Von den großen europäischen Autokonzernen setzt nur Stellantis auf Wasserstofftechnologie für aktuelle Serienfahrzeuge. Das Unternehmen will sein Engagement in dem Bereich deutlich ausbauen. Im Fokus stehen Nutzfahrzeuge.
„In diesem Jahr starten wir die Produktion von größeren Fahrzeugen in Polen, und die Entwicklung in Nordamerika soll schnell folgen – insbesondere mit dem großen RAM 5500 in einer Brennstoffzellenversion“, sagte Jean-Michel Billig, Chef des Wasserstoff-Programms des Konzerns, im Gespräch mit der Welt am Sonntag. Die neue Variante des Pick-up-Trucks RAM 5500 soll in Mexiko hergestellt werden.
Insgesamt will der Konzern laut dem Bericht die Herstellungskapazitäten für Brennstoffzellen-Fahrzeuge bis 2030 auf 100.000 Einheiten pro Jahr ausbauen. „Im kommenden Jahrzehnt erwarten wir einen wesentlichen Marktanteil für diese Technologie, bei Nutzfahrzeugen könnte er bis zu 40 Prozent betragen“, so Billig.
Von den seit Ende 2022 angebotenen mittelgroßen Nutzfahrzeugen mit Wasserstoff-Brennstoffzelle-Elektroantrieb wurden Billig zufolge bisher 350 Stück verkauft. Nun starte die Serienproduktion. „Wasserstoff wird künftig ein wesentlicher Bestandteil der CO2-freien Mobilität sein“, sagte der Manager. „Wir wollen in Europa ab 2030 eine vollständig dekarbonisierte Produktpalette anbieten. Dazu brauchen wir auch diese Technologie.“
Bei Stellantis sehe man Batterie und Brennstoffzelle als Technologien, die sich ergänzen. Für beide werde es einen Bedarf geben, sie deckten unterschiedliche Anwendungsfälle ab.
Serienproduktion ab 2024
Stellantis hat in diesem Jahr mit der Serienproduktion von mittelgroßen und großen Transportern in seinen Werken in Hordain (Frankreich) und Gliwice (Polen) begonnen. Die Brennstoffzellenvarianten der Nutzfahrzeuge seien auf eine intensive Kundennutzung ausgerichtet, heißt es. Sie basieren auf der Technologie, die in den Batterie-Elektro-Varianten der Fahrzeuge zum Einsatz kommt. Als Vorteile nennt Stellantis kurze Betankungszeiten und keine Einbußen der Nutzlastkapazität.
Bei den mittelgroßen Transportern sorgt eine zweite Generation des Brennstoffzellensystems für eine Reichweite von bis zu 400 Kilometern und eine Betankungszeit von unter vier Minuten. Bei den großen Transportern ermöglicht die Ergänzung der Brennstoffzellentechnologie eine Reichweite von bis zu 500 Kilometern und eine Betankungszeit von fünf Minuten.
Stellantis wird laut einer Meldung von Anfang des Jahres in seinen Werken acht Brennstoffzellen-Wasserstoff-Versionen von mittelgroßen und großen Transportern herstellen: Citroën ë-Jumpy und ë-Jumper, Fiat Professional E-Scudo und E-Ducato, Opel/Vauxhall Vivaro und Movano, Peugeot E-Expert und E-Boxer.
Die Wasserstoff-Brennstoffzellentechnologie spielt Unternehmensangaben nach eine wichtige Rolle in der Roadmap für emissionsfreie Antriebe. Seit 2023 ist Stellantis zu einem Drittel gleichberechtigter Anteilseigner von Symbio, einem führenden Unternehmen für Wasserstofftechnologie mit Niederlassungen in Europa und den Vereinigten Staaten.
Mark Müller meint
Super.
Stellantis gefällt mir immer besser.
Als technisch Interessierter und als Investor.
Anonym meint
Die Aussage von Stellantis glauben die doch selber nicht.
Oder es ist Kalkül um Fördergelder von Regierungen einzuholen. Hat ja bei BMW und Bayern auch geklappt…
Vor allem ist diese Meldung eigenartig da die H2 Infrastruktur eher abgebaut wird. Gerade bei Nutzfahrzeugen sind die Streckenkosten super wichtig, da zählt jeder Cent. Und H2 ist sehr viel teurer als Strom.
