Die EU-Kommission hat der Bundesregierung die Erlaubnis gegeben, die Errichtung von Tausenden Schnellladepunkten mit 1,8 Milliarden Euro zu fördern. Mit der nun abgeschlossenen beihilferechtlichen Prüfung in Brüssel hat das sogenannte Deutschlandnetz einen weiteren Schritt genommen. „Die Regelung ist erforderlich und geeignet, um den Ausbau der Schnellladeinfrastruktur in großem Maßstab voranzutreiben“, teilte die Kommission mit.
Mit dem Deutschlandnetz will die Bundesregierung ein flächendeckendes Ladenetz mit HPC-Säulen (High Power Charging) für Elektroautos forcieren – auch dort, wo ohne staatliche Unterstützung aus wirtschaftlichen Gründen sonst keine Stromtankstellen von Betreibern aufgestellt würden. An den mehr als 1000 Standorten entlang der Hauptverkehrsachsen und im urbanen und ländlichen Raum sollen 8500 Ladepunkte mit über 200 kW Ladeleistung entstehen. Insgesamt sind im Bundeshaushalt für das Deutschlandnetz zwei Milliarden Euro vorgesehen.
Bei einigen Ladesäulen-Betreibern stößt das Projekt auf Widerstand, sie hatten deshalb auch Beschwerden bei der EU-Kommission eingereicht. Die Firmen bemängelten, dass Deutschland mit dem geplanten Ladenetz gegen europäisches Recht verstoße. Das Deutschlandnetz sei eine Beihilfe, also eine staatliche Subvention, zugunsten einzelner Unternehmen oder Wirtschaftszweige, die zu Wettbewerbsverzerrungen führen kann. Die Bundesregierung hätte das Deutschlandnetz als Beihilfe bei der EU-Kommission anmelden müssen, so die Beschwerdeführer. Das habe die Regierung aber nicht getan.
Beim Deutschlandnetz bezahlt der Bund den teilnehmenden Unternehmen die Errichtung der Ladestandorte und übernimmt die Betriebskosten für acht Jahre. Danach müssen die Unternehmen den Betrieb selbst finanzieren. Zentrale Voraussetzung für die künftigen Betreiber ist eine von der Politik festgelegte Preisobergrenze. Diese wird bisher auf 44 Cent pro Kilowattstunde (kWh) beziffert. Vor allem letzteres wird von Firmen bemängelt, weil es der Marktwirtschaft nicht gerecht werde.
„Deutschland hat ausreichende Sicherheitsvorkehrungen getroffen, um sicherzustellen, dass die Regelung nur begrenzte Auswirkungen auf Wettbewerb und Handel innerhalb der EU hat“, hieß es nun aus Brüssel. „Das Programm steht allen in der Branche tätigen Unternehmen offen, und die Begünstigten werden nach einem offenen, transparenten und diskriminierungsfreien Ausschreibungsverfahren ausgewählt. Darüber hinaus stellen die deutschen Behörden sicher, dass die Preise denen vergleichbarer bestehender Infrastrukturen entsprechen.“
Mit der beihilferechtlichen Genehmigung ist nun eine weitere Hürde auf dem Weg des Deutschlandnetzes überwunden. Welche Unternehmen unterstützt werden, wird durch zwei bereits im letzten Jahr gestartete Ausschreibungen festgelegt.
Kasch meint
Was technisch mit dem Deutschlandnetz zu den ohnehin schon sinnlos überteuerten Säulen hinzukam, ist ein kleines Kartenlesegerät. Ein aufgesetztes Kästchen, nicht wetterfest, dafür teuer in Anschaffung und Betrieb (volle Kreditkartensicherheit). DC Stromdirektverkauf über dieses Kästchen bietet meines Wissens derzeit nur Aldi an. Der teure Förderklimbim läuft 8 Jahre und wird danach hoffentlich vollständig entsorgt. Ist ja nicht so, als hätte nicht ein US-Hersteller längst die wirtschaftlichste Lösung in Betrieb.
Tom meint
Wie wirtschaftlich ist denn die Lösung des US-Herstellers?
Kasch meint
Hardware in Massenproduktion aus China, spartanisch ausgestattet, schätzungsweise um die 5000 Euro pro Stück. EINE zentrale Stelle, die weltweit Strom an jeweiliger Börse einkauft, immer prozesssicher per Fz- und damit Kundenzuordnung verkauft. Abgabepreise ebenfalls beliebig an jedem Park, ggf. an jeder Säule in kürzester Zeit, ohne Zeitaufwand steuerbar, an Börsenpreise anpassbar, oder um Auslastung in kürzester Zeit zu steuern. Stromein- und verkauf vermutlich weltweit KI-gesteuert mit minimalstem Arbeitsaufwand.
