Die Europäische Union prüft Maßnahmen, um seine Industrie vor staatlich subventionierten Elektroautos aus China zu schützen. Sollte die EU die Importe von Vollstromern aus der Volksrepublik wie gemutmaßt mit 20 Prozent besteuern, hätte dies laut Simulationsrechnungen des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW Kiel) spürbare Auswirkungen auf den bilateralen Handel und die Produktion in Europa.
Die Menge importierter E-Autos aus China würde um 25 Prozent zurückgehen, so das Forschungsinstitut. Umgerechnet auf die fast 500.000 Fahrzeuge, die 2023 importiert wurden, entspreche dies schätzungsweise 125.000 Stück im Wert von fast 4 Milliarden US-Dollar. Der Rückgang würde in großen Teilen durch eine steigende Produktion innerhalb der EU sowie eine geringere Menge an E-Auto-Exporten aufgefangen, was dann spürbar höhere Preise für Endverbraucher bedeuten dürfte. Das zeigen Simulationsrechnungen des IfW Kiel.
„Angesichts der chinesischen Subventionspraxis ist es richtig, dass sich die EU-Kommission Strafzölle als Antwort darauf vorbehält. Wichtig ist dabei, dass die Autorität der Kommission nicht von einzelnen Mitgliedsländern aufgrund von Partikularinteressen untergraben wird, denn eine gespaltene EU ist eine schwache EU“, sagt Moritz Schularick, Präsident des IfW Kiel.
Die Analyse zeigt, dass Zölle von 20 Prozent auf chinesische Elektroautos deutliche Handelsverschiebungen zur Folge hätten. Elektroautos im Wert von rund 3,8 Milliarden US-Dollar würden dann nicht mehr aus China in die EU eingeführt, dies beträfe auch viele in China produzierende deutsche Autohersteller. Fast im gleichen Ausmaß dürften als Folge die Verkäufe von heimisch produzierten Elektroautos im EU-Binnenmarkt steigen, nämlich um 3,3 Milliarden US-Dollar. Nur ein Teil des Zuwachses würde durch eine gestiegene Produktion innerhalb der EU gedeckt. Fahrzeuge im Wert von rund einer Milliarde US-Dollar dürften vom Export in den heimischen Verkauf umgeleitet werden.
„Für die Verbraucher dürfte dies im Ergebnis höhere Preise für Elektroautos bedeuten, weil die Produktion innerhalb der EU deutlich teurer ist als in China, aufgrund von höheren Energie- und Materialpreisen und vor allem deutlich höherer Lohnkosten“, sagt Julian Hinz, Handelsforscher am IfW Kiel, der die Berechnungen durchgeführt hat. „Dass europäische Autohersteller die Lücke füllen, ist dagegen keinesfalls ausgemacht, auch könnten chinesische Hersteller wie BYD mit neuen Werken in Europa die Nachfrage vor Ort bedienen.“
Führe China weniger E-Autos aus, sinke auch die Nachfrage nach Vorleistungen für die Produktion aus der EU. EU-Exporte nach China im Segment „Autos und Autoteile“ dürften beispielsweise infolge der Zölle um 0,6 Prozent oder 237 Millionen US-Dollar sinken, so die Analysten. Insgesamt würden EU-Exporte nach China um über 600 Millionen US-Dollar zurückgehen, ohne dass China seinerseits schon mit eigenen Zollmaßnahmen reagiert hätte.
Eine Gegenreaktion Chinas ist in den Berechnungen des IfW Kiel nicht enthalten, ist bei dem Ausmaß der Effekte aber zu erwarten.
David meint
Gut, 20 % ist ja noch eine moderate Reaktion. 20 % gelten andersherum genauso. Es standen erst 30 % im Raum und die USA haben ja gleich 100 % genommen.
Ich glaube, damit kann man noch leben und es wird nicht unbedingt zu einer Verschärfung im Handelskrieg kommen. Ich meine, wohin will China schließlich exportieren? Die USA fallen im wesentlichen aus und hohe Kaufkraft bei großer Bevölkerung gibt es sonst nur noch in Europa. BRIC-Staaten, Russland und Indien – ja, die gibt es und haben Potenzial. Aber jetzt ersetzen sie den Handel mit uns nicht.
David meint
Tesla hatte ich noch vergessen einzuflechten.
Future meint
Ganz Afrika wartet bald auf die chinesischen Elektroautos. Die Infrastruktur liefert China gleich mit. Äthiopien macht es vor und importiert seit Januar nur noch Elektroautos. In einigen Jahren können die Millionen europäischen Schrottautos dann nur noch nach Osteuropa gehen, Afrika fällt dann bestimmt weg.
