Elektroautos gelten heute in der Politik und auch in der Autoindustrie als nächste dominierende Antriebsart, noch kommen aber vor allem Verbrenner auf die Straßen. Einen klaren Schnitt könnte es 2035 geben, wenn die EU wie angedacht mit neuen Emissionsregeln Verbrenner faktisch verbieten wird. Unter anderem die FDP in Deutschland wehrt sich gegen die finalen Vorgaben. Der Betriebsratschef von Mercedes-Benz Ergun Lümali fordert von der Politik mehr Klarheit beim Autoantrieb der Zukunft.
Die EU will ab 2035 nur noch die Neuzulassung von emissionslosen Autos und Transportern erlauben, also von Elektro- und Wasserstofffahrzeugen. Die FDP unter Bundesfinanzminister Christian Lindner und Bundesverkehrsminister Volker Wissing möchte aber, dass auch neue Verbrennerfahrzeuge, die umweltfreundlich erzeugte synthetische Kraftstoffe tanken („E-Fuels“), im nächsten Jahrzehnt neu zugelassen werden dürfen. Auch Wasserstoffantriebe will die Partei noch nicht abschreiben.
Zwar sei er grundsätzlich für Technologieoffenheit, erklärte Mercedes-Betriebsratschef Lümali bei einem Treffen mit Verkehrsminister Wissing (FDP). Konzerne, Länder und Kommunen bräuchten aber Planungssicherheit, um den notwendigen Aufbau der Ladeinfrastruktur in Deutschland zu forcieren. Die Autohersteller könnten nicht „für mehrere Antriebsarten gleichzeitig hohe Entwicklungskosten stemmen, ohne zu wissen, wo die Reise hingeht“, sagt Lümali, der auch Vize-Aufsichtsratschef bei Mercedes ist, laut dem Spiegel.
Derzeit wird von der EU ein Vorschlag erarbeitet, wie nach 2035 noch „ausschließlich mit CO2-neutralen Kraftstoffen betriebene Fahrzeuge“ neu zugelassen werden können. Kritiker verweisen darauf, dass E-Fuels ineffizient und teuer sind. Befürworter wie die FDP sagen, dass die Elektromobilität noch lange Zeit nicht alle Anwendungsfälle abdecken könne, deshalb brauche es Alternativen.
Die großen deutschen Autohersteller stellen nach anfänglichem Zögern mittlerweile auf Elektroautos um. Auch Mercedes: Bis zum Ende des Jahrzehnts werde die Marke bereit sein, vollelektrisch zu werden – „überall dort, wo es die Marktbedingungen zulassen“, so Konzernchef Olaf Källenius schon vor einem Jahr. Von Wasserstoff haben sich die Schwaben im Pkw-Bereich verabschiedet.
E-Fuels werden in der Branche insbesondere von Porsche-Chef Oliver Blume vorangetrieben, der auf den großen Bestand an Verbrennern verweist. Er kann sich aber auch den Einsatz im nächsten Jahrzehnt als Kraftstoff für Nischenmodelle wie die Sportwagenikone 911er vorstellen. Blume könnte E-Fuels einen Schub verleihen, da er ab September den Volkswagen-Konzern leitet. Der überraschend abtretende aktuelle Vorstandschef Herbert Diess hatte synthetische Kraftstoffe wegen ihrer Ineffizienz und den hohen Kosten stets als nicht geeignet für Pkw bezeichnet.
Nic Megert meint
Wenn der Mann auf diesem Posten sitzt und tatsächlich nicht weis, wohin die Reise geht, sitzt er definitiv auf dem falschen Posten!
Mike meint
„Die Autohersteller könnten nicht „für mehrere Antriebsarten gleichzeitig hohe Entwicklungskosten stemmen, ohne zu wissen, wo die Reise hingeht““
Tja, so ist der Markt. Liebe Autohersteller, denkt doch bitte einmal nach, wie man am einfachsten CO2 bei einem Auto reduzieren kann. Dann wird klar, wo die Richtung hingeht.