Yoshi meint
Wie machen die das mit den Fördergeldern eigentlich, bekommen die wesentlich mehr ausgezahlt als sie für Entwicklung und Fertigung der Fahrzeuge ausgeben? Kann ich mir nicht vorstellen. Und Fördergelder abgreifen nur aus Prinzip, bei einem Projekt wo man am Ende draufzahlt?
Neeee. Die haben halt erkannt, dass die Mehrheit der Autokäufer irgendeine Art von Tankvorgang möchten statt zu laden. Wie komplex, ineffizient usw das ist ist erstmal egal. Und der viele Strom für den Wasserstoff wird halt von den akws unserer Nachbarn importiert – am Ende des Tages ist das grüne Gewissen somit rein :)
EV1 meint
In ganz Frankreich gibt es derzeit sechs H2 Tankstellen. Drei davon im Großraum Paris. Eine große Aufgabe für die Infrastukturplaner.
Blitz meint
Viel Erfolg 😉
Talles meint
Und wie soll das klappen? Ich sehe bislang überhaupt gar keine Anzeichen, die sowas realistisch machen. Hört sich stark nach Luftpumpe an.
Swissli meint
Nachdem es mit den franz. U-Booten für Australien nicht geklappt hat, macht Herr Billig nun in Wasserstoff bei Stellantis.
Ob das mit den mittelgrossen H2 Nutzfahrzeugen klappt, hängt von 2 Bedingungen ab: wird der blaue Wasserstoff an der Tanke staatlich subventioniert und gibt es Fördergelder bei der Anschaffung des Fahrzeuges. Ansonsten dürften die TCO im Vergleich mit anderen Antrieben zu hoch sein.
GrußeinesNiedersachsen meint
Sie setzen auf Blaues H2? dann doch lieber gleich das Original Diesel/Benzin Fahrzeug.
dann hoffen wir zumindest auf grünen Wasserstoff, sonst müssen die Kosten fürs Abspalten und Verpressen von CO2 zusätzlich draufgeschlagen werden.
und es ist nicht klimaneutral.
Und hey, grünen Wasserstoff haben wir im Überfluss hier in Europa…. oder?
Zur Info ein Farbspiel
wobei imho nur der grüne wirklich klimaneutral ist, der Rest ist Greenwashing a al FDP und sonstiger Fossil Friends
– Grüner Wasserstoff: gewonnen aus Elektrolyse von Wasser mit dem Beiprodukt Sauerstoff unter Verwendung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen > 100% klimaneutral
– Türkiser Wasserstoff: gewonnen aus Spaltung von Methan mit dem Beiprodukt fester Kohlenstoff; je nach Energiequelle, Förderung des Erdgases und Weiterverarbeitung des festen Kohlenstoffes können Emissionen entstehen > nicht 100% klimaneutral
– Blauer Wasserstoff: gewonnen aus Spaltung von Methan mit Beiprodukt CO2, das gespeichert und nicht ausgestoßen wird > klimaneutral, aber Langzeitwirkung der CO2-Speicherung ungewiss
– Grauer Wasserstoff: gewonnen mittels Spaltung fossiler Brennstoffe und Strom aus fossilen Energien > 100 % klimaschädlich
Swissli meint
Sorry, hab mich verschrieben: meinte grünen Wasserstoff. Aber ohne Subventionen wird es den in Europa kaum geben. In grösserer Menge wäre höchstens pinker Wasserstoff (AKW) aus Frankreich in ein paar Jahren denkbar. In der Schweiz wurde jetzt ein zweiter (kleinerer) Elektrolyseur an einem Laufwasserkraftwerk in Betrieb genommen. Gemäss Medien sind Abnehmer eher schwer zu finden, da dieser H2 zu teuer 🙂 Zudem wird man m.M. den überschüssigen Strom nachts (bei Laufwasserkraftwerken) eher als günstigen Ladestrom verkaufen – rentiert besser als unverkäuflicher H2.
