Die EU prüft Strafzölle auf Elektroautos aus China, um ihre Industrie vor mit staatlichen Subventionen besonders günstig gemachten Angeboten zu schützen. Deutsche Politiker und auch hiesige Autobauer warnen vor einer solchen Maßnahme, hierzulande stößt das aber offenbar bei vielen auf Zustimmung.
Neue Strafzölle für China-Hersteller beim Import von Fahrzeugen auf den US-Markt findet eine Mehrheit der Deutschen gerechtfertigt. Das ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für die Automobilwoche. US-Präsident Joe Biden hat die vor sechs Jahren vom Vorgänger Donald Trump eingeführten Importzölle kürzlich von 25 auf 100 Prozent erhöht. Laut einer Civey-Befragung von 5017 Deutschen finden 59 Prozent die Entscheidung eindeutig richtig oder eher richtig. 20 Prozent sind unentschieden, 21 Prozent lehnen die erhöhten Zölle als eher falsch oder eindeutig falsch ab.
„Einerseits kann die Unterstützung für Zölle als Rückenwind für lokale Hersteller gesehen werden, die möglicherweise von einer reduzierten Konkurrenz aus China profitieren könnten“, so Civey-Automobilexperte Parwiz Torgull. Andererseits sei die Automobilindustrie stark global vernetzt. Erhöhte Zölle könnten deshalb zu Lieferkettenproblemen führen, die Produktionskosten in die Höhe treiben und Gegenmaßnahmen aus China hervorbringen – zum Beispiel höhere Zölle auf importierte deutsche Autos.
Entscheidung über EU-Strafzölle steht bevor
Die EU-Kommission untersucht seit Herbst, ob Elektroautos in China von illegalen Subventionen profitieren. Kommissionsangaben zufolge sind chinesische Stromer normalerweise rund 20 Prozent günstiger als in der EU produzierte Modelle. Die Entscheidung zu Strafzöllen in Europa wird demnächst erwartet. Im Gespräch ist laut der Automobilwoche eine Anhebung der Importzölle durch die EU-Kommission von aktuell 10 auf 25 Prozent.
Der Verband der Automobilindustrie VDA sprach sich kürzlich für Dialogbereitschaft auf beiden Seiten aus. „Antisubventionsmaßnahmen, wie zusätzliche Zölle würden die Herausforderungen für die europäische und deutsche Automobilindustrie nicht lösen – im Gegenteil: Der von der EU-Kommission beabsichtigte Zweck von Ausgleichszöllen könnte sich bei einem Handelskonflikt entsprechend schnell negativ auswirken“, sagte Verbandspräsidentin Hildegard Müller. Ein Handelskonflikt würde auch die Transformation hin zu E-Mobilität und Digitalisierung gefährden.
Bundesverkehrsminister Volker Wissing lehnt Strafzölle für chinesische Autohersteller strikt ab. „Wir wollen den Markt nicht abschotten, sondern uns im Wettbewerb messen“, so der FDP-Politiker. Die Bundesregierung habe ein Interesse daran, dass deutsche Unternehmen in Deutschland weiter Wertschöpfung generieren und im globalen Handel bestehen. „Deswegen wollen wir einen internationalen Handel, der auf einem fairen und einheitlichen Wettbewerbsumfeld stattfindet, und keinen Handelskrieg durch Strafzölle.“
Laut einer aktuellen Auswertung des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW Kiel) subventioniert China seine heimischen Industrien besonders stark – insbesondere in den Bereichen grüner Technologien wie Elektromobilität oder Windkraft.
ChriBri meint
„Wir wollen den Markt nicht abschotten, sondern uns im Wettbewerb messen“… was Wissing sagt, hört sich erst einmal plausibel an, hat aber auch nur dann seine Berechtigung, wenn der Wettbewerb mit gleichen Ausgangsvoraussetzungen geführt wird. Subventioniere ich eine Industrie mit Zuschüssen von x% und die gleichgelagerte Industrie nicht mit x% fällt es schwer, von gleichen Ausgangsvoraussetzungen zu sprechen
OMG meint
Ich mach auch mal ne Umfrage:
Wir planen das Bier aus China mit 100% Strafzoll zu belegen, weil es die einheimischen Biersorten verdrängen könnte. Sind sie
[ ] dafür
[ ] dagegen
?
Bin gespannt wie hoch die „dagegen“ Quote ausfällt ;-)
mmd
Powerwall Thorsten meint
China kontert jetzt schon mit 25% Steuer auf Fahrzeuge mit „großen Motoren“ (Verbrenner)
Mit was genau wollen dann Mercedes, BMW, AUDI, Porsche noch Geld verdienen?
Ah die Chinesen sind sicherlich antipatriotisch und bezahlen den Mehrpreis ohne zu mucken?
