Das US-amerikanische Elektroauto-Startup Lucid hat zahlreiche Reservierungen für sein Erstlingswerk Air vorliegen, die bereits gestartete Produktion wird aber langsamer hochgefahren als geplant. Das Unternehmen blickt dennoch selbstbewusst in die Zukunft und kündigte ein neues Werk an. Lucid bekräftigte zudem die Arbeit an einem weiteren Modell, dieses kommt jedoch etwas später.
Die Limousine Air wird seit September 2021 in Serie gebaut und auch schon an Kunden in den USA übergeben. Lucid bewirbt neben dem Premiumerlebnis und der modernen Technologie in dem Oberklassewagen insbesondere dessen hocheffizienten Elektroantrieb mit der derzeit höchsten Reichweite. Von den bislang 400 produzierten Fahrzeugen wurden Unternehmensangaben nach mehr als 300 an Kunden übergeben, über 25.000 Reservierungen lägen vor.
Der Ausbau der Fabrik im US-Bundesstaat Arizona ist laut Lucid auf Kurs. Das Start-up hat aber wie die gesamte Autobranche mit den weltweiten Verwerfungen in den Lieferketten durch den Coronavirus zu kämpfen. Aufgrund der aktuellen Herausforderungen und einem „anhaltenden Fokus auf Qualität“ hat das Unternehmen seinen Produktionsplan für dieses Jahr angepasst. Das Ziel sind nun 12.000 bis 14.000 Fahrzeuge, im letzten November wurden noch 20.000 angepeilt.
„Wir sind zuversichtlich, dass wir angesichts unserer Technologieführerschaft und der starken Nachfrage nach unseren Fahrzeugen die enormen Chancen nutzen können, die vor uns liegen“, sagte CEO und Technikchef Peter Rawlinson. Finanzchefin Sherry House erklärte, dass Lucid Ende 2021 über mehr als 6,2 Milliarden Dollar an Barmitteln verfügt habe. Man werde weiter investieren, darunter in Showrooms und Servicestandorte für die USA. 2022 sei zudem die Expansion nach Europa und in den Nahen Osten geplant, später außerdem in die Region Asien-Pazifik.
Lucid hat im Februar auch seine erste internationale Produktionsstätte angekündigt, die in Saudi-Arabien hochgezogen wird. Saudi-Arabien ist an dem Start-up beteiligt, der Staatsfonds PIF investierte 2018 über eine Milliarden Dollar. Die Fabrik in dem Königreich soll 2025 den Betrieb aufnehmen und bis zu 150.000 Elektroautos pro Jahr herstellen – zunächst nur für den lokalen, mit der Zeit dann auch für den internationalen Markt. Die Kapazität des Stammwerks in Arizona soll im nächsten Schritt auf 365.000 Fahrzeug pro Jahr steigen.
Neben dem Air will Lucid ab 2024 das Luxus-SUV Gravity bauen, das ebenfalls sehr effizient sein soll. Eigentlich sollte der Gravity schon von 2023 an produziert werden. Was für Modelle danach kommen, ist noch nicht bekannt. Rawlinson will nicht nur teure Elektroautos verkaufen, Stromer für den Massenmarkt sieht er derzeit aber eher als Produkt für andere Marken. Diesen könnte er in Zukunft die Technik von Lucid durch Lizenzvereinbarungen zugänglich machen.
Shullbit meint
Die Leute denken ja immer, das Saudi-Arabien unermesslich reich wäre (gleiches denken sie über Dubai, dass seit 10 Jahren an der Pleite lang schrammt). Tatsächlich hat Saudi-Arabien in den letzten Jahren immer horrende Haushaltsdefizite eingefahren und steuerte auf einen wirtschaftlichen Kollaps zu. Wegen der Bekämpfung des Klimawandels wendet sich die Welt langsam vom Öl ab und eine ölbasierte Volkswirtschaft hat generell keine Zukunft mehr. Die Transformation der Wirtschaft weg vom Öl gelang bisher nicht. All die pompös angekündigten Megaprojekte wie NEOM zeigen keinen/kaum Fortschritt. Dadurch dass der Ölpreis in den letzten 2 Jahren von 30 USD auf aktuell über 100 USD gestiegen ist, tut sich für die Saudis nun aber überraschend noch mal ein Fenster auf, in dem sie wieder Gestaltungsspielräume haben.
Saudi-Arabien kündigt jede Woche x hochtrabende neue Projekte an und bei allem soll der staatliche Investmentfond PIF investieren. Für all das, was der PIF angeblich finanzieren will, hat er definitiv nicht die Mittel. Bei Lucid sind die Saudis aber schon länger investiert und die Wahrscheinlichkeit, dass die die Fabrik realisieren, dürfte relativ hoch sein.
Franz Mueller meint
Lieber jetzt gleich die Produktionskapazitäten kürzen als später zugeben zu müssen, dass es keine ausreichende Nachfrage nach dem Fahrzeug gibt.