Die Chefin von Mercedes-Benz Trucks Karin Rådström hat in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung über die Elektrifizierung der Branche gesprochen. Die Marke baut derzeit ein Angebot an rein elektrischen Trucks auf, auch für die Langstrecke. Damit sich E-Lkw durchsetzen, braucht es laut Rådström noch mehr Unterstützung der Politik.
Das Unternehmen habe inzwischen Kunden, die E-Trucks gekauft haben, deren Fahrer nicht mehr in die alten Verbrenner-Trucks wollen, weil sie entspannter sind und weniger müde, wenn sie nach Hause kommen. Grundsätzlich seien die Kunden aber rationaler als jemand, der einen Pkw kauft. Sie führten Unternehmen, die in der Regel eher mit geringen Gewinnspannen arbeiten. Dann gehe es um den Preisvergleich zwischen einem E- und einem Diesel-Lkw.
Der Kaufpreis für den Stromer sei dann höher, aber dafür die Energiekosten niedriger. Der neue eActros 600 für den Fernverkehr sei etwa zwei bis zweieinhalb Mal teurer als ein vergleichbarer Diesel-Lkw, erklärte die Mercedes-Trucks-Chefin. Man arbeite aber daran, die Kosten zu senken. Doch selbst nach Kostensenkungen durch höhere Stückzahlen werde der Kaufpreis teurer bleiben als bei einem Diesel. Auf der anderen Seite sei die Energieeffizienz des E-Lkw besser als die von Diesel-Lkw. Und Strom sei billiger als Diesel.
„Bei unseren typischen Kunden entfallen etwa 40 Prozent der Kosten auf den Lohn des Fahrers und 40 Prozent auf die Dieselkosten. Zehn Prozent ist der Preis des Lkw und die letzten zehn Prozent sind Reparatur, Wartung, Reifen, Verwaltung und so weiter“, so die Managerin. Das Verhältnis werde sich beim E-Lkw ändern: Der Anschaffungspreis werde relevanter, aber die Energiekosten „viel günstiger“. Wenn man viele Kilometer fahre, lohne sich der Umstieg schneller.
Dazu trägt auch bei, dass in Deutschland die Lkw-Maut ab Dezember an den CO₂-Ausstoß gekoppelt wird. Wenn man durchschnittlich viele Kilometer fahre, könnten sich E-Lkw nach vier oder fünf Jahren rechnen, erläuterte Rådström. Die meisten Kunden hätten den Lkw fünf Jahre lang. Einige Kunden sagten inzwischen, dass jetzt der Zeitpunkt gekommen ist, zu dem es für sie anfängt, wirtschaftlich Sinn zu ergeben.
Mehr Förderung und einfachere Verfahren
Die Infrastruktur müsse noch schneller ausgebaut werden als heute, sonst könne die große Umstellung nicht stattfinden, sagte Rådström. Sie verwies auf ein Gemeinschaftsunternehmen mit Volvo und Traton, das 1700 öffentliche Ladepunkte in Europa bis 2027 schaffen soll. Für die Elektrifizierung der europäische Flotte brauche es aber viel mehr – „etwa 45 000 Ladepunkte“. In Europa seien schließlich sechs Millionen Lkw unterwegs.
Energiekonzerne wie BP und Shell müssten ihre Tankstellen für die Zukunft umstellen und bereiteten sich auch darauf vor. Auch die Regierung könnte „sicherlich eine größere Rolle spielen, um das Ganze zu beschleunigen, indem sie selbst Infrastrukturen baut oder sie subventioniert“, so Rådström.
Die Politik mache bereits einen guten Job, merkte die Managerin an. So könnten die Mercedes-Trucks-Kunden einen Zuschuss beantragen, der 80 Prozent des Kaufpreisunterschieds zum Diesel-Lkw ausgleicht. Das Verfahren zur Beantragung von Fördermitteln müsse aber vereinfacht werden, weil man lange warten müsse, bis man weiß, ob man den Zuschuss bekommt.
Und die Regeln würden viele Arten von Lastwagen ausschließen – vor allem, weil das Programm zu Beginn die Fahrzeuge förderte, die pro gefördertem Euro am meisten CO₂ einsparen. Elektro-Müllabfuhrwagen seien zum Beispiel im Förderprogramm zunächst praktisch chancenlos gewesen, weil sie vergleichsweise wenige Kilometer fahren. Dabei wären sie für Innenstädte vorteilhaft, dort gebe es weniger Ladeprobleme.
T.A.V. meint
Jeder Artikel in dem nach Subventionen, Staatliche Unterstützung,.andere müßten… gerufen wird, zeigt deutlich. daß das Produkt nix taugt.
Zeigen Sie mal auf welche gesicherte elektrische Versorgung für z.B. 200 LKW Ladesäulen + 200 PKW Ladesäulen + 30 Reisebusse notwendig wäre.
Aktuell wird bereits über Stromrationierung gesprochen!
Daniel meint
Hahaha,Ich bin Tagtäglich auf der Autobahn unterwegs, nicht einmal Parkplätze sind vorhanden und die wir haben überfüllt, da wollen die mir was von Ladesäulen erzählen…da hört es bei mir aber auf.
Wir fahren hier mit Volldampf gegen die Wand.
