Volkswagen macht den Innenraum seiner Elektroauto-Familie ID. nachhaltiger: ID.3, ID.4, ID.5 und der kommende ID.7 erhalten 2023 „ausgewählte Innovationen“, die erstmals mit dem Elektro-Kleinbus ID. Buzz in Großserie gegangen sind, kündigten die Wolfsburger an.
„Durch den breiten Einsatz von recycelten Materialien und den tierlederfreien Innenraum in unseren ID. Modellen verbessern wir die Öko-Bilanz unserer Fahrzeuge weiter – und das bei hohem Anspruch an Wertigkeit und Langzeitqualität“, sagte Silke Bagschik, Leiterin der Baureihe E-Mobilität.
Im Innenraum des ID. Buzz setzt Volkswagen bereits neue Materialien ein, die nun schrittweise auch in den anderen Modellen der ID.-Familie Einzug halten sollen. So kommen im Innenraum des neuen „Bulli“ alternative Materialien aus Meeresplastik beziehungsweise alten PET-Flaschen zum Einsatz. Ein Sitzbezug besteht aus Seaqual-Garn, das zu 10 Prozent aus gesammeltem Meeresmüll und zu 90 Prozent aus recyceltem PES-Garn hergestellt wird. Das spart den Angaben nach in der Herstellung im Vergleich zu herkömmlichen Oberflächenmaterialien 32 Prozent CO2-Emissionen.
In Sitzbezügen mit ArtVelours Eco beträgt der Recycling-Anteil laut VW 71 Prozent. Zudem bestehen die Oberflächen des Dachhimmels und des Bodenteppichs im ID. Buzz komplett aus recyceltem Polyester. Auch in der Dämmschicht des Teppichs stecken recycelte Kunststoffe. Das Gleiche gilt für Bauteile wie die Unterbodenverkleidung und die Radhausschalen.
Bis 2030 sollen bei Volkswagen die CO2-Emissionen pro Fahrzeug um 40 Prozent sinken. Spätestens 2050 will das Unternehmen bilanziell klimaneutral sein. „Um diese Ziele zu erreichen, analysiert und optimiert VW den kompletten Lebenszyklus der Fahrzeuge: von der Grundlagenforschung über die Entwicklung und Produktion bis hin zur Wiederverwertung nach Nutzungsende. Dabei strebt Volkswagen geschlossene Materialkreisläufe für alle eingesetzten Rohstoffe an“, heißt es.
Ephi meint
Ich verstehe den postitiven Umweltgedanken beim Verzicht auf „echtes“ Leder nicht.
Leder ist ein „Abfallprodukt“ der Nahrungsmittelindustrie – das immer anfällt, wenn geschlachtet wird. Mit Ausnahme der Pelzproduktion (Hermeline, Nerze usw.) werden keine Tiere geschlachtet, um Leder zu bekommen – das ist ein „Abfallprodukt“.
Nützt man das sowieso anfallende Leder also nicht, wird es vernichtet, bestenfalls noch irgendwo verbrannt. Früher konnte man als Teil der wertschätzenden Verwendung von Tieren auch die Haut noch verkaufen – jetzt bezahlt man für die Entsorgung – ein trauriger Umgang mit einem höchst hochwertigen Produkt der Natur.
Im Gegenzug dazu muss aus Erdöl mit Hilfe von viel Energieeinsatz (auch Öl und Gas) eine künstliche Membrane hergestellt werden, die letztlich vielleicht auch noch irgend wo in den Weltmeeren herumschwappt – Microplastik lässt grüßen. Recycling-Kunststoff? Glaub ich nicht daran, da sind vielleicht ein paar Prozent davon beigemischt, um dem Kind einen Namen zu geben (wird dann gerne in Kunststofflaschenanzahl angegeben, z.B. 50 Flaschen pro Sitzbezug).
