Die Unternehmensberatung BearingPoint hat erneut den aktuellen Stand des Online-Neuwagenverkaufs in China, Europa und den USA bewertet. Dabei wird laut den Analysten deutlich: Der Wettbewerb für Tesla wird härter. Die deutschen Hersteller holen auf.
Die Studie bewertet insgesamt 91 Online-Shops in den führenden Automobilregionen Europa, den USA und China in drei Phasen der „Customer Journey“: Verkaufsanbahnung, Verkauf und Fahrzeugübergabe. Im Vergleich zu den Vorjahren 2021 und 2022 konnte im Online-Autoverkauf ein erheblicher Wandel verzeichnet werden: Mehr als 70 Prozent aller untersuchten Autohersteller ermöglichen es ihren Kunden demnach mittlerweile, den Verkaufsprozess online abzuschließen.
Tesla bleibt zwar – wie in der Vorgängerstudie 2022 – auch in diesem Jahr in allen Märkten und Regionen im Online-Direktverkauf führend, die Automobilhersteller Mercedes-Benz, BMW, Polestar und Land Rover sind dem amerikanischen Vorreiter jedoch dicht auf den Fersen.
Christoph Landgrebe, Partner bei BearingPoint: „Im Vergleich zu unserer ersten Studie zu Online-Autoverkäufen im Jahr 2021 hat sich bis 2023 die Anzahl der Online-Shops der Autohersteller, die den kompletten Verkaufsprozess digital abbilden, mehr als verdoppelt. Vor allem deutsche Autohersteller haben im Online-Vertrieb, verglichen zu den Jahren zuvor, stark aufgeholt. Der deutsche Markt erzielte dabei zusammen mit Großbritannien die höchste durchschnittliche Bewertungspunktzahl im Online-Sales. Hersteller wie Mercedes-Benz und BMW konnten, unter der Ausnahme von Tesla, auf dem heimischen Markt die höchsten Quoten erzielen.“
Wettbewerbsdruck steigt rasant
Tesla führt das Ranking weltweit nach wie vor an und zählt bisher zu den wenigen Automobilherstellern, die einen Online-Verkaufsabschluss mit integrierter individueller Online-Konfiguration des Fahrzeuges ermöglichen. Dieses Alleinstellungsmerkmal neben wenigen Konkurrenten wie Polestar, die einen ähnlichen Service anbieten, sichert Tesla seinen ersten Platz in den weltweiten Online-Direktverkäufen.
In Deutschland sind jedoch Mercedes-Benz und BMW die zwei neuen Hauptherausforderer, die um die Top-Platzierung wetteifern. Mercedes-Benz erreicht laut Studie die höchste Bewertungspunktzahl nach Tesla. BMW überzeugt vor allem durch die größte Verbesserung von 2022 auf 2023 auf dem deutschen Markt (+52 %).
„Zehn der 13 bewerteten Online-Shops in Deutschland ermöglichen den Kund:innen mittlerweile eine nahtlose Customer Journey beim Online-Kauf eines Neuwagens mit Online-Kaufabschluss, was zu einer deutlichen Zunahme des Wettbewerbs führt“, heißt es. „Einzig der Reifegrad der Online-Sales-Optionen divergiert noch stark zwischen den verschiedenen Fahrzeugherstellern.“
Große Unterschiede zwischen Ländern & Herstellern
Es zeigen sich laut den Beratern starke Unterschiede hinsichtlich des Reifegrads der Online-Verkaufs-Optionen in den verschiedenen Märkten: Der durchschnittliche Reifegrad liegt in Deutschland bei 29 Punkten im Vergleich zu den USA, die mit 24 deutlich schlechter abschneiden. Neue E-Mobilitäts-Akteure wie Tesla und Polestar führen mit einem durchschnittlichen Reifegrad von 36 Punkten, wohingegen die traditionellen Autohersteller bei nur 24 Punkten liegen. Darüber hinaus schneiden Premiummarken mit einem Reifegrad von 30 Punkten besser als Volumenmarken ab, die bei 24 Punkten liegen.
Der Blick auf Europa sei vielversprechend, da hier der höchste durchschnittliche Reifegrad im internationalen Vergleich erzielt wurde, erklärt BearingPont. Chinesische Fahrzeughersteller lägen zwar im Ranking weiter hinten, führten jedoch bei der Gesamtzahl der Online-Shops mit einer nahtlosen Customer Journey.
Vor allem die mobile Abwicklung der Angebots- und Verkaufsprozesse über Applikationen wie WeChat oder Alipay spiele hier bereits eine dominante Rolle. Zwar sei Europa führend auf dem traditionellen Abwicklungsmarkt über Websites, jedoch zögen hier auch Länder wie Großbritannien, Deutschland und Frankreich im mobilen Sektor nach. Insgesamt hätten mehr als 60 Prozent der bewerteten Fahrzeughersteller Bereiche der digitalen Customer Journey auf mobile Apps verlagert, um das Kundenerlebnis zu verbessern und künftige Einnahmequellen im After-Sales zu erschließen.