David meint
In Äthiopien hat aber auch nur jeder 100. ein Auto in diesem Riesenland. Das sind aktuell im wesentlichen japanische Fahrzeuge. Da werden also die Japaner einen kleinen Markt verlieren. Aber es ist eben eine Riesenfläche und es sind wenige Autos, die man verkaufen kann.
Ob das Beispiel schnell Schule macht, wird man sehen. Die Länder, die eigenes Öl in Afrika haben, wie Nigeria oder Algerien werden es tendenziell eher nicht machen. Schon das Nachbarland Sudan hat Erdöl. Andererseits ist die Investition in eine Solaranlage in diesen Regionen eine schlaue Sache und benötigt keine Anschluss-Logistik mehr.
Auf jeden Fall wird man sich dort nicht dumm und dämlich an Elektroautos verdienen, denn es sind arme Länder mit geringer Kaufkraft. Kann sein, dass sie Potenzial haben. Aber wenn das der Fall ist und sich eine wohlhabende Schicht bildet, werden diese Leute plötzlich kein chinesisches Arme-Leute-Auto mehr fahren, sondern einen Mercedes.
Jörg2 meint
Future
Das sehe ich auch so.
Der Weg hin zu sehr preiswerten Kleinwagen ohne Ziernähte hat weniger den verbrennerbesetzten, regulierten Markt der s.g. „Ersten Welt“ im Blick oder den sich selbstversorgenden indischen Markt (die fremdeln eh gehörig mit China), es geht eher um die s.g. „Dritte Welt“.
Dieser Markt ist für Systemanbieter (Stromerzeugung, Speicherung, E-Mobilität…,) völlig offen.
Da kann in den Foren hoch und runter: „Chinaautos kauft kein Mensch“ getrötet werden….
Captain Ahab meint
Die Freiheit ist nicht immer kostenlos.
China unterstützt gerade massiv das Land, das tagtäglich Europa bombardiert, was auch uns sehr viel Geld kostet.
Das aktuelle chinesische Regime hat offiziell erklärt, dass unsere freiheitliche Demokratie eine Fehlentwicklung ist, die bekämpft werden muss.
China droht laufend damit, ein anderes demokratisches Land gewaltsam einzuverleiben.
Da sind ein paar hundert Euro alle 10 Jahre für ein etwas teureres Auto ein kleiner Preis.
Future meint
China ist der zweitwichtigste Handelspartner von Deutschland. Nummer 1 ist die USA. Beim deutschen Export ist China die Nummer 4. Warum suchen sich die Deutschen immer solche Handelspartner wie China aus? Mit Russland hat es ja auch nicht geklappt. Aber Amerika könnte mit entsprechenden Sanktionen gegenüber China auch dafür sorgen, dass Deutschland den Handel mit China deutlich einschränken muss. Die Batterien kommen dann halt aus Amerika.
Heinz Staller meint
Laut statistischem Bundesamt war China in 2023 unser Wichtigster Handelspartner, auf Nr.2 die USA, danach knapp dahinter die Niederlande und Frankreich.
Wichtigstes Abnehmerland für unsere Waren war allerdings die USA, dahinter Niederlande und Frankreich.
Future meint
Beim Handel soll es aktuell die USA sein. Das ist also schon mal eine Verbesserung.
Aber den Platz 4 Im deutschen Export belegt China in meinen Unterlagen nach USA, Niederlande und Frankreich.
Das wird sich aber bestimmt in Zukunft auch noch verändern. Sicherlich haben alle deutschen Exporteure bereits einen Plan für den China-Exit. Den könnten sie nach den Wahlen in USA brauchen.
FahrradSchieber meint
„Warum suchen sich die Deutschen immer solche Handelspartner wie China aus?“
Die Antwort finden Sie auf der Rückseite Ihrer Maus, Tastatur etc.: „Made in China“…
Ohne diese günstigen Produkte wäre unser materieller Wohlstand deutlich niedriger und die Energiewende unbezahlbar (billige PV-Module und Windräder).
Eichhörnchen meint
Zölle braucht man nicht, Der Deutsche kauft eh keine E-Autos und Chinesische erst recht nicht. Somit ergibt sich eine glänzende Zukunft für Pumpen- und Sandsäcke Hersteller ;-)
Malthus meint
>die Autorität der Kommission
Danke für dies Amüsement; aber der eine oder andere nimmt das wohl doch noch ernst.
Einer, der verzweifelt versucht, für VW die weltberühmte Einheitszelle zusammenzubacken, umschreibt das so:
>vor allem … wenn man in Europa über Strompreise von 18 20 24 Cent Kilowattstunde spricht ist das in
Deutschland ein ein Kostennachteil den sie die fast nicht mehr aufholen können.
https://www.youtube.com/watch?v=KMS-SSzYHP8
falls sich jemand noch ernsthaft fragt, warum zB Svolt die Nase voll hat.