Ist zwar ein bisschen Nebenschauplatz jetzt bei der Meldung von VW – aber diese in letzter Zeit immer öfter anzutreffende vermeintlich bessere Ökobilanz mit Kunststoffeinsatz stößt mir immer wieder sauer auf.
Abgesehen davon bevorzuge gegenüber Leder auch Stoffe am Autositz, am besten mit hohen Wollanteil und Sommers kühl und Winters warm.
M. meint
Das Problem: mit Leder kann man den Sitzbezug nicht mehr „vegan“ nennen.
Veganes Leder gibt es zwar auch nicht wirklich, aber zumindest im Marketing klingt es gut.
Bis man sich fragt, was an Erdöl vegan ist.
Alte Kunststoffflaschen u.ä. sind das aber auch nicht, aber das finde ich positiv – sobald kein Erdöl mehr verwendet wird.
Baumwolle und ähnliche Stoffe gehen aber auch.
Klar, auch da gibt es Umweltsünden, aber bei Klamotten stört das ja auch kaum jemand.
EdgarW meint
Schön schön, aber bei aller Kritik, was das Konzernmitglied Skoda so „böseböse“-designmäßig verzapft (meine persönliche irrelevante Meinung, mein Octavia II Facelift hat mir hingegen noch wsehr gut gefallen): Beim Eniyaq kann man auch die teuerste Variante ganz ohne Lder oder Pseudoleeder oder gut oder schlecht gemachtes „veganes“ Leder kaufen, sondern einfach mit dem, was bei Saukälte und krasser Hitze einfach am besten ist: Richtig gute Stoffsitze. Sogar echte Wolle in der teureren der beiden Varianten. Leder-Sitze sind aus meiner Sicht einfach nur Pseudo-muss-ich-auch-haben-weil-ist-doch-irgendwie-ganz-toll-Premium-Gedöns. Bei Frost erstmal arschkalt, bei starker Sonneneinstrahlung erstmal brüllend heiß. Klar, kann man mit Vorklimatisierung gegenankämpfen, kostet aber halt sinnlos Energie und Effizienz ist IMMER eine gute Sache – erneuerbare Energie gibt es nunmal nicht im Überfluss, unschädliche schon garnicht (Wind, Wasserkraft, auch solar haben immer auch negative Nebeneffekte, sehr viel schlimmere natürlich fossile und nukleare Energieträger, aber dennoch), effizienter genutzt kommt man mit jeder Akkugröße weiter und jede Ladeleistung führt dann zu mehr Reichweite pro Nachlade-Minute.
Für mich ist dieses ganze Rumgeledere einfach eine billige Modemasche. In jeder Gurke gibt’s für’n paar Penunzen Leder oder sowas ähnliches, das ist sowas von KEIN Premium-Merkmal. So wenig wie mit Pseudo-Metallisierung überzogenes Plastik, das sich mit der Zeit abgrabbelt und genauso wenig wie der scheinbar ewige unsägliche „Klavierlack“.
So, musste mal wieder raus :-)
Und ja, es gibt Gegenargumente, wie etwa, dass sich glatte Oberflächen leichter reinigen lassen. Ich hab keine Kinder, die auf Rücksitze kotzen oder sonst was für Sauereien anstellen ;-) Also bitte, Gesagtes ist eine rein persönliche, subjektive Sichtweise.
Und ja, ich beziehe mich jetzt nicht auf Lenkräder oder Seiten- oder Armaturen-Beplankungen, da fand ich gut uterschäumte Oberflächen oder auch gut gemachte Leder-Bepolsterungen immer angenehm.
EdgarW meint
P.S.: Ich musste in meinem Ioniq Leder mitkaufen, da die Top-Ausstattung in 3 Monaten zu haben war, die Eins-Niedriger-Ausstattung mit Stoffsitzen leider erst nach deren 12. Ja, das war auch 2018 schon so. Hätte ich gern abgewählt gehabt. Immerhin wurde ich nicht zu nem Schiebe- oder Panoramadach genötigt, noch so’n tolles gerne mal Zwangs-„Feature“ bei besseren Ausstattungen :-D
Kasch meint
Immerhin, so lassen sich die Karren nach kurzer Lebensdauer teils umweltfreundlicher entsorgen, oder gar teils wieder recyceln.
