Dass Toyota seine Elektroauto-Offensive nach längerem Zögern forciert, bedeutet nicht das Aus der schon länger vorangetriebenen Wasserstoff-Technologie bei dem Konzern. Von deren Eignung als Antriebsart der Zukunft ist der Leiter des japanischen Automobilherstellers für den Wasserstoffantrieb in Europa überzeugt.
Wasserstoff habe das Potenzial zu null Emission über die gesamte Wertschöpfungskette, sagte Stephan Herbst im Gespräch mit der Automobilwoche. Der größte Vorteil des Wasserstoff-Autos liege in der einfachen Lagerbarkeit. Wasserstoff benötige keine Ladeinfrastruktur und sei auch über sehr weite Strecken gut zu transportieren. Zudem sei er universell einsetzbar: Im Verkehr zu Lande, zu Wasser und in der Luft, aber auch in der Stahl-, Zement- und Chemieindustrie.
Herbst glaubt, sass Wasserstoff für viele Mobilitätsanwendungen in Zukunft die kostengünstigste Option sein wird, für einige sogar schon in der laufenden Dekade. Die Wasserstoff-Netze würden weltweit ausgebaut, in Europa, Amerika und vor allem in Asien. China habe ein ehrgeiziges Wasserstoff- Programm aufgelegt und wolle bis 2030 rund 5000 Tankstellen errichtet haben. Mit diesem massiven Einstieg der Volksrepublik werde klar, dass der Wasserstoffantrieb eine Zukunft hat – auch, wenn nicht alle Weltregionen mitziehen.
Neben der mangelnden Infrastruktur sind die Kosten von Brennstoffzellen für Wasserstoff-Anwendungen noch hoch. Toyota peilt laut dem Bericht für die 2026 startende dritte Generation seines Wasserstoff-Antriebsstrangs eine weitere Einsparung um 20 Prozent bei gleichzeitig 20 Prozent mehr Reichweite an. Ab 2030 sollen die Kosten nochmals um 50 Prozent sinken – vorausgesetzt, Toyotas Ziel von 200.000 verkauften Wasserstoff-Fahrzeugen pro Jahr wird dann erreicht. Wenn nur 100.000 Einheiten geschafft werden, rechnet der Konzern mit einer Kostenreduktion von 37 Prozent.
Das weltweite Marktvolumen für Wasserstoff-Fahrzeuge, das 2022 bei drei Milliarden Euro lag, schätzt Toyota für 2030 auf 32 Milliarden Euro. Im Sommer hatte der Konzern mitgeteilt, für seine Vision einer „Wasserstoffgesellschaft“ in den nächsten Jahren verstärkt China sowie den europäischen Markt in den Fokus zu nehmen. Man konzentriere sich auf den Verkauf von wasserstoffbetriebenen Lastwagen und Autos in Europa und China, hieß es.
Im vergangenen Jahr hat Toyota erst etwas mehr als 3900 mit Wasserstoff betriebene Brennstoffzellen-Fahrzeuge verkauft. Zur Einordnung: Der gesamte weltweite Absatz des Konzerns betrug rund 9,5 Millionen Fahrzeuge. 200.000 sei „keine große Zahl“, sagte Toyotas Technologiechef Hiroki Nakajima zu dem für 2030 ausgerufenen Ziel. „Wir glauben, dass diese Zahl und mehr erreicht werden kann.“ Durch die Konzentration auf China und Europa, wo die Wasserstoffproduktion und -nachfrage höher sei, wolle Toyota die Kosten senken. Man werde auch die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen verstärken.
Toyota hat im Juli eine eigene Brennstoffzellen-Einheit, die „Hydrogen Factory“, mit 1350 Mitarbeitern eröffnet. Hierzulande bietet die Marke seit 2020 die zweite Generation ihres Wasserstoff-Brennstoffzellen-Elektroautos Mirai an. Toyota hält die Antriebsart wegen der hohen Reichweiten und kurzen Tankzeiten für eine gute Alternative zu reinen Batterie-Autos. So entwickeln die Japaner für den Pick-up Hilux einen Wasserstoff-Brennstoffzellen-Elektroantrieb, auch der neue Land Cruiser könnte entsprechend angetrieben werden. Toyota arbeitet zudem an Wasserstoff-Verbrennungsmotoren.
alupo meint
Das Potential schon.
Aber leisten können es sich nur Millionäre, die auch überzeugte Energieverschwender sind.
Anstatt Millionär zu sein reicht es auch aus wohlhabend zu sein wenn der Steuerzahler langfristig den H2 Preis subventioniert. Kurzfristig machen das auch Unternehmen wie A.L. oder Linde etc.. Aber ohne überzeugter Energieverschwender zu sein geht es nie.
Thomas Wagner meint
Toyota kommt einfach nicht mehr aus der Wasserstoffsackgasse heraus 🙈
Das ist ein Milliardengrab für Toyota und auch für solch einen Großkonzern keine Kleinigkeit !
