Mercedes-Benz Trucks geht in die Praxiserprobung seines batterieelektrischen schweren Fernverkehrs-Lkw. Amazon und Rhenus werden das Modell eActros LongHaul ab 2023 im Realbetrieb testen. Die beiden Unternehmen haben dafür jeweils eine Absichtserklärung mit Mercedes-Benz Trucks unterzeichnet.
Der E-Lkw beim Logistikdienstleister Rhenus wird laut Mercedes in vielen unterschiedlichen Geschäftsfeldern zum Einsatz kommen, um möglichst vielfältige Erfahrungen sammeln zu können. Hierzu soll das Fahrzeug unter anderem im Transport von Seecontainern und mit einem Planen-Auflieger auf seine Funktionalität und Einsatztauglichkeit im Alltag getestet werden. Erste Prototypen durchliefen bereits intensive Tests und noch in diesem Jahr werde der eActros LongHaul auf öffentlichen Straßen erprobt, so der Hersteller. Die Serienreife sei für das Jahr 2024 geplant.
Der eActros LongHaul wird den Angaben nach mit einer Batterieaufladung über eine Reichweite von etwa 500 Kilometer verfügen und Hochleistungsladen – das sogenannte Megawatt-Charging – ermöglichen. Michael Scheib, Leiter Produktmanagement Mercedes-Benz Trucks: „Wie bei all unseren E-Trucks setzen wir auch beim eActros LongHaul auf frühzeitige Praxistests bei Kunden. So können unsere Ingenieure die wertvollen Erkenntnisse aus dem Realbetrieb – insbesondere auch im Hinblick auf das Hochleistungsladen – direkt in die Entwicklung des Serienfahrzeugs einfließen lassen. Wir freuen uns sehr über die geplanten Partnerschaften mit Amazon und Rhenus.“
„Amazon hat sich dazu verpflichtet, bis 2040 im gesamten Unternehmen CO2-neutral zu werden, also Netto-Null. Der Transportbereich ist zentral auf diesem Weg. Wegen der bestehenden Reichweitenbeschränkungen von Batterien ist der Ladeprozess hierbei eine zentrale Herausforderung, die wir angehen müssen. Der Aufbau von Lösungen zum Hochleistungsladen ist ein vielversprechender Ansatz und wir freuen uns, ihn gemeinsam mit unseren Partnern zu testen“, so Andreas Marschner von Amazon Transportation Services.
Sascha Hähnke, Geschäftsführer Rhenus Transport: Natürlich bildet das sogenannte Depot-Laden die Basis für den Einsatz batterieelektrischer Nutzfahrzeuge. Aber wenn wir in Deutschland zukünftig deutlich höhere Stückzahlen flächendeckend und vor allem auch auf weiteren Distanzen einsetzen wollen, werden wir jede weitere Ladealternative nutzen müssen. Und dazu gehört selbstverständlich auch das Hochleistungsladen unterwegs und im besten Fall in den gesetzlich festgelegten Ruhezeiten. Nur so können optimale Kapazitätsauslastungen der Lkw erreicht werden.“
Praxiseinsatz Teil des Projekts „HoLa“
Amazon und Rhenus planen, den eActros LongHaul als Teil des Versuchsprojekts „Hochleistungsladen im Lkw-Fernverkehr“ (HoLa) zu testen. Ziel von HoLa ist der Aufbau, Betrieb und die wissenschaftliche Begleitung einer Hochleistungs-Ladeinfrastruktur für den batterieelektrischen Fernverkehr. Am Projekt sind neben Daimler Truck weitere Konsortialpartner aus Industrie und Forschung beteiligt. An mehreren Standorten entlang der A2 zwischen Berlin und Nordrhein-Westfalen werden dafür zunächst CCS-Ladesäulen installiert. Im weiteren Projektverlauf sollen die Standorte mit Ladesäulen, die das „Megawatt-Charging-System“ (MCS) ermöglichen, ausgestattet werden.
Die Ladepunkte von HoLa sollen an Standorten entlang der A2 installiert werden. Diese befinden sich sowohl direkt an der Autobahn als auch in Logistikzentren. Ein Fokus liegt bei der Erprobung auf dem Schnellladen von E-Lkw: Die Batterie-Fahrzeuge sollen innerhalb der gesetzlichen Pausenzeit von 45 Minuten mit hoher Leistung geladen werden können.
Im eActros LongHaul kommen Batterien mit Lithium-Eisenphosphat-Zelltechnologie (LFP) zum Einsatz. „Diese zeichnen sich vor allem durch eine hohe Lebensdauer und mehr nutzbare Energie aus“, so Mercedes. Die Reichweite mit einer Batterie-Aufladung in Verbindung mit dem Megawatt-Laden soll Gesamtreichweiten auf dem Niveau konventioneller Lkw und damit den Einsatz im Zweischichtbetrieb ermöglichen. Die Batterien des eActros LongHaul sollen sich in der Serie an einer Ladesäule mit etwa einem Megawatt Leistung in deutlich unter 30 Minuten von 20 auf 80 Prozent aufladen lassen.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Der Artikel zeigt doch schön, dass wohl so langsam die Erkenntnis reift, dass der reine Batteriebetrieb auch bei LKW im Fernverkehr auf der Zielgeraden ist. Denn was nützt eine schnelle H2-Betankung, wenn der Fahrer ohnehin gesetzliche vorgegebene Fahrpausen einlegen muss, in denen locker die Batterien wieder aufgeladen werden können.
Ja, der jahrelange mühsame Weg von der Einstellung „Batteriebetrieb für LKW geht gar nicht“ bis jetzt „Wir sehen Chancen für reinen Batteriebetrieb sogar im Fernverkehr“ scheint langsam an sein Ende zu kommen, endlich.
Tschüss, teure Brennstoffzelle!
Freue mich schon auf den nächsten Artikel zu diesem Thema.
Homeister meint
Ist 3750 kw sind die in 12 Minuten voll …. Die Pause ist 45 Minuten ….
Das sollte reichen ;-)
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Und wer bitte plädiert noch für Wasserstoff bei schweren Lkw? Und warum?
Steven B. meint
Alle Produzenten von LKW haben sowohl elektro- und wasserstoffbetriebene fahrzeuge entwickelt, ALLE! mercedes hat auch eine Strategie, Mittel- und Kurzstrecken werden Batterietechnische Lösungen beinhalten und Fernverkehr wird auf die Brennstoffzelle zurückgreifen. Ladestationen beider Energien soll es jeweils im depot und beim Kunden geben, so dass die Wartezeit verkürzt wird und die Weiter- bzw. Rückfahrt gewährleistet ist. Scania wird hier ebenso in diese Richtung gehen. Warum? Weil es so am vernünftigsten ist! Es wird sich ein Mix der Energieträger einstellen und das ist die Quintessenz. Lebt damit oder lasst es, es bringt nur nichts jeden Artikel neu zu bewerten, denn der Inhalt wird sich deswegen nicht verschieben.