Sicher doch ;-)
Don’t poke the Dragon
Dark Erebos meint
Es hat einen Grund warum es diese Fahrzeuge in China alle mit 2 Liter Motoren gibt, und bei uns mit mindestens 3 Liter Maschinen. Außerdem werden die inzwischen eigentlich alle in China gebaut.
Powerwall Thorsten meint
China spricht von „großen Motoren“ nicht von hochaufgeladenen 2 Liter „Motörchen“ – oder stehen nur Amerikaner auf 6, 8, 10, oder 12 Zylinder
brainDotExe meint
Den Chinesen ist der Motor tatsächlich nicht so wichtig. Gerade die Luxuslimousinen der Oberklasse werden als Wohnzimmer auf Rädern angesehen. Große Motoren bringen nichts, wenn man immer im Stau steht.
Das ist tatsächlich anders als bei uns in der westlichen Welt, wo man Wert auf 6, 8, 10, oder 12 Zylinder legt.
Powerwall Thorsten meint
@Brain
Wenn du so genau Bescheid zu wissen vorgibst:
Wieviele – sagen wir Mercedes S Klassen – wurden denn in China mit der jeweiligen Zylinderzahl verkauft?
Ich mag auch nicht so recht an ein 4 Zylinder Wohnzimmer in Form einer G-Klasse glauben – erleuchte mich gerne.
brainDotExe meint
@Thorsten:
Die (aktuelle) S Klasse gibt es nicht mit 4 Zylinder.
Ein „kleiner“ Motor in der S Klasse ist ein 6 Zylinder.
Genaue Zahlen musst du dir raussuchen, wenn es dich interessiert.
M. meint
…allerdings interessiert sich der Käufer einer S-Klasse nicht für 25% Mehrpreis – höchstens im umgekehrten Sinne: das Auto braucht man zum repräsentieren, höheer Kaufpreis = mehr Prestige.
Bei RR gibt es übrigens nur V12 mit 6,75L, und billig waren die noch nie.
Bibi meint
Wir sollten China komplett ausschließen.
Jedes Jahr foltern quälen und töten die Millionen von Hunden und Katzen nur zum Spaß und jedes Land schaut weg wir können was dagegen tun unsere Regierung kann was dagegen tun aber haben keine Eier.
Schaut euch mal Vielen von Yulin Festival an dann versteht ihr wovon ich rede.
Jensen meint
Unabhängig davon, dass es die wirklich günstigen Fahrzeuge aus China noch gar nicht in die europäischen Märkte geschafft haben, dürfte deren eindringen in die Märkte ja ein wesentliches Motiv sein, über Zölle nachzudenken. Die Weltmärkte funktionieren mit und durch gegenseitige Abhängigkeiten. Die Chinesen werden sicher auch in Europa Autos final zusammenbauen; so wie es beinahe alle Hersteller auch mit den aus aller Welt angelieferten Teilen in ihren weltweiten Werken machen. Ob (zusätzliche) Zölle auf chinesische Autos in der EU förderlich für den Verkauf europäischer Autos und Produkte in China sind, darf stark angezweifelt werden.
Andi EE meint
Das Problem insbesondere von Deutschland ist halt, dass sie am kürzeren Hebel sitzen. Wenn es ein Handelsbilanzdefizit (China) gibt, also Deutschland mehr Güter nach China verkauft als umgekehrt, hat eine Vergeltung umso mehr Gewicht. Gerade bei den Autobauern ist das Ungleichgewicht so schief, dass man Schlimmstes für die Autokonzerne befürchten müssen, falls hier der Chinesische Staat Strafzölle erhebt.
Bei den USA ist es genau umgekehrt, die USA importieren viel mehr chinesische Güter. China kann gar nicht extreme Zölle erheben, weil sie von einer Vergeltung viel schlimmer getroffen werden würden.
Das Volk wiederum ist durchweg patriotischen unterwegs. Das Volk sieht auch nie die eigenen Verfehlungen, weil sie in der heimischen Presse so gut wie nie erwähnt werden. Aus der Schweiz kann ich das aus x-Beispielen, wo das Volk absolut uneinsichtig war, Horten von Nazi-Fluchtgeldern, Sterabfluss mit kriminellen Machenschaften nicht unterbinden, insbesondere zum Nachteil des Deutschen Staats. Walter Boreans (Steuer-CD), (Steinbrück „Kavallerie“) wird die kriminelle Energie von Schweizer Firmen bis zur kompletten Verblödung verteidigt. Und die Presse bedient primär die patriotischen Gefühle der Leser, die legitimen Anliegen aus dem Ausland werden klein geredet oder gar nicht erwähnt.