Kasch meint
Es geht drum Chancen auf Schadensersatz vom Staat zu sichern. Wurde man falsch beraten, kann man erfolgreicher klagen. Dass der Pleitegeier über die gesamte Industrie, der gesamten EU kreist, sollte doch langsam Jeder mitbekommen haben. Gerade die Großen sind die ersten, die finanzielle Unterstützung benötigen und dabei wirds um Summen gehen, die man heute noch gar nicht für möglich hält. Mercedes könnte natürlich Solarpanele und Windrädchen an ihre Kisten bauen – würde zumindest das ultralangweilige Design etwas aufpeppen.😅
Djebasch meint
Also wir können froh sein in Deutschland das wir nicht Richter haben wie in den Niederlanden…
Da werden aktuell mehr Klagen gegen Konzerne und Städte , den Staat etc. zugelassen als woanders und viele werden gewonnen.
Ich wundere mich sowieso das es nicht Weltweit klagen gibt die Konzerne und die Regierungen auf einen CO2 Pfad zu zwingen…
Was braucht es noch damit die Menschen auf die Barrikaden gehen…erst wenn alle Felder in Flammen stehen bewegt sich was und dann ist es zu spät…
Andi EE meint
Pleite nicht, übertreib mal nicht, in der EU gibt es jede Menge gute Firmen. Im Moment wird auch wieder übertrieben schwarz gemalt. Die Politik mit Russland so sich ins Nest zu legen, dass war ein Riesenschwachsinn, DE hat halt nicht gewusst, in welches Verteidigungsbündnis man gehört. ;-)
Aber man kann sich schon fragen, wieso sich MB überhaupt beim Staat nachfragt, respektive klare Regeln im Sinn von Ausschluss fordert. Ich bin eigentlich immer davon ausgegangen, dass auch für MB das BEV der beste Weg ist, wieso braucht man dann noch das Absegnen der Politik?
Eigentlich ist es doch klar … aber irgendwie scheinen die Angst zu haben, dass ein Hersteller vielleicht sich diesen Weg offen hält, die Politik umfällt und dann das doch der einfachere / günstigere Weg darstellt und man die Konkurrenzfähigkeit verlieren könnte.
Djebasch meint
Tja scheinbar ist nur Mercedes bei dem Thema Klarheit…
Bei BMW, VW und Porsche steht eher „Verbrenner“ auf der Stirn und solange sich das nicht ändert…
Außerdem scheint Lobbyismus super zu funktionieren denn ansonsten kann ich mir das Gedankenwerk aus dem FDP Umkreis nicht wirklich erklären denn jeder vernünftige Wissenschaftler wird dir sagen E-Fuels können wir nicht in den Mengen bekommen wie wir Sie für den PKW Bereich benötigen.
Dazu sind die Preise nicht Wirtschaftlich.
Bei Wasserstoff versucht man momentan durch Subventionierung den Durchbruch zu schaffen.
In 2028 wird aber Spätestens die nächste Generation der Batterien komplett den Markt fluten und Günstiger und mehr Energie Liefern.
eBiker meint
Wo bitte steht bei VW oder Porsche Verbrenner auf der Strin?
Nicht mitbekommen was VW als Konzern so alles in eAutos investiert, wo gerade die Werke umgebaut werden und dass die Produktion stetig steigt?
Und bei Porsche steht auch alles auf eAuto – nur den 911er will man sich mittels eFuels offen halten.
Also bitte ein wenig bei der Wahrheit bleiben.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich. Danke, die Redaktion.
Spock meint
Das dürfte doch wohl allen klar sein, wo die Reise hingeht. Das sind doch nur blöde Sprüche.um mal wieder auf sich aufmerksam zu machen. Wenn sie das wirklich nicht wissen haben sie es auch nicht verdient.
BEV meint
es gibt immer noch mehr Zweifler als Befürworter, auch wenn sich das rasant ändert.
Martin meint
„….grundsätzlich für Technologieoffenheit“.
Und
„Die Autohersteller könnten nicht für mehrere Antriebsarten gleichzeitig hohe Entwicklungskosten stemmen, ohne zu wissen, wo die Reise hingeht“
Hm. Finde den Widerspruch.
Michael meint
Das kann doch jeder Hersteller selbst entscheiden. Wenn er denkt, er findet Käufer für Autos die die teuren efuels tanken, bitte sehr. Aber vermutlich geht es um Subventionen.
Frank meint
Schon interessant, dass vielen in der Industrie Klarheit wichtiger wäre als Technologieoffenheit.
Ich bin dafür, dass E-Fuel Herstellung möglichst schnell skaliert wird, denn wir brauchen riesige Mengen für den Flugverkehr und die Containerschiffahrt.