Mark Müller meint
Das war (mind.) der dritte in der Schweiz. Hier am Schiffenensee haben wir seit ca. 2 Jahren auch noch eine 2MW-Anlage in Betrieb. Wird intelligenterweise mit der separaten Restwasser-Turbine betrieben, die ja immer laufen muss, auch wenn es schon zu viel Strom gibt.
Die scheint wirklich zu laufen; ich fahre da des öftern mit dem Fahrrad vorbei.
Mark Müller meint
Sorry, seit ca. 1 Jahr (das 2 war für die MW).
tutnichtszursache meint
Da Toyota seine Nutzfahrzeuge zumindest in Europa von Stellantis bauen lässt, könnte man vermuten, woher der Wind weht…
Jeff meint
Hat Toyota nicht endlich eingesehen, dass H2 Autos Unsinn sind? Jetzt hat wohl Stellantis ein paar Milliarden Entwicklungskosten zum Verprassen übrig…
Mark Müller meint
Hat aber nichts damit zu tun. Die Stellantis-Fahrzeuge wurden nie mit Toyota-Brennstoffzellen ausgerüstet. Neuerdings werden die Brennstoffzellen der neu eröffneten Symbio Fabrik in Frankreich verbaut.
Solariseur meint
Na, bei der Bahn in Deutschland ist H2 ja schon suuuuper erfolgreich im Einsatz.
Elektrifizierung per Oberleitung – pah, altmodischer Kram.
South meint
Wenn es überhaupt H auf eine nennenswerte Größe schafft, dann eher bei großen Langstrecken LKW. Vielleicht gibts den einen oder anderen sinnvollen Einsatzzweck auch für Transporter (z.B. große Lasten), aber das müsste dann dem Besitzer wirklich im wahrsten Sinne des Wortes Geld wert sein, weil es deutlich teuer sein wird…
M. meint
Das wird auch dort eine Randerscheinung sein. Die haben ja noch ausgeprägtere Infrastrukturprobleme als eLKW. Spezialtransporte vielleicht, mit denen man an keinen Ladepunkt kommt, oder Kranwagen, die Windräder aufbauen, die können zwischendurch auch schlecht weg (es sei denn, man legt ein „Verlängerungskabel“ vom Nachbarwindrad…), aber ob man damit nicht gleich erstmal bei Diesel bleibt… ist ja nicht die Masse.
South meint
Es wird immer Ausnahmen geben. Wehrtechnik, Katastrophenschutz, Spezialfahrzeuge wie Schwertransporter, Kranwagen…da könnte dann sogar E Fuels eine sinnvolle Lösung sein. H Technik wir im Auto aber aus kostengründen eine sehr große Ausnahme sein, vielleicht für Wohnwagenfahrer…. wer weiß, aber es wird ein große Nische…
South meint
…keine große Nische… :-)
Solariseur meint
Pflanzenöl statt Diesel wäre ne Lösung für die Genannten.
Hat jahrelang funktioniert, bis zur Änderung der Besteuerung.
Mark Müller meint
Wenn ich auf den Autobahnraststätten sehe, wie viele Transporter mit Kennzeichen ferner (meist östlicher) Länder da unterwegs sind, dann gibt es offenbar doch eine ganze Reihe von Anwendungen, wo diese Geräte über sehr weite Strecken gefahren werden. Warum auch immer. Mit einem BEV-Lieferwagen wäre das echt nicht lustig, bzw. ziemlich teuer.
Futureman meint
Gleichzeitig kündigen einige Batteriehersteller Ladezeiten von 15 Minuten für 600km an. Wegen den paar Minuten so ein Aufwand für eine neue Wasserstoffinfrastruktur?
Bin gespannt, ob genug Fördergelder da sind damit Stellantis die alle los wird.
Mark Müller meint
Wenn für FCEV gleich viel Fördergeld ausgegeben würden, wie das für die BEV der Fall war (für US-Firmen, die in China mit Kohle-Energie produzierten), dann wird es sehr weit reichen.