Da benötige ich nicht seitenweise Zahlen aus aller Welt, um zu schnallen, dass kein anderes System bezüglich Wirtschaftlichkeit auch nur in die Nähe von Tesla kommt.
MichaelEV meint
Alles richtig;-), aber haben sie eine Herleitung zu den 5000€? Das wäre schon wirklich extrem wenig.
Fun Fact: Ein kleiner Anbieter will ja seine Lademöglichkeiten bei Hotels und Co. positionieren und plant, gegen die Tesla Destination Charger vorzugehen. Dort kostet ein AC-Charger angeblich auch stolze 5000€ (statt einem Zehntel der bisherigen Lösung). In Deutschland unternimmt man wirklich alles, um es sich möglichst schwer und maximal teuer zu machen.
Randy meint
“ schätzungsweise“
Aha, na dann…
MichaelEV meint
Da keine Supercharger verkauft werden, kann es nur ein „schätzungsweise“ geben. Es gab mal eine Zahl von glaub ich 12.000 $ pro fertigen Ladepunkt für einen Ladepark in den USA.
Selbst und in großen Mengen hergestellt, kostenseitig optimiert und technisch sind 4 Stalls ein 350kW-Lader mit 4 Kabeln. Dass das wesentlich günstiger sein wird als jeder Konkurrent ist nicht in Frage zu stellen.
M. meint
„Ein aufgesetztes Kästchen, nicht wetterfest, dafür teuer in Anschaffung und Betrieb (volle Kreditkartensicherheit).“
Es gibt kein Problem, das Kästchen wetterfest zu machen, wenn man will. Woher stammt die Info, dass „das“ Kästchen nicht wetterfest ist?
Wenn ich ein Ladenetzwerk nur für einen Hersteller aufbaue, kann ich an der Stelle natürlich einfach verlangen, dass alle Kunden diese eine App haben.
Das ist allerdings Unfug, wenn man 10 Anbieter haben will, die grob 25 verschiedene Kundentypen bedienen müssen, und NICHT verlangt werden kann, dass jeder Kunde jede App hat. Das wird insbesondere die Kunden interessieren, die gar nicht regelmäßig an Ladesäulen laden, sondern vielleicht nur 1x oder 2x im Jahr.
EC ist eine akzeptierte Zahlungsform, die auch ohne ein Smartphone funktioniert, und ohne eine App.
Wer alle Menschen zur E-Mobilität mitnehmen will, muss diesen Menschen entgegenkommen, und nicht verlangen, dass sie ihr Leben umkrempeln, sich ein Smartphone kaufen, um damit irgendwann vielleicht mal an einer Ladesäule zu bezahlen…
Bevor der Einwurf kommt: nein, ich rede gar nicht von mir. Aber ich schaue über meinen Tellerrand.
volsor meint
„Darüber hinaus stellen die deutschen Behörden sicher, dass die Preise denen vergleichbarer bestehender Infrastrukturen entsprechen.“ also heißt das jetzt die 0,44€ sind keine feste Obergrenze?
Tim Schnabel meint
Vwag und Konsorten werden schon dafür sorgen das man ohne monatliches Abo keinen Strom mehr unter 80cent/kWh mehr mehr bekommt. Wenn schon die teure Inspektion wegfällt und die Leute merken das ein Luftfilter Tausch zum Garantieerhallt Vera….ist dann muss man sie halt mit nem Abo abkassieren. MENSCH und wenn nix mehr geht dann meldet man solange Kurzarbeit an bis der Staat einknickt und wieder Geld locker macht
libertador meint
Wie das genau zu interpretieren ist wird man sehen. Es ist auch entscheidend, welchen Vergleich man wählt. Bei Ionity lässt sich durchaus auch für 0,44€/kWh zahlen. Wenn man zum Beispiel einen VW fährt, dann zahlt man ab geladenen 150 kWh im Monat 0,44€/kWh. Die Menge ist bei großen Fahrzeugen schon bei zwei bis drei Ladevorgängen erreicht. Dementsprechend erscheinen die 0,44€/kWh nicht total unüblich zu sein.
Michael Stück meint
Die 44ct waren nie als feste Obergrenze geplant, das hat der damalige Minister Andreas Scheuer schon bei der Vorstellung erklärt.
Die Obergrenze setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen, und da gehört auch der durchschnitlliche Beschaffungspreis für Strom dazu.