Die EU hat hat ein Antisubventionsverfahren gegen Elektroautos aus China eingeleitet. Laut der Umweltorganisation Transport & Environment (T&E) ist dies die Folge der verzögerten Akzeptanz der E-Mobilität durch die europäische Autoindustrie.
Die deutschen Automanager seien arrogant gewesen und dachten, dass niemand jemals „gegen ihre Diesel-Abgasbetrügereien“ vorgehen würde. Sie hätten Tesla und China als Emporkömmlinge und Nischenanbieter abgetan. „Schließlich wissen nur die Deutschen, wie man qualitativ hochwertige Autos baut“, so William Todts, geschäftsführender Direktor von T&E, in einer Mitteilung.
Während chinesische Autobauer innovativ gewesen seien, die Kosten drückten und dazu beitrugen, eine „Weltklasse-Batterieindustrie“ aufzubauen, „erfreuten sich deutsche Autobauer und Zulieferer an Rekordgewinnen, betrieben Lobbyarbeit, betrogen und erfüllten dann zähneknirschend die Umweltgesetze“. Aber zu keinem Zeitpunkt hätten sie sich voll und ganz auf die Elektrifizierung eingelassen.
Dieselbe Arroganz sei auf der diesjährigen Münchner Automesse IAA zu sehen gewesen, wo BMW-Chef Zipse die EU und ihr Null-Emissions-Ziel für 2035 sowie die mangelnde Unterstützung für E-Kraftstoffe anprangerte.
„Europa hat davor die Augen verschlossen“
Mit Blick auf China habe man es mit einem Land zu tun, dass mit einer „Diktatur“ den Westen als führende wirtschaftliche und technologische Macht ablösen wolle. Die Volksrepublik spiele dabei nach ihren eigenen Regeln und subventioniere heimische Unternehmen massiv, schaffe dominierende Staatskonzerne oder begrenze die Ausfuhr wichtiger Rohstoffe für Batterien. „Europa hat davor die Augen verschlossen, weil wir durch die Abhängigkeit der deutschen Automobilhersteller von den chinesischen Gewinnen gelähmt waren“, kritisiert Todts.
Zölle würden ausländische Hersteller nicht davon abhalten, nach Europa zu kommen. Also müssten Volkswagen & Co. besser werden, erklärt Todts. Die EU-Autobauer investierten im Vergleich zu Tesla und den Chinesen zu wenig und würden Geld für Dividenden und Aktienrückkäufe verschwenden – das müsse sich ändern. Auto-Manager wie Volkswagen-Konzernchef Oliver Blume sollten ihren Einfluss nutzen, „um den peinlichen E-Fuels-Unsinn zu beenden“.
„Wir müssen uns darauf konzentrieren, den Verkauf von E-Fahrzeugen in ganz Europa anzukurbeln“, so Todts. „Nichts von alledem wird ohne politische Führung geschehen. Die europäische Autoindustrie hat seit Jahrzehnten zu wenig und zu spät getan. Die Autohersteller können den gordischen Knoten, den sie durch ihre Abhängigkeit von China verursacht haben, nicht auflösen. Deshalb gebührt Ursula von der Leyen ein großes Lob. Sie zeigt weitaus mehr Weitblick und Entschlossenheit als alle ihre Vorgänger oder auch der derzeitige deutsche Bundeskanzler, der stets abwesende Olaf Scholz.“
Der Preis von Elektroautos aus der Volksrepublik werde „durch riesige staatliche Subventionen künstlich gedrückt – das verzerrt unseren Markt“, hat kürzlich EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen im Europaparlament in Straßburg erklärt. Das sei nicht akzeptabel. Die Weltmärkte würden von billigeren chinesischen Stromern „überschwemmt“. Als Folge der von der EU eingeleiteten Antisubventionsuntersuchung könnten Strafzölle auf chinesische Elektroautos erhoben werden.
Schlumpf7 meint
Wenn die Chinesen ihre BEVs subventionieren, in Europa, besonders aber in Deutschland
Zölle darauf erhoben werden, dann zieht das mit Sicherheit auch Nachteile beim Export
bzw. bei den Produkten der dt. Fahrzeugindustrie in China in Form von Strafzöllen und
Aufschlägen bei den lokalen dt. Fahrzeugherstellern nach sich.
