Klimaschutz im Verkehr benötigt die besondere Aufmerksamkeit der G20-Staaten, damit die Ziele des Pariser Klimaabkommens noch eingehalten werden können. Darauf verweist die Denkfabrik Agora Verkehrswende auf Basis eines gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH herausgegebenen Berichts zur Lage der internationalen Verkehrswende.
Die Treibhausgasemissionen des Verkehrssektors drohen demnach weltweit bis Mitte dieses Jahrhunderts deutlich anzusteigen, anstatt auf null zu sinken, trotz technologischer Fortschritte und bereits geplanter politischer Maßnahmen. Die „Gruppe der 20“, ein Forum großer Industrie- und Schwellenländer, ist für gut zwei Drittel der globalen Verkehrsemissionen verantwortlich. Um den Verkehrssektor auf einen zukunftsgerechten Kurs zu bringen und die internationale Zusammenarbeit dafür zu stärken, sei jetzt die Führungsrolle der G20 gefragt.
„Die Reduzierung der weltweiten Treibhausgasemissionen im Verkehr ist eine der größten Herausforderungen auf dem Weg zur Klimaneutralität“, sagt Christian Hochfeld, Direktor von Agora Verkehrswende. „In keinem anderen Sektor sind die Emissionen seit 1990 so gestiegen wie im Verkehr, weltweit um rund 80 Prozent. Das liegt daran, dass das Wachstum von Wirtschaft und Bevölkerung in vielen Ländern noch nicht von der Nachfrage nach fossilen Energieträgern entkoppelt werden konnte. Für eine Trendwende braucht es eine internationale Kraftanstrengung. Das kann gelingen, wenn die G20-Staaten vorangehen und andere Länder unterstützen.“
Der Bericht gibt einen Einblick in die klima- und verkehrsrelevanten Kennzahlen der G20-Staaten, fasst die bisherige Entwicklung zusammen und zeigt die Perspektiven und Handlungsoptionen auf. Ein Schwerpunkt liegt auf Indonesien, Indien und Brasilien, da diese drei Länder von 2022 bis 2024 nacheinander die G20-Präsidentschaft innehaben. 2025 wird mit Südafrika ein weiteres wichtiges Schwellenland die G20-Präsidenschaft übernehmen.
Internationale Zusammenarbeit nötig
Urda Eichhorst, Projektdirektorin bei GIZ: „Mit Indonesien, Indien, Brasilien und Südafrika rücken die dynamischen Entwicklungen in den aufstrebenden Volkswirtschaften der Erde in den Fokus der G20. Die Pro-Kopf-Verkehrsemissionen sind hier zwar noch immer niedriger im Vergleich zu Ländern wie den USA, Australien oder Saudi-Arabien, aber sie nehmen schnell zu. In Indien und Indonesien haben sich die Gesamtverkehrsemissionen seit 1990 mehr als verdreifacht. Mit unserem Bericht möchten wir einen Beitrag dazu leisten, den Klimaschutz im Verkehr stärker in der internationalen Zusammenarbeit zu verankern.“
Die umfassenden Länderprofile zeigen laut Agora, dass viele G20-Staaten sich Ziele für emissionsfreie Antriebe und Ladeinfrastruktur gesetzt und entsprechende Maßnahmen ergriffen haben. Zusätzliche Klimaschutzpotenziale, etwa durch die Bündelung und Verlagerung von Verkehr auf effizientere Verkehrsträger, wurden noch nicht im gleichen Maße erschlossen.
Insbesondere vor dem Hintergrund wachsender Bevölkerungen und zunehmender Motorisierung wird die Umstellung auf elektrische Antriebe laut Studie allein nicht ausreichen, um die Emissionen im Verkehr nachhaltig auf null zu senken. Kontraproduktiv seien die weit verbreiteten Subventionen für fossile Kraftstoffe. Alle G20-Staaten zusammen finanzierten den Verbrauch von Erdölprodukten im Verkehr mit umgerechnet über 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Wenn diese Subventionen schrittweise abgeschafft würden, könnte das der globalen Verkehrswende einen enormen Schub geben.