Ein Signal in die Kundschaft und die Industrie, dass der Verbrenner im Auto auch nach 2035 noch zulassungsfähig sein könne bremst Akteure und Kunden in ihren Ambitionen und Energiewendeaktivitäten.
Die Diess sche Klarheit aufzugeben wäre für den Planeten Scheiße und für die Deutsche Autoindustrie, da die Nachfrage nach diesen nur teuer zu betreibenden E-Fuel-Fahrzeugen sehr sehr niedrig sein wird.
elbflorenz meint
Diess’sche Klarheit. Ein schöner Begriff. Und natürlich völlig Richtig.
Der VW-Aufsichtsrat scheint die Klarheit jedenfalls verloren zu haben. Übrigens auch wirtschaftlich. Es gibt Gerüchte, VW bietet Herrn Diess einen Beratervertrag bis 2025. Zum annähernd gleichen Gehalt wie bisher (10 Mio p.a.)
Nur damit er nicht zur Konkurrenz wechselt.
Also hat VW riesigen Respekt vor den Fähigkeiten von H.D. – Respekt bis hin zur Angst, er könnte seine Fähigkeiten bei anderen einsetzten.
Gleichzeitig will man aber nicht wirklich mehr viel mit ihm zu tun haben – vor allem keine Entscheidungen von H.D. mehr umsetzten … völlige Schizophrenia …
Randy meint
Warum Gerüchte, ist doch ganz offiziell dass er einen Beratervertrag bekommt. War bei Wiedeking nicht anders, und da hatte auch schon die Porsche/Piech Familie das sagen. Kurios finde ich nur, dass Diess jetzt plötzlich von der Witzfigur zum zweiten Propheten hochgejubelt wird, nach EM, versteht sich. Oder gar zum Märtyrer, der sich gegen alle Widerstände selbst geopfert hat. Jetzt plötzlich trauern ihm alle nach, scheinheilig ..
Torsten meint
Nennt sich Berufsverbot.
Aus genau diesem Grund wird er ziemlich sicher nicht bei Tesla auftauchen, sondern den Herbst genießen.
Karsten meint
Wer ist denn „viele“? Diese Forderung nach „Klarheit“ oder letztlich alternativlose Fixierung aufs BEV kommt doch eigentlich immer nur auch dem Dunstkreis MB/VW.
Frank meint
@Michael „Das kann doch jeder Hersteller selbst entscheiden. Wenn er denkt, er findet Käufer für Autos die die teuren efuels tanken, bitte sehr. Aber vermutlich geht es um Subventionen.“
Ich bin dafür, das E-Fuel Projekte subventioniert werden, weil wir das für Flugverkehr und Containerschiffahrt superdringend brauchen (hier geht nur E-Fuel im Gegensatz zu PKW).
Bis da genug für da ist, dass dann auch noch für die Bestands-Verbrenner-PKW-Flotte was übrig ist, ist diese schon zu 90% durch BEVs ersetzt.
Durch Verunsicherung soll das aber langsamer von statten gehen und das ist wahrscheinlich die Hauptmotivation, denn so wenig geistge Kapazitäten sind den E-Fuel-FDP-Blume-Gate Affäre beteiligten nicht zuzugestehen. Ich glaube nicht, dass es um die Subventionen geht, die gebraucht werden würden um den E-Fuel Kilometer künstlich soweit zu verbilligen, dass dieser mit dem BEV-Kilometer finanziell mithalten könnte.
Andi EE meint
@Frank
„Ich glaube nicht, dass es um die Subventionen geht, die gebraucht werden würden um den E-Fuel Kilometer künstlich soweit zu verbilligen, dass dieser mit dem BEV-Kilometer finanziell mithalten könnte.
Wie sieht denn deine Rechnung aus? Wenn du 7x mehr EE benötigst, bekommst du das gratis.😁 Du bekommst es vielleicht im Sommer gratis, das im besten Fall. Aber im Rwst vom Jahr hast du doch niemals genug EE, ohne gewaltige Mehrkosten zu verursachen. Flugverkehr ja, Schiffverkehr auch, wobei es auch dort mit Batterien vielleicht funktionieren könnte. Aber der Pkw, sorry wieso sollte man ein x-faches an Wind- und Solarenergie zubauen? Das kostet unglaublich viel Geld, wenn du das nur verdreifachen müsstest. … wieso auch günstig wenns teuer und mit Verbrennung geht. 😉