Deutsche Autobauer auf der Überholspur
„Der deutsche Automobilmarkt ist im digitalen Verkaufsprozess gut aufgestellt und stellt mittlerweile einen Benchmark im globalen Vergleich dar. Deutsche Fahrzeughersteller verbesserten sich stark hinsichtlich der Funktionalitäten der Online-Shops im Vergleich zum Vorjahr und verringern den Abstand zu Tesla deutlich“, so Landgrebe. „Da der Markt gesättigt ist, wird eine Differenzierung über den reinen Online-Kauf aber nicht ausreichen. Steigende Kundenerwartungen sowie ein sich stetig veränderndes Kundenverhalten bestimmen den internationalen Wettbewerb, wodurch die Digitalisierung der Kaufprozesse sowie die Bereitstellung von mobilen Vertriebskanälen in allen drei Phasen der Customer Journey für ein besseres Kundenerlebnis nicht mehr wegzudenken sind. Hinzukommt der Wunsch nach mehr Flexibilität in der Preisgestaltung und Individualität beispielsweise über ein Abo-Modell oder attraktive Leasing-Angebote.“
Dabei hebt die Studie hervor, dass innovative digitale Dienstleistungen, wie zum Beispiel der Einsatz von Virtueller Realität, einen großen Unterschied machten. Fahrzeughersteller wie Dacia und Porsche, die ihren Kunden ein interaktives Erlebnis ermöglichen, indem ein konfiguriertes Fahrzeug bereits vor dem Kauf und in Echtzeit „virtuell besichtigt“ werden kann, würden sich von der Konkurrenz abheben und verschafften sich damit einen wichtigen Wettbewerbsvorteil.
„Das Kundenerlebnis, einschließlich der Online-Offline-Integration, ist für viele Automobilhersteller ein wichtiges strategisches Ziel, aber es fehlt an wirkungsvollen Konzepten für die Umsetzung und Skalierung. Automobilunternehmen müssen ihre Geschäftsmodelle umgestalten, indem sie nicht nur Autos online verkaufen, sondern auch ihre Vertriebs- und After-Sales-Prozesse revolutionieren, um ein besseres Kundenerlebnis zu bieten“, resümiert Stefan Penthin, globaler Leiter Automotive bei BearingPoint.
„Der Effizienzdruck im Handel erfordert zudem eine zunehmende Automatisierung, gleichzeitig müssen die Fahrzeughersteller die persönliche Kundenbeziehung aufrechterhalten. Fest steht weiterhin: Die Automobilbranche muss ihr digitales Portfolio ausbauen, um neue Geschäfte zu generieren. Die Nutzung der verfügbaren Daten aus Produktion, Vertrieb, After-Sales und Fahrzeugnutzung bieten hierbei ein großes Umsatzpotenzial. Entscheidend wird sein, durch ein breiteres Netzwerk an Partnern und Plattformen zusätzliche Einnahmen zu generieren, ohne dass bestehende Geschäft auszuhebeln und das traditionelle Offline-Vertriebsgeschäft aus den Augen zu verlieren.“
alupo meint
„Der Markt gesättigt ist…“
Solange noch ein neuer Benziner, ein Hybrid oder ein stinkender Diesel verkauft wird ist der BEV Markt nicht gesättigt.
Es wäre schön wenn es mehr Wettbewerb gäbe und Tesla die Neuwagenpreise deshalb nochmal deutlich senken würde. Kostenmäßig sicher kein Problem für Tesla denn die beiden Gigafactories in Grünheide und Austin fahren ihre Produktion gerade hoch und senken dabei kontinuierlich ihre spezifischen Kosten. Die anderen Hersteller müssen dann mitgehen oder es gibt eben den „Emden-Effekt“. Oder es läuft wie bei VW in China, d.h. es läuft nicht trotz billiger Uiguren-Sklavenarbeiter.
Futureman meint
Während die einen noch ihr Auto konfigurieren, fahre andere bereits ihren Tesla.
