Ab dem 13. April gelten für neu errichtete Ladestationen für Elektroautos geänderte Regeln. So müssen öffentlich zugängliche Gleichstrom-Schnellladepunkte (DC) ab 50 kW Ladeleistung künftig mit einem Kartenleser oder einer kontaktlosen Bezahlmöglichkeit für die Ad-Hoc-Bezahlung ausgerüstet sein, doch auch die meisten heute am Markt verfügbaren Wechselstrom-Ladesäulen (AC) sind ab diesem Zeitpunkt in dieser Form nicht mehr zulässig.
Durch die dann greifende europäische Alternative Fuels Infrastructure Regulation (AFIR) wird die bislang gültige deutsche Ladesäulenverordnung (LSV) in weiten Teilen unwirksam. Dies bestätigte das zuständige Referat des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz dem Bundesverband Beratung neue Mobilität e.V. (BBNM) auf Nachfrage.
Bislang wurde in der Branche damit gerechnet, dass die Neuregelung gemäß LSV-Novelle zum 1. Juli kommt, dann aber einheitlich für alle Ladestationen. Nun tritt die Regelung EU-weit fast drei Monate früher in Kraft und unterscheidet zwischen Ladesäulen mit mindestens 50 kW mit Kartenleser und Pin-Eingabe-Möglichkeit sowie Ladesäulen mit geringeren Ladeleistungen, für die ein dynamischer QR-Code ausreichend ist.
Dafür genügt jedoch kein Aufkleber, denn der QR-Code soll für den Start und die Bezahlung des Ladevorgangs genutzt werden können – und muss somit für jeden Ladevorgang individuell erstellt werden. Der Zahlvorgang muss zudem über ein entsprechendes Backend und eine sichere Datenverbindung abgewickelt werden. Die Umsetzung wird laut dem BBNM voraussichtlich deutliche Mehrkosten für öffentliche Ladeinfrastruktur nach sich ziehen.
Ladesäulenverordnung in Teilen „unanwendbar“
„Wegen des Anwendungsvorrangs des EU-Rechts“ sei die LSV ab dem 13. April in Teilen unanwendbar, teilte das zuständige Referat dem BBNM mit, verwies allerdings darauf, dass man keine rechtssicheren Aussagen treffen könne, da die Auslegung in letzter Instanz Sache des Europäischen Gerichtshofs sei. Die Europäische Kommission wolle zudem zeitnah einen Leitfaden zur Auslegung des AFIR veröffentlichen. Darin solle dann unter anderem beschrieben werden, was die Mindestanforderungen für die Erfüllung der Kriterien sind. Die LSV werde nun zwar überarbeitet, allerdings gehe es dabei vor allem um Streichungen von Passagen, die durch AFIR nun unwirksam werden.
Hintergrund der neuen Verordnung ist der Wunsch nach einer einheitlichen Zahlfunktion, die innerhalb der EU an allen Ladestationen gleichermaßen funktioniert. „Was politisch gut gemeint ist, stellt die Anbieter, Projektierer und Berater bei der Umsetzung allerdings vor große Herausforderungen“, so der BBNM. Aufgrund der Mehrkostenwerdewird insbesondere bürgernahe Ladeinfrastruktur für Laternenparker nun nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben sein.
„Die Anforderungen sind mit den meisten am Markt angebotenen AC-Ladestationen und Backend-Lösungen nicht realisierbar“, sagt Andreas Varesi als geschäftsführender BBNM-Vorstand. „Neben den Kosten für die nötige Hardware fallen je nach Bezahlart unterschiedliche Transaktionsgebühren an, die auf die Verbraucher umgelegt werden. Das ohnehin mit hohen Zusatzkosten und Gebühren belastete öffentliche Laden wird somit noch einmal teurer.“ Zudem würden je nach technischer Umsetzung die Preise für Ad-Hoc-Laden stark differieren.
„Um die in der Preisangabenverordnung (PangV) vorgeschriebene Preistransparenz zu gewährleisten, wäre es verbraucherfreundlicher, auch bei Ladestationen mit NFC-Reader zusätzlich ein Display zu installieren – selbst wenn das in der AFIR so explizit nicht gefordert wird“, so Varesi.„Wir werden die Mitglieder des Bundesverbands Beratung neue Mobilität e.V zeitnah zu den neuen Gegebenheiten schulen, um auch nach dem 13. April eine rechtssichere Umsetzung von Ladeinfrastruktur-Projekten zu ermöglichen.“ Vor allem für die Ladepunktbetreiber dürfte nun dringender Beratungsbedarf entstehen.
Alexander Vollmer meint
Eine Möglichkeit wäre es die Ladesäulen „nicht öffentlich“ zu machen. Mit der Installation der App und Anmeldung wird man „Mitglied“ im Ladeclub und der braucht sich nicht an die Vorgaben für öffentliche Ladesäulen zu halten. Und die Ladesäulen kriegen einen „LC – Ladeclub – members only“ Aufkleber. Gleichzeitig erlauben alle LC-Ladekarten und -Apps das Roaming untereinander.
