Der Bundesverband eMobilität (BEM) e.V. kritisiert, dass die kommunalen Spitzenverbände zu wenig Verantwortung für den Aufbau der Elektroauto-Ladeinfrastruktur in Deutschland übernehmen.
BEM-Präsident Kurt Sigl bezeichnete als Reaktion auf einen entsprechenden Bericht des Handelsblatts „die Abwehrversuche“ des Deutschen Städte und Gemeindebundes sowie des Deutschen Städtetages als „beschämend“ und „hinter die Zeit gefallen“. „Überall da, wo Strom anliegt, kann Ladelösung geschaffen werden“, so Sigl.
Die Kommunalverbände hätten sich laut dem Bericht gegen den Entwurf von Bundesverkehrsminister Volker Wissing gestellt, wonach im „Masterplan Ladeinfrastruktur“ die Kommunen eine zentrale Rolle bei der Grundversorgung mit Ladeinfrastruktur übernehmen sollen. Wissing wolle den Kommunen eine Schlüsselstellung bei Ladelösungen zusprechen. In der Hälfte aller Kommunen in Deutschland gebe es derzeit noch „keinen einzigen öffentlichen Ladepunkt“, so der Entwurf des Ministeriums. Für eine „Grundversorgung“ seien deshalb die Kommunen „in der Verantwortung“, sofern privatwirtschaftlich kein Netz entstehe.
„Selbstverständlich müssen die Kommunen nicht den Betrieb übernehmen, aber sie müssen aktiv werden, die Elektromobilität zu ermöglichen und zu gestalten“, sagte Sigl und zeigte sein Unverständnis: „Wir kennen so viele sehr gute Leuchtturm-Projekte und Vorbild-Städte, die beweisen, dass der Ausbau für die Elektromobilität möglich und sinnvoll ist. Die Haltung der Spitzenverbände hat allein die Funktion, die Bockigen zu schützen und die Umstellung aufzuhalten.“
C. Brinker meint
Ich lebe in Baden-Württemberg in einer großen Kreisstadt mit 20.000 Einwohnern. Zwei öffentliche Lade Punkte von EnBW und zwei öffentliche, kostenfreie Ladepunkte der Sparkasse. Andere Ladepunkte befinden sich abseits. Das ist zu wenig, die Ladepunkte werden auch gut genutzt, meist sind diese belegt. Einige Kommentatoren haben natürlich recht, dass die Betriebswirtschaftlichkeit dieser LPs grottenschlecht ist. Ich denke aber, eine sinnvolle Ergänzung zwischen Schnellladen beim Supermarkt ( da tut sich glücklicherweise sehr viel und ist auch sehr sinnvoll) und eine maßvolle Erhöhung von Ladepunkten, die gut und gerne auch wie die Laternenpunkte mit 3,7 kW arbeiten, würde der Entwicklung einen Anschub leisten. Zum Thema Betriebswirtschaftlichkeit: mir ist neu, dass Kommunen in vielen Bereichen betriebswirtschaftlich agieren, da kommt es dann häufig auch nicht auf den einen oder anderen Cent an (das ist bewusst überspitzt dargestellt) …
MichaelEV meint
Aktuell gibt es so viel Schub, dass es kaum mehr Fahrzeuge zeitnah zu kaufen gibt. Hier muss man aktuell nichts mehr anschieben.
Ja, Kommunen schauen nicht auf jeden Cent. Deshalb wurden ja schon viele Ladepunkte errichtet ohne das es irgendeine Perspektive der Refinanzierung gab. AC-Ladeinfrastruktur ist einfach nicht der richtige Weg, die Kommunen können jetzt nicht alles mit AC-Ladepunkten zupflastern und dort viel Geld versenken, um den Bedarf zu decken. Der Bedarf muss privatwirtschaftlich gedeckt werden und das wird in erster Linie durch HPCs passieren.
hu.ms meint
BEV sollten dort geladen werden wo sie lange stehen. Insbesondere tagsüber weil dann die PV-überschüsse geladen werden können. Naheliegend sind also firmenparkplätze und ähnliches. Dort reichen auch die schon erwähnten 3,7 kwh. Bei 8 bis 10 stunden ergeben sich genügend km.
MichaelEV meint
BEVs müssen vornehmlich mit EE-Überschüssen an den Orten geladen werden, wo sie sowieso stehen. Wie lange ist komplett unerheblich. Im Vordergrund stehen nur die Kosten der unterschiedlichen Lösungen. Und da haben AC-Ladepunkte wenig Potential.
Beim Arbeitgeber wird es schon häufig an der Umsetzbarkeit mangeln. Eine Chance hätten sicher geteilte Ladepunkte, wo sich täglich jemand anderes mit Ladebedarf hinstellt. Bei Tiefgaragen mit fixen Plätzen wird sowas nicht funktionieren. Und wer glaub, dass in der Masse alle Parkplätze mit Ladepunkte ausgestattet werden, glaub bestimmt auch noch an den Weihnachtsmann.
