Daimler Truck hat Ende vergangenen Jahres erklärt, ab Ende dieses Jahrzehnts mit den Marken Mercedes-Benz und Setra auch rein batteriebetriebene Reisebusse anbieten zu wollen. Das Unternehmen Flix ist laut einer aktuellen Mitteilung maßgeblich an einem Projekt unter der Leitung von Daimler Truck zur Entwicklung eines vollelektrischen Antriebs für Fernbusse bis 2026 beteiligt.
Die Erprobung eines E-Antriebs mit zwei Prototyp-Bussen unter realen Bedingungen ist Teil des Projekts, „bei dem die Fachkenntnisse und das Know-how von Flix als Betreiber des weltweit größten Fernbusnetzes genutzt werden“, heißt es. Die Erkenntnisse aus dem Pilotprojekt sollen die Grundlage für die Planung kostengünstiger Produktions- und Montageprozesse elektrisch angetriebener Fernbusse bilden.
„Flix wird die Leistungen kontinuierlich auswerten und in Echtzeit feststellen, ob alle notwendigen Anforderungen erfüllt sind. Das Ziel ist es, eine langfristige Skalierbarkeit der Technologie für die FlixBus-Flotte zu ermöglichen“, so das Unternehmen. Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT), die Universität Mannheim und die Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau haben sich mit Flix und Daimler Truck zu einer branchenübergreifenden Allianz zusammengeschlossen, um an dem Projekt zu arbeiten.
„Wir glauben an die zukünftige CO2-Neutralität von Busreisen als eine Lösung zur vollständigen Dekarbonisierung des Reisens“, so der Gründer und CEO von Flix André Schwämmlein. „Seit der Gründung von FlixBus bemühen wir uns, unsere Umweltauswirkungen immer weiter zu reduzieren, indem wir alternative Antriebe erforschen, um unseren CO2-Fußabdruck kompensieren zu können. Mit Daimler Truck und dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT), der Universität Mannheim und der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau, die unsere Vision einer grüneren Zukunft im Transportwesen teilen, können wir nun einen weiteren Meilenstein auf dem Weg zur Dekarbonisierung verkünden.“
Mit dem Projekt wollen Flix, Daimler Truck und die Forschungspartner die technischen Schwierigkeiten überwinden, die dem Einsatz alternativer Antriebe auf Langstrecken bei Fernbussen entgegenstehen. Die größte Herausforderung besteht laut Flix darin, Langstreckeneffizienz und Betriebsflexibilität durch die Sicherstellung von Lademöglichkeiten und einer ausreichenden Kapazität für Passagiere und Gepäck zu gewährleisten.
Vom Konzept zum Prototyp
Bei dem gemeinsamen Projekt wird zunächst in einer Konzeptphase im Modellversuch ein modular aufgebauter Antriebsbaukasten mit Blick auf Energieverbrauch, Reichweite, Fahrleistung und Batterielebensdauer untersucht. In die Ergebnisse sollen im zweiten Schritt Faktoren wie die Gesamtkosten, Umweltwirkung und die mögliche Integration in bestehende Betriebskonzepte von Busunternehmen einfließen. Auf Basis der Konzeptbewertung sollen dann zwei Prototyp-Antriebsstränge entwickelt und in Testfahrzeuge integriert werden. Damit soll eine Erprobung unter realen Einsatzbedingungen stattfinden.
Die aktuelle FlixBus-Flotte wird als Datenbasis für die Ableitung von Betriebszyklen auf Fernlinien dienen „und Flix wird die Betriebseigenschaften der Technologie zeitnah bewerten, um auf die Resultate für einen möglichen Umstieg auf vollelektrische Fernbusse bereits in der Entstehung des Projekts reagieren zu können“, erklärt das Unternehmen. Flix werde außerdem an der Validierung des Testfahrzeugs unter realen Bedingungen beteiligt sein.
Flix testet verschiedene Lösungen für Dekarbonisierung. Unter anderem wurden bereits erste E-Bus-Pilotprojekte in Frankreich, USA und Deutschland durchgeführt. Das Unternehmen testet auch Solarpaneele und hat erste Biogas-FlixBusse eingeführt. Im Rahmen des geförderten Projekts HyFleet ist Flix zudem an der Entwicklung eines Wasserstoff-Brennstoffzellenbusses beteiligt. „Flix ist technologieoffen und rechnet mit einem zukünftigen Mix verschiedener Technologien in seinem Netz“, so das Unternehmen.
alupo meint
Gut so. Ich hoffe das klappt schnell. Und zwar halbwegs zeitnah.