Kasch meint
Bin 5 Jahre lang gerne und äusserst preiswert BEV gefahren. Jetzt kommt halt dann mein Verbrenner wieder deutlich mehr zum Einsatz, im Winter sowieso nahezu ausschließlich. Ein paar neue Säulen, die zu 100% staatlich finanziert werden, werd ich vielleicht noch zu Gesicht bekommen – das Thema hat sich in Europa für mich erledigt. Maximal 40 Cent bin ich bereit an HPCs für die kWh zu berappen, Punkt !
Sepp meint
Dann kannst du nicht rechnen – Punkt!
Leineweber meint
Ideal wäre doch … Terminal zeigt den Ladepreis an … EC-Karte vors Terminal halten … fertig … wie beim Bäcker. Mit AutoCharge könnten dann auch andere Tarife greifen … könnte auch das Display anzeigen.
Karten sind dann passe … es sei denn, es sind vielleicht Guthabenkarten … auch eine nette einfache Option.
Kasch meint
Ich warte lieber aufs kostenlose beamen in Europa – was im ganzen Weltall funktioniert, StarTrek beweists ja täglich, muss doch, …. wer, wenn nicht wir, die Elite der Menschheit !
Hilprecht meint
Das fatale an der Sache ist einzig, dass diese Regelung wieder einmal VIEL zu spät kommt. (genau wie beim Landestand). Politik muss vorausschauend planen und regulieren. Jetzt gibt es schon so viele Ladepunkte, die nur aufwendig umgerüstet werden könnten. Das die Branche jammert, ist klar. Wer nicht will (oder kann) kann künftig keine Ladesäulen errichten. PUNKT.
Die Diskussion über die Notwendigkeit ist müßig und wurde andernorts schon hundertfach geklärt. Ich weiß nicht, ob eine EnBW Karte in Norwegen, oder Italien funktioniert. Ich will es auch nicht darauf ankommen lassen. Und der Norweger, bzw. Italiener hat bestimmt auch keine EnBW Karte in seiner Heimat erworben, für den Trip durch Deutschland.
Nein, die Ladenetzbetreiber haben das Fahrrad versucht neu zu erfinden. Und das hat die Ladetarife, im Vergleich zu freier Zugänglichkeit für Alle, wohl eher verteuert.
Kasch meint
Politik soll gefälligst die Finger von freier Marktwirtschaft lassen – viele Probleme entstünden erst gar nicht und restliche würden schnellst möglich eliminiert werden. Beispiel Tankstellennetz – hätten die Staaten den Ölmultis überall, verschiedenste, unsinnigste, technische Vorschriften gemacht, wär tanken noch heute ein ähnliches Drama wie öffentliches laden. Die EU-Bevölkerumg hat sich mehrheitlich entschieden: Planwirtschaft geführt von korrupten, heuchlerischen und verlogenen Parteikoalitionen. Spürt der Bürger die Konsequenzen endlich, ist der Zug zurück längst abgefahren, so ists leider immer.
Tommi meint
Das ist doch das Ende des AC-Ladens. AC-Laden ist jetzt schon für den Anbieter relativ teuer. Jetzt wird sie noch teurer.
McGybrush meint
Warum kann der NFC Reader nicht einfach auch ne Visa oder ähnliches lesen und fertig. Preisschild fest aufkleben oder auf‘s Display.
Und für alle anderen 99% BEV Fahrer nutzen Ihre RFID Karten.
Wie gross ist denn die Zielgruppe derer die man mit dem AdHoc Laden erreichen will?
Im Normalfall sind das doch nur Leute die grade Ihr Auto abgeholt haben und dann erst merken, ach, muss ja noch ne Ladekarte bestellen.
Stdwanze meint
Ja, oder ‚Journalisten‘ die dann von den teuren Tarifen für das Laden berichten wollen.
Wieso ich eine pin eingeben soll wo ich doch pwr rfid bezahlen kann geht mir nicht ein. Zudem dazu auch noch meist 20 cent mehr?
alupo meint
Die Gebühren von den Kreditkartenunternehmen sind schon deutlich teurer im Vergleich zu der Girokartenzahlung bei den Banken.
Aber bei den Girokarten sind ja oft auch Kreditkartenfähigkeiten eingebaut, denn ansonsten könnte man damit nicht im umliegenden Ausland bezahlen.
Ad hoc laden brauche ich zwar nicht weil ich die für mich kostenlosen Supercharger auf zukünftig bevorzugen werde, aber wenn ich mich an meine Stinkerzeit erinnere war es üblich, immer nur ad-hoc zu tanken. Daher finde ich es durchaus naheliegend, dieses Prinzip auch fürs Laden anzuwenden. Klar, das gefällt den Versorgern natürlich nicht.
South meint
Also ich habe mal Probeweise bei einem Aldi geladen. Stecker einstecken. Bankkarte fertig. So einfach könnte die Welt sein. Für Rabatte gerne eine Zusatzcode/Karte. Das kann jede Tankstelle, jeder Supermarkt, jede FastFoodkette, etc. das ist kein Hexenwerk und bezahlbar ist auch. Unumgänglich bei der E Autodurchdringung, nicht jeder will sich mit der Smartphonecodes, Karten und sonstigen gedöns rumschlagen. Auch das Argument mit dem fehlendem Internet ist doch lächerlich. Wenn jeder ein Smartphone betreiben kann und jedes moderne Auto ein Internet hat, warum sollte dies genau bei Ladesäulen nicht gehen?
