, das auch die ZOE-Kunden von heute begeistern soll. Bis dahin gibt es den ZOE hierzulande nicht mehr in der Basisausstattung, die keinen Notbremsassistenten enthält. Ohne den digitalen Helfer hatte der Kleinwagen im letzten Jahr bei Crashtests im Euro-NCAP-Programm keinen von fünf möglichen Sternen erreicht. 2013 war die erste Generation des ZOE noch mit fünf von fünf Sternen bewertet worden, die Anforderungen sind seitdem aber gestiegen.
Cadrick Bauer meint
EIGENTLICH würde uns der Megane-e durchaus gefallen als Zweitwagen.
Nur: im Privatleasing ist ausschließlich die Basisvariante „Equilibre Standard Charge“ erschwinglich – ohne CCS und mit einphasigem (!) Onboard-Lader.
Will man nur CCS dazu, verdoppeln sich die Leasingraten mal locker-flockig – mindestens.
Was soll das? Wer designed so was? Ohne CCS wäre ja okay, wenn er wie die Zoe früher richtig schnell 43kW-AC laden könnte. Aber so? Mit der Auslegung kann man nicht mal „notfalls“ über den Aktionsradius hinaus, das ist selbst als Zweitwagen unbrauchbar.
Bei aller Liebe als lebenslanger Renault-Fan: so nicht. Aber so gar nicht. Da ist eine Zoe 135 Intense ja besser.
Erwin Krüger meint
Entfernt. Bitte verfassen Sie konstruktive Kommentare. Danke, die Redaktion.
kfrieder meint
Der erste Eindruck ist sehr positiv – bei den E-Autos gibt es ja wenige, die man – wie frueher die Mercedes E-Klasse oder spaeter Skoda Octavia – allein mit dem Verstand auch ohne Emotion kaufen moechte, weil Sie auf die Qualifikation als Mami-Panzer/SUFF und damit – wie mein OMEGA vor 30 Jahren – auf eine nutzlose Energieverschwendung durch hohen Luftwiderstand verzichten. Und kleiner Motor plus grosser Akku ist richtig fuer Leute, die ihre Sportlichkeit lieber auf dem Alpencross als auf der Ueberholspur zeigen. Also: Sehr gespannt auf den Besichtigungstermin beim Haendler !
Thomas Hierzberger meint
Ich muss sagen, je mehr ich über den Megane-e lese, desto interessanter finde ich diesen Wagen. Lustigerweise gibt es die für mich interessanteste Kombination (großer Akku/schwacher Motor) nicht im Konfigurator aber in der Preisliste (Österreich). Hat da jemand schon mal nachgehakt?
kfrieder meint
Noch nicht nachgehakt, aber auch in der Preisliste Deutschland so zu finden.
alupo meint
Ein z.B. doppelt so starker eMotor ist zum Glück nicht wie beim Verbrenner deutlich schwerer und teurer als sein kleinerer Bruder. Was den Preis betrifft kann das aus Marketinggründen aber anders sein.
Auch daa Gewicht und das Volumen steigen nur unterproportional zu seiner Leistung.
Daher, z.B. 100kW mehr an Leistung ist kein Problem was zum Aussortieren führen sollte.
Das sieht man auch am Verbrauch meines 2 t / 421 PS BEVs. Für die inzwischen über 100.000 km habe ich durchschnittlich nur 152 Wh/km gebraucht. Manches kleine BEV braucht mehr.
Cadrick Bauer meint
Das dürfte daran liegen, daß die Motoren wohl identisch sind.
Die Boost-Leistung eines E-Antriebs ergibt sich primär durch das, was die BATTERIE abgeben darf. Und eine größere Batterie kann mehr Leistung abgeben. 1C einer 40er Batterie sind halt 40kW, bei einer 60er Batterie sind das eben 60kW. Wenn der Hersteller 3C für seine Batterien vorsieht, kann die kleine 120kW und die große 180kW leisten.
In der Massenproduktion macht es dabei keinen Sinn, verschiedene, nur marginal unterschiedliche Motoren zu bauen und zu lagern.
JuergenII meint
Nach allem was ich bis jetzt gesehen habe erscheint mir der Wagen durchaus annehmbar. Ob er allerdings im gehobenen Segment angesiedelt ist, wage ich zu bezweifeln. In meinen Augen ist er vor allem in der Luxusvariante bzw. in den Varianten wo der Spaß anfängt deutlich zu teuer. Da gehört eine Reduzierung von mittleren 4-stelligen Beträgen um die Wettbewerbsfähigkeit zu gewährleisten. Ein Riesen Plus-Punkt ist aber der 22 kW AC Lader. Den wünsche ich mir – vor allem bei den Ladepreisen an DC Ladern – auch in anderen Fahrzeugen.
Was den id 3 anbelangt würde ich mal behaupten, dass dem sein Innenraumdesgin von fast allen neuen EV’s deutlich übertroffen wird. Das ist schlicht erbärmlich was sich da VW leistet.
Allerdings empfehle ich allen Mitbewerbern im unteren Mittelklassemarkt mal ein vorsichtiges Auge auf MG zu richten. Was da – und vor allem mit den Preisen – in Form des neuen MG ZS und des MG 5 auf uns zurollt ist heftig. Da kann bei vergleichbarer Ausstattung kaum noch einer der etablierten Hersteller mehr mithalten. Und das über ein normales Händlernetz. Wenn jetzt auch noch die Störanfälligkeit gering ist, gute Nacht europäische Autoindustrie.
