Der schwedisch-chinesische Hersteller Polestar bietet ab diesem Jahr mehrere Elektroautos an, zuletzt war längere Zeit die Mittelklasselimousine Polestar 2 das einzige Modell der Marke. Nun folgen zwei SUV, weitere E-Autos sind geplant. Der CEO Thomas Ingenlath hat mit dem Portal InsideEVs über die Pläne gesprochen.
Polestar – wie die Schwestermarke Volvo zum chinesischen Geely-Konzern gehörig – lieferte im letzten Jahr 54.000 Elektroautos aus. Ursprünglich sollten 80.000 Fahrzeuge verkauft werden, Ingenlath hält das schlechtere Ergebnis mit Blick auf einige Konkurrenten dennoch für gut. „Das ist etwas, das uns vor vielen Elektroauto-Wettbewerbern positioniert. Unser Geschäft wird in diesem Jahr wachsen… das wird 2024 eine seltene Sache sein“, sagte er.
Viele erwarten in diesem Jahr weniger Dynamik bei der Nachfrage nach Elektroautos. Polestar hofft jedoch, mit den der Marke entsprechend sportlich ausgelegten neuen SUV Polestar 3 und Polestar 4 mehr Kunden als im Vorjahr zu gewinnen. Später sollen noch die Limousine Polestar 5 und der Roadster Polestar 6 auf den Markt kommen.
„Die Leute vergessen, wie lange Tesla gebraucht hat, um in den 25 Ländern, in denen wir tätig sind, zu dieser Modellpalette zu gelangen“, so Ingenlath. „Es hat ein Jahrzehnt gedauert, bis sie wirklich wahrgenommen wurden. Als neue Marke im E-Auto-Sektor muss man eigentlich etwas schneller an den Tisch kommen.“
Der Wachstumsplan von Polestar hat allerdings Grenzen. So sieht der Chef kein erschwinglicheres Modell unterhalb des Polestar 2 vor. „Der Massenmarkt ist nicht unser Markt.“ Polestar strebt an, ein Konkurrent für den deutschen Sportwagenbauer Porsche oder auch BMWs Sportwagentochter M sein zu wollen. „Man muss sich über die Natur seines Unternehmens im Klaren sein. Und für uns ist es das Premium-, Exklusiv- und Leistungssegment“, erklärte Ingenlath.
Zur Abgrenzung von Volvo sagte der Polestar-CEO: „Skandinavisches Design, aber viel technischer, viel fahrerorientierter, viel mehr auf Leistung ausgerichtet. Ganz anders als die zentralen Markenwerte von Volvo.“ Ingenlath betonte, dass sich der Mutterkonzern Geely „sehr für die Marke Polestar einsetzt“. Er verglich das Unternehmen mit Volkswagen, das ähnliche Geschäftsbereiche wie Seat und Skoda in Europa betreibt.
Bisher war Volvo umfangreich dabei beteiligt, Polestar zu etablieren, künftig erhält es aber keine Investitionen mehr von den Schweden. Der Traditionshersteller trennt sich zudem vom Großteil seiner Beteiligung an dem Start-up. Geely wird das Wachstum aber mit weiteren Mitteln unterstützen, hinzu kommt weitere Finanzausstattung durch Banken.
Neben einer im Februar gesicherten Fremdfinanzierung in Höhe von 950 Millionen US-Dollar biete die angekündigte neue Aktionärsstruktur von Polestar „eine solide Grundlage“ für die weitere Geschäftsentwicklung der Marke, hieß es vor wenigen Wochen in einer Mitteilung. Im Rahmen der neuen Struktur werde Geely Sweden Holdings zum zweitgrößten Anteilseigner und Volvo beabsichtige, einen Anteil von 18 Prozent zu behalten.
ShullBit meint
Polestar zeigt immerhin einen Weg, wie ein chinesischer Premiumanbieter auf dem deutschen Markt überhaupt punkten kann, währenddessen die Versuche von Nio, HiPhi, Zeekr, hierzulande Premium-Autos für 60.000-150.000 Euro zu verkaufen, komplett zum Scheitern verurteilt sind.
Nils K meint
Als Volvo V60-Fahrer hatte ich mich für den Polestar 2 interessiert. Nach Vergleich ist es der Kia EV6 geworden… und eigentlich ginge es für uns auch ne Nummer kleiner, aber bei WLTP wollte ich ca. 500km und Ladegeschwindigkeit war für uns wichtig (siehe 800V beim EV6 … für 52.000€ bei der RWD/GT-line) Preis-Leistung für unser Gefühl bei Kia gegenüber Polestar … und jetzt werden die Autos (Polestar 3 / 4) noch größer und teurer… wer braucht die ALLE noch …
David meint
Es wird über kurz oder lang kein Platz für beide Marken sein. Da ist dann wahrscheinlich Volvo der zugkräftigere Markenname. Es ist immer anstrengend, mehrere Marken unter einem Konzerndach zu verwalten. Das ist ein Spagat zwischen Eigenständigkeit und Konzernregie. Und es ist kein Selbstläufer, sondern ein sehr teurer Spaß.
