Die Umweltorganisation Transport & Environment (T&E) kritisiert, dass Leasingfirmen auf schnelle Gewinne setzten, aber bei der Elektrifizierung bremsen würden.
Die größten europäischen Leasingfirmen hätten zwischen 2018 und 2022 ihre Gewinne um 59 Prozent gesteigert, obwohl ihre Flotte nur um 5 Prozent gewachsen sei. Zu diesem Ergebnis kommt ein neuer Bericht des Forschungsinstituts Profundo, das im Auftrag von T&E die Gewinnentwicklung der sieben größten europäischen Leasingfirmen ALD | LeasePlan, Alphabet/BMW Financial Services, Arval, Leasys, Mercedes-Benz Mobility/Athlon, Mobilize Financial Services und Volkswagen Financial Services untersucht hat. Laut Profunde nahmen die Firmen 2022 insgesamt 15,7 Milliarden Euro ein.
Die hieraus resultierende finanzielle Stärke würde es den Leasingfirmen erlauben, ihre Strategie zu ändern und Vorreiter beim Übergang zu Elektroautos im EU-Markt zu werden, so die Umweltorganisation. T&E-Untersuchungen hätten allerdings gezeigt, dass der Leasing-Sektor bei der Elektrifizierung des Marktes keine Vorreiterrolle einnimmt. Außerdem habe keine der untersuchten Leasingfirmen ein Ausstiegsdatum für umweltschädliche Verbrenner festgelegt.
Das größte Gewinnwachstum verzeichneten laut der Auswertung Arval (192 %) und Leasys (143 %). Die deutschen Firmen Volkswagen Financial Services (VWFS) und Alphabet/BMW Financial Services bauten ihren Gewinn um 85 Prozent beziehungsweise 29 Prozent aus. Demgegenüber hat sich die Flottengröße von VWFS zwar um 28 Prozent vergrößert, während Alphabet/BMW Financial Services die Gewinne trotz einer Reduzierung der Flottengröße um 9 Prozent steigern konnte.
Die Studie untersucht auch die Eigenkapitalrendite dieser Unternehmen – der Maßstab, den Investoren verwenden, um die finanzielle Gesundheit eines Unternehmens zu bestimmen. Ein Unternehmen gilt als “gesund”, wenn die Eigenkapitalrendite über 10 Prozent liegt. Die Eigenkapitalrendite der Leasingunternehmen sei von einem bereits hohen Wert von 21,2 Prozent im Jahr 2018 auf 27,2 Prozent im Jahr 2022 gestiegen. Zum Vergleich: Banken – die Eigentümer von Leasinggesellschaften und ein vergleichbarer Sektor – verzeichnen Eigenkapitalrenditen zwischen 7 bis12 Prozent.
Stef Cornelis, Direktor für Elektroflotten bei T&E: „Leasingfirmen scheffeln Milliardengewinne, bringen aber wenig E-Autos auf die Straße. Sie verpassen ihre Chance, Vorreiter zu sein. Mit ihren großen Flotten könnten Leasingfirmen einen entscheidenden Beitrag zu einem schnelleren Umstieg auf Elektromobilität leisten. Doch sie konzentrieren sie lieber auf schnelle Profite.“
Höhere Gewinne pro Auto
Der Studie zufolge ist der durchschnittliche Gewinn pro Fahrzeug bei den ausgewählten Leasinggesellschaften von 2018 bis 2022 um 53 Prozent gestiegen, was bedeutet, dass die Kunden deutlich mehr bezahlen als noch vor fünf Jahren. Alle Unternehmen, mit Ausnahme von Mobilize, verzeichneten starke Zuwächse. Bei einer Leasingdauer von 3,5 Jahren liegt der Gewinn pro Fahrzeug bei Alphabet/BMW Financial Services bei 1710 Euro und bei VWFS bei 740 Euro. Ein typisches Auto, wie ein Opel Corsa oder Peugeot 208, kostet während der Leasingdauer etwa 12.000 bis 15.000 Euro. Diese Gewinne werden durch monatliche Leasingverträge und durch den Wiederverkauf von Autos auf dem Gebrauchtwagenmarkt erzielt, wo die meisten Menschen in der EU ihre Autos kaufen.