Nicht dass wieder mal ein amerikanisches Unternehmen, also das, welches seit Ende 2022 seine batterieelektrische Zugmaschine mit über 800 km Reichweite bei Maximalbeladung verkauft, einspringen muss. Schwierig wäre das prinzipiell mit einem Bus sicherlich nicht, hat man doch inzwischen Erfahrung mit schweren LKWs in Verbindung mit großen Reichweiten (1000 km wäre sicher kein Problem, zumal ein Bus leichter ist als ein 40Diesel/41EV-USA/42EV-Europa Tonner).
Also ich drücke die Daumen dafür.
M. meint
Da sehe ich keine Gefahr, der Semi, der jetzt von Hand in äußerst überschaubaren Stückzahlen hergestellt wird, wurde vor einer halben Dekade erstmals vorgestellt.
Serie? Naja.
800 km Reichweite? Noch zu beweisen! Ein Video ist da etwas dünn, egal wie lang es ist. Wie wäre es mit unabhängigen Tests nach einer Norm?
Volle Beladung? Ja, auf das, was dort halt volle Beladung ist. Ist im Transportsektor aber nicht der Benchmark. ;-)
Falls man morgen bei Tesla auf die Idee kommt, einen Reisebus zu entwickeln, wird man den vielleicht 2024 vorstellen, aber vor 2030 braucht man davor nicht zu zittern.
Vorher kommt was aus China. 101%ig.
Werner Mauss meint
Elektrische Fernbusse gibt es bereits, die heißen Zug.
Jakob Sperling meint
Aus guten Gründen sind die aber nicht batterie-elektrisch.
Stefan meint
Es gibt batterie-elektrische Züge für Strecken, wo Bau und Wartung einer Oberleitung zu teuer wäre. siehe akkuzug nah sh in Schleswig-Holstein Stadler Flirt Akku.
Und der Mireo Plus B fährt in etwa einem Jahr in der Ortenau in Baden.
Fernbusse sind für Wenigzugfahrer oft preislich günstiger als die Bahn.
Jensen meint
Das dürfte wohl nicht bis zum Ende des Jahrzehnts dauern, Mercedes-Benz/Setra mit BEV-Reisebussen auf den Straßen zu erleben. Da es noch genügend andere (Bus)hersteller gibt, die den Verbrennerantrieb gegen Elektro austauschen können, wird das wohl automatosch schneller gehen.
Das Beispiel FlixBus als Linienanbieter ist eine gute Grundlage, an Hand der vorhandenen Strecken zu modellieren, welche Spezifikationen der Bus selbst haben sollte
und wo ggf. in Verbindung mit ohnehin stattfindenen Haltestops und Pausen nachgeladen werden kann und sollte.
Beim Reisebusverkehr der nicht auf Linien stattfindet gibt es ohnehin bei längeren Strecken
eingeplante Pausen die oft der lokalen Gastronomie dienlich sind. Der eine oder andere Wirt könnte somit gar auf die Idee kommen, Strom für den Bus während des Mittagessens der Fahrgäste bereitzuhalten. Die großen Raststätten können das sowieso.
CaptainPicard meint
Ui, da fällt eine weitere Domäne wo sich manche sicher waren dass sie nur mit Wasserstoff funktionieren wird. Zuerst die Stadtbusse, nun die Fernbusse.
Reiter meint
Technisch, physikalisch, finanziell, vom Platz her, ……und die Netze! Lustig, dass man sich das in diesem Forum jahrelang anhören musste, und nun gehts.
Mäx meint
Naja da muss man schon so fair bleiben und sagen, dass es mit der Technologie von vor 10 Jahren nicht ging.
Jetzt mit der Weiterentwicklung zeigt sich, dass es eben doch geht.
Kasch meint
Na dann schau mal über unsere Staatsgrenzen. Wie lange fahren vieeeele BYD-Busse weltweit schon rein elektrisch ?
Stefan meint
Die Reichweite älterer BYD-Busse war ziemlich niedrig.
Es funktioniert bei Fernbussen nicht, nach 2 h Autobahn 1 h Ladepause einzuplanen.
Mäx meint
Gehts hier um Linienbusse oder Fernbusse?
Auch in Deutschland fahren ein paar Linienbusse schon lange elektrisch.
Wirklich Kasch, manchmal…fast wie bei David.
Nochmal die Frage: Was ist mit dieser ominösen Klage gegen die EU?
