Damit die Elektromobilität den Durchbruch schafft, hat die Bundesregierung das Ziel von einer Million öffentlichen Ladepunkten bis 2030 festgelegt. Für die vor allem von Energieunternehmen, Start-ups und auch Autoherstellern selbst aufgebauten Strom-Tankstellen und dazugehörige Technik wie Trafostationen braucht es Platz. An diesem mangelt es derzeit laut einem Bericht.
Die geeigneten Flächen zu finden sei für Unternehmen eine der größten Herausforderungen beim Aufbau öffentlicher Ladeinfrastruktur, schreibt das Handelsblatt. „Die Suche nach Flächen ist sehr langwierig“, sagte Linda Boll, Sprecherin des Ladesäulenbetreibers Fastned, der Wirtschaftszeitung. Im urbanen Raum Platz für einen Ladepark zu bekommen „grenze an ein Wunder“, schilderte Jörn Hansen, Entwicklungsleiter bei TankE, einem Tochterunternehmen des Energieversorgers Rheinenergie.
Die Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur hat eine Plattform entwickelt, um mögliche Plätze von Besitzern an Suchende zu vermitteln. Das „Flächentool“ werde jedoch kaum genutzt, vor allem die öffentliche Hand halte ihre Flächen zurück, so der Bericht. Aktuell seien im Flächentool keine Plätze des Bundes enthalten. Die Bundesländer hätten lediglich drei Liegenschaften hinterlegt, die Landkreise zwölf. Die meisten Flächen stammten mit rund 700 Liegenschaften von Kommunen – angesichts von fast 11.000 Kommunen in Deutschland nicht viel.
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) fordert, die Verfügbarkeit von Flächen für Strom-Tankstellen zu verbessern. Die Plattform der Bundesregierung müsse zeitnah „mit Leben gefüllt werden“ und die öffentliche Hand zur Anzeige ihrer Liegenschaften bewegt werden. Es bedürfe einer regelmäßigen Überprüfung, ob der Bund und dessen Betriebe wie etwa die Deutsche Bahn über Raum für Ladestationen und den notwendigen Netzbetrieb verfügen. Dieser sollte danach öffentlich ausgewiesen werden, damit Ladesäulenbetreiber die Flächen bewerten und ein Angebot zur Nutzung abgeben können.
Von der Now GmbH, die für die Bundesregierung den Ausbau der Stromsäulen koordiniert, heißt es: „Zwischen Inhabern von Liegenschaften, die im Flächentool eingetragen wurden, und Ladeinfrastrukturbetreibern kommt es regelmäßig zu privatrechtlichen Vereinbarungen, die zur Errichtung von Ladeinfrastruktur führt.“ Das Bundesverkehrsministerium erklärte, dass es für das geförderte „Deutschlandnetz“ an 200 unbewirtschafteten Rastanlagen Flächen für Schnellladestationen zur Verfügung stelle. Die Bereitstellung weiterer bundeseigener Liegenschaften sei „Gegenstand einer Überarbeitung des Masterplans Ladeinfrastruktur“.
Verknappung & Wucherpachtpreise drohen
Es werde noch eine Herausforderung für alle Teilnehmer werden, Standorte für das Deutschlandnetz aufzutreiben, sagte Ulf Schulte, Deutschlandchef des Ladesäulenbetreibers Allego, dem Handelsblatt. Er warnte vor einer Verknappung und Wucherpachtpreisen: „Die Gefahr besteht, dass die Besitzer der Flächen überteuerte Pachtgebühren verlangen.“
Der Ausbau des Ladenetzes sei durch die schwierige Flächensuche schwer skalierbar, sagte Linda Boll von Fastned. Man sei auf den guten Willen des Bürgermeisters angewiesen, müsse Verhandlungen mit Bauämtern und privaten Besitzern führen. Bei jedem Platz habe man es mit unterschiedlichen Besitzern in Deutschland zu tun. Kommunen antworteten zum Teil nicht auf Anfragen. „Oder sie sagen: Wir machen es mit den Stadtwerken.“ Die Stadtwerke und andere kommunale Unternehmen haben dem Bericht zufolge im Flächentool nur 21 potenzielle Flächen ausgewiesen.
