Die Prüfgesellschaft Dekra richtet ihr Geschäft verstärkt auf Elektromobilität aus. Neben der Mobilität der Zukunft mit zunehmend elektrischen, automatisierten und vernetzten Fahrzeugen sieht die Expertenorganisation weitere Wachstumschancen insbesondere in den Feldern Cybersicherheit und Nachhaltigkeit.
Neue Antriebstechnologien werden zusammen mit der Digitalisierung und neuen Mobilitätsangeboten das Kfz-Prüfgeschäft mittel- bis langfristig verändern. Dekra-Vorstandschef Stan Zurkiewicz sieht darin mehr Chancen als Risiken und investiert in den weiteren Ausbau des Dienstleistungsangebots. Dazu gehört ein patentierter Schnelltest für die Antriebsbatterien von gebrauchten Elektrofahrzeugen. Damit lässt sich laut dem Unternehmen innerhalb von 15 Minuten ein präziser Wert zur Restkapazität („State of Health“) ermitteln.
Vor dem Hintergrund der stetig wachsenden Zahl an neuen E-Fahrzeug-Modellen hat die Dekra zudem entschieden, am Dekra Technology Center einen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag in ein Testzentrum für Antriebsbatterien zu investieren. Die neue Einrichtung soll 2024 am Standort Klettwitz am Lausitzring ihren Betrieb aufnehmen. Sie soll Antriebsbatterien im Rahmen der Entwicklungsbegleitung, der Homologation und Typprüfung sowie der Qualitätssicherung prüfen und zertifizieren.
Am Standort Arnheim wurde 2022 eine neue Freiflächen-Testanlage zur Messung der elektromagnetischen Verträglichkeit von großen Fahrzeugen wie Elektrobussen oder Elektro-Lkw eingeweiht. In Klettwitz ist ein Prüfstand für Elektromotoren und Antriebsachsen in Betrieb gegangen. Im Auftrag der California Energy Commission hat die Dekra in der San Francisco Bay Area ein „Vehicle-Grid Innovation Laboratory“ errichtet. „Dank der Services des Labors lassen sich die Interoperabilität der Ladeinfrastruktur verbessern und sichere Vehicle-to-Grid-Lösungen einführen“, heißt es.
Auch Wasserstoffwirtschaft im Fokus
Speziellen Handlungsbedarf sieht der Dekra-Chef beim Aufbau einer künftigen Wasserstoffwirtschaft: „Wenn wir den Übergang zu einer wasserstoffbasierten Zukunft beschleunigen wollen, müssen wir die Investitionen in die Wasserstoffinfrastruktur erhöhen und einen umfassenden Rechtsrahmen schaffen, um eine sichere Einführung der Technologie zu gewährleisten.“ Dann könne grüner, also umweltfreundlich erzeugter Wasserstoff dank vielfältiger Einsatzmöglichkeiten eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung des Klimawandels spielen.
Man beschäftige sich bereits beispielsweise mit kommenden Prüfstandards für Gashochdruckleitungen und habe einzelne Leitungen für Wasserstoff in Deutschland qualifiziert, so die Prüfer. Auch die Abnahme von H2-Tankstellen sei möglich. „Beim Thema Wasserstoff setzen Automobilhersteller und Zulieferer ebenfalls auf das Dekra Technology Center. Im dortigen Antriebsstrang- und Abgaslabor wurden beispielsweise vor der Einführung der Demoflotte des BMW iX5 Hydrogen die Herstellerangaben zu den Verbrauchswerten des Fahrzeugs unabhängig überprüft. Das ist eine wichtige Voraussetzung für die behördliche Zulassung der Kleinserie“, erklärt das Unternehmen.
Als Partner betreut die Dekra im Rahmen einer Kooperation mit dem Start-up Hylane zudem die erste kommerzielle Vermietflotte von Wasserstoff-Nutzfahrzeugen in Deutschland. Die Flotte umfasst zunächst 44 Lkw unterschiedlicher Hersteller und wird an Kunden in ganz Deutschland vermietet.