Die dt. Industrie hat in China ihre stärksten Absatzmärkte. Was dann?
Ossisailor meint
Könnte mal jemand benennen, welche Subventionen denn D und die EU für BEV gewähren (außer den bekannten Förderungen)? Und welche gewähren die Chinesen ihren Herstellern und Kunden? Einfach nur zu behaupten, sie sind größer oder kleiner als die chinesischen ist leicht.
Alles, was ich weiß, ist, dass alle Staaten, auch D, die EU und besonders die USA, den Bau von neuen Fabriken (vor allem von Batteriewerken) massiv unterstützen. Wie aber noch? Und in welcher Größenordnung unterscheidet sich das dann von den chinesischen, und was genau machen die?
Das – vermute ich – weiß hier keiner. Ich jedenfalls nicht.
elbflorenz meint
Sie haben recht – alle Details und vor allem die Höhe der Subventionen (offene und verdeckte plus Steuerprivilegien) wird hier niemand wissen. Und kann hier auch niemand wissen.
Aber die Politiker wissen es ja auch nicht! Die tönen aber schon einmal – auf Befehl von Stellantis und Renault – kräftig herum.
Es gibt/gab in Deutschland direkte Zuschüsse für das BEV und für die Wallbox.
Das waren/sind verschiedene Töpfe von verschiedenen Gebietskörperschaften.
Forschungszuschüsse gibt es eine „Unzahl“ – direkt an Unternehmen oder an staatliche Forschungsinstitute. Auch für „idiotische Projekte wie Autobahn mit Oberleitung oder diverse H2-Programme)
Diverse Zuschüsse gibt es auch für die Ladesäulenbetreiber.
Außerdem gibt es natürlich noch diverse Investitionszuschüsse aller Art. Zum Beispiel für Batteriezellenforschung und Werke. Hier auch wieder diverse Töpfe bis hoch zur EU selbst.
(hier kommt immer der Einwand von der EU, ihre Subventionen bekommen ja auch die Ausländer in Europa. Das stimmt. Ist aber umgedreht genauso. Nur haben in China davon bisher nur die Koreaner profitiert. Die europäischen Hersteller brauchten ja keine Akkuzellen … bruhahah )
Zusätzlich gibt es noch einen ganzen Strauß an Steuer- und Gebührenprivilegien.
KfZ-Steuerbefreiung, ThG-Quote, besondere Abschreibungen bei Dienstwagen, Parkgebührbefreiung … usw … usf …
Ich erhebe keinen Anspruch auf Vollzähligkeit …
150kW meint
Ich weiß nicht wie es jetzt noch ist, aber am Anfang der chinesischen Förderung von Elektroautos haben nur Autos Förderung bekommen die in China durch chinesische Firmen (min 51%) mit in China gefertigten Akkus gebaut wurden. Import Autos waren also klar benachteiligt.
MiguelS NL meint
Da die Nachfrage nach Elektroautos zurückgeht, brauchen wir uns keine Sorgen zu machen.
Außerdem wenn sich EU-Untersuchung ergibt dass China im Verhältnis mehr Subventioniert als die EU, bräuchte man die Europäische Subvention ja nur anzugleichen. Das Problem scheint ja nur eine Finanzielle Frage zu sein.
elbflorenz meint
Welches Verhältnis würden Sie denn auswählen zum Subventionsvergleich mit China?
Geld pro eAuto? Geld pro Einwohner? Geld im Verhältnis zum BIP?
Ich wette – die Subventionen bei alle genannten Punkten dürften in Deutschland höher sein.