Swissli meint
Bin grundsätzlich gegen Zölle und für Freihandel.
Bisher war auf China Autos ein Zoll von 10%. Eine Erhöhung AUF 20% (nicht UM) wäre dann +10%. Da die Chinaautos in Europa bisher nicht gerade als Preisbrecher brillierten, vermute ich wegen den +10% keinen Preisaufschlag in Europa.
Wieviel Luft in den Europapreisen chin. Autos drin ist, sieht man ja im Vergleich mit chinesischen Preisen in China (oft gegen 50% von EU Preisen). Von wegen Transportkosten usw. (Koreaner und Japaner haben auch weite Transportwege ihrer Autos).
Aber wie schon geschrieben: weltweit keine Zölle ist für Konsumenten die günstigste Variante.
CJuser meint
Und dabei ist der Faktor wohl auch nicht mit eingerechnet, dass europäische Fahrzeuge teurer werden, damit die Hersteller die günstigen Preise für China querfinanziert bekommen…
Futureman meint
Ob es sinnvoll ist, den Umstieg auf Elektroautos künstlich zu verteuern?
Jeff Healey meint
Um die rhetorische Frage zu beantworten: Nein, das ist ganz und gar nicht sinnvoll.
Die Verbrenner sind im Gegensatz immer noch viel zu günstig. Vor allem den Käufern von leistungsstarken Verbrennern gehört meiner persönlichen Ansicht nach längst ein richtig fetter CO2-Malus aufgebrummt. Dafür hat die Politik jedoch nicht den Mut.
Wer zuletzt die Vorgänge im Saarland, Baden-Württemberg und Bayern kognitiv immer noch nicht richtig einzuordnen weiß, und weiterhin kein Stück bereit ist seine Kaufentscheidungen danach auszurichten, der muss es vielleicht woanders zu spüren bekommen.
Florian meint
E-Autos durch Zölle teurer zu machen, macht die Verbrenner aber nicht günstiger….
brainDotExe meint
„Vor allem den Käufern von leistungsstarken Verbrennern gehört meiner persönlichen Ansicht nach längst ein richtig fetter CO2-Malus aufgebrummt“
Mit welcher Begründung?
Ein leistungsstarker Verbrenner der keine 1.000 km im Jahr bewegt wird, stößt weniger CO2 aus, als ein BEV mit 20.000 km im Jahr und dem deutschen Strommix.
Die Lösung die du suchst gibt es bereits, die CO2 Steuer auf fossile Kraftstoffe.
Powerwall Thorsten meint
Und unser Brain konstruiert sich wieder. seine abstrusen Vergleiche hin, Pisa lässt grüßen.
brainDotExe meint
@Thorsten:
Das sind keine abstrusen Vergleiche sondern Fakten.
Ein Sonntagswagen, der ab und zu am Wochenende bewegt wird, kommt ggf. nicht über 1000 km im Jahr.
Unserer kommt zumindest nicht drüber.
Ein BEV welches hingegen als Alltagswagen genutzt wird, stößt bei Verwendung des Deutschen Strommix bei 20.000 km mehr CO2 aus.
Ist das für dich verständlich?
South meint
Hä, also das gibt ja wirklich gar keinen Sinn mehr. Als mir gehts sicher nicht um deine Spritztour mit deinem Oldtimer um den Block, aber die Aussage ist ja wohl Banane. Du vergleichst doch auch nicht einen Benziner mit 7l auf 100km mit einem Diesel von 110l auf 2000km. Interessant ist doch der vergleichbare Verbrauch auf 100km.
Und warum hätte ein Sonntagswagen der ja dann zum Vergnügen gefahren wird eine bessere Daseinsberechtigung als ein BEV was für den Alltag BENÖTIGT wird?
Als wenn man schon von Fakt redet, ist das BEV deutlich günstiger im Verbrauch und wird für einen sinnvollen Zweck gefahren.
South meint
… das gibt doch überhaupt keinen Sinn… Kommentar hängt….
South meint
… also man kann ja unterschiedlicher Meinung sein, aber mit keinem Sinn meine ich hier, dass es ein logisch keinen Sinn ergibt…
brainDotExe meint
Wieso sollte dass logisch keinen Sinn ergeben?
Ein Verbrenner der 1000 km im Jahr bewegt wird, stößt im Betrieb weniger CO2 aus, als ein BEV was 20.000 km im Jahr bewegt wird und mit dem deutschen Strommix geladen wird.
Das ist simple Mathematik.
Mit welcher Begründung sollte man eine Kaufsteuer für den Verbrenner rechtfertigen?
