Die EU hat angekündigt, Strafzölle auf in China produzierte Elektroautos zu erheben. Die deutsche Regierung arbeitet offenbar daran, dies zu verhindern oder zumindest abzumildern. Das sagten mit der Angelegenheit vertraute Personen dem Portal Automotive News.
In Berlin sei man optimistisch, dass die EU in direkten Gesprächen mit der Volksrepublik eine Lösung finden kann, so eine der namentlich nicht genannten Personen. In der deutschen Politik gehe man davon aus, dass es noch Spielraum für eine Einigung mit den Chinesen gebe, bevor die Zölle am 4. Juli offiziell in Kraft treten sollen.
Die Europäsche Union hat vor wenigen Tagen neue Zölle auf Elektroautos aus China verkündet. Zukünftig sollen statt wie bisher 10 Prozent je nach Hersteller bis zu 38,1 Prozent der Summe des Listenpreises und der Transportkosten aufgerufen werden. Ob die Zölle tatsächlich gezahlt werden müssen, hängt den Angaben zufolge davon ab, ob mit China eine andere Lösung gefunden werden kann. Sie würden dann rückwirkend von Anfang Juli an einbehalten werden, sollte sich die EU darauf verständigen, langfristig höhere Zölle zu erheben.
Die Zollererhöhung ist Folge einer Untersuchung der EU zur Frage, ob China den eigenen Herstellern durch hohe Subventionen Wettbewerbsvorteile gegenüber der Konkurrenz verschafft und so den europäischen Markt verzerrt. Die Untersuchung wurde im vergangenen Herbst eingeleitet – und die EU kam nun zu dem vorläufigen Schluss, dass E-Autoimporte aus China der europäischen Autobranche schaden.
China hat mit Vergeltungsmaßnahmen in den Bereichen Landwirtschaft, Luftfahrt und Autos gedroht und erklärt, es sei zutiefst enttäuscht und lehne die Maßnahmen gegen Elektroautos entschieden ab. Während etwa französische Autohersteller wie Renault wenig Geschäft in China haben und für eine Abschottung mit Zöllen sind, sind deutsche Autobauer stark auf das Geschäft in Asien angewiesen. Sie müssen nun die Reaktion der chinesischen Regierung auf die Strafzölle fürchten.
Der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck hat nach der Entscheidung der EU erklärt, dass die Chance bestehe, die drohende Zollspirale zu stoppen und dies hoffentlich auch zu schaffen. Der Grünen-Politiker wird in Kürze nach China reisen und plant, das Thema mit Regierungsvertretern vor Ort zu besprechen.
Die bereits erwartete höhere Besteuerung der Importe von elektrischen Autos aus der Volksrepublik hätte laut Simulationsrechnungen des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW Kiel) spürbare Auswirkungen auf den bilateralen Handel und die Produktion in Europa. Dies wird demnach in großen Teilen durch eine steigende Produktion innerhalb der EU sowie eine geringere Menge an E-Auto-Exporten aufgefangen, was dann spürbar höhere Preise für Endverbraucher bedeuten dürfte.
hghildeb meint
Kaum jemand denkt in dieser Diskussion daran, dass drei der größten Importeure chinesischer Elektroautos Tesla, BMW und Volkswagen heißen. Klar, dass die keine Strafzölle möchten.
Matze meint
Wie viele Modelle von Volkswagen wurden bislang importiert und was außer dem Cupra Tavascan ist geplant?
M. meint
Der Tavascan reicht doch. Das ist ein Volumenmodell (zumindest dem Plan nach *hust*).
Ansonsten ist nach Stückzahlen natürlich Tesla der Hauptimporteur.
Kerbel meint
Made in EU muss wieder Standard werden. Was will China sagen wenn wir unsere Zölle an ihren anpassen. Darüber hinaus nur EU Produkte fördern.
Future meint
Dann sollte also in Zukunft nur noch der jeweilige Markt für sich selber produzieren: Europa nur für Europa. China nur für China und USA nur für USA. Das ging doch früher auch schon. Ade Globalisieurung, willkommen Nostalgie. Was dazu wohl die Leute aus der Wirtschaft sagen werden, wo Deutschland doch 80 Prozent seiner heimischen Automobilproduktion exportiert.
Mike meint
> Europa nur für Europa. China nur für China und USA nur für USA.
Das wäre zumindest fair. Denn es kann nicht sein, dass du dir hier nur deshalb mehr als am anderen Ende der Welt leisten kannst, weil du hier einen guten Lohn bekommst, aber der Arbeiter, der dein Auto am anderen Ende der Welt zusammenschraubt, einen niedrigen Lohn.
Futureman meint
Ungerechtigkeit gab es schon immer auf der Welt. Früher hat man sich die „billigen“ Arbeiter zu sich geholt. Jetzt lässt man sie lieber weiter weg arbeiten. Allerdings hätten sie ohne diese gering bezahlte Arbeit evtl. gar keine Arbeit. Hat alles Vor- und Nachteile.
Umweltfreundlichere Produkte allerdings mehr zu besteuern als umweltverschmutzende passt noch weniger in eine gerechte Welt.
Jean Luc meint
Also dann die nächsten Jahrzehnte wieder Pferde-Kutschen und Lendenschurz aus Leinen sowie Holzmöbel etc aus heimischen Wäldern?
Mit der Denke geht es zurück in die Steinzeit. Ohne China läuft bei uns und in der EU nichts mehr. Man muss sich halt wieder auf seine eigene Stärken fixieren und nicht nach „Geiz ist geil“ gehen. Aber wir wollen es ja nur billig haben, koste es was es wolle.