David meint
Tja, die Wahrheit ist, online kann man schnell eine Verkaufsbude eröffnen. Haben jetzt einige andere gemacht. Damit kann man also keinen Vorsprung aufbauen. Aber ein Händlernetz zu haben, das ist ein Vorsprung. Lernt Tesla gerade erst…
Wie rührend sich die Blase über die vielen Optionen der deutschen OEM beschwert. Dabei wisst ihr nicht, dass das noch gar nichts ist. Zum Beispiel bei Porsche gibt es jede Farbe ab Werk, jede. Auch die, die du selber definierst und die noch keinen Farbcode hat. Dann gibt es „Exklusive Manufaktur“, wo noch mehr Materialien und Bezugsoptionen sowie seltene Ausstattungen möglich sind, etwa Sitzklimatisierung hinten. Und dann gibt es TechArt, wo bespoke gearbeitet wird und z.B. ein Champagner-Kühlschrank oder Carbonschalen aus dem 918 in den Taycan gebaut werden. Mit Werksgarantie und Verkauf über PZ wenn letzteres gewünscht ist.
Da klickt man nicht mehr online, sondern fährt idR einen Tag dorthin und lässt sich die Materialien und Optionen vor Ort vorführen.
Andi EE meint
Ich nehm lieber einen Tesla, in einem der vorgegebenen Farben, ohne Händlernetz, ohne Champagner, dafür 3x günstiger. 😄
Futureman meint
Wer solch ein Auto kauft wünscht sich wohl eher eine Beratung mit Champagner und großen Schaufenster, damit ihn jeder dabei sehen kann.
Powerwall Thorsten meint
Und all der Stress für ein von der Chefin geleastes Fahrzeug – alle 2 Jahre wieder – echt jetzt?
Da bezahle ich lieber 1/3 des Preises per Klick und genieße mein Leben im Model Y
Aber hey – jeder wie er mag – und kann ;-)
Henrie meint
Entweder du genießt dein Leben, oder du hast ein MY, beides zusammen geht nicht.
Torsten meint
Wozu brauch ich denn bitte ein Händlernetz?
Werkstätten, Servicepartner – ok. Aber Händlernetz???
Die sitzen dann am Tresen und klicken für mich mein Traumauto zusammen, drucken den Vertrag 3x aus und ich kann dann vor Ort unterschreiben, damit die das dann einscannen und ablegen können?
Powerwall Thorsten meint
Entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich. Danke, die Redaktion.
Tesla-Fan meint
Der Kommentar, auf den Sie sich beziehen, wurde bereits entfernt. Die Redaktion.
South meint
Vielleicht hat sich kürzlich was geändert ….aber bei VW kann man zwar online bestellen und sich Ausstattungen etc. ankucken … der Rest ist aber immer noch unnützer Steinzeitprozess wie vor 100 Jahren … also physisch beim VW Händler mit lustigem Rabattfeilschen …
MAik Müller meint
@South ? Nö ich habe 2015 ONLINE den GTD Variant bestellt und im Werk abholt.
Ich war NIE beim Händler weil der 500km entfernt war.
Ich sage deshalb Online Autokauf ist ein alter Hut und keine Meldung mehr Wert.
South meint
… vielleicht gabs eine Ausnahme für Direktkäufe bei VW zum Listenpreis oder Dieselopfer… ;-)
Ben meint
Oh schaut mal MAik hat auf einmal wieder nen GTD, gestern hat der Spambot noch geschwurbelt wie schnell er doch mit seinem TDI in den Urlaub fährt und am Montag hatter er noch den TDI, kann der Spambot sich mal entscheiden oder kriegst die KI nicht hin ?
South meint
Ey moment mal. Du bist Geizkragen aus östlichen Gefilden. Du würdest doch NIEMALS ein neues Auto kaufen, oder?
volsor meint
„Der Wettbewerb für Tesla wird härter. Die deutschen Hersteller holen auf.“
Ich hab Bauchschmerzen vor Lachen.!
DerHans meint
Habe es jetzt gerade aus Spass bei Mercedes ausprobiert. Bei alle den Varianten und Extras vergeht mir der Spass aber recht schnell. Ich muesste mich durch all die Extras durch lesen, um ganz sicher zu sein, dass ich ja nichts uebersehen habe, was ich haben will.
Nur um dann doch noch einen einen Termin im Autohaus vereinbaren zu muessen, damit der Verkaeufer mich wieder verunsichern und/oder weitere Extras aufschwatzen kann.
Als ich einem Freund von mir, anfang des Jahres bei der Neuwagensuche geholfen habe, hat er nach den Konfiguratoren von VW, Skoda und Audi entnervt die Haende verworfen und sich 5 Minuten spaeter einen Tesla bestellt, welcher er eigentlich nicht wollte.
Da frage ich mich wie diese Unternehmensberater auf ihr Ergebnis kommen.
M. meint
Zusammenfassend: die Unfähigkeit, einen Konfigurator zu bedienen, endet 5 Minuten später in der Bestellung eines Autos, das man eigentlich nicht will.