Der fossile Kraftstoff gehört besteuert und ist es auch schon -> CO2 Steuer.
Jeff Healey meint
„Ein leistungsstarker Verbrenner der keine 1.000 km im Jahr bewegt wird, stößt weniger CO2 aus, als ein BEV mit 20.000 km im Jahr und dem deutschen Strommix.“
Da wird der seltene Ausnahmefall rausgesucht und als Gang und Gäbe hingestellt.
Also echt, brainDotExe, das geht doch weit an der Realität vorbei. Aber wenn man schon so argumentieren möchte, dann finden wir dafür in Zukunft auch noch eine Lösung. Zum Beispiel die Blackbox, die jährlich automatisch die tatsächlich gefahrenen Kilometer ans Finanzamz und die „CO2-Malus-Behörde“ meldet. Deal?
brainDotExe meint
@Jeff:
Wo habe ich von Gang und Gäbe gesprochen?
Btw. bei einem Sonntagswagen ist das Gang und Gäbe.
Wieso Blackbox? Die Lösung liegt auf dem Tisch -> CO2 Steuer auf fossile Kraftstoffe.
Der Verbrenner an sich ist nicht das Problem, sondern das Verbrennen von fossilen Kraftstoffen.
Jeff Healey meint
brainDotExe,
nur den CO2-Ausstoß besteuern reicht doch ganz offensichtlich nicht aus, um mehr Menschen vom Kauf eines starken Verbrenners abzuhalten, um vernünftigere Entscheidungen zu erreichen.
Es muss so langsam mal richtig weh tun.
Zusätzlicher CO2-Malus für starke Verbrenner tut Not.
Damit können wir, zynisch gesagt, in Zukunft den Bedarf an Sandsäcken finanzieren. Oder besser prophylaktisch in die richtigen Zukunftstechnologien investieren, wie das um Faktor 10 bessere E-Auto.
Ne kleine Blackbox kostet nicht viel, und ihr könnt eure Oldtimer weiter die wenigen Kilometer pro Jahr fahren. Alles Tutti Paletti! Nur wer auch zukünftig wider besseren Wissens (oder gänzlich ohne Gewissensbisse?) viel mit seinem starken Verbrenner unterwegs sein möchte, der muss halt mal so richtig löhnen müssen, Verursacherprinzip und so…
Nochmals: Sandsäcke und weggespülte Existenzen kosten, neben allem menschlichen Leid der Betroffenen, Unsummen an Geld. Die Menschen aus dem Ahrtal, die Saarländer, Baden-Württemberger, Bayern werden das bestätigen.
Ohne Zuckerbrot und Peitsche (Bonus/Malus) geht es bei uns Menschen offensichtlich nicht.
South meint
@brainDotExe. Mit „simpler Mathematik“ hat der konstruierte Fall nun wirklich gar nichts tun. Es gibt (nicht ohne Grund) nirgends eine Einteilung in Sonntagswagen mit wenigen Kilometer und damit ist die hanebüchene Story auch zu Ende…
Naturgemäß muss es deshalb irgendwann eine Einschränkung für Verbrenner geben, ob es jetzt ein Zulassungsverbot für Verbrenner oder ein Preisaufschlag sein wird, wer weiß… aber wenn es dich so umtreibt, Oldtimer wird es noch seehhrr lange geben….
FahrradSchieber meint
„Wer zuletzt die Vorgänge im Saarland, Baden-Württemberg und Bayern kognitiv immer noch nicht richtig einzuordnen weiß…“
Ich zitiere mal aus einem anderen Kommentar:
„Die Donau liegt aktuell bei ca. 10 Metern.
Vielleicht mal als Vergleich die Maximalstände der letzten Jahre bzw. Jahrhunderte:
2021: 8,24 m
2013: 12,89 m
2002: 10,81 m
1954: 11,17 m
1920: 10,47 m
1895: 11,17 m
und so weiter…
Höchster Stand war übrigens 1501 mit 13,20 Metern.“
Da klingt „Jahrhundertflut“ schon anders…
Jeff Healey meint
Ah, ja…
Noch einmal zurück zum kognitiven:
Was hat die Donau oder deren Pegelstände mit dem Ahrtal oder dem Saarland zu tun?
Macht endlich mal die Augen auf.
McGybrush meint
Logisch. Wenn ein Staat Geld von einem Produkt abhaben will muss das Produkt um diesen Preis teurer werden.
Wenn ich für 20 Euro was kaufen will aber eine Gang mir jedes mal 10Eur auf dem weg dahin abzieht muss ich mir 30Eur in die Tasche packen.
Florian meint
Krasse Erkenntnis, darauf wäre ich ja nie gekommen. Höherer Preise wenn die günstigeren Alternativen fehlen…