Laut einer weltweiten Umfrage der Berater von KPMG unter über 1.000 Automobilmanagern haben sich die Wachstumserwartungen in der Automobilindustrie verschlechtert. Lediglich ein Drittel der Automanager (34 %) ist demnach äußerst zuversichtlich, in den nächsten fünf Jahren profitables Wachstum zu verzeichnen. Im Vorjahr waren es noch 41 Prozent.
In Westeuropa sank der Anteil der Führungskräfte, die mit großer Zuversicht auf die Wachstumsaussichten blicken, von 31 Prozent auf nur 24 Prozent. Lediglich chinesische Entscheider trotzen der weltweiten Entwicklung: Hier stieg die Zuversicht von 28 auf 36 Prozent.
Führungskräfte optimistischer für E-Fahrzeug-Markt
Der Optimismus für den Elektrofahrzeugmarkt ist gestiegen: Im Mittel gehen die Befragten von einem größeren Anteil an Elektrofahrzeugen bei Neuwagenverkäufen im Jahr 2030 aus als in der Vorjahresstudie. Dennoch bleiben die Erwartungen an den Marktanteil verhalten: In China sehen die Befragten künftig mit 36 Prozent den größten Anteil der Neuwagenverkäufe im Elektrosegment, gefolgt von den USA (33 %), Japan (32 %) und Westeuropa (30 %).
Trotz des Ansturms neuer Modelle erwartet die Mehrheit der Befragten künftig weltweit starken Wettbewerb für die etablierten Automobilhersteller im Markt für Elektrofahrzeuge. Sie sehen Tesla im Jahr 2030 als unangefochtenen Marktführer und BMW und Audi mit großem Abstand dahinter auf den Plätzen zwei und drei. Apple, dessen Markteintritt noch nicht bestätigt ist, belegt Platz vier und hat damit im Vergleich zum achten Platz im Vorjahr einen großen Sprung nach vorne gemacht.
In diesem Jahr habe man eine stärkere Unterstützung für Subventionen und Anreize unter den Führungskräften festgestellt, berichten die Analysten. Der Anteil der Befragten, die direkte Subventionen befürworten, sei von 75 Prozent in der Vorjahresumfrage auf 84 Prozent in der aktuellen Ausgabe gestiegen. Am deutlichsten sei der Anstieg in Westeuropa, wo die Automobilhersteller die Konkurrenz aus China zu spüren bekämen und die Branchenführer Subventionen fordern, die denen in den USA entsprechen. Der Anteil der europäischen Führungskräfte, die Subventionen befürworten, sei von 65 Prozent in der letzten Umfrage auf 84 Prozent in der aktuellen Ausgabe gestiegen.
Mehr Befragte sprachen sich dafür aus, dass Anreize für alle Preisklassen angeboten werden sollten, auch für Luxusmodelle. Der Anteil derer, die meinten, dass alle batterieelektrischen Fahrzeuge subventioniert werden sollten, stieg von 21 auf 30 Prozent.
Ein weiteres Problem bei der Einführung von E-Fahrzeugen ist weiter der Zustand der Ladeinfrastruktur. „Als wir beispielsweise fragten, wer am besten in der Lage ist, Ladestationen zu besitzen und zu betreiben, waren die Antworten fast gleichmäßig verteilt zwischen Anbietern von Ladestationen und Stromversorgern, gefolgt von Tesla und Ölfirmen“, so die Analysten.
Die Unternehmen konzentrieren sich laut der Umfrage zwar auf batteriebetriebene E-Fahrzeuge, prüfen aber auch weiterhin andere Antriebsoptionen. Was die Erwartungen für künftige Investitionen angeht, so sind die beiden bevorzugten Investitionsbereiche Elektroautos und Hybridfahrzeuge. Die Investitionen in Wasserstoff-Brennstoffzellen sowie in fortschrittliche Verbrennungsmotoren und alternative Kraftstoffe werden jedoch beibehalten oder erhöht. Allerdings sagte mehr als ein Drittel der Führungskräfte, dass sie weniger investieren werden.