Thomas meint
„Im kommenden Jahrzehnt erwarten wir einen wesentlichen Marktanteil für diese Technologie, bei Nutzfahrzeugen könnte er bis zu 40 Prozent betragen“
So etwas zu behaupten ohne die dafür notwendigen revolutionären Verbesserungen in der gesamten Wasserstoffkette zu nennen ist etwas seltsam. Da er keine revolutionären Verbesserungen genannt hat, wird Stellantis diese offenbar auch nicht erfunden haben. Die logische Folge daraus ist aber ein wahrscheinlicher Marktanteil von nahe 0%.
Rolf M. meint
Hört sich nach einer vernünftigen Strategie an, nachdem die Zukunft der elektroautos leider sehr düster aussieht.
Oeyn@ktiv meint
Auf welchen Erfahrungen beruht diese Aussage? Ich fahre mittlerweile im zwölften Jahr (voll-)elektrisch. Mein Haushalt ist fossilfrei und ich käme im Traum nicht auf den Gedanken, mich wieder, egal ob von Wasserstoff-oder Benzin/Diesel Lieferanten, abhängig zu machen. Ich denke, das passt angesichts der Klima- und Putin-Krise auch nicht mehr ins Zeitbild. Und das behaupte ich als beinahe Siebzigjähriger, dessen neunundachtzigjähriger Vater ebenfalls seit Jahren vollelektrisch fährt. Bei Manchem dauert die Erkenntnis halt etwas länger.
Powerwall Thorsten meint
Lassen sie mich raten – Sie sind der Sogn eines Tankstellenbesitzers?
South meint
Yoa, einfach so dahingesagt, warum sieht denn deiner Meinung nach die Zukunft des Elektroautos sehr düster aus?
Talles meint
@South Daran wäre ich nämlich auch interessiert. Befürchte aber, es ist so ein Fall von: „viel Meinung, wenig Inhalt“, wie schon so oft.
South meint
@Talles. Naja, also ohne Grund/Inhalt ist jede Meinung genau das Wert, nix… aber nö, da kommt nix mehr, ganz einfach, weil nix dahinter steht ;-)
Mike meint
Ähm, Wasserstoffautos SIND Elektroautos. Selbst bei den Japanern, dem Land der Wasserstoffautos, werden erheblich mehr BEV gekauft als FCEV. Warum wohl? Ich denke, die Zukunft der FCEV sieht so lange düster aus wie Strom teuer ist.
Mark Müller meint
Warum werden heute immer noch viel mehr Verbrenner verkauft als BEV?
Einfache Antwort: Weil es sie schon viel länger gibt.
Die gleiche Antwort gilt auch für das Verhältnis von BEV zu FCEV.
M. meint
Woher soll der Strom kommen, um den Wasserstoff für die vielen Wasserstoffautos zu erzeugen? Wer will den zahlen? Wer baut die Infrastruktur?
David meint
Da haben ja die Wasserstoffliebhaber endlich eine Firma, die mehr als Kleinserien bauen möchte! Der Zipse tut zwar immer so, aber dann kommen nur 50 Autos dabei raus. Jetzt also auf Stellantis setzen. Nur wer wird 100.000 Wasserstoffautos teuer subventionieren? Das wird ja dann richtig teuer. Und welche Kunden tun sich das an, in ihre Firmenwagen, die jeden Tag gebraucht werden, diesen komplizierten und von der Zuverlässigkeit her unkalkulierbaren Kram einzubauen? Vor allem aber, mit welchem Ziel, wo doch GM aktuell schon Fahrzeuge dieser Klasse mit 240 kWh Akku ausgeliefert, ohne dass der Preis explodiert? Und der Akkupreis wird weiter nachgeben.
Solariseur meint
Du hast vergessen, etwas zu Tesla zu schreiben. So kannst Du das nicht abrechnen.
Mark Müller meint
Wenn auch nur ein Teil der Elektrolyseure, die aktuell gerade im Bau sind, je verwendet werden – was wohl anzunehmen ist – dann werden wir in Kürze schon über sehr viel mehr grünen Wasserstoff verfügen, als die Mobilität braucht.
Be meint
Gibts nur das Problem das diese 365/24/7 betrieben werden müsse, ausschließlich mit EE, um irgendwann mal wirtschaftlich sein zu können.
Aber träum weiter 2. Nick von Jakop Sperling.