Wenn Kommunen beim Ausbau von Ladeinfrastruktur die Priorität auf Ladepunkte im privaten und halböffentlichen Raum setzen, können sie wertvollen und meist knappen öffentlichen Raum besser zur Nutzung für anderen Zwecke freihalten, etwa für den Fuß- und Radverkehr und den öffentlichen Verkehr. Das geht aus einem Leitfaden für Kommunen hervor, den die Denkfabrik Agora Verkehrswende mit dem Deutschen Städtetag und dem Deutschen Städte- und Gemeindebund erarbeitet hat.
Die Rolle der Kommunen besteht demnach vor allem darin, frühzeitig ein Gesamtkonzept zu entwickeln und den Aufbau von Ladeinfrastruktur durch Privathaushalte, Wohnungsbaugesellschaften, Arbeitgeber, Handel, Gewerbe und Flächeneigentümer anzuregen und zu koordinieren.
„Kommunen, die beim Ausbau der Ladeinfrastruktur von Anfang an vom Ziel der vollständigen Elektrifizierung des Straßenverkehrs ausgehen, sind doppelt im Vorteil“, sagt Christian Hochfeld, Direktor von Agora Verkehrswende. „Sie profitieren von den Vorteilen emissionsfreier Mobilität und müssen dafür am wenigsten von ihrem öffentlichen Raum belegen. Gleichzeitig geben sie den Bürgerinnen und Bürgern sowie Unternehmen und möglichen Investoren ein wichtiges Signal. Gerade in Städten kommt es auf eine gute Planung und Koordination an. Hier haben Privathaushalte nur eingeschränkte Möglichkeiten, auf eigene Ladepunkte zu setzen. Umso wichtiger sind deshalb Lademöglichkeiten bei der Arbeit, auf Kundenparkplätzen oder in Parkhäusern.“
Der Leitfaden empfiehlt, dass Kommunen zunächst die Zuständigkeiten für das Thema in der Verwaltung festlegen und im Dialog mit relevanten Akteuren vor Ort ein Gesamtkonzept für den Ausbau der Ladeinfrastruktur erarbeiten. Dabei müssten Fragen geklärt werden wie: „Welche Lademöglichkeiten sind bereits vorhanden? Wie wird sich die Elektromobilität und der Ladebedarf in der Kommune entwickeln? Welche potenziellen Standorte gibt es, vor allem im privaten und halböffentlichen Raum?“ Auf der Grundlage eines solchen Konzepts könnten Kommunen die Planung detaillierter ausarbeiten und die Umsetzung koordinieren.
Damit Kommunen eine koordinierende Rolle beim Ausbau der Ladeinfrastruktur einnehmen können, bräuchten sie mehr Unterstützung durch Bund und Länder, betont Kerstin Meyer, Projektleiterin Fahrzeuge und Antriebe bei Agora Verkehrswende. „Dazu gehört etwa mehr Förderung für den Aufbau von Wissen und Planungskapazitäten in den Verwaltungen für die Erstellung von Konzepten für Ladeinfrastruktur. Informationen über den Ausbaustand der Ladeinfrastruktur sollten zentral gesammelt und vom Bund für Kommunen leicht verfügbar gemacht werden.“
Am Ende komme es auch darauf an, dass Kommunen den Ausbau der Ladeinfrastruktur mit der Mobilitätswende zusammendenken, sagt Janna Aljets, Projektleiterin Städtische Mobilität bei Agora Verkehrswende. Angesichts der Erderhitzung steige der Bedarf, Verkehr auf Fuß- und Radwege sowie auf Busse und Bahnen zu verlagern; viele Kommunen planten auch mehr Grünanlagen und Wasserspeicher. „Kommunen, die das Thema nur auf sich zukommen lassen, riskieren Fehlinvestitionen, Konflikte und Verunsicherung. Wer den Ausbau der Ladeinfrastruktur proaktiv angeht, kann seine Strategien zur Nutzung des öffentlichen Raums insgesamt besser realisieren.“
Tom meint
Der Leitfaden klingt für mich mehr nach: Weg mit dem Auto.
Sorry, aber wer in der Innenstadt im 7. OG rechts wohnt ist auf öffentliche Ladeinfrastruktur angewiesen. Dem hilft ein Radweg nicht viel. Nachdem von den Wohnungsbaugesellschaften kaum Unterstützung zu erwarten ist soll´s nach Meinung der Agora Verkehrswende also der Handel oder die Arbeitgeber richten? Und wer eigentlich mit dem ÖPNV oder dem Rad zur Arbeit fährt soll das künftig mit dem E-Auto tun um es dort laden zu können? Also bitte…
Futureman meint
Der Ansatz von 100% elektrischer Fahrzeuge auszugehen ist genau richtig. Denn viele Kommunen planen sehr langsam. Und aus dem Firmenbereich kenne ich es zu gut: „Wir brauchen nur eine Ladestation, weil wir nur ein E-Auto haben“.
Kaum rückt der Monteur an, kommen plötzlich weitere dazu und schon kommt Lastmanagement ins Spiel.
Zum Glück gibt es tausende Möglichkeiten (auch für 11/22kw-Lader), da 99% der Autos über 23 Stunden am Tag irgendwo rumstehen.
Wenn jede öffentliche Einrichtung (Rathaus, Schwimmbad, Sportzentrum usw) einige davon aufbaut, ist schon ein großer Teil abgedeckt.