W. Baar meint
„Autos würden heute durchschnittlich pro Tag maximal 130 Kilometer bewegt,..“
Durchschnittlich maximal ist schon mal nett, wie meinen?? ;)
alupo meint
Ja, solche Aussagen sind immer lustig. Man merkt daran sofort was man von dem Artikel bzw dessen Verfasser zu halten hat.
Cadrick Bauer meint
Damit dürfte er den Median-Bereich meinen. In DE ist die durchschnittliche tägliche Fahrleistung irgendwas um 40km. Die große Masse der Autos wird wohl so zwischen 10 und 130km am Tag bewegt, darauf dürfte er sich beziehen. Es ist nur eine sehr kleine Menge, die tatsächlich „täglich“ mehr als 130km fährt.
Ernesto 2 meint
Nach einem Besuch beim Renault Händler ist klar daß die Megane e-tech mindestens bis August noch nicht beim Händler stehen wird und dann ist auch klar warum sie bis Oktober bereits ausverkauft ist. Das sind 2 für Deutschland vorgesehene Monatsproduktionen…. also immer langsam mit der Braut… ich denke daß das erste Jahr zuerst mal kleinere Mengen auf unseren Straßen zu sehen sein werden, wie bei allen neuen Produkten. Und was nächstes Jahr ist wird sicher mit von der Politik entschieden. Bleibt es bei der Förderung dann ist das für mich der „shooting star“ unter den E-Autos. Besonders nachdem er den 2. Platz bei der Wahl zum Auto des Jahres gemacht hat. Renault hat hier viel richtiges gemacht. Und nur wenig falsch. Also schaun wir mal was 2023 damit geht.
Karl meint
Als ehemaliger Renault Megane Fahrer (zum Glück nur als Gfz) würde mich sehr wundern, wenn Renault es hier endlich mal geschafft hätte, eine halbwegs sinnvolle Usability hinzustellen.
Die bisherigen Einschätzungen der ersten Probefahrer lassen mich eher zweifeln.
Wo sich das Fahrzeug ’nach oben absetzt‘, kann ich nicht erkennen.
Steven B. meint
Ich habe wirklich gedacht das „schlichte“ Design von VW bleibt unübertroffen – weit gefehlt, Renault schafft es wirklich, den Autoinnenraum noch mehr zu verhunzen! Hut ab, dass ist schon eine Leistung.
Sebastian L. meint
Also das ist zwar eine Geschmacksfrage und macht eine Diskussion darüber natürlich völlig überflüssig, jedoch möchte ich gegenteiliges behaupten. Ein gelungenes, geschwungenes Display, eine praktische Smartphone Ablageschale, echte Knöpfe zur Klimabedienung, spannende Materialien in der Tür (ab Iconic), ansonsten viel Stoffbezug. Ich finde der Megane E-Tech macht da vieles richtiger als die Konkurrenz.
Werner meint
Glaube ich persönlich nicht den es gibt immer noch kein besseres Batteriemanegement als in meinem Kona ganz zu schweigen von den Schaltwippen am Lenkrad so sollte jedes E SUV zu bewegen sein. L. G. Werner
Michael meint
Schnell, schnell, wenn er auf den Markt kommt ist er auch schon ausverkauft. Man kann ihn noch nicht einmal Probe fahren aber die Wartezeit ist schon bis Oktober. Wer bestellt ein Auto ohne Probefahrt und ohne ihn gesehen zu haben (ausser mir)? Wenn er also erst mal da ist, dann gibt es ihn auch schon nicht mehr. Tolle Zeitenwende. Da wird wohl Tesla gut abräumen wenn sie liefern können.
tim Schnabel meint
Wer bestellt ein Auto ohne Probefahrt und ohne es in echt gesehen zu haben? Zb ich.
Anfang 2019 das Model 3 .Nie gesehen außer auf der Homepage..verliebt und gekauft
G. Gabbri meint
Ich habe auch schon Autos gekauft, ohne sie vorher gefahren oder auch nur „angefasst“ zu haben. Z. B. vor langen Jahren den ganz frischen Golf 3, später auch Audi TT und Prius IV Plug-in, alles vor Vorhandensein jener Fahrzeuge beim Händler. Nach meiner Gesprächserfahrung im Bekanntenkreis machen das aber nur wenige Kaufinteressenten, erst recht, bei etwas (für sie) ganz Neuem wie einem BEV.
Redlin, Stefan meint
Habe auch schon ungesehen gekauft. August 2018 Kona electric mit 64 KW-Akku online bestellt, Februar 2019 dann erhalten. Fahre ihn weiterhin und bin sehr zufrieden.
Freddy K meint
Auch die haben nicht unendlich Teile und sind auf die vielen Zulieferer angewiesen. Es gibt eben keinen Feenstaub….
Werner Mauss meint
Die Einkaufsfee scheint aber dort bisher sehr gut zu sein, Renault liefert aus.
Freddy K meint
Andere natürlich nicht. Logisch….Die liefern nichts aus…
alupo meint
Zumindest müssen sie bis heute keines ihrer 2 Werke abstellen sondern scheinen ihre Produktion in Shanghai, Stand Januar 2022, sogar weiter erhöhen in Richtung 1 Mio. BEVs.
Das ist sehr gut.
Ich bin gespannd auf die Q1 Zahlen.