Laut Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes wurden hierzulande von Januar bis Juni 36.400 Teslas und 34.400 Elektroautos der Marke VW neu zugelassen. Der Vorsprung des Stromer-Branchenprimus aus den USA ist damit zuletzt geschmolzen. VW und andere Marken verschärfen laut einem Branchenexperten mit Preisnachlässen den Kampf um den Absatz weiter.
„Ich erwarte einen heftigen Preiskampf bei Elektroautos in Europa“, sagte Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Center Automotive Research in Düsseldorf im Gespräch mit n-tv.de. „Tesla hat in den vergangenen 15 Monaten deutlich mehr Fahrzeuge produziert als verkauft, und in China kann der Hersteller seine Autos nicht mehr mit Rabatten auf den Markt werfen. Dadurch verlagert sich der Preiskrieg nach Europa.“
Bei Tesla könnten die Preise dadurch um weitere fünf bis zehn Prozent sinken, erwartet der Experte. Wie weit die anderen Marken mitgingen, bleibe aber abzuwarten. „Für die Verbraucher mag das eine gute Nachricht sein, bei den Herstellern wird es aber für die ein oder andere schlaflose Nacht sorgen.“
Ende Juni wurde bekannt, dass VW die Elektroauto-Produktion in seinem Werk in Emden vorübergehend drosselt, unter anderem durch längere Werksferien und den Wegfall einer Spätschicht. Der Grund ist die schwächelnde Nachfrage nach Stromern. Bei VW hofft man allerdings, dass die Auslastung des Werks mit der Markteinführung der Elektro-Limousine ID.7 Ende des Jahres wieder steigt.
Bei vielen Herstellern gibt es laut dem CAR Anzeichen, dass es nicht mehr so gut läuft mit den Elektroautos. Laut Berechnungen des Instituts sind die Rabatte auf Batteriefahrzeuge zuletzt deutlich gestiegen. Modelle aus dem VW-Konzern beispielsweise gebe es inklusive der hiesigen Elektroauto-Förderung „Umweltbonus“ teilweise um mehr als zwanzig Prozent unter Listenpreis. Beim elektrischen MINI von BMW seien sogar über 30 Prozent drin. Selbst beim im zurückliegenden Jahr noch stark gefragten, mit langen Lieferzeiten angebotenen SUV Škoda Enyaq iV lege Škoda inzwischen zum Umweltbonus noch einmal 14 Prozent Rabatt obendrauf.
Nach den jüngsten Zulassungszahlen boomen Elektroautos in Deutschland weiter. Doch der Elektro-Markt sei schwächer, als es scheine, meinte Dudenhöffer. „Die Zulassungszahlen, die wir im Moment sehen, zeigen die Realität von gestern.“ Die aktuellen Auslieferungen kämen vor allem aus dem Auftragsbestand. „Der Auftragseingang ist dagegen deutlich niedriger als 2022.“ Zentraler Grund sei der gesunkene Umweltbonus.
Während Tesla hierzulande unter den Marken bei Elektroautos führt, ist auf Konzernebene Volkswagen weiter vorne. Mit den Neuzulassungen der Töchter – 14.400 bei Audi, 7800 bei Skoda, 5900 bei Seat und 2700 bei Porsche – kommen die Wolfsburger im ersten Halbjahr auf fast doppelt so viele Vollstromer wie der US-Konkurrent und einen Marktanteil von knapp 30 Prozent.
MiguelS NL meint
In 3-4 Jahren kostet
Kleinstwagen : 20.000 mit 450 km WLTP
Kleinwagen : 25.000 mit 500 km
Kompaktwagen : 30.000 Euro mit 550 km
Mittelklasse : 35.000-40.000 Euro mit 600-700 km
MiguelS NL meint
Mittelklasse : 35.000-45.000 Euro mit 600-700 km
Berthold Foc meint
Rabattschlacht auf der einen Seite
und auf der anderen Seite hat VW doch erst vor wenigen Wochen verkündet, die Margen deutlich erhöhen zu wollen, nein zu müssen! (jedenfalls für die Kernmarke VW)
Das mag nun alles spannend werden. Eieieieiei.
Peter meint
Margen sind die Differenz aus Einkauf/Produktion/Vertrieb und Verkauf. Ich sehe also auf der einen Seite drei Stellschrauben zum Drehen. Das Management bleibt natürlich außen vor.
Jeff Healey meint
Latürnich!
alupo meint
Dass die Preise runter müssen und auch runter gehen werden ist doch klar. Das zeigt sich in der Industriegeschichte doch schon immer.
Wichtig ist aber, um kurzfristige Verwerfungen zu vermeiden, dass dies im Einklang mit realisierten Kostenreduzierungen passiert. Ansonsten ist das nicht nachhaltig für manche Unternehmen.
Und es zeigt sich auch, dass es zumindest ein Unternehmen geben muss, das es mit dem Wandel ernst meint. Ansonsten tut sich nichts. Das sieht man auch an der Evolution. Wenn auf einer isolierten Insel der Druck zur Selektion weggefallen ist tut sich fast nichts mehr und es stellt sich ein status quo ein. Daher ist die Rolle von Tesla mit durchschnittlich 50% Absatzwachstum p.a. heute noch genauso wichtig wie vor 10 Jahren als das Model S ein erstes volles Jahr produziert und verkauft wurde.
Futureman meint
Nicht auszudenken, wenn die E-Auto-Marktführer BYD und Tesla die jetzt sinkenden Akkupreise weitergeben. Es ist von bis zu 50% Nachlass seitens der Batteriehersteller die Rede. Das wären pro Auto schon einige tausend €. Der Preiskampf wird spannend.