Elektromotoriker meint
Wenn weniger teuer wird, wirds teurer. Bitte aber auch sagen.
Jedesmal das gleiche, ich kann das Geschwafel „mit EE wird alles billiger“ nicht mehr hören. Gerade die Individualmobilität wird zum Luxusgut.
Die Ausweichbewegungen bei Lkw sind klar, wer kann, tankt im Ausland.
Und die Politik macht immer dann einen guten Job, wenn sie möglicht viel Kohle rausrückt für Partikularinteressen.
Jörg2 meint
Warum hat man blos dieser guten technischen Lösung dermaßen hängende Mundwinkel ins Gesicht gezeichnet… !?
Ist das der Trailer, mit dem der Weitentest gemacht wurde (auf dem Artikelbild)? Der scheint aerodynamisch verbessert und beladungstechnisch verschlimmert zu sein. Oder hab ich einen Knick in der Optik? (Abfallendes Trailerdach, SEHR ungewöhnlich!)
eBiker meint
Ja der Mundwinkel ist schon etwas… Naja die LKW Tuner brauchen ja auch bei eLKWs was zum verschönern.
Der Trailer ist nicht ungewöhnlich – die gibts schon länger – man kann die so einstellen.
Wenn also hinten weniger drin ist, kann man das Dach absenken.
Jörg2 meint
Ah! „EcoFlex“ von Schmitz (?).
Hab ich in freier Widlbahn noch nie so gesehen.
eBiker meint
Gibt mehrere Hersteller – ich habe die auch noch nicht gesehen – ausser mal auf DMax – liegt bei mir aber daran, weil ich kaum auf Autobahnen unterwegs bin.
Flo Securis meint
Nein die Tropfenform des Trailerdaches ist nicht zu ungewöhnlich. In Groß Britannien jedenfalls nocht.
Irgendwann wird das zum Standard werden auch im Technologieoffenen Deutschland.
Besonders geschmunzelt habe ich in dem Artikel über die Aussage dass die Fahrer: innen garnicht mehr in die Diesel wollen. Mir gehrs such so obwohl es in der Transporter Sparte mittlerweile längst nicht so eklatante Aufpreise zum E Van gibt und mein Renault Master auch gut ein Maxus hätte sein können. Ein benachbarter Betrieb hat 5 E- VW Busse auf dem Hof und Sie sehen das auch dass kein Fahrer mehr nach Diesel schreit.. Das einzige Problem das der Betreiber beklagt ist der ungünstige Einbauort der Ladebuchse denn damit komme man so schlecht an die Tesla Supercharger ran.
sehr erfreulicher Bericht und mal ein positives Signal aus der Branche. der Unterton schwingt aber deutlich mit: 2,5 * so teuer in der Anschaffung setzt gleich zu Beginn die Hürde hoch und Bürokratie macht es nicht leichter. Bitte Schickt alle Beamten in Pension und lasst die Anträge von Siri und Alexa bearbeiten!
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
„Damit sich E-Lkw durchsetzen, braucht es laut Rådström noch mehr Unterstützung der Politik.“ Die Politik macht ziemlich genau das, was die Industrie-Lobbyisten ihr ins Ohr flüstern, sollte Frau Rådström (netter Kunst?Name im Zusammenhang mit E-Lkw) als Vorstandin eigentlich wissen.
Natürlich weiß sie es, aber so ein wenig Fake-Info kommt gerade bei den konservativen Passiv-Denker und Lenker immer sehr gut an.
David meint
Ich weiß nicht, ob du das schon mal gehört hast, aber es gibt unterschiedliche Interessen und damit unterschiedliche Lobbygruppen. Ich glaube, dass in der aktuellen Phase Mercedes Trucks sehr gerne Klarheit zugunsten der Elektromobilität hätte, weil sie dann ihre Kunden in Europa planbar und sukzessive vom Diesel überführen können. Die Unsicherheit lässt viele Kunden zögern und zudem muss man lästige Alternativen wie Wasserstoff oder Gas weiter mit sich herumschleppen.
Powerwall Thorsten meint
Ich weiß nicht, ob Du es schon einmal gehört hast, aber auf der Straße ist der Drops gelutscht, wie man es als wortgewandter Berater wohl formulieren würde.
Wenn man dann „technologieoffen“ (heißer Kandidat für das Unwort des Jahres) lobbygetrieben tote Pferde reitet und dafür auch noch Steuergelder verbrennt – dann sollte man sich vielleicht einen geeigneteren Beruf suchen, oder besser gleich das Spielfeld räumen – Stichwort „Stille Treppe“
David meint
Ich halte das für sinnvoll, dass du Beiträge erst einmal liest, bevor du eine Antwort verfasst.
Jörg2 meint
Powerwall…
Die machen ja Honorarberatung. Da kann der größte Mist erzählt werden, es wird bezahlt.
Der dümmste Berater muss nur so schlau sein, dass er schneller seinen Arbeitgeber wechselt, als das sein Prognosenhorizont erreicht ist.
Letztendlich werden die mit vordefiniertem Beratungsziel geordert („Lohnkosten zu hoch“…). In der Außendarstellung/PR/Forenbetreuung… mit vordefiniertem „Weltbild“ – was man immer gut an den kruden, vom zu vermittelten Weltbildziel rückwärts konstruierten Argumentationslinien sehen kann.