Wie schaffen das nur andere Menschen…
Ich glaube, weiter braucht man das nicht zu kommentieren. :-D
DerHans meint
@M Wir sind den ganzen Nachmittag am Konfigurator gesessen. Will man A braucht man das Paket B, mit Paket B ist aber Ausstattung C nicht moeglich. Nimmt man Paket B muss man D,E,F auch dazu nehmen. Am Ende hat man ein Auto was 20k teurer ist als zu Beginn angepriesen, mit einem Haufen Zubehoer, dass man eigentlich nicht haben wollte. Dazu kommt dann noch der Gang zum Autohaus. Also vergeudet man eine Menge Zeit mit dem Konfigurator um es dann nochmals mit Zeitaufwand im Autohaus zu besprechen um vielleicht noch 2000-3000 Rabatt rauszuschlagen oder im schlimmsten Fall noch mehr Zubehoer dazu bucht.
Bei Tesla ist man nach 5 Minuten beim Bezahlvorgang, wenn man denn will.
Ja, Tesla war bei ihm zu unterst auf der Liste, weil bei den Deutschen „weiss man ja, was man hat!“
Heute, nach knapp 4 Monaten, wuerde er sein Model Y nicht mehr hergeben und lacht er sich krumm, dass es wirklich noch Leute gibt, welche sich im Konfigurator und im Autohaus ueber den Tisch ziehen zulassen.
M. meint
Den ganzen Nachmittag? Vielleicht mal die Internetverbindung prüfen?
Das geht in 15 Minuten, wenn man weiß was man will, wenn nicht – ja, dann kann das kompliziert werden. Aber eine solche Entscheidungsschwäche kannst du doch dem Hersteller nicht vorwerfen.
Wenn es egal ist, ob man was will, weil es das so eh nicht gibt, kann man natürlich Zeit sparen. „Wir sind nicht bei ‚wünsch dir was‘, sondern bei ’so isses'“!
Ja. Jeder wie er mag.
C-137 meint
Er hat doch recht. Dieser Auswahl-Wahnsinn gerade deutscher Autobauer ist eine Zumutung.
Einfach das Gewünschte anhaken geht ja nicht. „Oh, wenn Du das willst, musst Du das aber auch nehmen und wenn Du das nimmst, kannst Du das andere nicht haben.“
Da lobe ich mir manche Asiaten oder eben Tesla. Farbe und Felgen wählen, der Rest ist einfach drin.
M. meint
„der Rest einfach drin“
„Rest“ ist halt auch ein guter Name dafür. Ich vermisse da so einiges und würde manches dafür gerne weglassen.
Ich komme (nur als Beispiel) beim Polestar 2 gar nicht darüber hinweg, dass ich für eine Wärmepumpe ein bekl…..es Glasdach dazunehmen muss.
Sorry – geht gar nicht. Diskutiere ich auch nicht darüber.
GrußausSachsen meint
„Da frage ich mich wie diese Unternehmensberater auf ihr Ergebnis kommen.“
ganz klassisch.
1 Frage. wer hat die Studie in Auftrag gegeben, ggf. mit gewissen Annahmen zum Ergebnis
2. Randbedingung: keine Interessenten, potenziellen Käufer testen lassen
3. Entwicklung von Kriterien zur Messung der ausgewählten Parameter
4. Testlauf nur mit Consultants und Technikern, die die Applikation entwickelt haben
und sich theoretische Kenntnisse der Anforderungen exemplarischer User erarbeitet haben
5. Ergebnisformulierung in Abstimmung mit Auftraggebern und Lobbyisten
6. Präsentation und Publikation über entsprechenden Marketing-Kanäle (hier PR)
Voilà oder wie der Konsaltent sacht: Viola
Professor meint
Haha … ganz einfach die Unternehmensberater werden von den Unternehmen die sie beraten beauftragt und bezahlt und dann kommt auch ein Resultat dabei heraus das dem Unternehmen gefällt welches dann das passende Ergebnis wiederum ins Marketing wirft um solche Artikel hier zu erzeugen um wiederum ein paar Leute ohne Ahnung abzuholen oder Politiker / Arbeitnehmer zu beschwichtigen wie toll man doch ist.
… und so beisst sich der Fuchs in Schwanz.
Tesla-Fan meint
Wird es dann im Internetz eng wenn alle nachrücken?
Tim Schnabel meint
Dann gibt es Stau auf der Datenautobahn auch genannt „Neuland“
GrußausSachsen meint
so wie den Text verstehe rückt ja niemand nach, die deutschen OEMs sind dank ihrer weltweit überragenden Software-Kompetenz auf der Überholspur,
die Überholten fallen dann wahrscheinlich hinten aus dem Internetz raus oder werden gelöscht.
friede ihrer asche.
😎🤠🤡
Tim Schnabel meint
Der Porsche Vorstand hat heute sicher erstmal ein empörtes Fax geschickt 🫣🙈