OpaTesla meint
MB-Tex sag ich nur.
Mein Benz hatte dieses „Kunstleder“ 1978 als Aufpreis.
Sieht immer noch schick aus. Farbe Dattel.
Powerwall Thorsten meint
Prinzipiell finde ich ja Nachhaltigkeit immer sehr positiv, aber was sagen die Kommentatoren, die immer über die (übrigens sehr bequemen) „Plastiksitze“ in BEVs des Marktführers hergezogen haben zu folgendem Zitat des Artikels:
„ Durch den breiten Einsatz von recycelten Materialien und den tierlederfreien Innenraum in unseren ID. Modellen verbessern wir die Öko-Bilanz unserer Fahrzeuge weiter“
Läuft man da nicht irgendwie auch nur wieder hinterher, wie auch schon bei den „hässlichen großen Displays“ oder der Ladeplanung auf Langstrecken, oder dem Höhenprofil, der Vorkonditionierung der Batterie im Winter, dem Dogmode oder Campmode, usw. usw.
Aber hey, Nachhaltigkeit – übrigens auch im Verbrauch- sind ja, wie schon gesagt, immer ehrenwerte Ziele.
Robert Staller meint
Plastiksitzbezüge gab es bei VW schon vor Jahrzehnten, unbequem sind die nur bei deinem “ Marktführer“, und da nicht mal aus Recycling Material.
Envision meint
Wusste auch nicht das Tesla „Kunstleder“ erfunden hat, gabs bei anderen schon lange, sah halt nur nicht so billig aus und nannte sich dann Alcantara oder Sensatec, hatte ich schon vor 15 Jahren und fands ganz gut, aktuell ziehen halt viele Hersteller noch Recycling Materialien dazu, da ist Tesla aber auch alles andere als führend…
BTW ob nun vom Nachhaltigkeitsgedanken Materialien aus Kunststoff besser als tierische Produkte sind kann man auch drüber streiten….
M. meint
Es gibt auch Videos, z.B. vom Model X, wo diese Kunstledersitze nach kurzer Zeit einreißen.
Nachhaltig ist da nur die Reaktion von Tesla: „passt so, Kunde selbst schuld“, also gibt es keinen Austausch.
Allerdings kann man ja hoffen, dass sich die Materialien weiter entwickelt haben. Wobei der Sprung auf Recyclingmaterial dort noch ausbleibt, da nimmt man bisher Erdölprodukte.
Freddy K meint
Wieso hinterher? Tesla verwendet ja nichtmal recyceltes Material. Nachhaltigkeit ist da ein grosses
Fremdwort. Aber schön das es Netflix und DogMode gibt. Für den Hund sehr interessant.
DerMond meint
„Prinzipielll gut“ nutzt wenig wenn die Leute in Umfragen das fordern und toll finden, im Verkaufsraum dann aber keine Lust mehr auf Kompromisse oder höhere Kosten hat.
hu.ms meint
Einfach nur lustig, wie Thorsten die tesla-besonderheiten (dog-mode) als errungenschaftten darstellt, die alle autos haben müssten.
Völlig der realität entrückt in der tesla-blase.
Ola meint
Thorsten hat recht. es ist auffällig, dass man Tesla immer mehr nachmacht. Ist ja nicht schlimm. Die Chinesen machen es genauso.
M. meint
Du meinst die Ladeplanung, die nur mit SCs geht?
Dogmode heißt bei mir „Standlüftung“.
Wow. Das sind Innovationen!
Und ja: Kunstleder ist Plastik. Üblicherweise aus Erdöl. An der Stelle schnell auf Tablets verweisen. Läuft. :-)