Ford wird seine Elektroauto-Offensive nochmals beschleunigen. Dazu schafft der US-Konzern eigenständige Geschäftsbereiche für klassische Verbrenner- (Ford Blue) und Elektrofahrzeuge (Ford Model e). Das soll insbesondere das Geschäft mit der Elektromobilität effizienter machen. Flankierend wird auch die Geschäftskundensparte Ford Pro eigenständig. Die Pläne bauen auf der im letzten Jahr vorgestellten „Ford+“-Strategie auf, deren Milliardeninvestitionen noch einmal aufgestockt werden.
„Wir haben in kurzer Zeit enorme Fortschritte gemacht. Wir haben weltweit eine Reihe erfolgreicher Produkte auf den Markt gebracht; die Nachfrage nach unseren neuen Elektrofahrzeugen wie dem F-150 Lightning und dem Mustang Mach-E übersteigt die Erwartungen“, so Ford-Chef Jim Farley. „Aber unser Ziel mit Ford+ ist es, wieder ein wirklich großartiges, weltveränderndes Unternehmen zu werden, und dazu werden wir uns fokussieren. Wir gehen ‚all-in‘ und schaffen getrennte, aber komplementäre Geschäftsbereiche. Dies kombiniert die Geschwindigkeit und ungebremste Innovation eines Start-ups bei Ford Model e mit dem industriellen Know-how und Volumen bei Ford Blue sowie dessen Kultmarken wie zum Beispiel dem Bronco, von denen Start-ups nur träumen können.“
Ford Model e soll das Zentrum für Innovation und Wachstum des Konzerns sein. „Ein Team der weltbesten Software-, Elektro- und Automobiltalente, dessen Ziel es ist, wirklich unglaubliche Elektrofahrzeuge und digitale Services für neue Generationen von Ford-Kunden zu schaffen“, sagte Farley. Bis 2026 will Ford eine jährliche Produktion von mehr als zwei Millionen Elektrofahrzeugen erreichen – das entspricht etwa einem Drittel des weltweiten Volumens des Konzerns. Bis 2030 soll der E-Anteil auf die Hälfte ansteigen.
Mit Ford Model e will der Traditionshersteller „die besten Software-, Ingenieur-, Design- und UX-Talente gewinnen und neue Technologien und Konzepte perfektionieren, die im gesamten Unternehmen angewendet werden können“. Mit ihnen will man von Grund auf neue elektrische und vernetzte Fahrzeuge für den Massenmarkt und dazugehörige Dienstleistungen für private und gewerbliche Kunden realisieren. Das umfasst auch geteilte Mobilität.
Im Rahmen von Ford Model e sollen „Schlüsseltechnologien und -fähigkeiten“ für Elektroautos entstehen, darunter Plattformen, Batterien, E-Motoren, Wechselrichter, Ladelösungen und Recycling. Auch Softwareplattformen und vernetzte Fahrzeugarchitekturen gehören zur Mission der Geschäftseinheit. „Ford Model e wird auch dazu beitragen, ein neues, besonderes Kauf- und Nutzererlebnis für seine künftigen E-Fahrzeug-Kunden zu schaffen. Dies beinhaltet einfache, intuitive E-Commerce-Plattformen, transparente Preise und einen personalisierten Kundensupport“, heißt es.
Verbrennergeschäft weiter wichtig
Die Aufgabe von Ford Blue sei es, ein profitableres und dynamischeres Verbrennergeschäft mit dazugehörigen Dienstleistungen zu führen, erklärte Farley. „Es geht darum, unser Know-how aus einem Jahrhundert Fahrzeugproduktion zu nutzen, um die Zukunft zu gestalten. Dieses Team wird darauf bedacht sein, beste Qualität zu liefern, Verschwendung in allen Bereichen des Unternehmens zu bekämpfen, den Cashflow zu maximieren sowie unseren industriellen Fußabdruck zu optimieren.“
Bei Ford Blue liegt der Fokus vor allem auch darauf, beliebte Ford-Fahrzeuge wie die F-Serie, Ranger- und Maverick-Trucks, Bronco- und Explorer-SUV sowie den Mustang mit Investitionen in neue Modelle, „Erfahrungen“ und Dienstleistungen zu stärken. Im Mittelpunkt stehen Bereiche, in denen nach Ansicht von Ford weiter Verbrennungsmotoren wichtig sein werden – etwa abseits von Straßen, bei Hochleistungsfahrzeugen oder auch für Familienaktivitäten.