Das System würde den E Autofahrern viel mehr Sicherheit bieten, wenn man quasi alle paar Kilometer sicher laden kann. Wie jetzt halt bei den Tankstellen auch….
eBiker meint
Naja es gibt ja jetzt schon viel mehr Standorte mit Ladestationen als Tankstellen.
Und 100% sicher bist du da auch nicht – bei mir um die Ecke war Freitag Abend die Tankstelle zu – das System war ausgefallen ;-)
South meint
Ja, schon, aber wenn man 30km Restreichweite hatte und dein Anbieter die nächste Station in 40km hatte, war das schon immer ein thrill, den’s eigentlich nicht braucht.
Beim Verbrenner damals konnte man ja auch bei Shell, Aral und Co tanken, ohne jeweils eine exklusive Karte zu haben. Völlig Banane, das aktuelle Ladesystem, ist halt so gewachsen. Ich glaub übrigens, dass sich damit zudem die Ladepreise auch deutlich angleichen werden.
Mike meint
Dann hast du einfach den falschen Anbieter gewählt. Nimm z.B. EnBW, dann kannst du praktisch an jeder Ladestation laden.
Abgesehen davon, wer fährt sein Auto auf 30km Restreichweiter runter und jammert rum, wenn dann die eine Station nicht geht?
eBiker meint
Da kann ich Mike nur zustimmen.
Aber solche Leute gibts halt – schon länger her – da ist so ein Held mit seinem Tesla (die hatten da ja schon ein gutes Netz) auf der letzten Rille auf den Hotelparkplatz von nem Freund gefahren. Tja der hatte zwar ne Wallbox, aber kein Typ 2 Kabel – und ratet mal was der Fahrer auch nicht hatte? Richtig ein Typ 2 Kabel.
Leierkasten meint
Ich lade oft bei Aldi, liegt auf meinem Weg und geht sogar am WE. Ist aber nicht bei allen Aldi Märkten so. Sonst habe ich nur die ADAC Ladekarte von EnBW, die funktioniert überall, mehr brauche ich nicht.
South meint
Also 30 km Restreichweite war natürlich nicht geplant, ist mir aufgrund entsprechender Topografie aber tatsächlich passiert.
Aber ärgerlich, in jedem Kaff kann ich dutzendweise in jeder Klitsche über sämtliche Branchen mit einer Bank- Kreditkarte, meistens sogar ohne PIN, Zahlen, und beim Laden ist das nicht möglich? Dass bremst die E Mobilität aus.
Ich habe eine EnBW Karte, aber warum brauche ich eine EnBW Karte? Ich habe auch keine Aral, Aldi, Rewe, Hugo Boss oder sonst eine unsinnige Kartensammlung oder App Anhäufung mit E Mail Benachrichtigungen und Konten.
Bankkarte. Fertig. Für Vielfahrer gern noch ne Rabattkarte….alle anderen schaffen das ja auch.
Thomas Claus meint
Da würde ich eher @South zustimmen. Bei den aktuellen eAutos sind 30km Rest doch locker 10 bis 15% SoC. Wer will denn schon bei 20 bis 25% SoC an die Ladesäule. Zumal man ja nur bis 80% lädt. Da kann ich ja immer nur mit 55% der Kapazität Strecken fahren.
Tommi meint
Fast jede Ladekarte funktioniert mit praktisch jeder Ladesäule.
South meint
Also mein Kommentar hängt leider sehr lange. Ich habe mittlerweile EnBW und die 30km habe ich aufgrund der nachteiligen Topographie erreicht. Natürlich decken die Karten einen Großteil ab, aber warum braucht man überhaupt eine besondere Karte? Wenn mal E Autos weit verbreitet sind, will nicht jeder sich mit Apps und Karten beschäftigen, wenn er nur ein, zweimal im Jahr nen Lader braucht.
Urs Daniel meint
Jetzt erklär mir mal warum der Tesla-Fahrer kein Typ2-Kabel dabei haben sollte. Das Kabel wird gratis mitgeliefert, zu Hause kann er es nicht gebrauchen.
Nettes Geschichtlein was du erzählst, glauben kann man es leider nicht.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Die Einfachheit beim Laden (wie z. B. bei Tesla) war leider nie gewollt, Aldi ist die große Ausnahme – und kostengünstig noch dazu. Selbst Lidl und Kaufland, die anfangs gut dabei waren und ganz viel Ladeunterstützung geleistet haben, verlangen seit gefühlt 3 Jahren die Nutzung eigener Apps. Seitdem das so ist, haben sie keinen Verschleiß mehr an ihren Ladesäulen, da viele Leute das zu blöd finden und lieber wo anders laden.
Steven B. meint
2023??? Ist doch sicher 2024 gemeint.
ecomento.de meint
Danke für den Hinweis – korrigiert!
VG | ecomento.de