„Mit ihren enormen Gewinnen machen die Leasingfirmen offensichtlich gute Geschäfte. Aber irgendjemand muss für diesen Gewinn bezahlen – ob der Leasingkunde oder der Gebrauchtkäufer. Wenn der Gewinn pro Auto steigt, verdienen die Leasingfirmen mehr Geld auf dem Rücken ihrer Kunden“, so Cornelis.
MichaelEV meint
Eine Beschreibung der Vergangenheit. In der Zukunft wird es genau in die andere Richtung laufen.
Mike meint
Wer rechnen kann, kaufte schon immer. Einfach die Raten über die Laufzeit und die oft bei BEV vorhandene Anzahlung summieren. Wer dann bei 3 Jahren >50% des Kaufpreises zahlt, wurde so schnell über den Tisch gezogen, dass er es als wohlige Wärme empfindet.
nie wieder Opel meint
Das ist so nicht richtig. Vor allem die leidige Notwendigkeit der langfristigen Abschreibung von Wirtschaftsgütern gestattet es vielen Unternehmen garnicht, zu kaufen. Sie könnten dann ihre Steuern nicht zahlen. Zudem ist es nicht verkehrt, das Restwertrisiko auf Externe zu verlagern.
brainDotExe meint
Bei Unternehmen vielleicht, aber bei Privat doch nicht.
Reinhold Kluge meint
Auch Privat. Entscheidend ist der Leasingfaktor, wenn der unter 1% liegt, es gibt Angebote um 0,6%, dann ist die Leasingrate niedriger als der Wertverlust. Wer da kauft ist doof, noch doofer wer zuvor jahrelang gespart hat für sein „Traumauto“
nie wieder Opel meint
Na, 80% der „privaten“ Fahrzeuge sind bestimmt im Eigentum einer Bank. Entweder, weil schlichtweg die Kaufsumme nicht übrig war, oder weil der Käufer Fuchs ist und das Geld lieber 10 Jahre lang anlegt, statt es an ein Auto zu binden.
Privatleasing ist für viele Mensche die Rettung, überhaupt Mobilität zu erlangen.
brainDotExe meint
Die allermeisten Privatleute kaufen Gebrauchtwagen.
Die wenigen die Neuwagen kaufen, nehmen meist kein Leasing.
Ich hatte mir auch ein Leasingangebot machen lassen. Hätte für den i4 ca. 900€ gekostet.
Ich hätte über 4 Jahre mit Anzahlung also knapp unter 45.000€ bezahlt und hätte danach nichts.
Da musste ich nicht lange nachdenken Barkauf und fertig.
nie wieder Opel meint
nun, die allermeisten…. naja.
Im Jahr 2022 lag der Anteil der durch private Halter neu zugelassenen Pkw in Deutschland bei rund 35,9 Prozent. Hab ich extra für das Brain gegoogelt! War nicht schwer.
Thorsten meint
Firmen machen also Gewinne auf Kosten ihrer Kunden. Wow, wieder etwas gelernt! 🤓
Envision meint
Ja, ein Unding das dieses maximale Gewinnschöpfung betreiben, anstatt primär dem dem Gemeinwohl zu dienen.
BTW: ist die BAFA Förderung für Private nun nach Verfassungsgericht Urteil ab 2024 wohl auch tot, weil Corona „Sonderschulden“ weg ? :-(
nie wieder Opel meint
Naja, ein Fahrzeuge produzierender gemeinnütziger Verein wäre ja mal was Neues. Sollte problemlos möglich sein, denn bei vielen sehe ich keine Gewinnerzielungsabsicht.
Reinhold Kluge meint
2008 wollte der VW Konzern die neugeschaffene Holding tatsächlich in “ Auto Union“, oder VW Union umbenennen, aber haben dann schnell gemerkt dass Union im englischen Sprachraum auch Gewerkschaft bedeutet. Das war dann doch zu sozial, also hat man sich anders entschieden :-)
Dagobert meint
An sich ist da nichts verwerfliches dran. Schlussendlich ist die Leasingfirma nur eine weitere Partei, die neben Hersteller und Händler die Hand aufhält. Bezahlen muss das am Ende natürlich der Verbraucher.