MichaelEV meint
Die Preise werden generell unter Druck geraten, absolut logisch.
Aber wie der Dudenhöffer das herleitet ist schon spektakulär. Wegen einer Preisabsprache in China, die sowieso nicht bindend ist und wo ich sowieso nicht sehen würde, wie das abnormale Pricing gerade Tesla tangieren sollte.
Eine „Preisabsprache“ lässt alle Alarmglocken läuten. Anscheinend auch in China und so ist die sowieso wirkungslose Preisabsprache wohl schon wieder Geschichte.
South meint
Unabhängig vom E Auto. Die alte Autoindustrie hat versucht, die hohen Krisenpreise, zum Teil Mondpreise, zu halten, anstatt wieder preisbereinigt auf das Vorkrisenniveau abzusenken. Deshalb hat der Automarkt im Allgemeinen das Vorkrisenniveau nicht mehr erreicht. Das hat die Kunden massiv verunsichert und das lindern auch die aktuell hohen Rabatte nicht mehr, zumal viele Kunde in der Inflationsspirale verloren haben…
Den höherpreisigen E Automarkt hat dies natürlich überproportional getroffen. Das rächt sich jetzt. Tesla hat die Preis auf Vorkrisenniveau gesenkt und konnte noch einmal deutlich wachsen, aber die anderen Hersteller mussten (wieder) mit einem unterdurchschnittlichen Wachstum bezahlen. Wie könnte es weitergehen ? Ich denke wie in China. Eine kurze Nachfragendelle, ein Preiskampf und dann wird sich zeigen, welcher Hersteller tatsächlich E Autos langfristig profitabel herstellen kann oder wer tatsächlich auf der Strecke bleibt….
Jeff Healey meint
Eine sehr gute Analyse der Ist-Situation.
Der Premiumbereich ist gesättigt, die Nachfrage-Delle durch zu späte Entwicklung für günstige Zellchemien und neue Produktionsverfahren teilweise selbst verschuldet. Jetzt erst setzt ein verspätetes aber vehementes Wettrennen um bezahlbare E-Mobilität für die große Masse ein. Tesla könnte wahrscheinlich abliefern, wenn man den Schritt vom Premiumhersteller zum Voll-Sortimenter ernsthaft wagt, die Zutaten sind vorhanden. VW und Stellantis pushen hart, zurück in den Massenmarkt zu kommen bzw. dort weiter zu bestehen. Bei den chinesischen Herstellern tun sich bei mir Fragezeichen auf: Wollen sie nicht, oder können sie noch nicht (günstigere E-Autos für Europa)?
Nur eines ist sicher:
Kein alter OEM ist sicher.
Flo meint
Die OEM müssen die Krawatte lockern. Den Kunden freut es. 🤣
South meint
… stabile hohe Verkaufspreise müssen verteidigt werden … die Gebrauchtmarktpreise dürfen doch nicht ruiniert werden … natürlich nur im Sinne Kunden…. (Ironie)
Rene meint
Ist das nicht der Dudenhöffer, der gesagt hat, dass der Erfolg der Autobauer in der Individualisierung (Hunderte Felgen, Farben, Innenraumstoffe und Zusatzaustattungen) sowie Erweiterung des Produktportfolios liegt (A-Klasse, CLA, A-Klasse Stufenheck, CLA Shooting Brake, GLA, mit jeweils 10 verschiedenen Motor und Getriebekombinationen) um auch in Zukunft so wirklich, richtig erfolgreich zu sein? Und dass Sharing Mobilität (Sharenow und car2go Geldgräber und nachher an Stellantie verhökert) das Geschäfts der Zukunft ist?
Für mich ist diese ältere Herr der Joe Biden der Autoindustrie. Nicht immer ganz fit aber das reflexartige Bedürfnis in jede Kamera zu sprechen die sich ihm bietet.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Dudenhöffer redet halt, wofür er bezahlt wird: mal so, mal so; ist nicht systemrelevant.
André Rauder meint
.. und er ist gut in den 70ern und eigentlich schon mehrere Jahre im Ruhestand. Reserve hat Ruh‘.
MiguelS NL meint
@Ecomento
Kommt letzter Absatz auch von Herrn Dudenhofer?
CaptainPicard meint
Hoffentlich. Für 16.000 Euro wie in China wäre mir das Hartplastik beim ID.3 auch völlig egal.
hu.ms meint
Einfach dort kaufen und importieren… :-))
Kokopelli meint
Toller, unnützer Ratschlag. 👍
hu.ms meint
Genauso unnütz wie die angabe eines in euro umgerechneten chinesischen preises. :-))
Eben deshalb diese antwort. Erkennt nur leider nicht jeder.
Kokopelli meint
Das stimmt, dafür muss man es schon drauf haben, nicht wahr?
Aber so unnütz ist der Vergleich nicht, denn er zeigt auf, dass VW nun in China versucht über den Preis zu konkurrieren. Die Marge dürfte dabei negativ ausfallen.
eCar meint
Die Marge dürfte nicht nur negativ ausfallen, nein sie ist Dunkelrot.
Sandro meint
Kokopelli, nicht ganz richtig. Die Rabattschlacht auf dem chinesischen Markt haben Tesla und BYD eingeläutet, das Joint Venture VW-SAC hat richtigerweise reagiert mit einer 16% Preissenkung. Was die anderen können, kann VW schon lange.
Kokopelli meint
Meine Aussage bleibt die gleiche und ist nach wie vor korrekt: „…denn er zeigt auf, dass VW nun in China versucht über den Preis zu konkurrieren.“
Vielleicht bringt das in China etwas. So wie es aussieht ist es ein limitierter Versuchsballon.