Djebasch meint
Leider erkennt auch hier an den Diskussionen das der Ausbau auch die Infrastruktur der nächsten 10 Jahre abbilden muss.
Nicht erst wenn wir bei Gesamt 50% Elektro ist muss der Ausbau stattfinden sondern bereits vorher so das eine Versorgungssicherheit existiert.
Daher sollte man erwarten können das zumindest selbst im kleinsten Dorf eine Ladesäule existiert so das falls man sich verplant wenigstens Laden kann.
Denn eine 22 KW Säule kann helfen.
Hier gehen viel zu viele vom IST Zustand aus.
In der Zukunft werden wir 20 Millionen E Autos haben, jedes kann 22 KW und 150KW Laden minimum…
Dann sollte es auch klar sein das wir Infrastruktur benötigen, möglichst mit Solar oder Windenergie, daher sollte man Geld in die Hand nehmen und jetzt ausbauen nicht erst in 10 Jahren.
MichaelEV meint
Wie der Post von Skeptiker beschreibt, sind ihre 22kW im kleinsten Dorf stark defizitär. Wer soll das bezahlen? Anfangs haben das einige Kommunen in Kauf genommen, mittlerweile ist die Infrastruktur in der Breite so gewachsen, dass es dafür kaum mehr eine Grundlage gibt. Das es in jedem kleinsten Dorf eine Tankstelle geben müsste, hab ich auch noch nie gehört.
Aktuell, in einer akuten Mangelwirtschaft, kann der Grundsatz nur sein: Man kauf sich ein BEV, wenn die existierende Ladeinfrastruktur einen versorgen kann. Wer glaubt, dass man sich ein BEV kauft und dann irgendjemand für die nötige Ladeinfrastruktur sorgen muss, ist auf dem Holzweg.
Shullbit meint
Das ist falsch. Es dauert nicht 10-15 Jahre wie bei einem Atomkraftwerk, bis eine Ladesäule gebaut ist. Säulen mit 11 oder 22 kW sind in 1-3 Monaten errichtet weil fast jedes Gebäude bereits einen dafür passenden Anschluss an das Stromnetz hat . Bei Schnellladesäulen sind wir bei 3-36 Monaten.
Falls Sie sich mit Ihrer Fahrt verplant haben, finden Sie auch heute nicht in jedem kleinsten Dorf eine Tankstelle. Ist die Mobilität mit Verbrennungsmotoren daran gescheitert? Sie finden aber übrigens in jedem noch so kleinen Dorf und auch ohne Tankstelle im Notfall eine Steckdose.
Wenn wir heute Säulen für den Bedarf 2030 oder 2035 bauen, dann müssen wir die zwischenzeitlich x-mal nachrüsten, um ggf. dann geltende Lade-, Abrechnungs- und Zahlungsstandards zu bedienen.
Gunnar meint
„selbst im kleinsten Dorf eine Ladesäule existiert“
Gibt es aktuell in jedem Dorf eine Tankstelle?
Shullbit meint
«In der Hälfte aller Kommunen in Deutschland gebe es derzeit noch „keinen einzigen öffentlichen Ladepunkt“»
99% aller Kommunen haben keinen Flughafen! Mehr als die Hälfte aller Orte hat keine Bahnanbindung…. Solche Metriken sind völlig sinnfrei, weil sie völlig unterschiedliche Bedarfssituationen nicht berücksichtigen.
In der Fläche, in den ländlichen Kommunen haben wir häufig Quoten von an die 100% Ein- und Zweifamilienhäuser. Die Menschen, die da wohnen können und werden alle zuhause laden, weil es bequemer und billiger ist. Es macht nichts, wenn es da keine öffentlichen Ladepunkte gibt.
Das ist nicht repräsentativ, aber hier im 1000-Seelen-Dorf steht kein einziger Wohnblock, nicht mal Reihenhäuser. Zu 100% Ein- und Zweifamilienhäuser. Trotzdem gibt es hier an 2 Stellen je 2 öffentliche Ladepunkte a (max) 22 KW, die aber eben niemand nutzt. Die Anwohner haben keinen Grund da zu laden (auch 2-3 km vom Dorfkern entfernt) und für Durchreisende sind die mit max. 22 KW zu langsam und zu unattraktiv (man bekommt keinen Kaffee und nichts im Umfeld). Die Ladepunkte machen sich vielleicht in irgendeiner Statistik gut, aber die braucht kein Mensch und sicher brauchen wir nicht mehr solcher Ladepunkte in jeder Kommune.
Egon Meier meint
vollständig richtig ..