„Letztlich wird der prognostizierte Bedarf an öffentlich zugänglicher Ladeinfrastruktur nicht allein auf öffentlichen Flächen zur Verfügung gestellt werden können“, erklärte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebunds Gerd Landsberg. Der Verkehrsraum in den Städten sei bereits jetzt umkämpft und nicht beliebig erweiterbar. Es müsse vermehrt auch der private und halböffentliche Raum bei Handel und Gastronomie und als Quartierslösung in Parkhäusern genutzt werden.
BEV meint
Tankstellen ?
Die letzten können dann den Sprit wieder in der Apotheke kaufen, passt ja dann zum Preis.
Soeri # CH meint
Zuwenig Fläche für Ladestationen ? Klar, wenn man alle Flächen an Tesla ( Ladestationen ) vergibt. Ist ja dann so !!!
Kasch meint
LSV und Deutschlandnetz ersatzlos streichen, öffentliche Säulen ohne Einschränkung dem freien Markt überlassen und ruckzuck stünden bei nahezu jedem Discounter bis zu 10 Schnelllader. Platz und Wille wär im Überfluss vorhanden, aber nein, die Hürden müssen erweitert, statt abgebaut werden. Teslalader werden weltweit nach und nach für alle geöffnet – nur in Deutschland ist rechtlich überhaupt nicht dran zu denken. Statt dessen Förderprojekte, damit sich Einzelne auf Kosten der Allgemeinheit eine goldene Nase verdienen und vollkommen unwirtschaftliche Ladestrukturen entstehen.
Egon Meier meint
Herr @Kasch:
Welche ominösen Kräfte hindern denn die ganzen Discounter bisher daran, diese 10 Säulen überall ruck-zuck zu errichten??
Haben sie da Erkenntnisse? Können sie die belegen?
Kasch meint
Will man mit einer, der Öffentlichkeit zur kostenpflichtigen Nutzung gestellten Ladesäule, Geld verdienen, hat man, … ach was, lies dir doch selbst die Ladesäulenverordnung durch – Vieles wirst gar du verstehen.
150kW meint
Die hätten doch größere Probleme Säulen zu bauen die NICHT der LSV entsprechen, weil es doch quasi gar nichts anderes gibt. Bestell einfach fünf Hypercharger für deine 10 Ladepunkte und fertig.
Genehmigung für Tiefbau und Netzanschluss sind mit Sicherheit weit komplizierter als Säulen zu bestellen.
Kasch meint
Stehen doch zu abertausenden rum auf der Welt, sind rot/weiß, gibts mit oder ohne Teslaschriftzug von Tesla zu kaufen. 🥴
Stefan meint
Sie meinen freie Preisgestaltung unabhängig von der kWh-Strommenge?
Jede Ladung kostet z.B. mindestens 2 EUR?
Säulen ohne Eichung ?
Das alles geht nur, wenn es keine Konkurrenz in der Nähe gibt, die günstiger für die Kundschaft ist.
Kasch meint
Rund 20 Cent die kWh bei Aldi&Co oder kostenlose „kWh-Bonuspunkte“ an der Supermarktkasse erhalten, wär vollkommen ok für mich. Wattgenaue Abrechnung ist mir egal. Persönlich hab ich kein Problem mir am HPC-Lader von Aldi und Edeka (glücklicherweise fast vor meiner Haustüre) schenken zu lassen. Strom zwangsweise gänzlich verschenken, um sich Kosten nach LSV und irrsinnigen Antragsaufwand zu sparen, werden wohl die wenigsten Discounter.
150kW meint
Welcher Antragsaufwand? Wo gibt es da wegen der LSV was zu beantragen?