Mit der Studie H1st Vision („Human First Vision“) hat das französische Gemeinschaftsunternehmen Software République die Zukunft der Mobilität und dabei vornehmlich den Mensch im Blick. Der kompakte Elektroauto-Crossover hat rund 20 Innovationen an Bord, darunter ein neuartiges biometrisches Zugangssystem, ein leistungsfähiges Soundsystem und eine Gesundheitsüberwachung der Insassen.
Entwicklungspartner beim H1st Vision sind unter anderem der Automobilhersteller Renault, der IT-Dienstleister Atos und das Softwareunternehmen Dassault Systèmes. Der Technologieträger feiert auf der Messe Viva Technology 2023 in Paris Premiere. Eine Serienumsetzung ist nach aktuellem Stand nicht geplant.
Als Besonderheit verfügt der physische H1st vision über einen virtuellen Zwilling in einem digitalen Universum, in dem derzeit noch unabhängige Systeme (Infrastruktur, Energie, öffentliche Dienste, Nutzer verschiedener Kategorien) miteinander kommunizieren. So lassen sich die verschiedenen realen Anwendungsfälle modellieren, visualisieren und simulieren. Durch die Vernetzung mit seiner Umgebung steht der H1st vision in ständigem Dialog mit digitalen und physischen Ökosystemen. „Dies macht ihn nicht nur zu einem Konzeptfahrzeug, sondern zu einer greifbaren Vision des Mobilitätserlebnisses von morgen“, heißt es.
Die 20 Innovationen des Technologiedemonstrators stellen laut den Entwicklern den Menschen in den Mittelpunkt. Sie seien ausnahmslos voll funktionsfähig und beinhalten unter anderem:
- eine neuartige biometrische Zugangskontrolle,
- ein „einzigartiges“ Klangerlebnis im Innenraum,
- optimierte Fahrzeugreichweite und Aufladung,
- einen Fahrer- und Fahrzeuggesundheitsmonitor und -assistenten,
- vorausschauende Warnungen zum Schutz von Insassen und anderen Verkehrsteilnehmern.
Eric Feunteun, Chief Operating Officer Software République: „Das Concept Car H1st vision ist ein vernetztes, physisches und virtuelles Objekt, das sowohl eine belastbare Methode der Zusammenarbeit zwischen den Partnern als auch die Komplementarität der Technologien von Dassault Systèmes, Orange, ST Microelectronics, der Renault Group und Thales bei der Entwicklung der Mobilität der Zukunft demonstriert.“
„Bahnbrechende Technologien“
Der H1st vision vereine „bahnbrechende Technologien“, die Sicherheit und Wohlbefinden der Insassen steigern sowie die Auswirkungen der Fahrzeugnutzung auf die Umwelt verringern, so Renault in einer Mitteilung.
Hierzu zähle eine Software zur Erkennung der Körperhaltung und des Gesichts, die sich aktiviert, wenn der Fahrer sich dem Wagen nähert, und den Zugang zum Fahrgastraum sowie den Start des Fahrzeugs ermöglicht. Die Nutzer erstellen zuvor ein Profil auf einem Tablet. Ihre Daten (Name, Größe, ein Foto ihres Gesichts und ein Video von ihnen beim Gehen) werden verschlüsselt und im Fahrzeug gespeichert. Ein Avatar, der auf die Fensterscheibe und anschließend auf die Mittelkonsole projiziert wird, begrüßt den Nutzer und hilft ihm bei der Bedienung aller verfügbaren Fahrzeugfunktionen. Zusätzlich bewegt sich der Fahrer- oder Beifahrersitz automatisch in die richtige Position. Dieses neuartige Authentifizierungssystem soll dabei helfen, Autovermietung, Carsharing, Pooling und Führerscheinkontrollen zu vereinfachen.
Das in Zusammenarbeit mit dem Musiker und Musikproduzenten Jean-Michel Jarre entwickelte immersive Audiosystem mit 16 Lautsprechern „hüllt den Benutzer in einen Soundkokon ein und sorgt in Kombination mit einem innovativen Mikrofon für ein räumliches Klangerlebnis auf jedem Sitz“. Besonderes Detail: Einer der beiden Hochtöner in der Kopfstütze warnt den Fahrer akustisch vor einem herannahenden Einsatzfahrzeug.
Der H1st vision verfügt außerdem über eine Bezahlsystem-Schnittstelle im Auto und einen intelligenten Parkassistenten. Die Basis bildet die Vernetzung mit anderen Fahrzeugen und Mobilitätsdienstleistern. Ja nach Bedarf hat der Fahrer die Wahl zwischen dem nächstgelegenen Parkplatz, einem Stellplatz in der Nähe öffentlicher Verkehrsmittel oder einer Abstellmöglichkeit an einer V2G-tauglichen Ladestation (Vehicle to Grid), die es erlaubt, Batteriestrom ins Netz zu speisen.