Unter dem Strich … Ich glaube, dass China die Autobauer massiv unterstützt, nicht zuletzt weil man teilweise grosse Überkapazitäten aufbaut, ohne dass das sich negativ in den Bilanzen niederschlägt. Ich denke man muss versuchen eine möglichst objektive Sicht mit Fakten zu schaffen. Straffzölle und Zölle so wie ich es verstehe, sind zwei paar Schuhe. Straffzölle werden temporär erhoben, damit man auf der Gegenseite ein Entgegenkommen bewirken möchte. Zölle allgemein zwingen Hersteller lokal zu produzieren.
brainDotExe meint
Du hast dabei komplett ausgeblendet, dass die deutschen Autobauer die in China angebotenen Modelle größtenteils in China selbst bauen und somit nicht von Importzöllen betroffen ist.
Nur wenige prestigeträchtige Modelle (S Klasse, 7er, etc.) werden wegen „Made in Germany“ importiert.
hu.ms meint
Und die tesla M3, BMW iX3 und viele andere nicht chinesische hersteller, die aber in china gebaut werden, würden von den importzöllen den EU genauso getroffen.
Masse der leute die hier befragt wurden, sind doch über solche zusammenhänge nicht informiert. Die meinen alle nur es geht um chinesische hersteller.
brainDotExe meint
iX3 und Model 3 sind ja hierzulande aktuell keine Kassenschlager, das ist hinnehmbar.
Vor allem wenn man bedenkt, dass der neue iX3 im nächstes Jahr in Europa gebaut wird und dadurch nicht mehr betroffen ist.
Lediglich Smart und Mini würde es betreffen.
Powerwall Thorsten meint
Komisch, aber wahrscheinlich geht es bei den Zöllen aber gerade um diese Fahrzeuge.
Dass China keine Zölle für die in China produzierten deutschen Fahrzeuge erheben kann, werden sie denke ich schon selber wissen.
brainDotExe meint
Das sind aber Peanuts im Vergleich zu dem was von Deutschen Herstellern in China selbst produziert wird.
Wenn eine S Klasse dann 30% teurer ist, ist das halt so. Das halt die geneigten Käufer doch nicht ab.
Krasch meint
Gut So! Deutsche Firmen mussten JV in China eingehen um dort überhaupt Autos verkaufen zu können. Jetzt wollen die Chinesen die Automobilwirtschaft ähnlich wie die Solarindustrie dumpen. Amerika macht es vor – ihr wollt bei uns verkaufen? Dann baut auch die Fabriken hier.
Future meint
Wer baut denn noch in Deutschland eine Automobilfabriken? Kein deutscher Autobauer würde das tun. Alle deutschen Hersteller bauen diese im Ausland – wie gerade BMW in Ungarn. Tesla war definitv die letzte neue Fabrik in Deutschland.
Solariseur meint
Zustimmung. Ich sehe hier eher die Schließungen von Zulieferern und ganzer Produktionsstandorte kommen bzw. bereits umgesetzt.
Schaut Euch mal die offenen Stellen von VW in D an. Wachstumskurs sehe ich nicht, und an einigen Standorten sogar null Bedarf.
Krasch meint
Und warum ist das so? Deutschland will garnichts mehr selber machen (Stahl, Chemie, Produzierendesgewerke) – Das ist doch keine Entschuldigung warum wir uns bei Autos dumpen lassen sollen… Mercedes wird ab 25 von A bis S alles in D fertigen (auch teile im Ausland, klar) aber es geht (wenn man will)
Futureman meint
Zum Glück hat ein amerikanischer Hersteller in Deutschland eine Fabrik gebaut. Allerdings bereut er es bestimmt schon und merkt, dass die Deutschen gegen alles neues sind; besonders im Osten.
P.S. Der Nickname kommt mir bekannt vor :-)
Future meint
Mein Future kommt aber ohne Man aus ;-) Früher war mal ein Captain davor, aber der wurde mir leider geklaut …
hu.ms meint
Die deutschen hersteller haben genügend fabrikhallen in D.
Es geht um deren umrüstung auf BEV-produktion, wie z.b. von VW in Zwickau.
oder BMW in Leipzig.
M. meint
Die haben doch schon genug Fabriken, warum sollen die denn noch mehr bauen?
Die bauen höchstens noch Batteriefabriken.
brainDotExe meint
Wäre das nicht etwa auch ein gangbarer Kompromiss?
Chinesische Firmen müssen in Europa JV mit europäischen Herstellern eingehen um hier Autos verkaufen zu dürfen.
Solariseur meint
Da eher kaufen die den ganzen Laden (und machen ihn zu, wie in der Vergangenheit oft praktiziert). Und wenn die es nicht machen, machen es eben die Amis. Die Aktionäre bejubeln ihre Abfindung, und Ende. Siehe Lanz AG, fällt mir spontan ein.
Quayle meint
„Da eher kaufen die den ganzen Laden . . . “
Das ist ja (auch) Sinn und Zweck des JV, dass man eben nicht allein agieren kann.
Solariseur meint
Nur, dass es eben dieses JV nicht geben wird (weil brain nix zu melden hat und sich höchstwarscheinlich auch nicht für die Umsetzung seiner Idee engagiert) und es wird weiter Ausverkauf stattfinden.