Vertrauen in Technologiebereitschaft zurückgegangen
Die Automobilindustrie fühlt sich im Vergleich zum Vorjahr deutlich weniger gut für Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) oder fortgeschrittene Robotik gerüstet. Lediglich 40 Prozent der Befragten weltweit glauben, dass ihr Unternehmen sehr gut oder äußerst gut auf moderne Fertigungstechnologien vorbereitet ist, verglichen mit 63 Prozent im Vorjahr.
„Die Autoindustrie befindet sich an einem Scheideweg. Die etablierten Autohersteller müssen mehr in Batterietechnologien investieren, um die Akzeptanz für Elektrofahrzeuge durch höhere Reichweiten, schnellere Ladezeiten und marktfähigere Preise zu erhöhen. Neue Technologien müssen schneller adaptiert und in einen Kundennutzen verwandelt werden. Der Markteintritt von Tech-Giganten wie Apple und Google wird den Wandel beschleunigen“, so Goran Mazar von KPMG.
KI wird als wichtigste Qualifikation für Automobilunternehmen erachtet: Ein Viertel der befragten Führungskräfte weltweit glaubt, dass KI-Softwareingenieure in den nächsten Jahren in ihrem Unternehmen die wichtigsten Fachkräfte sein werden. Im Vorjahr lag diese Qualifikation noch auf Platz drei.
Harter Wettbewerb um neue Erlösquellen
Im harten Wettbewerb um neue Erlösquellen wie autonomes Fahren, Infotainment und Cybersicherheit sind die Automobilhersteller nach Meinung der Befragten am besten positioniert. Auf Platz zwei folgen Google und Apple und an dritter Stelle die Automobilhändler. Im Bereich autonomes Fahren sieht mehr als die Hälfte der Befragten Tesla weiterhin als Spitzenreiter, gefolgt von Technologieunternehmen und einigen wenigen Herstellern.
Verlagerung weg vom traditionellen Autohandel
Verbraucher bewegen sich nach Meinung der Befragten weg vom traditionellen Autohandel: Automanager gehen weltweit davon aus, dass bis 2030 rund zwei Drittel der Neuwagenverkäufe direkt über Automobilhersteller oder digitale Plattformen erfolgen und nur noch rund ein Drittel über traditionelle Händlermodelle. Die Verlagerung weg vom traditionellen Autohandel sei wahrscheinlich auf die zunehmende Verbreitung digitaler Einzelhandelsplattformen und den sich ändernden Verbraucherpräferenzen zurückzuführen.
alupo meint
„Auto-Führungskräfte: Tesla bei E-Autos noch länger führend, Subventionen nötig“
Mit dem ersten Teil der Aussage stimme ich völlig überein, insbesondere da man sich selbst aus den veröffentlichten Tesla-Zahlen leicht ausrechnen kann (und es in der Grafik im Earnings Call auch sehen kann), dass Tesla auch in Q4/2023 seine Herstellkosten pro BEV trotz höherem prozentualem MS&MX-Anteil hat weiter senken können.
Die üblichen F&U&D-ler werden nun argumentieren, dass die gerade befragten Führungskräfte der alten Autobauer ja keine Ahnung haben von ihrem Geschäft. Naja, was anderes bleibt ihnen auch nicht mehr zu tun ;-).
Dass die Führungskräfte der alten Autobauer keine Ahnung haben von ihrem Geschäft und keine Möglichkeit sehen, zum Verbrenner vergleichbare Margen einzufahren, ist durchaus möglich. Aber sie kennen definitiv ihre BEV-Kosten besser als der Sta..tis.. und wissen damit, welche Chancen sie in Zukunft für schwarze Zahlen mit ihren BEVs haben.
Den zweiten Teil der Überschrift lehne ich jedoch ab. Der Staat und somit jeder Steuerzahler ist hoch verschuldet und für die Autobauer war 2023 sicher kein schlechtes Jahr. Daher sollten sie den FreeCash Flow besser für ihre BEV-Zukunft verwenden und weniger für Dividenden verschwenden. Oder haben die alten Manager etwa keine Ideen dazu was nötig ist um ihre BEV Kosten zu senken und sie dadurch wettbewerbsfähig auf den Markt zu bringen. Also ohne Quersubventionen aus dem sterbenden Verbrennergeschäft!