GrußausSachsen meint
welch feiner Humor – sehr guter Kommentar
danke ;-) ymmd
Kasch meint
Künftig wichtig für über 50% der Bevölkerung des neuen 3.Welt-Kontinents, heutiger EU-Raum: das Lastenfahrrad, Chinesische bereits mit 48,5% besteuert und einstige, nahezu vollständig horizontal integrierte Autohersteller werden unmotorisierte Lastenräder dann doch noch selbst hinbekommen. Mann werden wir mit zusätzlich extrem dicker Winterkleidung, ohne weitere Industrie, umweltfreundlich und dadurch ganz sicher den ganzen Planeten retten 😱🤭🤣
Futureman meint
Wo genau (außer bei VW) geht die Nachfrage nach E-Autos zurück?
Gerade Autos aus China haben dreistellige Prozentzahlen Zuwachs, obwohl sie nicht unbedingt günstiger sind. Aber verfügbar, evtl ist das das Problem.
GrußausSachsen meint
könnte es Ironie sein? wer Miguel NL sonst liest wird das so verstehen.
für mich ist es sehr feinsinniger Humor
Sandro meint
Unser GrußausSolingen, ein selbsternannter Feingeist, der sogar Humor erkennt wo keiner ist ;-)
Andi EE meint
Ich teile einiges was T&E vorträgt, aber da hat es Sätze drin, die einfach schlicht nicht stimmen. Und dann driftet der Artikel in einem Wirrwarr aus eigener Meinung und Zitaten von Politik und T&E ab.
Für mich liest es sich so:
Oberer Teil … deutsche / europäische Autoindustrie schuldig
Mittlerer Teil … mal so mal so
Unterer Teil … weiter so wie bisher, nur die Subventionen aus China sind das Problem
Insbesondere störe ich mich an diesem Satz, der wahrscheinlich aus dem Zusammenhang gerissen wurde …
„Wir müssen uns darauf konzentrieren, den Verkauf von E-Fahrzeugen in ganz Europa anzukurbeln“, so Todts. „Nichts von alledem wird ohne politische Führung geschehen.
Es ist doch nicht so, dass in Europa zu wenig subventioniert wird. Aber die Autobauer schaffen es einfach nicht, die richtigen Prioritäten zu setzen. Da kann ich doch nicht zum Schluss wieder nur der Politik die alleinige Verantwortung übergeben, unter Motto „wenn ihr uns nicht schützt, dann gehen wir wegen euch pleite“. Nein, die Autokonzerne gehen wegen ihrer eigenen Unfähigkeit pleite, nicht wegen der Politik.
Tesla hat doch nicht wegen der Subventionen die Elektromobilität in die Serie gebracht. Nein, weil sie ein x-Faches innovativer als die OEMs waren und immer noch sind. Das Schema, dass man jetzt wieder auf China als Bösewicht zeigt, zeigt für mich primär eins. Man ist in Europa nicht ehrlich. Man muss diese Konzerne so wie in den USA an den Pranger stellen. Wieso wird es hier nicht gemacht, schlicht weil es hier kein Tesla gibt, das aufzeigt … auf unserem Kontinent kann man mit gleichen Regeln diese unterschiedlichen Resultate erzielen.
1.) Ich gebe einigen hier Recht, die sich damals für vermehrte Subventionierung im unteren Fahrzeugsegment schon früh ausgesprochen haben und oben eher wenig bis gar nichts.
2.) Die Technologieoffenheit / Wasserstoffbegeisterung / E-Fuel-Posse von der Deutschen Politik unter dem Lobbydruck wahrscheinlich zustande gekommen, ist eine Idiotie im Quadrat. Man wollte irgendwo wieder Technologieführer werden, weil man es bei der Batterie vermeintlich nicht mehr konnte und jetzt ist man diesbezüglich komplett abgehängt. Dümmer geht nimmer.
3.) Wenn ich so die Lesch’s und Co. im Deutschen TV sehe (kürzlich wieder bei Lanz), die über Musk bashen, fehlt mir einfach der kritische Blick der Medien, was denn diese Leute tatsächlich in die Serie umsetzen. Nichts, und nochmal nichts, es wird geforscht, studiert und kommentiert, aber wie soll da etwas in Serie gehen, wenn man immer diese Leute lobt. Niemand steht mal auf und sagt, „der Musk setzt die Dinge um, du nicht!“
Leute die vom Staat gutes Geld erhalten, die die Demokratie über alles stellen und Ressourcen im Elfenbeinturm verteilen. Deutschland hat vergessen, dass die Unternehmen den Erfolg eines Landes bestimmen und nicht Professoren die in ihren Lehrstühlen die Welt in erklären.
