In Deutschland werden trotz Boom der E-Mobilität weiter um ein Vielfaches mehr Pkw mit Verbrennungsmotor zugelassen als Elektroautos. Doch die Schere schließt sich sukzessive, wie eine aktuelle Analyse des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) zeigt.
Zentraler Grund für die steigende Nachfrage nach E-Mobilität ist die mehrfach erhöhte Kaufprämie „Umweltbonus“ von heute bis zu 9000 Euro für reine Stromer, die zu zwei Dritteln vom Staat und zu einem Drittel von den teilnehmenden Autoherstellern gezahlt wird. In ihren Berechnungen berücksichtigten die Studienautoren saisonale und konjunkturelle Effekte sowie die zunehmende Präferenz der Käufer für umweltfreundliche Autos und isolierten damit den Effekt der Förderung. Dieser zeigt sich demnach sowohl insgesamt als auch mit Blick auf einzelne Modelle und Preissegmente.

„Unsere Analyse zeigt, dass Kaufprämien für Elektro-Pkw Wirkung entfalten. Um die Ziele der schnelleren Marktdurchdringung zu erreichen, ist aber eine Vielzahl weiterer Maßnahmen nötig. Dazu zählen der Abbau umweltschädlicher Subventionen im Verkehrsbereich, strengere Flottengrenzwerte und eine längerfristig höhere CO2-Bepreisung“, sagt Aleksandar Zaklan, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt im DIW Berlin.
Wie beispielsweise die langfristige Kosten-Nutzen-Rechnung der Kaufprämie ausfällt, müsse abgewartet werden. Das hänge auch davon ab, ob die Subvention weitere Innovationen auslösen werde. Die Verteilungswirkungen der Förderung sowie mögliche Mitnahmeeffekte könnten zudem auf Basis der vorliegenden Daten nicht quantifiziert werden.
Maßnahmenbündel für Verkehrswende nötig
Der bisherige Zuwachs bei der Zahl der Elektroautos bleibt weit hinter dem Tempo zurück, das zur Erreichung des im Koalitionsvertrag der Bundesregierung festgelegten Ziels von 15 Millionen Voll-Stromern auf Deutschlands Straßen im Jahr 2030 nötig wäre. Dafür braucht es rein rechnerisch Monat für Monat im Durchschnitt rund 130.000 neue Elektro-Pkw – im Jahr 2021 wurden im Durchschnitt aber nur etwa 30.000 pro Monat neu zugelassen.
„Der Elektroautomarkt dürfte sich zwar in der Zukunft von sich aus dynamischer entwickeln, aber eine weitere Stärkung der klimapolitischen Maßnahmen zur Förderung der Elektromobilität ist nötig“, so Peter Haan, Leiter der Abteilung Staat im DIW Berlin.
Die Studienautoren sprechen sich für ein Maßnahmenbündel aus: Kurz- und mittelfristig müsse ein solches insbesondere für einen beschleunigten Ausbau der Ladeinfrastruktur sorgen. Zudem müssten umweltschädliche Subventionen im Verkehrsbereich abgeschafft werden. Längerfristig würde eine effektive CO2-Bepreisung von Kraftstoffen verlässliche Anreize zum Kauf von Elektroautos bieten.
Außerdem muss es den Studienautoren zufolge auch darum gehen, den Kauf von Autos zumindest teilweise durch einen leistungsstarken und zuverlässigen öffentlichen Personennahverkehr obsolet zu machen. Das wäre sowohl aus sozial- als auch aus klimapolitischer Sicht sinnvoll. Wichtig sei bei alldem, dass flankierende Maßnahmen, beispielsweise ein Mobilitätsgeld mit Entlastungen vor allem für Haushalte mit geringen und mittleren Einkommen, zusätzliche Belastungen und negative Verteilungswirkungen ausgleichen. Darüber hinaus sollten das Steuer- und Abgabensystem im Verkehrsbereich stärker auf Umwelt- und Klimaschutz ausgerichtet und ambitioniertere CO2-Flottengrenzwerte verfolgt werden.
Fritzchen meint
Die einzig richtige Maßnahme:
Der Verkauf von nicht eAutos muss eingestellt werden. Dann sind in 15 Jahren auf einfache Weise 80 Prozent aller Fahrzeuge rein elektrisch betrieben.
Ohne weitere Subventionen.
Das wäre auch ein Anreiz für die Hersteller, bezahlbare Autos für den einfachen, anspruchslosen Käufer zu bauen.
Ernesto 2 meint
you made my day ! Genau das ist es. Verbieten der Verbrenner und gut is.
T. Zimmermann meint
„Zudem müssten umweltschädliche Subventionen im Verkehrsbereich abgeschafft werden. Längerfristig würde eine effektive CO2-Bepreisung von Kraftstoffen verlässliche Anreize zum Kauf von Elektroautos bieten.“
Für die meisten (mich eingeschlossen) bringt es keinen Anreiz, wenn Kraftstoffe noch teurer werden. Dadurch hat man einfach weniger Geld. Ein richtiger Anreiz wäre Kostensenkungen für Elektroantriebe. Sei es nun über die Stromkosten oder den Anschaffungspreis. Ebenso muss der Gebrauchtwagenmarkt erst wachsen. Wenn Elektroautos so teuer sind, wie es derzeit der Fall ist, braucht sich niemand wundern, wenn man weiterhin einen Verbrenner fährt. Anreize durch Kostensenkungen und nicht durch Erhöhungen lautet die Devise. Ist sowieso schon alles teuer genug…
Stefan meint
Mobilität im eigenen Auto wird nie mehr so günstig sein wie vor 5 Jahren (oder anderen Jahren mit niedrigem Ölpreis).
Es kann und wird günstiger sein, den Nahverkehr auszubauen, als bei fast jedem Auto mehrere Tausend Euro Zuschuss zu geben.
Der Zuschuss ist eine Anschubfinanzierung für die Autohersteller zum Umbau. Aber eben keine Dauerlösung.
Wenn die Akku- und E-Auto-Fabriken in Massenfertigung laufen, wird es wieder etwas günstiger. Aktuell fließt viel Geld in den Aufbau von Fabriken. Und das muss eben refinanziert werden.
Es ist nicht sinnvoll, über Millionen bezuschusste Autos hunderte Kilometer Stau zu produzieren.
NiLa meint
Also Autos nur für Besserverdiener, der Arbeiter kann sich in den ÖPNV quetschen? Nein, danke.
Stefan meint
Der Großteil der normalen Arbeiter hat derzeit sowieso keine Möglichkeit, an ihrem Parkplatz zu ihrer Mietwohnung oder an der Straße zu laden.
Viele Familien haben inzwischen mindestens zwei Autos, dazu Fahrräder.
Für die weniger gut verdienenden bietet der Gebrauchtwagenmarkt derzeit auch kaum Alternativen, die auch für gelegentliche längere Strecken geeignet wären.
Man muss einem Hartz4-Empfänger keinen Neuwagen für 30.000 EUR Neupreis finanzieren. Dann lieber einen kleineren Zuschuss auf e-Gebrauchtwagen.