Kasch meint
Vollkommene Unwissenheit und Dummheit führt zu Aktionen mit denen man sich ins eigene Knie schießt. Soll ja sogar Leute geben, die glauben unsere Premiumhersteller würden selbst Akkuzellen fertigen und die Rohstoffe vermutlich mitten im Werk aus dem Boden buddeln.🤣 Sie fertigen lediglich selbst mehr und mehr druckfeste Modulkästchen für eingekaufte, technisch veraltete Zellen und fertigen das Akkugehäuse, konstruktiv mit einem höchst ineffizienten und gefährlichem Thermosystem. Etwas Luft in der unfassbar indirekten Kühlung, oder einmal die Kapilarrinnchen im weichen Alu mal per leichten Kontakt mit einem Baumstumpf im Wald verdrücken und das wars – da kann das beste BMS nicht mehr helfen, wenn rein mechanische, haarstreubendste Konstruktionsfehler bevorzugt werden, um ja nicht Konstruktionen samt neuer Zellchemie von Spezialisten übernehmen zu müssen.🥴 Am besten, wir verzichten gänzlich auf Export – wir haben ja so unsäglich viele reiche Bürger mit gigantischer Kaufkraft im eigenen, riesigen Ländle 😱🤣
Future meint
Was uns Kasch damit sagen will: Die heimische Autoindustrie liegt bei dem wichtigsten Bauteil des Elektroautos soweit zurück, dass der Vorsprung der asiatischen Weltspitze uneinholbar erscheint. Hinzu kommt noch, dass es sich um das Bauteil mit der höchsten Wertschöpfung handelt.
hu.ms meint
Die EU-zölle schützen die BEV in den 3 kleinsten segmenten vor zukünftig günstigen chinesischen produkten. Gegenzölle in China schaden aber den deutschen premiumherstellern.
Stellantis und Renault wollen die zölle – MB, BMW und Audi wollen sie verhindern.
Futureman meint
Strafzölle konnten schon vor Jahren nicht den Erfolg von Solarmodulen aus China verhindern. Sie haben den Zubau von Modulen nur verzögert. Hoffentlich passiert das Gleiche nicht nochmal mit, für die Energiewende benötigten Artikeln.
Statt zu bremsen, sollte die EU lieber den Ausbau eigener Kapazitäten fördern.
Bei günstigen Öl- und Gasimporten kam noch keiner auf die Idee, die einheimische Industrie durch Zölle zu schützen.
Malthus meint
Da geht aber noch was, meine Herrschaften:
>1) bei Fahrrädern mit Ursprung in der Volksrepublik China zusätzlich 48,5 % Antidumpingzoll
2) bei Fahrrädern mit Trethilfe mit Elektrohilfsmotor (E-Bikes) mit Ursprung in der Volksrepublik China zusätzlich 62,1 % Antidumpingzoll und 17,2 % Ausgleichszoll
geben Sie sich Mühe- schließlich muss die hiesige Autoindustrie verkaufen können, worauf Steuern für Ihren „Unterhalt“ erhoben werden kann.
(Falls sich noch jemand wundert, wieso haltbare & fahrbare Zweiräder heutzutage das >Vierfache des letzten Jhdts. kosten).
B.Care meint
Deutschland hat eine große Fahrradindustrie, auch ebikes werden hier gefertigt. Aus China kommen keine Fahrräder zu uns, zumindest keine die halbwegs was taugen.
alupo meint
Oh Gott wie naiv…
Powerwall Thorsten meint
Stimmt, ganz schön naiv.
Frag dich mal wo Ramen und Anbauteile herkommen und wer Bosch mit Zellen und anderen Teilen beliefert.
PS:
Shimano ist zwar keine chinesische Firma, eine deutsche aber (leider) auch nicht.
Future meint
Die überwältigende Mehrheit aller Fahrradrahmen wird in Asien produziert. Auch in Europa gibt es einige namhafte Hersteller und auffallend viele davon sind in Deutschland ansässig. Allerdings ist es oft nicht einfach herauszufinden, ob die Produktion tatsächlich in Europa stattfindet. Einige europäische Rahmenhersteller sind Norwid in Schleswig-Holstein, Agresti in Hessen, Big Forest in Potsdam, Liny in Bayreuth, Sour in Dresden und Liteville, dessen Carbonrahmen in Portugal entstehen. Zudem hat das Thüringer Unternehmen VELOSIONE die Rahmenproduktion für E-Bikes aus Carbon nach Deutschland zurückgebracht und kann bis zu 3 Millionen Fahrradrahmen pro Jahr produzieren. Obwohl die meisten hochwertigen und in Serie hergestellten Fahrradrahmen heutzutage aus Asien stammen, gibt es also auch höherpreisige europäische Alternativen.
Futureman meint
Das mit den „deutschen“ E-Bikes hat mich schon immer gewundert: Die nehmen ein sehr hochwertiges Fahrrad (ca. 1000.- €) bauen für 500.- € E-Motor und Akku (aus China) ein und verkaufen es dann für 4000.- €
Trotzdem fährt fast keiner mehr ohne Motor mit dem Rad. Mit dem E-Bike zum Fitness ist aber immer noch besser als mit dem Auto. Warum man allerdings nicht einfach nur „normales“ Fahrrad fährt und sich die Gebühr für das Fitnesscenter spart wundert mich allerdings auch.