Hans Meier meint
Es ist so wie in allen Industrien die primär über Lobbying arbeiten, das ist in der Zuckerindustrie so wie in der Tabakindustrie, man will das die Dinge in der Schwebe bleiben ohne das sich wirklich was Verändert. Irgendwann funktioniert diese Strategie nicht mehr und Andere übernehmen, müssen sogar, weil Leute die wirklich etwas Ändern wollen keinen Platz in solchen Firmen haben. Die globale Autoindustrie wird sich Verändern, alles hat eben seine Zeit und das ist auch gut und richtig so.
Powerwall Thorsten meint
1+ alles gesagt, was wichtig und richtig ist.
CJuser meint
Wenn deutsche Autos hier immer weniger wettbewerbsfähig werden, sollte weniger die Politik, sondern sollten die Hersteller mit passenden Produkten zu vertretbaren Preisen reagieren.
Auf Strafzöllen auf chinesische Autos in Europa folgen dann doch schlicht Strafzölle auf deutsche Autos in China. Also wem ist hier geholfen? Außerdem verstehe ich die Annahme nicht, dass chinesische Autos viel günstiger sein sollen. NIO ist nicht wirklich als günstig zu bezeichnen, nur das Konzept mit den Wechselakkus wird halt als „Innovativ“ angenommen. Billig gibt es mit Dacia auch hier. Das größte Problem der deutschen Hersteller (aber auch nur in Europa) ist und bleibt diese dämlich Aufpreispolitik. Selbst in den USA wird anders verfahren.
GrußausSachsen meint
J.Resch „In Verkehrsfragen regieren nicht gewählte Politiker, sondern Automobilkonzerne“
hu.ms meint
„Die Weltmärkte würden von billigeren chinesischen Stromern „überschwemmt“.“
Wo sind diese, bzw. kann man diese in D kaufen ?
Und welches preis-/leistungsverhältnis haben diese ?
Professor meint
Die Schwemme ist noch nicht da, aber sie wird kommen. Aber dann wenn es China genau passt. Und dann rumpelts in der Kiste. Dafür brauchts aber einen Weitblick, dem sich hier in Europa noch viel verwehren und auf aktuelle Erstverkäufe von chinesischen Herstellern verweisen.
Warum wohl verkauft VW aktuell de ID3 in China für 16’000 Euro ? Ich glaub das machen die nicht weil sie China so mögen …
Ben meint
Der 16k ID.3 war nen nackter Hirsch ohne Haut(ja wirklich so schlecht ausgestattet) in einer Sommeraktion auf knapp 7000 Stück begrenzt.
Die Wahrheit meint
Die ganze ID Serie kommt in China nicht an. Zu altbacken, schlechte Software, keine Gimmiks und die Arroganz „Wir sind die Besten“ prallt an den Chinesen völlig ab. Selbst zu dem totalen Verlustpreis verkaufen sich die VW Karren schlecht bis gar nicht.
Der neueste Trick, die Autos unter anderem Namen anzubieten, zeigt die pure Verzweiflung der unfähigen, überbezahlten CEO bei VW. Den Markt in China können sie aufgeben, da helfen EU Zölle ganz sicher nicht. Im Gegenteil, China wird deutsche Autos auf ihrem Kontinent unverkäuflich machen, mit diversen Maßnahmen. Danach könnte China sogar Exporte von Autoteilen dermassen verteuern, dass diese Autos weltweit nicht mehr absatzfähig sein könnten.
Stelios meint
Du meinst die Weltmärke warten nur auf China dass die endlich ihre Schleusen öffnen?
South meint
Naja, hu.ms. Nach Goethe. „Herr, die Not ist groß! Die ich rief, die Geister. Werd’ ich nun nicht los.“ Aktuell gibt es tatsächlich kaum chinesische E Autos, aber schaffen die Chinesen einen erfolgreichen Markteinstieg, dann könnte das Spiel schnell aus sein.