Meisterqn meint
Ähnlich der deutschen Regierung hat in dem Maße nur noch die japanische diese Fantasien mit Abermillliarden von Fördergeldern zwangsbeatmet, damit sie irgendwie präsent bleibt. Ob das unterm Strich wirklich negativ für Toyota war, weiß ich nicht. Aber ja, in der Sackgasse stecken sie damit definitiv.
Jeff Healey meint
„Der größte Vorteil des Wasserstoff-Autos liege in der einfachen Lagerbarkeit. Wasserstoff benötige keine Ladeinfrastruktur und sei auch über sehr weite Strecken gut zu transportieren.“
Habe ich die Annullierung der physikalischen Gesetze verpasst?
Großer Lacher, Toyota.
Niemals wird sich für den PKW-Bereich das technisch und materiell höchst aufwändige H2 gegen den direkten Weg eines Akkus-Speichers durchsetzen.
Ben meint
Ja gut, H2 ist der Erfolg schlechthin oder warum wurden alle H2 Tankstellen in Dänemark geschlossen ?
Warum wurde in der NL kein H2 Lkw trotz Förderung verkauft ?
Warum hat der betreiber der einzigen deutschen H2 Bahn gesagt die Zukunft der Bahn ist batterieelektrisch?
Yogi meint
Die Handmanufaktur der Mirais soll nur mit Stückpreisen von 130.000€ bis 140.000€ machbar sein (das delta zum Listenpreis war das persönliche Hobby von Herrn Toyoda)…. davon 20% Ersparnis…104.000€… davon 50% märchenhafte Ersparnis…52.000€ in 2030….da wird sich Maik bestimmt freuen, endlich erschwingliche Kleinwagen mit 20jähriger Nichtversprödungsgarantie….und nach Skandinavien kann man schließlich auch mit der Fähre und muss nicht durch Dänemark….
Mäx meint
Wobei man Müller hier Unrecht tut, weil er hat tatsächlich nie für H2 plädiert.
So viel Fairness muss sein, auch wenn er sonst viel Blödsinn schreibt.
YOGIdulli meint
@Yogi was willst du?
H2 kommt weder im PKW noch im LKW das schreibe ich seit 2009. PUNKT.
Thrawn meint
Der letzte Satz: „Toyota arbeitet zudem an Wasserstoff-Verbrennungsmotoren.“
‚Nuff said!
Ich bin mir sicher, dagegen ist die Dampflokomotive ein Effizienzwunder.
Woher der ganze Wasserstoff kommen soll lässt man ja wohl bewusst offen. Wollte Japan nicht mit australischer Braunkohle in Australien Wasserstoff erzeugen und per Schiff nach Japan transportieren? Null Emission in der Wertschöpfungskette, zumindest in der nördlichen Hemisphäre….
Anti-Brumm meint
Vielleicht nützlich für Grönland oder andere weit nördlich gelegene Länder, wo man die hohe Abwärme zum ganzjährigen Heizen des Fahrzeugs nutzen kann.
Ansonsten Schwachsinn hoch 3.
Meisterqn meint
Ach die haben vestimmt auch so ein „cooles“ Projekt wie wir mit unserer Fabrik in Chile, die ein paar kg Wasserstoff abwirft. Wir nehmen uns einfach Chile (natürlich nur finanziell) und kleistern das ganze Land mit den Fabriken zu. Da bleibt vielleicht noch was für Japan übrig. Einfach nur irre.
Yoshi meint
Ich sehe unter Umständen schon Potenzial für einen gewissen Anteil an Wasserstoff-PKW.
Eins vorweg: ich weiß wie die meisten hier, dass dieser Antrieb über die Wertschöpfungskette hinweg ineffizient und den BEVs unterlegen ist.
Außerhalb der einschlägigen Foren habe ich aber die Erfahrung gemacht, dass E-Mobilität im weiten Kreisen auf prinzipielle Ablehnung stößt, es kommt da immer wieder die Frage „warum machen die nicht was mit Wasserstoff?“
Viele Käufer entscheiden sich ja auch aktuell aus Prinzip noch für einen Verbrenner, obwohl sie wissen dass ein E-Auto für sie unter Umständen günstiger ist, so emotional wie das Thema für einige ist setzt da halt der Verstand aus.
Wenn das Ganze CO2-neutral zu machen ist, lasst die Leute doch meinetwegen ihre Verweigerungshaltung teuer bezahlen – Toyota und die Umwelt freuten sich.
Ben meint
Das ist ja das Thema kein einziger H2 Schnüffler der würde sich nen Mirai für 68k kaufen, dann kommen die gleichen Argumente wie beim BEV, zu teuer, keine Reichweite, keine Infrastrucktur, ich warte noch paar Jahre bis des besser entwickelt ist, diese Leute sind grundsätzlich gegen jegliche Veränderung, kannst nix machen, nur warten bis die aussterben.