Schnellere Ladezeiten durch Siliziumkarbid
In den Wechselrichtern, Ladegeräten und Gleichspannungswandlern kommen Siliziumkarbid-Komponenten zum Einsatz. Im Vergleich zu herkömmlichen Siliziumbauteilen ermöglichten diese Komponenten eine erhebliche Verkürzung der Ladezeit, da sie auch die Effizienz von Ladestationen erheblich erhöhten, erklären die Entwickler. Dies wiederum erlaube eine Steigerung der Fahrzeugreichweite oder eine Verringerung der Batteriegröße und damit den Bau leichterer Fahrzeuge. Außerdem verlängere sich die Reichweite durch Entlastung der Batterie. In der nächsten Renault-Modellgeneration soll diese Technik genutzt werden.
Die „Powerbox“-Ladegeräte des H1st vision funktionieren in beide Richtungen, sodass das Fahrzeug Batteriestrom ins Netz einspeisen oder bei Verbrauchsspitzen die Stromversorgung zu Hause sicherstellen kann. Das intelligente Energiemanagementsystem soll helfen, die Kosten bei Verbrauchsspitzen zu steuern und die Nutzung erneuerbarer Energien zu optimieren.
Fahrergesundheit
Der H1st vision ist in der Lage, den Gesundheitszustand der Insassen zu überwachen. Sensoren im Lenkrad kontroliieren den Herzschlag des Fahrers. Ein weiterer Sensor im Sicherheitsgurt analysiert die Atemfrequenz. Das System vergleicht die Daten mit dem „üblichen“ Profil des Fahrzeuglenkers und informiert diesen nach der Analyse über seinen Gesundheitszustand. Eine Kamera im Fahrzeug und das Mikrofon unter dem Rückspiegel können ferner die Stimmung des Fahrers erkennen, indem sie seine Stimme und Mimik analysieren. Stellt die „E-Mood“-Technologie fest, dass der Fahrer gereizt oder gestresst ist, schlägt sie ihm eine Atemübung zur Entspannung vor.
Der Gesundheitsüberwachungsassistent des H1st vision analysiert die Gesundheitsdaten des Fahrers und kann diesem eine Pause vorschlagen, bevor er fahruntauglich wird. Während der Pause kann das System die Gesundheitsdaten mit Zustimmung des Fahrers an einen medizinischen Hilfsdienst senden und eine Videokonferenz mit einem Arzt einrichten. Bei einem Zwischenfall ist der H1st vision außerdem in der Lage, einen Notruf an die Rettungsdienste abzusetzen.
Auch der Verschleißzustand wichtiger Fahrzeugkomponenten wie der Batterie oder der Reifen wird überwacht. Der H1st vision kann ein fälschungssicheres „Fahrzeug-Gesundheitszertifikat“ erstellen. Neben Angaben zum Zustand wichtiger Komponenten enthält es Informationen zur Anzahl der Besitzer und Inspektionen sowie Bescheinigungen der Werkstätten, welche die Wartung vorgenommen haben.
Der H1st vision verarbeitet ständig Daten, die er in Echtzeit aus dem gesamten vernetzten Ökosystem erhält. Hinzu kommen archivierte Daten. Seine Softwareplattform sammelt, teilt und analysiert Informationen aus dem Stadt- und Straßennetz, von anderen Fahrzeugen und Verkehrsteilnehmern sowie Wetterdaten und Weiteres. Das Concept Car ist so in der Lage, Gefahren wie Unfälle oder Glatteis vorauszusehen und warnt den Fahrer in Echtzeit über ein Display im Instrumententräger.
M. meint
Du hast immer noch Recht. Das ist ein Reflex bei mir, weil die so gut dazu passen würden. ;-)
Tut aber auch nichts zur Sache – die fahrende Datenkrake kann direkt wieder in die Presse. Völlig egal, wer die bauen will.
M. meint
Das war für derJim.
M. meint
Reichlich überflüssig, dieses Datensammlungsgerät.
Das dürft ihr gerne behalten, Stellantis.
Baut lieber mal ein paar anständige Elektroautos.
derJim meint
Renault gehört immer noch nicht zum Stellantis-Konzern. Das scheint sich hier aber noch nicht rumgesprochen zu haben, so oft wie das in den Kommentaren auftaucht.
MAik Müller meint
Darf man mal Fragen für was diese riesige Frontschnauze gut ist?
nie wieder Opel meint
Schnee schieben zum Beispiel. BUZZ ist Vorbild.
Anti-Brumm meint
Anstatt hochgezüchtete, teure Autos zu entwickeln, wäre die einfachere Lösung die Reduktion des PKW-Platzbedarfs in den Straßen, damit der Mensch tatsächlich wieder im Mittelpunkt steht.
OpaTesla meint
Der Mensch im Mittelpunkt…sehe irgendwie keine Menschen auf den Bildern…
Marketingeblubber. Bei uns sitzt wenigstens der Designchef im Skysphere und demonstriert, dass der Mensch schon noch eine Rolle spielt.