Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) drängt auf ein „deutlich stärkeres Engagement“ des Bundes bei der E-Bus-Förderung. „Die Zeit des Zögerns – das ist jetzt klargeworden – muss vorbei sein“, sagte VDV-Präsident Ingo Wortmann.
Der Verkehrssektor werde die Ziele des Bundes-Klimaschutzgesetzes bis 2030 nicht erreichen, da die bislang beschlossenen Instrumente unzureichend seien. „Zudem nehmen wir zur Kenntnis, dass die EU-Kommission ab 2030 nur noch lokal emissionsfreie Stadtbusse zulassen möchte. Die Hersteller prüfen, ob sie das Ende der Stadtbus-Produktion für Diesel vorziehen, denn die strenge Clean Vehicles Directive gilt – und die Verkehrsunternehmen bauen, wo es geht, Betriebshöfe um- und aus, qualifizieren die Mitarbeiterschaft“, so Wortmann.
Die Förderkulisse des Bundes werde den eigenen Zielen nicht gerecht. Gegenwärtig lägen dem Bundesverkehrsministerium 2500 Förderanträge für E-Busse vor, der Haushaltstitel sei deutlich überzeichnet. „Unterdessen schlägt der Bund im Klimaschutzprogramm bis 2030 vor, insgesamt 8.000 E Busse deutschlandweit zu beschaffen. Die Branche steht dafür bereit!“, erklärte der VDV-Präsident. „Dies wird unter anderem durch die angekündigten Rekord-Teilnehmer- und Ausstellerzahlen auf der VDV-Elektrobuskonferenz mit Fachmesse dokumentiert.“
„Wir müssen die verbleibenden Jahre bis 2030 zum Jahrzehnt des E-Busses machen, denn erst zeitversetzt greifen die Infrastruktur-Vorhaben bei der Eisenbahn und den Stadtbahnen“, sagte Wortmann. „Bereits jetzt sehen wir rund 1.900 batterieelektrische Busse auf deutschen Straßen, rund 70 mit Brennstoffzelle und wenige Plug-In-Hybride, hinzu kommen die klassischen Oberleitungsbusse.“
Seit 2021 dürfen gemäß der „Clean Vehicles Directive“ nur 55 Prozent der Neubeschaffungen Dieselbusse sein. Der Rest muss gemäß Richtlinie „sauber“ sein, also auf alternativen Energie- und Antriebskonzepte basieren und zur Hälfte vollständig emissionsfrei sein. Ab 2026 erhöht sich diese Quote auf 65 Prozent.
Laut dem VDV können weder Verkehrsunternehmen noch Kommunen die hohen Umrüstungsinvestitionen bei der Infrastruktur oder bei der Neuanschaffung der kostspieligen E-Busse aus eigener Kraft schultern. Der Branchenverband weist darauf hin, dass es bei der Umstellung auf klimaneutrale Antriebe nicht mit der Fahrzeugbeschaffung getan sei.
„Das Verkehrsunternehmen vor Ort und die Aufgabenträger müssen zunächst, in Abhängigkeit von den Rahmenbedingungen vor Ort, die grundlegende Systementscheidung – etwa Wasserstoff oder Batterieelektrik – treffen. Ist die Planung ausgereift und steht auch die Finanzierung, werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Hochvolttechnik weiterqualifiziert und Betriebshöfe um- und ausgebaut. Erst dann starten die eigentliche Busbeschaffung und der Probebetrieb, bevor es in den Realbetrieb geht. Angesichts dieser unabdingbaren Meilensteine brauchen wir heute vom Bund die Planungssicherheit, dass jedes Verkehrsunternehmen, ob groß oder klein, diesen Weg zügig beginnen kann“, so Wortmann abschließend.
Kasch meint
Und die BYD-Busse sind weltweit schon lange problemlos bestellbar, also wenn man denn wirklich wollte.
Robert Staller meint
in Lyon wurden die BYD Busse stillgelegt, es gab zu viele Ausfälle und Brände.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Wann war das nochmal? Ah, 2015. Jetzt weiß ich, in welcher Zeit du gerade so lebst …
Cadrick Bauer meint
War das nicht ein Modell von Bombardier??
Tommi meint
Statt russisches Gas kaufen wir dann chinesische Autos. Man sollte die europäische Autoherstellung nicht vernachlässigen.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Die europäischen Autohersteller vernachlässigen sich schon selbst, indem sie nur noch in der Luxusklasse antreten. Der Kunde hat hier keine Chance, korrigierend einzugreifen.
Jörg2 meint
Tommi
Die BYD-Busproduktion für Europa erfolgt in Europa.
Also: Arbeitsplätze, Sozialabgaben…. alles in Europa.
Kasch meint
Wer bei uns Steuern zahlt, darf die europäische Autoherstellung noch sehr großzügig subventionieren, keine Sorge :-)
David meint
Das ist schön, dass der VDV ein paar Jahre nach der Verabschiedung jetzt endlich die Gesetze verstanden hat, die ihn gegen den Willen seiner Mitglieder zwingen, die Dieselschleudern zu ersetzen.
libertador meint
Für Klima- und Umweltschutz sind Busse extrem wichtig. Die Fahrzeuge werden jeden Tag sehr viel genutzt. Darum ist hier jeder Akku wichtiger als in PKWs. Die Aufmerksamkeit ist allerdings geringer. Darum ist es wichtig, dass hier politisch die Weichen gestellt werden.
Industripolitisch ist eine Schwierigkeit, dass die chinesischen Hersteller hier viel mehr Erfahrung haben, da sie bereits viele Busse im Einsatz haben.
Daniel S meint
Jetzt ist es also ein Problem wenn ausländische Firmen sich Know-How angeeignet haben das unserem eigenen voraus ist. Niemand hat unsere Firmen gezwungen, sich dieses Know-How nicht zuzulegen. Das haben sie selber nicht gewollt.
Fazit: Leistung soll belohnt werden – aber nicht für alle gleich?
David meint
Das wird hier einseitig gesehen. Innovationsführer ist Mercedes mit dem eCitaro mit 442 kWh ….Feststoffakku. Und der fährt schon seit zwei Jahren bei deutschen Stadtwerken. Geht also!
Torsten meint
Naja, die LMP-Batterien haben in der Branche schon einen gewissen negativen Ruf. Wirklich Feststoffbatterien sind es zudem auch nicht. Innovationsführer sind die Evobusse ganz bestimmt nicht.