McGybrush meint
Das hat Strom auch. Nur einfacher.
Wasserstoff ist super. Bei max 0Km/h und Stationär. Aber nicht bei 130Km/h mit 1-2m Knautschzone.
Markus Müller meint
Bei U-Booten und erst recht bei Raketen ist der Wasserstoff aber auch nicht mit 0 km/h unterwegs.
Mike meint
U-Boote und Raketen tummeln sich jetzt aber nicht in so großer Menge in der Nähe von Menschen. Dort spielt Geld auch eine untergeordnete Rolle, Umweltverschmutzung auch.
Mäx meint
Hilf mir nochmal kurz: Wie viel % der Menschheit sind mit Raketen und U-Booten täglich unterwegs?
Thrawn meint
Und die Quote erfolgreicher Raketenstarts vs.beim Start explodierter Raketen möchte man bei PKW sicher auch nicht haben ;-)
Mike meint
Toyota scheint sich zu einem Fossil-Phrasen erzeugenden Unternehmen zu transformieren. Moderne Autos haben sie jedenfalls nicht mehr im Angebot. Vor 10 Jahren boten sie diese noch an (als „modern“ noch etwas Anderes bedeutete).
Franz Mueller meint
Hier scheint sich der Fehlerteufel in die Überschrift geschlichen zu haben. Es müsste heißen “ Wasserstoff hat Null Potenzial“
Quallest meint
„Wasserstoff habe das Potenzial zu null Emission über die gesamte Wertschöpfungskette“
Wasserstoff hat ein GWP von 11 im Betrachtungszeitraum über 100 Jahre und einen GWP von 30 im Betrachtungszeitraum über 20 Jahre.
Toyota bitte nachweisen das über die gesamte Wasserstoff Wertschöpfung keine Leckagen auftreten. Ansonsten ist die Aussage von oben falsch.
volsor meint
„…..einfachen Lagerbarkeit…. Wasserstoff benötige keine Ladeinfrastruktur und sei auch über sehr weite Strecken gut zu transportieren….“
Ah , ganz was neues , Wasserstoff wächst jetzt direkt im 700bar Wasserstofftank nach.
Thrawn meint
An der Stelle musste ich auch mal laut auflachen. Dennoch: es gibt bestimmt viele Leute, die das glauben oder die sich das weiß machen lassen.
Aber wir können uns trösten: all diejenigen, die sich beschweren, dass ein E Auto zu teuer wäre und sie deswegen auf Wasserstoff warten, werden sich garantiert auch kein Wasserstoffauto kaufen, sollte es denn jemals solche in größeren Mengen geben. Einfach deswegen: ein E Auto mit Batterie, Brennstoffzelle und Wasserstofftanks wird immer teurer sein, als ein E Auto mit Batterie.
DerOssi meint
Bla Bla Bla… die Wasserstoff-Leier in PKWs (selbst LKWs) ist echt müßig mittlerweile…
nie wieder Opel meint
Cooles Foto. Unter der Haube sieht es aus wie ein Haufen Tubifex vor der Verfütterung.
Interessante Zahl: GH₂-Trailer haben ein Gesamtgewicht von 40 Tonnen, wovon der gasförmige Wasserstoff 530 Kilogramm einnimmt. Entspricht ca. 75 Tankvorgänge H2-PKW.
Torsten meint
Na da wird der Trailerbetrieb doch zur sicheren Beschäftigung :-).
Tommi meint
Toyota ist eine große Firma. Die können nicht irren. Die haben doch Experten, die sich damit auskennen.
Sie werden sowohl wasserstoffbetriebene Lastwagen als auch Autos verkaufen. Was sind eigentlich Lastwagen, wenn sie keine Autos sind?
tutnichtszursache meint
Die Japaner, abseits von Nissan und Mitsubishi, die mit Renault einen Konzern bilden, haben sich einfach mit ihren Hybriden (Toyota) oder Kompressionszündung (Mazda) völlig verkalkuliert und sind in der Entwicklung weit abgeschlagen, da denkt man sich nun, dass man mal eine neue aber altbekannte Kuh mit dem Namen Wasserstoff durchs Dorf treiben kann.
Noch peinlicher ist es doch für den seit Dekaden größten Verbrennungsmotorhersteller der Welt mit dem Namen Honda, die müssen mit dem e:Ny1 schon ein Auto aus China zukaufen.
Früher hatte man als Japaner den Anstand sich allein mit seinem Säbel zurückzuziehen…
…heute erzählt man lieber aus dem Märchenbuch.
Sam20 meint
@tutnichtszursache bis 2030 endlich Eautos für die breite Masse kommen hat Toyota doch Zeit.
nie wieder Opel meint
Ja, Du hast Recht.