BYD, der weltgrößte Elektroautohersteller, ist seit einiger Zeit auch in Europa aktiv. Der erhoffte große Erfolg hat sich bisher nicht eingestellt. Daher passt der Konzern nun seine Strategie an.
„Wir sind mit dem Ergebnis nicht zufrieden“, sagte Europachefin Stella Li auf der Pariser Automesse im Gespräch mit der Automobilwoche. „Deshalb werden Sie in den nächsten Monaten mehrere große Veränderungen bei BYD sehen.“ Man werde das Händlernetz in Europa bis Ende nächsten Jahres „verdoppeln bis verdreifachen“. In Deutschland werde die Marke ihr Netz schneller ausbauen. Die Zahl der Händler solle bis Ende 2025 von derzeit 26 Stores auf 120 steigen.
BYD hat in Deutschland bereits mit der Umstrukturierung begonnen und den Vertriebspartner Hedin Electric Mobility übernommen. „Wenn BYD eine der führenden Automarken weltweit werden möchte, müssen wir dies tun“, so Li die Entscheidung, in wichtigen Märkten die Kontrolle über den Verkauf und die Distribution direkt zu übernehmen.
Mittelfristig möchte das Unternehmen einen Marktanteil von fünf Prozent an E-Autos und Plug-in-Hybriden in Europa erreichen. Dafür muss man sich an die lokalen Kaufgewohnheiten anpassen. „Europäische Verbraucher sind ein bisschen konservativ“, sagte Li. Autokäufer seien unsicher, was den Umstieg auf Elektroautos betrifft – insbesondere nachdem Länder wie Deutschland Förderprogramme beendet und mehrere Hersteller gegen die strengeren CO2-Ziele der EU protestiert hätten.
„Es ist ein sehr verwirrender und herausfordernder Markt, aber ich denke, wir haben viel Erfahrung. Sobald die Verbraucher in unsere Autos einsteigen, verlieben sie sich sofort“, so Li. Bei der Eroberung Europas sollen neue Fabriken in Ungarn und der Türkei helfen. Mit diesen kann BYD auch die erhöhten Importzölle der EU auf in China produzierte Fahrzeuge ausgleichen. Die Produktion in Ungarn soll Ende nächsten Jahres starten. In der Türkei wird die Produktion Li zufolge voraussichtlich 2026 beginnen.
Die EU hat Strafzölle auf in China entstandene Elektroautos erhoben, weil sie in den hohen staatlichen Subventionen der Volksrepublik einen unfairen Vorteil sieht. Für BYD bedeutet dies einen extra Zoll von 17 Prozent, zusätzlich zu den bereits bestehenden 10 Prozent. Die höheren Importzölle seien eine „kurzfristige Herausforderung“, erklärte Li. Am Ende müsse der Kunde für diese politische Entscheidung zahlen. „Der Zoll ist unfair für die europäischen Verbraucher, da er ihren Zugang zu leistungsstarken Elektrofahrzeugen einschränkt. … Es ist schade.“
Franky meint
„Sobald die Verbraucher in unsere Autos einsteigen, verlieben sie sich sofort“
Der lebt aber tiiief in seiner Marketing Blase. :D
Design interessiert mich nicht, aber wenn nicht mal Autohold vernünftig funktioniert, die Traktion versagt, die Rekuperation Mist ist und das AVAS einen nervigen Pfeifton hat, der sogar über die Innenlautsprecher(!) wiedergegeben wird, wird das nix mit der Liebe.
Bender meint
Mittelmäßige Fahrzeuge zu hohen Preisen verkaufen sich eben nicht. Das lernt Stellantis auch grade.
Wenn die Chinesen einen echten Marktanteil haben wollen, dann nur über den Preis. Aber selbst Leasing gibts bei denen nicht günstig (von Maxus mal abgesehen).
Jeff Healey meint
„Mittelmäßige Fahrzeuge zu hohen Preisen verkaufen sich eben nicht.“
Das Preis- Leistungsverhältnis der E-Autos passt bei so einigen noch nicht. Selbst VW rudert zurück. Der ID.3 war auch deutlich zu teuer für das Gebotene.
In der Hinsicht ist der „Lernprozess“ der Hersteller noch in vollem Gange.
Future meint
BYD sollte europäische Designer engagieren, so wie es auch Hyundai/Kia gemacht hat.
