Im Mai wurde in der Dompropst-Ketzer-Straße in unmittelbarer Nähe des Kölner Hauptbahnhofs die bundesweit erste induktive Elektroauto-Ladeanlage im öffentlichen Straßenraum in Betrieb genommen. Damit können dort umgerüstete elektrische Taxis während der Wartezeit ihre Batterie nachladen, ohne dass die Fahrer aussteigen müssen.
Damit werde dem Taxigewerbe eine innovative und praktikable Ladelösung angeboten, die die Antriebswende in diesem Segment voranbringen soll, erklärten die Initiatoren. Die induktive Ladeanlage ist das Ergebnis des auf vier Jahre ausgelegten Forschungsprojektes „Taxiladekonzept für Elektrotaxis im öffentlichen Raum“ (kurz TALAKO) unter Federführung der Universität Duisburg-Essen. Ziel des Projektes ist es, eine für das Taxigewerbe und vergleichbare Anwendungsfälle spezifische Ladelösung marktfähig zu machen.
„In der Mobilität gibt es viele Konzepte. Diese Pilotanlage für induktives Laden von Elektrotaxis ist aber eine gutes Beispiel, wie im hochregulierten Raum auch etwas implementiert werden kann“, so TALAKO-Projektleiterin Heike Proff vom Lehrstuhl Lehrstuhl für AWBL & Internationales Automobilmanagement. Die induktive Ladeanlage wurde im Auftrag der RheinEnergie AG errichtet und soll auch nach Ende des Projektes betrieben werden. Mit der Technik des Herstellers von induktiven Ladestationen Intis wird eine Ladeleistung von 22 kW erreicht.
„Wir haben als Unternehmen früh an den Erfolg der Elektromobilität geglaubt und flächendeckend in den Ausbau der Ladeinfrastruktur investiert“, sagte Achim Südmeier, Vorstandsmitglied der RheinEnergie. „Die Kölner Pilotanlage zum induktiven Laden ist da ein folgerichtiger Schritt: Sie trägt dazu bei, die Praktikabilität und mit ihr die Akzeptanz der klimaschonenden Mobilität weiter zu steigern.“
Die Stadt Köln stellte als Projektpartnerin das öffentliche Straßenland zur Verfügung und fördert das Projekt mit 48.000 Euro. Die im Projekt eingesetzten Fahrzeuge des britischen Herstellers LEVC sind für den Transport von Rollstuhlfahrenden zertifiziert. Sie können 130 Kilometer rein elektrisch fahren, auf längeren Fahrten schaltet sich ein seriell gekoppelter Benzinmotor als Reichweitenverlängerer dazu.
Swissli meint
Macht Sinn. Eher Irrsinn ist 4-jähriges Forschungsprojekt für 08/15 Technologie.
Shullbit meint
Nein, das ist meines Erachtens völlig sinnfrei.
Wir haben in Deutschland umfangreiche statistische Daten zur täglichen Fahrleistung von Taxis. Je nach Stadtgröße, Unternehmensgröße (z.B. Solo-Unternehmer ohne weitere Fahrer) usw. liegt die Fahrleistung bei 110 – 320 km am Tag, wobei die meisten Taxis im Bereich 150-190km am Tag liegen. Solche Fahrleistungen sind ein Klacks für heutige Elektroautos (gerade im Stadtverkehr). Es gibt keinen Bedarf, am Taxistand zwischendurch nachladen zu müssen. Auch Taxis können bequem über Nacht aufladen. Solche Fahrleistungen sind an einem vergleichsweise lahme 11kW-Lader in 2-3 Stunden über Nacht nachgeladen, also z.B. von 2-4 Uhr. Hier wird die Lösung eines selbst erfundenen Pseudoproblems erforscht.