Die Autoren betonen, dass die Elektrifizierung des Verkehrs vor allem dann zum Klimaschutz beitrage, wenn gleichzeitig die Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Quellen ausgebaut werde. Bisher sei das noch nicht in allen G20-Staaten der Fall. E-Fuels, also mit erneuerbarem Strom hergestellte synthetische Alternativen zu Kraftstoffen aus Erdöl, sollten vor allem auf Flugzeuge und Schiffe konzentriert werden, weil es hier kaum batterieelektrische Optionen gebe. Außerdem würden diese Kraftstoffe auf lange Zeit sehr teuer bleiben und, im Vergleich zur großen Nachfrage im Verkehrssektor, nur in geringen Mengen verfügbar sein. Der Aufbau der Kapazitäten zur Produktion von E-Fuels sei eine globale Herausforderung und könne nur in enger internationaler Zusammenarbeit gelingen. Das Gleiche gelte für die nachhaltige Entwicklung digitalisierter und vernetzter Systeme im Verkehrssektor.
Eugen P. meint
KI organisierte Sammeltaxis wären finde ich ein vernünftiger Ansatz, der menschliche Fahrer kann aber gerne bleiben, aber Leerfahrten ließen sich so vermeiden und damit auch günstigere Tarife für den Kunden bei gleichzeitig ausgelasteteten Fahrzeugen und Fahrern bei den Unternehmen.
Wenn man den Massen-Individualverkehr zurückfahren will braucht es attraktivere und kleinteiligere Lösungen als Züge und Linienbusse, die annähernd so flexibel sind wie das eigene Auto und das ist dann eber eher ein volles Großraum-Taxi als ein halbleerer Bus.
moped7 meint
*Im Artikel ist die Antriebswende ist gemeint. Was ebenso wichtig ist.
Verkehrswende – in Städten – würde bedeuten, z.B. teilweise die überbreiten Straßen in den Städten etwas zurückzubauen, damit Fahrrad & ÖPNV attraktiver werden. Parkgebühren bei 50 Cent die Stunde, was seit 20 Jahren gleich geblieben ist, während ÖPNV Fahrscheine schön angestiegen sind. Es gilt abzuwiegen, wie verlockend es sein darf – gerade wenn man EFH mit Parkplatz hat – auch kurze Wege mit dem PKW zu erledigen.
Hier wird teilweise das Auto mit laufendem Motor auf der Straße gelassen, um kurz 750m Brötchen zu holen…
MAik Müller meint
„gleichzeitig die Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Quellen ausgebaut werde. Bisher sei das noch nicht in allen G20-Staaten der Fall.“
?? Korrektur: in keinem Land reicht die regenerative Energie auch nur Ansatzweise aus.
Dabei wird der Strombedarf aber noch weiter dramatisch ansteigen durch Stromheizungen und Eautos.
Torsten meint
Dafür sinkt aber der Energiebedarf entsprechend…
Rene meint
Was tragen Sie persönlich dazu bei, den Stromverbrauch zu senken (Wärmepumpe?) oder privat mehr Strom zu erzeugen (PV am Dach, am Zaun)?
elbflorenz meint
He? Wenn man von Gasheizung auf Wärmepumpe umstellt, trägt man ja persönlich dazu bei, den Stromverbrauch zu erhöhen!
Wohlgemerkt den Stromverbrauch – nicht den Primärenergieverbrauch.
Und eine PV-Anlage senkt zwar den CO2-Ausstoß – senkt aber null den Stromverbrauch an sich. Im Gegenteil. Alle die ich kenne (mit PV) neigen dazu, mehr Strom zu verbrauchen. Denn er kostet ja „nichts“. (im Sommerhalbjahr)
Da leistet man sich dann eine (partielle) Haus-Klimaanlage, stellt alle Gartengeräte auf Strom um usw.