Andi EE meint
„Den zweiten Teil der Überschrift lehne ich jedoch ab. Der Staat und somit jeder Steuerzahler ist hoch verschuldet und für die Autobauer war 2023 sicher kein schlechtes Jahr.“
Du kannst trotzdem subventionieren (ich würde es gerecht besteuern nennen), die CO2-Steuer endlich griffig gestalten, dann hast du doch kein Problem den elektrische Weg zu fördern / nur schon bei einer kleinen CO2-Preis Erhöhung (Einführung bei Privaten) könntest du das Geld easy reinholen. Aber daran scheitert es eben, Arbeitsplätze in den Deutschen Autowerken (Überleben der eigenen Industrie) und Ruhe auf den Strassen, sind wichtiger als das Klima.
David meint
Da haben sie vermutlich lange an den Fragen feilen und die Zielgruppe aussuchen müssen, bis endlich herausgekommen ist, dass man Tesla jetzt noch vorne sieht. Tatsächlich zeigt der deutsche Markt als Leitmarkt in Europa ein Bild von Tesla mit sinkenden Verkaufszahlen. Alleine, dass die Verzweiflung jetzt wieder das Gerücht nährt, der kleine Tesla solle schon 2025 auf den Markt kommen, zeigte die schiere Verzweiflung. Natürlich kommt er nicht 2025 auf dem Markt. Und das geht auch aus verschiedenen Gründen nicht. Wenn er kommt, wird er eine Art Volvo EX 30 zum ähnlichen Preis und ausschließlich die eigenen Modelle kannibalisieren. Kein Wunder, dass die Aktie Erholung im Süden macht. In den USA wird gerade diskutiert, ob Tesla überhaupt noch zu den Magnificent 7 zählen kann. Die Frage wird sich in einem Jahr beantwortet haben.
South meint
Also in Westeuropa nur 30% in 2030, wo wir aktuell bereits 14,6% BEV sind ? Unter hinter den USA die bei 33% gesehen werden? Das ist schon ein unwahrscheinliches Szenario; sieht mir eher nach Wunschdenken als nach Prognose aus…
Kona64 meint
Apple, die noch nie ein Auto gebaut haben, sollen in 6 Jahren auf Platz vier sein? Ich erwarte das nicht. Was ist mit BYD, VW oder Stellantis?
alupo meint
Das kann ich mir auch nicht vorstellen.
Ein Auto besteht aus mehr als nur einem Computer bzw. aus dessen Software. Abgesehen von den dafür benötigten Produktionskapazitäten. Die stehen nicht einfach so herum als dass man sie plötzlich kaufen, mieten oder sich die Autos bauen lassen (in dieser Größenordnung) kann.
Aber es zeigt, was die in den alles entscheidenden Positionen sitzenden Führungskräfte über die automobile Zukunft denken und das ist hochinteressant.
Andi EE meint
„Der Staat soll sich nicht einmischen, wenn alles prima läuft. … Lasst es also diesmal den Markt regeln. Der Steuerzahler hat schon genug zu zahlen.“
Unfassbar, es läuft doch nicht prima, wir haben ein grosses Klimaproblem und der Verbrenner darf ohne Aufpreis das Problem weiter vergrössern. Das ist nicht nur abartig dämlich, nein … die Bepreisung ist so neben dem Verursacherprinzip, wie es nur sein kann.
Wettbewerb muss sein, aber es muss jetzt ein griffiger CO2-Preis her, sonst ist das Herunterbeten des freien Wettbewerbs wirklich nur noch eine Farce. Die Leute müssen endlich begreifen, dass der Verbrennerkauf sich nicht lohnen darf. Und das geht wenn man die E-Subvention streicht, nur über die Erhöhung des CO2-Preises oder halt einem Strafbetragung bei der Inverkehrsetzung eines Verbrenners.
GrußeinesNiedersachsen meint
Hallo AndiEE,
könnte es sein, dass Du die Botschaft von Mike anders verstanden hast als ich?