Futureman meint
Solange die deutschen Kunden noch nicht bereit sind, verkauft BYD in anderen Teilen der Welt immer mehr Autos und verdrängt damit etablierte Hersteller. Inzwischen haben sie ihr drittes eigenes Schiff in Betrieb genommen. Damit versorgen sie dann lieber näher liegende Länder. So kann es öfter fahren und für mehr Umsatz sorgen. Damit steigt auch der Batterieumsatz immer weiter und lässt die Produktion immer günstiger werden. Für deutsche Hersteller ein Schreckensgespenst. Für den Wechsel zur Elektromobilität ein Segen.
Andreas meint
Man muss nur genügend Batterien produzieren, dann kosten sie 0 Euro. ;)
Will sagen: Irgendwann sind Skalierungseffekte am Ende angelangt.
Beim Automobilbau viel eher als bei Software.
brainDotExe meint
Die Auros von BYD treffen einfach nicht den westlichen Geschmack. Das kann man natürlich auch den westlichen Herstellern in China vorwerfen. Die Zeiten scheinen Vorbei, in welchen man mit einem Modell(-portfolio) alle Weltmärkte abdecken kann.
Die Ansprüche der Chinesen scheinen sich komplett anders zu entwickeln, als die von westlichen Autokäufern.
Das merkt jetzt auch BYD.
Mike meint
Das sehe ich genau so. Nicht-chinesische Hersteller müssen speziell für den chinesischen Markt Modelle entwickeln und chinesische für (zumindest) den europäischen Markt. Ich vermute, die Chinesen werden es schneller lernen.
hu.ms meint
VW hat das auch schon kapiert und sich für den chinesischen markt mit lokalen spezialisten für design und softwarebedienung zusammengetan. Vermutlich ist BYD schon umgekehrt unterwegs.
Der faktor bisheriges image sollte aber nicht unterschätzt werden und hat auch beim preis einen wert: z.b. kosten
VW hier einiges mehr als z.b. koreaner – werden aber trotzdem gekauft.
Eichhörnchen meint
Ladeleistung hoch, Verbrauch verringern, Preis anpassen => dann läuft es :-)
Matze meint
Also ganz andere Autos?
Thorsten 0711 meint
Die BYDs überzeugen 2024 einfach nicht bei den eautotypischen Eckdaten. Vor allem die 10 auf 80% Ladezeit disqualifiziert die Autos.
Über den Preis ließe sich das regeln. Japan und Korea gelang damit der Zugang zum Markt.
Ich glaube zwar an BYD und habe 44 Aktien im Depot, jedoch so wird das in Europa keine Erfolgsgeschichte werden.
Jeff Healey meint
Das Außen-Design ist meiner Meinung nach teilweise zu verspielt (z.B. die seitlichen Sicken beim Dolphin), und wiederum teilweise zu wenig modern orientiert (Front, Leuchtendesign). Die Preise für eine neue, noch nicht etablierte Marke sind wohl deutlich zu hoch angesetzt.
Ein weiterer Grund für den bisher ausbleibenden Erfolg ist das viel zu dünne Service-Netz. Außerdem könnte als vertrauensbildende Maßnahme eine garantierte Dauer der Ersatzteilversorgung über die gesetzlichen Vorgaben hinaus hilfreich sein.
Mike meint
Das Außendesign geht schon in Ordnung; die Fronten sehen zwar etwas beliebig aus, aber selten wirklich kaufverhindernd.
Ja, das Servicenetz ist entscheidend. Wer will schon 100km zur Werkstatt fahren? Dazu wäre man evtl. nur bereit, wenn der Preis deutlich (!) niedriger wäre als von etablierten Anbietern.
hu.ms meint
Da gibts doch das “ ranger“ service-modell.
Könnte BYD kopieren.
Jeff Healey meint
Wie gut funktioniert das?
M. meint
Wieso heißen Servicemobile jetzt „das Ranger-Service-Modell“?
Das gibt es schon mindestens 20 Jahre.
Die Ausweitung kam nur daher, da keine Werkstatt in zumutbarer verfügbar war.
Inzwischen… aber ja, das könnte man kopieren… Werkstätten sind aber billiger. Die können mehr und verlieren weniger Zeit auf der Straße.