Lorenz Müller meint
Den ersten Teil deines Kommentars kann man so unterschreiben, aber der zweite Teil? Natürlich senkt eine PV Anlage den Netzbezug drastisch, dass man dann mehr vom selbst produzierten Strom (der ja vor der PV nicht existiert hat!) nutzt, ist dabei doch irrelevant. Unser Netzbezug ist von 4000kWh/Jahr auf 0 gesunken, obwohl zwei Elektroautos dazukamen und zusätzlich speisen wir noch knapp 20000kWh/Jahr ein.
Steffen meint
Beides: Drei PV-Anlagen auf den Dächern erzeugen knapp 20 MWh im Jahr, die Wärmepumpe verbraucht ca. 2,2 MWh im Jahr und das E-Auto 2,5 MWh. Das Haus ist bei mir der größte Verbraucher mit ca. 5 MWh. Im krassesten Fall verbrauche ich 10 MWh im Jahr, stelle der Allgemeinheit aber dieselbe Menge zur Verfügung.
MAik Müller meint
@Rene schon seit über 30 Jahren haben wir eine besonders geringen Strom und Gasverbrauch. Aktuell 1200kWh Strom pro Jahr für 4 Personen mit 6kWp PV Anlage. Vorher 1800kWh Strom pro Jahr für 4 Personen. Gas 200m³ pro Jahr plus 3rm Holz für ein EFH.
Ganz wichtig auf Arbeit fahre ich seit über 20 Jahren mit dem Rad.
Sprechen Sie von einer Luftpumpe die mit Strom aus dem Kohlekraftwerk (in Sichtweite) betrieben wird?
Rene meint
Prinzipiell kann man Sparsamkeit im Umgang mit Ressourcen nur begrüßen. Das tut jedoch auch eine Wärmepumpe, macht aus einem Input von 1 kwh einen Output von 3 bis 4 kwh – tolle Sache!
Und, MAik, der Strom kommt nicht immer aus dem Kohlekraftwerk, die Bundesregierung arbeitet jetzt hart daran, dass endlich Wind- und Sonnenstrom forciert wird – wenn da alle mithelfen, wird’s gut!
Gerry meint
Schöne Bilanz wenn da nicht deine Diesel-Luftverpester und Energieverschwender wären 😉.
M. meint
„Stromheizungen“
Oje.
Auch wenn das für dich neu sein sollte: Wärmepumpen heizen nicht mit Strom.
Steffen meint
Also meine schon. Es sei denn du reitest haarspalterisch auf einer exakten Definition herum, andernfalls sehe ich auf meinem Stromzähler schon einen Stromverbrauch durch die Wärmepumpe. Dass mehr Energie für die Heizung aus der Luft oder einem anderen Medium kommt ist klar, aber Strom wird dennoch benötigt und verbraucht um zu heizen.
MAik Müller meint
@M. Was für Anschlüsse hat den deine Luftpumpe? Wenn diese einen Kompressor mit Emotor hat wird hier mit STROM geheizt der ACHTUNG im Winter aus Kraftwerken kommt. BEACHTE: die HEIZPERIODE ist ca. 3 Monate lang hier wird ~80% der Jahresheizleistung verbraucht.
Mir schwant übles Halbwissen bei dir :)
MAik Müller meint
Wie den nun?
Es werden täglich hier neue tonnen schwere SUV vorgestellt und gleichzeitig die kleinen Fahrzeuge wie Fiesta usw. eingestellt.
Irgendwie passt das nicht zusammen.
Es sei denn es geht nicht im Geringsten um die Umwelt sondern um die Gewinne der Industrie.
Eugen P. meint
Das passt schon zusammen, nur noch die besser Situierten werden im grünen Dystopia eigene Autos besitzen, der Rest bestenfalls Taxi fahren, schlimmstenfalls 3 Stunden auf den Bus warten.