Eine der Herausforderungen für Unternehmen beim Aufbau von Elektroauto-Ladeinfrastruktur ist die Verfügbarkeit geeigneter Flächen für öffentliche Strom-Tankstellen. Im öffentlichen Raum bestehen viele Flächenkonkurrenzen wie Fahrradwege, Bushaltestellen und Parkplätze. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) fordert, dass die Auffindbarkeit potenzieller öffentlicher Standorte verbessert wird.
Zur Unterstützung des Ladeinfrastrukturausbaus hat die Bundesregierung 2019 im „Masterplan Ladeinfrastruktur“ die Erstellung eines Flächenatlas und die Bereitstellung von Flächen des Bundes bis Ende 2020 angekündigt. Die Datenbasis für diesen Atlas ist das sogenannte „FlächenTOOL“, eine Online-Plattform der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur. Im FlächenTOOL sollen Liegenschaften des Bundes, der Länder und Kommunen sowie von Unternehmen erfasst werden, damit Projektentwickler diese Flächen prüfen und Angebote für den Aufbau von Ladesäulen abgeben können. Bisher sind laut dem BDEW im FlächenTOOL allerdings verhältnismäßig wenig Liegenschaften der öffentlichen Hand enthalten.
Stand 16. Mai 2022 weise das FlächenTOOL 1052 Liegenschaften aus, darunter keine Flächen des Bundes, so der BDEW. Seitens der Bundesländer seien lediglich drei Standorte gemeldet. Positiv sei, dass seitens der Kommunen und kommunalen Unternehmen immerhin 729 Liegenschaften gemeldet wurden, was 69,4 Prozent der gemeldeten Flächen entspreche. Mit Blick auf die insgesamt 10.000 Kommunen in Deutschland werde jedoch klar, dass bisher nur ein einstelliger Prozentanteil der Kommunen für das FlächenTOOL mobilisiert werden konnten.
„Die Ausweisung potenzieller Flächen der öffentlichen Hand im FlächenTOOL ist der einfachste und schnellste Weg, um den Ausbau der Ladeinfrastruktur zu unterstützen“, sagt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. „Die Bundesregierung sollte diese ‚Low Hanging Fruits‘ ernten und das FlächenTOOL zeitnah mit Leben füllen. Dafür sollten Liegenschaften des Bundes und bundeseigener Betriebe wie der Deutschen Bahn überprüft und die potenziell für den Ladeinfrastrukturausbau geeigneten Flächen im FlächenTOOL hinterlegt werden. Außerdem muss der Bund bei der Mobilisierung der Länder und Kommunen für das FlächenTOOL noch eine Schippe drauflegen.“
Für eine zielgerichtete Mobilisierung von Flächen sollte laut dem BDEW zudem eine Übersicht erstellt werden, welche Städte und Gemeinden in Deutschland bereits Ladeinfrastruktur und entsprechende Liegenschaften ausgeschrieben haben oder für Ladesäulen vorgesehene Flächen in ihren Bebauungsplänen ausgewiesen haben. Das schaffe Transparenz für die Projektentwickler und den Bund.
MichaelEV meint
Und Ladesäule ist nicht gleich Ladepunkte. Die 350 kW DC-Ladesäule kann 4 Ladepunkte haben und versorgt damit nochmal signifikant mehr Fahrzeuge am Tag.
Spürmeise meint
„Parkplätze“ sind KEINE Flächenkonkurrenten zu Ladeparkplätzen. Man muss nämlich keine „Tankstellen“ für E-Autos bauen. Mag sein, dass der Hausmeister Bamberger der BDEW mit seiner unsäglichen „100.000 Ladepunkte müssen für 15.000.000 BEV genügen“-Strategie das glauben will.
Mit den ca. 50 Millionen öffentlichen Parkplätzen in Deutschland gäbe es auch Platz für 1,0 Millionen öffentlicher Ladepunkte, wenn man nur jeden 50. Parkplatz nutzt.
Jensen meint
@ Spürmeise: Sehr präzise rungergebrochen ! Die Flächen, die ohnehin schon den Status „versiegelt“ tragen, sollten verpflichtend genutzt werden. Parkhäuser, die teilweise riesigen Parkplätze an Baumärkten, LEH samt Discounter etc.etc. wären neben den Stellplätzen bei den Verwaltungen, Behörden, leicht zu bespielen.
In Städten mit knappen Parkplatzangebot (aber nicht nur dort) ist es ohnehin eine Schande, dass da Unmengen an Parkplätzen über Nacht leer stehen. Da gehören die Lader ebenso hin. Alles eine Frage des Wollens …
Shullbit meint
«Mag sein, dass der Hausmeister Bamberger der BDEW mit seiner unsäglichen „100.000 Ladepunkte müssen für 15.000.000 BEV genügen“-Strategie das glauben will.»
Der BDEW hat schlicht recht und man muss kein Mathegenie sein, um das nachvollziehen zu können. Im Moment kaufen vor allem Menschen BEV, die zu Hause laden können und alle Studien gehen davon aus, dass auch langfristig 80% aller Ladevorgänge zuhause oder am Arbeitsplatz stattfinden. Einfach weil es billiger und bequemer ist. Gehen wir konservativ davon aus, dass das durchschnittliche BEV in 2030 nur 340km Reichweite hat. Die tägliche Fahrleistung beträgt wie gehabt 38km. Rechnerisch ist also alle 9 Tage eine Vollladung nötig. Dann ist das Ergebnis der Rechnung, dass bei 15 Mio. BEV und 100.000 öffentlichen Ladesäulen die durchschnittliche Ladesäule 3,3 Vollladungen am Tag verkaufen kann. Realistisch. Tatsächlich hat der BDEW aber auch nicht 100.000 Säulen als Ziel genannt, sondern einen Bereich. Sehr realistisch sind 150.000-200.000 Ladesäulen in 2030 (wenn wir denn 15 Mio. BEV bis dahin erreichen).
Diejenigen, die sich an fixen Zahlen (1 Mio. Säulen für 15 Mio. BEV) oder fixe Quoten (1 Säule pro 10 BEV) klammern, dokumentieren nur komplette Ahnungslosigkeit. Wenn man einfach nur die Anzahl der öffentlichen Ladesäulen zählt, dann zählt man 11KW-AC-Lader wie 350KW-DC-Lader. Eine einzige 350KW-Säule kann aber 10-30 mal so viele Fahrzeuge am Tag laden wie eine 11KW-Säule.
MichaelEV meint
Und Ladesäule ist nicht gleich Ladepunkte. Die 350 kW DC-Ladesäule kann 4 Ladepunkte haben und versorgt damit nochmal signifikant mehr Fahrzeuge am Tag.
Daniel S meint
Freie Flächen und bereits bestehende Lademöglichkeiten gehören in denselben Plan resp. dasselbe Tool. So können einfach Redundanzen vermieden werden.