IMHO ist es eine berechtigte Kritik an den Unternehmen, die sich Einmischung verbieten (wenn es mal gut läuf, d.h. mit viel Gewinn – egal wie erwirtschaftet) aber wenn Misswirtschaft zum Ruf nach Geld führt ist der Staat wieder gefragt.
ich zitiere mal Mike’s Kernsätze, die ich voll unterschreibe –
„Ich habe das Jammern der Konzerne trotz Dividendenzahlungen so satt. Es gehört zur Marktwirtschaft, dass Unternehmen, die die falschen Entscheidungen treffen, vom Markt verschwinden können. Lasst es also diesmal den Markt regeln. Der Steuerzahler hat schon genug zu zahlen.“
Deiner Argumentation folge ich genaus
Andi EE meint
Ja, er hat es sicher so gemeint wie du es sagst. Aber es funktioniert so nicht. Du musst eine derart viel bessere Produktion für das Fahrzeug haben, damit du den Aufpreis der Batterie gegenüber dem Verbrenner kompensieren kannst … das hat eigentlich nur BYD (Top-Batterie-Eigenproduktion + günstige Arbeitskraft) und Tesla, die eine sehr hohe Fertigungstiefe und im Fall von Tesla noch eine hohe Automatisierung + konsequente Teilereduktion + wenige Modelle haben.
Zu diesem grossen Nachteil kommt die Katastrophenpresse (FUD) und eine zaudernde Politik hinzu, die sich im Spagat zwischen dem Bewahren der bedrohten Arbeitsplätze (Verbrennerindustrie) und Bekämpfung des Kilmawandels üben. Und dementsprechend keine sinnvollen Entscheidungen treffen, die den Bürgern Orientierung geben könnte.
libertador meint
Wenn die EU-Rahmenbedingungen so bleiben, dann kommt der höhere CO2-Preis. Die Emissionen in weiteren Sektoren sollen europäisch behandelt werden (u.a. Treibstoffe und Heizungen). Daneben werden auch die Flottenregelungen nach und nach verschärft.
Das kann einem nicht schnell genug gehen, aber es kommt, solange sich nicht grundlegendes verschiebt, was leider möglich ist.
Es ist entscheiden, was bei den kommenden Wahlen für nationale Parlamente und EU-Parlament passiert. Wichtig sind Stimmen für Parteien, die obiges unterstützen.
BEV meint
sieht gar nicht mal so gut aus mit den EU Wahlen …
Mike meint
Der Staat soll sich nicht einmischen, wenn alles prima läuft. Wenn aber die Hersteller ihre Aufgaben nicht machen, in falsche Produkte investieren, dann wird nach dem Staat gerufen. Ich habe das Jammern der Konzerne trotz Dividendenzahlungen so satt. Es gehört zur Marktwirtschaft, dass Unternehmen, die die falschen Entscheidungen treffen, vom Markt verschwinden können. Lasst es also diesmal den Markt regeln. Der Steuerzahler hat schon genug zu zahlen.
Mark Müller meint
Ohne die Fördergelder der letzten Jahre in fast allen Märkten hätten nicht Toyota, VW oder Stellantis ein Problem, sondern Tesla. Allein der deutsche Steuerzahler hat denen für die China-Kohle-Fahrzeuge mit China-Kohle-Akkus Milliarden bezahlt. Ist eine simple Multiplikation.
Powerwall Thorsten meint
Ohne Tesla würden wir heute Weltweit keine BEV Produktion der alten Verbrenner OEMs haben – das manche diesen simplen Fakt immer noch nicht kapiert haben ist mir ein großes Großes Rätsel.
GrußeinesNiedersachsen meint
was für ein f you d
ungefähr auf der ebene wie die unschlagbare Aussage eines ehemaligen Fußballers
„wäre wäre Fahrradkette“
als hätten die von Dir genannten nicht alle die gleichen Chancen auf Förderprämien weltweit gehabt – aber nicht genutzt oder nicht nutzen können
bei anderen Fördergeldern wurde und wird hingegen beherzt zugegriffen