Daimler Trucks fährt derzeit sein Angebot an vollelektrischen Lkw hoch. Ab dem Ende dieses Jahrzehnts will auch Daimler Buses mit den Marken Mercedes-Benz und Setra rein batteriebetriebene Reisebusse anbieten. Zur Beschleunigung der Entwicklung hat sich Daimler Buses mit Forschungsinstituten und Praktikern aus der Branche zum Projekt Electrified Coach zusammengeschlossen – kurz ELCH. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert.
Stadtbusse mit Elektroantrieb wie der Mercedes-Benz eCitaro gehören in vielen deutschen und europäischen Städten bereits zum gewohnten Straßenbild. Die Entwicklung von elektrisch angetriebenen Reisebussen ist ungleich schwieriger. „Unabdingbar und teils gegensätzlich sind Anforderungen an große Reichweite im Fernverkehr, Flexibilität im Einsatz, Zwischenladungen für Batterien, hohe Zuladung und der Raumbedarf für Fahrgäste und Gepäck“, erklärt Daimler Buses.
Bisher sei es noch keinem Bushersteller gelungen, einen batterieelektrischen Reisebus zu entwickeln, der praxistaugliche Reichweiten und Verfügbarkeit für ein breites Spektrum der Einsatzbedingungen abdeckt. Michael Klein, Leiter Produktentwicklung und Produktion Daimler Buses: „Wir freuen uns als einziger Omnibushersteller unsere Entwicklungskompetenz in das Projekt ELCH einbringen zu können. Als technologischer Vorreiter der Branche gehen wir das Thema sowohl rasch als auch umfassend und praxisorientiert an.“
Ziel des Projekts ELCH ist die Entwicklung eines modular aufgebauten Antriebsstrangs einschließlich zweier emissionsfreier und praxisgerechter Demonstrationsfahrzeuge in den kommenden vier Jahren. Sie sollen im Anschluss unter realen Einsatzbedingungen erprobt werden.
Ganzheitlicher Ansatz
Zunächst soll in einer Konzeptphase im Modellversuch ein modular aufgebauter Antriebsbaukasten mit Blick auf Energieverbrauch, Reichweite, Fahrleistung und Batterielebensdauer untersucht werden. Dabei werden Synergien zu Komponenten aus dem Lkw-Bereich von Daimler Truck angestrebt. In die Ergebnisse sollen im zweiten Schritt Faktoren wie die Gesamtkosten, Umweltwirkung und die mögliche Integration in bestehende Betriebskonzepte von Busunternehmen einfließen. Auf Basis der Konzeptbewertung sollen dann zwei Prototyp-Antriebsstränge entwickelt und in Demonstratorfahrzeuge integriert werden. Damit soll dann eine Erprobung unter realen Einsatzbedingungen erfolgen.
Die Erkenntnisse aus dem Aufbau der Demonstrationsfahrzeuge sollen die Grundlage für die Planung kostengünstiger Produktions- und Montageprozesse elektrisch angetriebener Reisebusse bilden. „Dies ermöglicht in Kombination mit dem modular aufgebauten Produktansatz einen schnellen Produktionsanlauf“, so Daimler Buses. Der Bauraum der Fahrzeuge solle so weit wie möglich den heutigen Dieselbussen entsprechen. Außer deren Reichweite seien der Erhalt von Fahrgastkapazität inklusive der Zuladung für das Reisegepäck wichtige Voraussetzungen für den Erfolg von E‑Reisebussen.
Neben dem Antriebsstrang und der Batterietechnologie messen die Projektpartner den Themen Aerodynamik und Leichtbau eine zentrale Rolle bei. Zudem soll die Wirtschaftlichkeit der resultierenden Fahrzeugkonzepte aus Sicht der Betreiber bewertet und in der Konzeptdefinition berücksichtigt werden. Ziel sei es, kosteneffiziente Konzepte für einzelne Fahrzeuge und ganze Flotten von elektrisch angetriebenen Reisebussen für die verschiedenen Einsatzprofile zu identifizieren. Versuchsfahrten auf realen Kundenzyklen sollen die Grundlage für die Weiterentwicklung der Antriebsstränge hin zur Serienreife bilden.
Draggy meint
Wie ist das eigentlich mit Gewicht bei Bussen, haben die auch das 40 Tonnen Limit der Lkw? Wiegen tun die ja in der Regel unter 20 Tonnen, theoretisch könnte man die Reichweite dann einfach per brute Force erreichen, 15 Tonne Akku und fertig, Platz ist in den Dingern eigentlich kein Thema.