Die Verbrennerfahrzeuge von Ford sollen wie die Elektromodelle moderne Lösungen im Bereich Konnektivität und digitale Services bieten. Das Unternehmen betont, auch im klassischen Geschäft nachhaltig vorgehen zu wollen, beispielsweise durch das Vermeiden von Abfällen. Die Produkt-, Herstellungs- und Qualitätskosten sollen „drastisch“ gesenkt werden.
Mehr Milliarden für Elektrifizierung
„Wir teilen das Geschäft buchstäblich in zwei Hälften auf“, sagte Farley gegenüber Automotive News. Ford stocke auch seinen Investitionsplan für Elektrofahrzeuge um weitere 20 auf insgesamt 50 Milliarden Dollar (45 Mrd. Euro) bis 2026 auf. Im Mai letzten Jahres hatte das Unternehmen angekündigt, 30 Milliarden Dollar in die Entwicklung von E-Fahrzeugen zu investieren. „Unsere alte Organisation hat uns zurückgehalten“, erklärte Farley. „Wir mussten uns ändern.“
„Diese neue Struktur ermöglicht es uns, in der Automobilbranche führende Wachstumsraten, Rentabilität und Liquidität zu generieren“, glaubt Fords Finanzchef John Lawler. „Wir werden all unser Potential nutzen, wo immer nötig, neues Know-how etablieren, Prozesse vereinfachen und Kosten senken. Sowohl für das ICE- („Verbrenner“-, d. Red.) als auch für das EV-Geschäft („E-Fahrzeug“-) können wir dadurch unsere Mittel noch effizienter einsetzen und die zu erwartenden Renditen verbessern. Vor allem glauben wir, dass es unseren Stakeholdern Wachstum und einen erheblichen Mehrwert bringen wird.“
Ford Model e, Ford Blue und Ford Pro werden als eigenständige Unternehmen geführt, sollen sich aber gegenseitig unterstützen, unterstrich Ford. In Europa will der Konzern laut einer früheren Ankündigung ab 2030 nur noch Elektroautos verkaufen. Dazu kooperiert Ford mit Volkswagen, auf dessen E-Antriebs-Baukasten MEB der US-Wettbewerber mindestens ein eigenes Massenmarktmodell anbieten wird.
alupo meint
Oh, ich glaube im Bankensektor nennt man das „eine Bad-Bank“ gründen wenn man die bisher juristisch vereinten Geschäfte nun separat organisiert bzw diejenigen ausgliedert, an deren Zukunft das Management nicht mehr glaubt.
Damit kann das frühere Geschäft im Absturz nicht das BEV Geschäft mit in den Abgrund ziehen. Nur für die Aktionäre, nicht für die dort „gefangenen“ Mitarbeiter versteht sich. Die Auswahl, welcher Mitarbeiter in welcher Schublade landet wird jetzt entschieden. Kein schöner Job…
TM3 meint
Blöd nur wenn die Mitarbeiter selbst die Veränderungen nicht mittragen, dann ist es besser wenn diese Mitarbeiter in der „Bad Bank“ landen, während die anderen, die wirklich Lust haben was zu bewegen, in neuen Strukturen und ohne die Nörgler an der Zukunft arbeiten können.
GrußausSachsen meint
Klasse, es werden immer mehr, die die Priorität auf E-Mobilität setzen.
Weiter so.