Steven B. meint
„Es ist ein sehr verwirrender und herausfordernder Markt, aber ich denke, wir haben viel Erfahrung. Sobald die Verbraucher in unsere Autos einsteigen, verlieben sie sich sofort“
Na wenn sich da der konservative Kunde locken lassen soll, wünsche ich viel Erfolg. Der „Westen“ ist die Wiege des Autokäufers weltweit, nur weil es in China anders funktioniert, so kann das auf den Westen ebenso zutreffen… Falsch, eben nicht, aber das lernen die Chinesen nie. Die Koreaner haben auch „Fersengeld“ bezahlt, aber sie haben es geschafft. Ich hoffe das es die Chinesen nicht schaffen, da ich keine Firmen unterstütze die entweder kommunistische Machthaber folgen, noch halbverrückte CEO die einen noch verrückteren Präsidenten unterstützen.
Future meint
Gibt es bei Steven kein Produkt oder Vorprodukt aus China im Haushalt?
Ich sage mal, das ist vollkommen unmöglich und geht nicht einmal dann, wenn man in Grünheide im Baumhaus lebt.
South meint
Kann nur beipflichten… ein Auto aus US, Japan oder Südkorea, gerne. Um China mach ich einen Bogen, wenn es nur irgendwie geht…. und schon gar nicht teuer Geld für ein Chinesisches Auto mit europäischen Emblem…
Elvenpath meint
„Europäische Verbraucher sind ein bisschen konservativ“
Ein bisschen????
B.Care meint
Der Dolphin wurde extrem konservativ gestylt, hat aber auch nichts genützt.
Jeff Healey meint
Vorne zu konservativ, seitlich zu verspielt. Passt nicht zusammen.
B.Care meint
Egal aus welcher Ansicht, der sieht einfach kacke aus. Innen sowieso.
Yoshi meint
Ist doch ganz einfach, Kleinwagen für 15k, Kombis/kleinere Suvs 25k.
Einen Dolphin ab 33k anbieten und sich dann wundern dass es nicht läuft…
BYDs Lösung zeigt sich mit dem Seal-U: wenn man Elektroautos aufgrund des Preises oder sonstigem nicht an den Mann bringt müssen eben Hybride her. Funktioniert im Heimatmarkt ja auch genauso gut wie reine BEVs.
Jo meint
Tja … Es scheint doch so einige Leute zugeben, die Wert auf Datenschutz, Wiederverkaufswert, Umweltschutz bei der Herstellung, Geopolitik uvm. legen.
Yoshi meint
Wenn dem so wäre hätten wohl eine ganze Reihe Konsumenten weder Smartphone noch PV auf dem Dach.
Steffen meint
Bei mir kamen alle größeren Komponenten (bis auf die Speicherbatterien) aus Deutschland (oder zumindest von deutschen Firmen), also Module und Wechselrichter. Wenn an will, dann geht das.
Jeff Healey meint
Die Elektronik im WR kommt garantiert zu mindestens 80% aus China.
Da kommt man heute nicht mehr dran vorbei.
M. meint
Zumindest nicht zu dem Preis.
Aber „Preis“ hat hier mindestens 2 Bedeutungen.
NeutralMatters meint
Wie schon erwähnt wurde, die Fahrzeuge von BYD bieten kaum einen wertigen Innenraum, wie man es von europäischen Marken besser erhalten kann, das bezieht sich auf das Design, wie auch die verwendeten Materialien.
Ob ein Ausbau des Händlernetzen wirklich nennenswerte Verbesserungen ergeben, wage ich zu bezweifeln. Wenn man sich zudem anschaut, dass ein Fiat 500e für lange Zeit sehr gut lief, zeigt auch, dass es durchaus in Europa Interesse für eMobilität gibt, die klein, „smart“ und wohl-gestaltet ist.
Mike meint
„Sobald die Verbraucher in unsere Autos einsteigen, verlieben sie sich sofort“ – wenn das mal keine Fehleinschätzung ist. Die BYD-Innenräume, die bisher zu sehen waren, haben mich bspw. überhaupt nicht angesprochen. Vielleicht sollten sie besser die potentiellen Kunden fragen?
David meint
Ich kann die Menschen bei BYD beruhigen. Der Zoll ist es nicht. Ihre Autos kommen deshalb nicht an, weil, wenn die extreme Subventionen und kurzen Wege des Heimatmarktes nicht greifen, diese Autos genauso teuer verkauft werden müssen wie europäische Produkte. Früher haben sich bestimmte Leute zum Kauf eines japanischen oder koreanischen Autos durchringen können, wenn bei ähnlicher Leistung der Preisvorteil deutlich war. Das ist hier nicht der Fall.