Ford investiert viel Geld und akzeptiert vorübergehend hohe Verluste, um sein Angebot auf Elektroautos umzustellen und so zukunftsfähig zu machen. CEO Jim Farley sieht bei der Elektromobilität vor allem auch aufstrebende chinesische Wettbewerber als Gefahr für den weiteren Erfolg des US-Traditionskonzerns.
„Wir sehen die Chinesen als den Hauptkonkurrenten, nicht GM oder Toyota“, sagte Farley bei einer Konferenz mit Blick auf den Elektroauto-Markt. „Die Chinesen werden das Kraftpaket sein.“ Die Volksrepublik habe einige der besten Batterietechnologien und dominiere die Produktion von Elektrofahrzeugen. Die Unternehmen BYD, Geely, Great Wall, Changan und SAIC gehörten zu den „Gewinnern“ unter den chinesischen Automobilherstellern.
Um chinesische Marken zu schlagen, braucht Ford laut Farley ein unverwechselbares Markenimage, das es seiner Meinung nach hat, oder niedrigere Kosten. „Aber wie kann man sie bei den Kosten schlagen, wenn sie fünfmal so groß sind wie wir?“, so der Manager. „Die Europäer haben sie reingelassen – und jetzt verkaufen sie in großen Mengen in Europa.“
Einige chinesische Hersteller sind bereits in Europa aktiv. Die befürchtete Welle von besonders günstigen, dabei aber attraktiven E-Autos hat es zwar noch nicht gegeben. Der bisherige Export erster Modelle dient jedoch zunächst nur dem Kennenlernen des Marktes und der Prioritäten der Kunden. Es wird erwartet, dass zunehmend elektrische Autos aus China nach Europa kommen, die preislich deutlich unter denen der lokalen Marken liegen.
Damit Elektroautos aus chinesischer Produktion in den USA nicht dominant werden, hat die Regierung umfassende Fördermaßnahmen eingeführt. Damit soll die Produktion von Elektroautos und der Batterien dafür in den Vereinigten Staaten attraktiver gemacht werden. Die EU prüft als Reaktion darauf nun weitere eigene Unterstützung der hiesigen Automobilbranche.
Das aktuelle Elektroauto-Angebot von Ford ist noch überschaubar, aber durchaus beliebt. Das Portfolio soll in den nächsten Jahren deutlich ausgebaut, dabei aber kosteneffizienter realisiert werden. Bisher verliert der US-Hersteller mit seinen Vollstromern noch viel Geld.
In Europa will Ford ab 2030 nur noch Elektroautos verkaufen. Weltweit möchte das Unternehmen bis 2026 eine jährliche Produktion von mehr als zwei Millionen Elektrofahrzeugen erreichen. Bis 2030 soll der E-Anteil auf die Hälfte ansteigen. Dazu setzt der Konzern verstärkt auf eigene Technik, erhält aber auch von Volkswagen dessen E-Auto-Baukasten MEB für zwei Europa-Modelle.
Jeff Healey meint
„Die Volksrepublik habe einige der besten Batterietechnologien und dominiere die Produktion von Elektrofahrzeugen.“
Dem ist nur wenig hinzuzufügen:
Europäer und Amerikaner haben kolossal verpennt.
Game over.
elbflorenz meint
Japan fehlt noch in der Verpennerliste …
Jeff Healey meint
Ja. Die kann man getrost dazuzählen.
Ich bin mir jedoch relativ sicher, dass Toyota irgendwann noch die Kurve kriegt. Honda und Mazda sind auf längere Sicht meines Erachtens leider Übernahme-Kandidaten.
Eugen P. meint
Honda baut nicht nur Autos, wird also als eigenständiges Unternehmen überleben und Mazda ist als Autohersteller vergleichsweise winzig und damit auch irrelevant, genauso wie Suzuki oder Subaru, teilweise kooperieren die heute schon mit Toyota.
Aber den Trend zum Oligopol gab es davor schon, so viele Konzerne (nicht Marken) gibt es in der Branche nicht.
Ossisailor meint
Na, game over ist zu früh gebrüllt. Der VW-Konzern baut und plant eine eigene Zellproduktion. Northvolt und andere sind auch dabei, genauso wie einige andere Hersteller. Also abgefahren ist der Zug noch nicht.
Tesla ist im übrigen ja auch noch von den Chinesen abhängig.
Jeff Healey meint
VW ist über 2030 hinaus bei der Technik der günstigen LiFePo4 Akkus voll von chinesischen Firmen abhängig, bei den absehbar konkurrenzlos günstigen Natrium Ionen Akkus ebenfalls. VW bleibt genau wie z.B. Stellantis bei der Batteriezellen-Produktion vom teuren Lithium abhängig. Es fällt mir ad hoc kein günstigerer Werkstoff als Natrium für einen Akku ein. Schwefel funktioniert anscheinend auch nur in Verbindung mit dem teuren Lithium (der jüngst publik gewordene Stellantis-Weg). Die Europäer haben in der Kostenfrage jetzt schon verloren. Ich bleibe dabei: Game over
Kasch meint
Tesla ist ein internationaler Hersteller und wird alles drannsetzen das auch zu bleiben. Der aktuell politisch rigoros verfolgte Blockbildungswahn der US-Elite führt zu derartiger Wohlstandsverlagerung von West nach Ost, dass er nicht aufrecht erhalten werden kann. Gerade für deutsche Hersteller, ist der Produktions- und Absatzmarkt in, mit und für BRIC-Staaten allerdings kaum noch vorhanden und wird auch nie mehr zurück kommen, selbst wenn politisches Umdenken im Westen wieder angesagt sein wird.