Duesendaniel meint
Apropos Fairness: Das ist eben der Unterschied zwischen den vielen Menschen, die immer nur sehen, was gerade geht und den wenigen Visionären, die mit Mut und technischem Weitblick vorangehen. Glücklicherweise schaffen die das selbst gegen den Widerstand und den Spott der Masse, sonst säßen wir wohl noch immer in kalten Höhlen, wo selbst das Feuer noch Teufelszeug wäre.
Kasch meint
Gut, nochmal Mäx: die Klage ist vorbereitet und wird eingereicht, sobald der deutsche Staat Betreiber von öffentlichen Ladesäulen für „gesetzeswidrige Säulen“ zur Rechenschaft ziehen will.
Zum E-Bus: Will der Steuerzahler für lächerlichste Pilotprojekte blechen, meinetwegen. Dummes Gefieder sollte gerupft werden, wo auch immer möglich.
Kasch meint
Und Mäx, ich berichtete von einer vorbereiteten Klageschrift gegen Deutschland vor dem EUGH. Aber lass das lieber, bist geistig offensichtlich maßlos überfordert.
Mäx meint
Ach Mensch, ne Beleidigung…wie originell.
Fühlst du dich in deinem Internet Stolz beleidigt?
Kasch meint
Leider Fakt und keine Beleidigung, sorry.
Jakob Sperling meint
Niemand sagt hier, dass es geht. Man sagt nur, dass man es versucht und testet. Vor einem Jahr begannen ähnliche Versuche auch mit Brennstoffzellen-Technologie (ZF, Freudenberg, Bus-Hersteller und Flix).
alupo meint
Und die Stadt Wiesbaden hat sein H2-Brennstoffzellenbussprojekt (es waren glaube ich 6 Busse) eingestellt.
Viel zu teuer und die dazu gehörende 2,3 Mio.€ teure Tankanlage ist wohl zu oft ausgefallen und hat wohl endgültig ihren H2-Geist aufgegeben (Reparatur zu teuer? Ausfallzeiten zu hoch? bzw. nötige Vorhaltung von Ersatzbussen teuer. Wartung zu teuer? Brennstoffzellen halten bekanntlich nicht so lange. Unzuverlässig bei Minusgraden u.v.m.).
Da sowohl die Edelmetalle Platin als auch Iridium selten und somit teuer sind war die schon vor 200 Jahren entdeckte und seitdem beforschte Brennstoffzelle nie wirklich ein gangbarer Weg.
Jakob Sperling meint
Ich stelle mir gerade vor, wie ein Fernbus nach einem Schneesturm und einer Stunde Stau verzweifelt einen Schnelllade-Station sucht, wo die 50 Passagiere dann noch einmal eine gute Stunde warten dürfen.
Thomas meint
Das kennt man schon. Wenn den Wasserstoff-Fans die Argumente ausgehen werden irgendwelche abstrusen Szenarien bemüht. Und dabei vergessen, dass alle anderen Antriebe in solchen Szenarien ähnliche Probleme haben ;-)
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Der Fahrer eines H2-betriebenen Busses braucht gar nicht erst auf die Suche nach einer Tankstelle zu gehen; es gibt Deutschland-weit ja gerade mal unter 100 Tankmöglichkeiten. Und die H2-Nachfüllfahrzeuge dürfen bei Schneesturm auch keinen Nachschub mehr bringen, da Gefahrstofftransporter schon bei kleinen klimatischen Sondersituationen zur Risikominimierung gesetzlich gezwungen sind, rechts ran zu fahren und zu warten. Strom hingegen ist Deutschland-weit immer verfügbar.
alupo meint
Wenn es so kalt ist funktioniert die Brennstoffzelle auch nicht mehr gut (bzw. noch schlechter als bei +20°C), denn das entstehende Wasser muss in flüssiger Form abtransportiert werden, sonst gefriert es und die Zelle verstopft und funktioniert ganz einfach nicht mehr.
Aber technische Gründe gegen H2 zählen bei H2-Fanboys bekanntlich nicht. Wobei die Kosten ein Argument sind, zumindest wenn diese aus dem eigenen Konto beglichen werden müssten…. ;-).
Tommi meint
Ich stelle mir gerade vor, dass in einer Stunde Stau kaum Strom verbraucht wird. Bei der geringen Geschwindigkeit im Stau erhöht sich die Reichweite von Elektroautos. Sicher geht etwas für die Heizung verloren. Ganz abgesehen davon, dass man in der Regel einen gewissen Puffer in der Reichweite bis zur nächsten Lademöglichkeit vorsieht, wenn es denn doch etwas mehr werden sollte.
Sicher kann man sich Szenarien ausdenken, bei denen der Akku leer ist. Aber mit der Praxis hat das in der Regel wenig zu tun.