öffentliche ladeinfrastruktur (Ausnahme die 22-kw-Säulen auf Touristen-Parkplätzen)
ist ein Problem der Ballungszentren. Dort sthen Wohnblocks und Parken findet auf öffentlichen Flächen statt.
ABer selbst dort sind zum großen Teil die Wohnungsbaugesellschaften mit ihren Parkflächen und TG am Zuge.
Der Rest – die Laternenparker – können am besten an HPC an Supermärkten versorgt werden. Da reicht dann 1x die Woche 0,5 Stunden und gut ist.
Die Vorstellung, jeden parkplatz auf dem Kiez mit Steckdose zu versorgen ist einfach irre: Geldverschwendung.
Skeptiker meint
Ich habe mit meiner Kommune intensiv darüber diskutiert doch bitte da aktiver zu werden,.nachdem zwei von drei kommunalen AC Säulen (in 2015 gefördert) abgebaut wurden.
Ergebnis der Diskussionen:
Es wurden 5 neue Ladesäulen bereits vor zwei Jahren zur Förderung beantragt und sogar genehmigt.
Passieren tut allerdings nichts, da man an der Installation und dem Betrieb NICHT interessiert ist.
Es wurde mir ausführlich erklärt, dass der Betrieb sich bei 40-50 Cent/kWh nicht lohnt,.da man ja auch die Installation (teilweise) und die Abrechnung vollständig machen müsste.
Das würde sich bei den wenigen Ladevorgängen niemals rechnen.
Man kann darüber geteilter Meinung sein und ich bin darüber alles andere als begeistert, aber so wurde es mir von dem zuständigen Leiter der Kommune schriftlich berichtet.
Egon Meier meint
Die Investoren haben Recht: verpulvertes Geld.
Es haben schon viele Betreiber festgestellt, dass 22-kw-Säulen reine Geldverschwendung sind: Endlose blockaden und wenig Umsatz aber Investition und hohe Betriebskosten (jedes Jahr irgendeine neue Vorschrift)
Bei Aldi/Lidl/netto/usw haben HPC zu stehen und dann reicht es für eine Woche oder länger.
Djebasch meint
Dann stellen Sie sich den Aldi Parkplatz mal zur Hauptzeit vor und erkennen wie viele Ladesäulen dort sein müssten um zu Laden…
Leute wir sind erst ganz am Anfang.
Wir sind gerade mal bei einem Gesamtanteil bei den PKW von 2%, in 13 Jahren sollen es 30-50% sein…
Bitte nicht immer vom Jetzt ausgehen…
MichaelEV meint
Nicht jeder, der am Supermarkt parkt, muss auch jedes Mal laden. 8-12 Ladepunkte an Supermärkte und es ist erstmal für mehrere Jahre Ruhe.
Wenn man das schon als Problem sieht: Wie viele AC-Ladepunkte müsste es stattdessen geben, um im gleichen Maß zu versorgen? Wo sollen diese hin? Wer soll sie bezahlen?
MAik Müller meint
Wer soll das Bezahlen :
zu 100% der Bürger PLUS einen satt Aufschlag für die Gewinner der AG Gesellschafter :) :)
Daniel S meint
Schade sieht das diese Gemeinde so. Wie steht es dort denn um die Rentabilität von Strassen oder Kanalisation? Die dienen der Grundversorgung im Interesse der Sicherheit und Gesundheit und rechnen sich nur indirekt. Genau so wie eine öffentliche Ladesäule…
Skeptiker meint
Die Gemeinde sieht das so, dass 99% ja privat laden können.
Die restlichen 1% können privat bei EnBW und zwei VW Autoshäusern laden.
Zusätzlich können Durchreisende bei mehreren Hotels, mehreren Gaststätten und zwei VW Autohäusern laden.
Was die Supermärkte betrifft,. wäre ich sehr dafür, aber bei uns gibt es keinen einzigen Ladepunkt bei irgendeinem Discounter etc.obwohl wir in der Gemeinde ALLE Discounter haben. LIDL, Aldi, Netto, Penny, Norma etc.
OK. Fast alle haben ein Eigenheim und es funktioniert auch alles prima.
Trotzdem wäre es wünschenswert, dass etwas mehr von Seiten der Gemeinde gemacht wird.
Ländliche Gemeinde in BW
Freddy K meint
Unsere Gemeinde hat dem EVU die Fläche für die Säulen zur Verfügung gestellt. Plus die restlichen Grnehmigungen schnellstens erteilt. Jetzt haben wir 4 22kW Punkte.
Und an der Dorftanke stehen 2 350kW-Lader von EnBw. Der Dorftankwart stellt die Fläche.
Strom war im der Nähe. Gemeinde war auch schnell dafür…
Sollte weiterer Bedarf entstehen wird weitere Fläche bereitgestellt…
Die Gemeinde muss doch nicht selbst die Säulen betreiben oder bauen.