Davon abgesehen: Bei induktivem Laden ist es für die Effizienz entscheidend, dass die „sendenden“ und „empfangenden Spulen“ genau ausgerichtet sind, ansonsten gibt es zwingend hohe Verluste. Entweder muss also das Fahrzeug sehr exakt über der Ladeplatte im Boden ausgerichtet werden oder in die Ladeplatte muss Elektronik und ggf. Elektromechanik integriert sein, um sie auszurichten oder einzelne Spulen abzuschalten. Letztlich muss in Fahrzeug und Straße teure Technik verbaut werden. Wenn man denn aus unerfindlichen Gründen wirklich meint, unbedingt am Taxistand nachladen zu müssen, ohne das der Fahrer auststeigt (obwohl er bei den meisten Fahrgästen ohnehin aussteigt), dann wäre es billiger, den CCS-Stecker einer 0815-Ladesäule mit einem Roboterarm automatisch ins Auto zu stöpseln. Dafür muss man hardwareseitig an den Autos gar nichts ändern.
elbflorenz meint
Sehe ich ziemlich ähnlich.
Solange es noch Taxis mit Fahrer gibt – und das wird doch in der Mehrzahl noch einige Jahre so bleiben – ist induktives Laden völlige Geldverschwendung.
Jeder Fahrer macht eine Essenspause pro Schicht – da kann man locker weitere 200-300 km mit CCS nachladen. (in 20-30 min)
Shanghai ist 6000 km² groß, 25 Mio EW, hat ein Klima mit zumindest milden Winter (anders wie in Südchina) und stellt jetzt die gesamte Taxiflotte von VW Touran auf Roewe 5 (bei uns MG 5 electric) um. Und der MG 5 hat einen eher kleinen Akku und langsame Ladegeschwindigkeit.
Also irgendwie geht’s woanders – nur wir in Europa wollen die „ultimate“ Lösung – und kommen zu nix …
Duesendaniel meint
„irgendwie geht’s woanders“ – na dann müssen wir das natürlich auch so machen, statt technologisch mal irgendwo voran zu gehen.
Und nachher wieder auf ‚die da oben‘ zeigen, wenn in der Autoindustrie die Köpfe rollen.
DerOssi meint
Was du nicht vergessen darfst, die Klimaanlage oder Heizung läuft wahrscheinlich durchgehend 8 bis 10 Stunden… das kostet auch an Kapazität…
Duesendaniel meint
Die 2 Regeln von Shullbit für Taxifahrer: 1. „Es gibt keinen Bedarf, am Taxistand zwischendurch nachladen zu müssen“ (…und Heizen im Winter ist auch nicht erlaubt!) 2. Muss doch mal mehr als 130 km am Tag gefahren werden, tritt automatisch Regel 1 in Kraft.
Duesendaniel meint
Der Knaller ist ja auch die Idee mit den Roboterarmen. Das gibt dann ein sehenswertes Ballett mit Kakophonie beim Vorrücken der Fahrzeuge nach jedem Fahrgast. Die Hälfte dieser Dinger ist dann wahrscheinlich dauerhaft defekt und das Aussteigen und Schließen der Ladeklappe im Regen beim Losfahren natürlich nicht zu vergessen.
David meint
Natürlich kommt das. Warum jetzt ausgerechnet die Hybridfahrzeuge das nutzen, weiß ich nicht. Aber das ist in die Zukunft geschaut egal.
Das Taxigewerbe wird im klassischen Sinne nicht weitermachen können. Dort werden autonome Fahrzeuge zuerst eingesetzt. Vielleicht noch mit Sicherungsfahrer in der Zentrale und in beschränktem Gebiet, aber der Personalkostenvorteil ist einfach zu groß. Dann geht es um strategisch gut positionierte Depots, wo die Fahrzeuge automatisch innen und außen gereinigt werden und dabei induktiv laden.
Egon Meier meint
Wahrscheinlich geht es nur darum, Fördergelder für irgendwas abzugreifen.
In London werden I.4 eingeflottet und deren Akku reich problemlos einen ganzen Tag und im Stadtbetrieb auch noch viel länger.
Induktives Laden ist die Lösung für ein nicht vorhandenes Problem und das auch noch kombiniert mit einem Teilzeit-Stinker.
Wahrscheinlich hat der britische Hersteller irgendwelche guten Connections.