Bei VW ist die Marke SEAT vom Design und der Indentität her ein Problemfall gewesen und wird jetzt durch Cupra ersetzt. Das ist eine gute Lösung, aber die war nicht einfach. Škoda hat seine Markenidentität und sein Design gefunden, muss aber immer wieder mit seinem Premiumanspruch zurückgedrängt werden.
Bei VW lohnt sich das gesamte Spiel, weil man so zwei große Pseudo-Ausländer geschaffen hat, mit denen man die Leute abfängt, denen einheimische Produkte nichts bedeuten, sondern nur ein niedrigerer Preis. Bei Geely macht es dagegen keinen Sinn.
MacGyver meint
Das SEAT ersetzt wird, hat sich nicht bewahrheitet. Beide Marken werden weiterhin parallel bestehen bleiben.
Solariseur meint
Skoda hat nur die Aufgabe, die VW Kunden abzuholen, die mit dieser Marke aufgrund der Vergangenheit, Abgasskandal usw. nichts mehr zu tun haben wollen.
Die meisten Kunden verstehen überhaupt nicht, dass es alles eine große Suppe ist.
Sie merken es erst dann wenn Sie feststellen, dass sie vom Regen in die Traufe gekommen sind.
Werner Mauss meint
Wen interessiert VW und deren Probleme wenn es um Polstar geht. WV interessiert niemanden der fortschrittlich ist. Obwohl ich nicht alle Ansichten von ihm teile, empfehle ich das neuste Video von Horst Lüning, vor allem was er auch über Porsche sagt….
ShullBit meint
Die Mehrmarkenstrategie von VW ist grundsätzlich überaus sinnvoll. Das alles Entscheidende in der Autoindustrie sind heute Skaleneffekte. Ohne ausreichende Skaleneffekte kann niemand in der Autoindustrie wettbewerbsfähig sein. Mit den verschiedenen Marken kann man auf Basis der selben Technik völlig verschiedene Kundengruppen ansprechen und erreicht dadurch ganz andere Skalen. VW spricht die biederen, konservativen Schichten an. Audi bedient das Premiumsegment und konkurriert mit Mercedes und BMW, was die Marke VW nicht kann. Seat baut die rassigeren „südländischen“ Autos, konkurriert mit Citroen, Peugeot, Renault, Alfa, … Skoda war mal als Billigmarke im Konzern konzipiert. Die Marke VW kann und will nicht mit anderen Billigmarken konkurrieren.
Das Problem ist bei VW jetzt nur, dass das Markengefüge durcheinander gekommen ist. Die ID-Reihe ist außen ultrabieder und innen ultrabillig designed worden. Skoda bietet beim Enyaq ein deutlich edleres Interieur als im ID.4 und der Cupra Born sticht den ID.3 aus. Man schaue sich nur mal die schrecklichen Standardsitze im ID.3 an. Wenn man die Markenidentitäten nicht mehr klar abgrenzen kann, wenn Skoda und Seat mittlerweile edler, höherwertiger als VW sind, wenn die Konzernmarken sich zunehmend gegenseitig kannibalisieren, statt gegen die externe Konkurrenz zu punkten, dann kann es schwierig werden.Bei der Marke VW wird seit längerem besonders schlecht gearbeitet. Und weil das auch die auf Auslandsmärkten bedeutendste Marke des Konzerns ist, hat VW u.a. auch in China solche Probleme.
CJuser meint
Der Polestar 2 ist ja eher im C-Segment (Kompaktklasse) angesiedelt und darunter ist der Markt wohl auch zu schwierig zu besetzen. Cupra kann es sich (mit dem Raval) ja auch nur durch die Modellvielfalt im eigenen Konzern leisten. Interessant könnte für bestimmte Märkte höchstens eine Steilheckvariante des 2 sein.
R. D. meint
Finde es schade, dass auf absehbare Zeit kein Modell unterhalb des Polestar 2 kommen wird, insbesondere da Geely mit dem Volvo EX30 sowie Zeekr X zeigt wohin die Richtung gehen könnte.
M. meint
Der Polestar 2 ist der einzige, der mich anspricht. Ist mir aber zu teuer für MiC.
Swissli meint
Wenn man im Jahr 2023 die eigenen Absatzziele um 1/3 verfehlt, sollte man von dieser tiefen Basis aus im 2024 schon wieder „wachsen“ (sonst wird man nicht überleben), insbesondere wegen der neuen Modelle.
Volvo hatte schon seine Gründe, dass sie Polestar „abstossen“ (ans Mutterunternehmen) wollte.
BMW M und Porsche…. hört sich nach Wunschträumen von China Geely an. Polestar und Geely sollten auch daran denken, wie viele Jahrzehnte Porsche und BMW (M) für ihren heutigen Nimbus arbeiten mussten. Ins attraktive Premium Sport Segment wollten schon viele…