Volkswagen will laut einem Bericht den sogenannten Agenturvertrieb seiner Elektroautos beenden. „Wir sehen im deutschen Markt für die Marke Volkswagen Pkw in der Vollagentur aktuell und auf absehbare Zeit keine wirtschaftlich sinnvolle Alternative zum Eigenhandel“, so laut der Automobilwoche Achim Schaible, Deutschlandchef Volkswagen Pkw, in einem Schreiben an die Vertriebspartner.
Für das kommende Jahr kündigte Schaible an, dass es noch zu keinen Änderungen komme. Demnach könnte der Wolfsburger Autobauer frühestens Anfang 2026 zum selektiven Vertrieb seiner Elektroautos zurückkehren.
Volkswagen Pkw hat seinen Elektroauto-Vertrieb 2020 auf eine „unechte Agentur“ umgestellt. Bei Händlern kam das nicht gut an, da mit der Umstellung eine Verkürzung der Vergütung einherging. Zudem kritisierten Vertriebspartner der Automobilwoche zufolge, dass die Entlastungen nicht wie versprochen eintrafen.
Skoda und Volkswagen Nutzfahrzeuge haben die Umstellung auf das Agenturmodell bereits zuvor gestoppt. Audi hat in einigen europäischen Ländern in den vergangenen Monaten auf den E-Auto-Agenturvertrieb umgestellt. „Kurz- bis mittelfristig gibt es keine Pläne, im deutschen Markt in die Vollagentur zu gehen. Ich verspreche Ihnen, dass wir Audi gemeinsam für die Zukunft ausrichten werden“, sagte Audi-Deutschlandchef Philipp Noack bei der Mitgliederversammlung des Volkswagen- und Audi-Partnerverbands laut den internen Verbandsnachrichten, die der Automobilwoche vorliegen.
Die Botschaften von Volkswagen kamen der Automobilwoche nach bei den Vertriebspartnern gut an. „Die Ausführungen heute waren eine Absage an das Experiment Agentur. Die Kernbotschaft waren aber auch ein Bekenntnis zur Organisation und unseren Verträgen“, sagte der neu gewählte VAPV-Präsident Alexander Sauer-Wagner auf einer Mitgliederversammlung.
Beim Agenturvertrieb agieren die Händler nicht mehr als Verkäufer der Fahrzeuge. Die Partner vermitteln die Fahrzeuge nur noch im Namen des Herstellers. Im bisherigen klassischen Vertrieb verkaufen sie die Fahrzeuge auf eigene Rechnung. Das unechte Agenturmodell bietet den Händlern mehr Autonomie beim Verkauf und bei der Preisgestaltung, obwohl sie eng mit den Herstellern kooperieren. Die Vertreter haben dafür aber mehr Risiken zu tragen.
Remo meint
Ob das nun der Weisheit letzter Schluss ist?
Ich habe eher das Gefühl, dass die Autos sich nicht verkaufen weil sie z.b. innen bei den Displays aussehen als kämen sie aus den 90ern und der Rest sieht auch aus als käme er aus den 90ern nur eben so, als hätte ein Designer in den 90ern ein Auto von 2020 malen sollen.
Mal schauen was bei VW ab geht.
Future meint
Warum gibt es Händler?
Die Industrie kann den Handel (und den After sale) doch selber betreiben und alles ist gut.
Mir reicht es, wenn ich mir im Showroom die neuesten Elektroautos ansehen könnte und mir dann die besten mal übers Wochenende ausleihen kann. Den Rest erfahre ich online und bestellen kann ich auch online. Die Innenstädte würden auch von den Showrooms profitieren.
Jörg2 meint
„Warum gibt es Händler“
Sie dienen der Auslagerung des kaufmännischen Risikos der Hersteller.
Der Hersteller verzichtet auf Marge.
Mit der Rückumstellung des Agenturmodells geht der Schwarze Peter dann wieder in Richtung Autohäuser.
Als Kunde braucht man die Händler eigentlich nicht.
hu.ms meint
Wenn die BEV zu wenig verkauft werden (produktionsschichten wurden gestrichen) brauchen die händler wieder mehr preisspielraum.
Ist eben nicht so gelaufen wie man sich das zu Diess-zeiten noch vorgestellt hat.
Anpassungen eben auch in diesem bereich. Finde ich gut, dass VW vieles auf den prüfstand stellt.
Jörg2 meint
Ich vermute, es war eine ungünstige Entscheidung, praktisch zwei getrennte Vertriebskanäle physisch dann doch am gleichen Schnittpunkt „Unternehmen/Kunde“ zusammenlaufen zu lassen (im gleichen Autohaus) und dabei noch den gebundenen Händler in seine Kaufmannschaft teilzukastrieren.
Wenn ich mich recht entsinne, dann hatte das Mercedes beim UrSmart anders gelöst. Optisch und organisatorisch (oft auch räumlich) getrennte Verkaufsräume für das „aus der gewohnten Art“ geschlagene Mercedes-Autochen.
Nun muss rückabgewickelt werden. Warum man dazu nun über ein Jahr braucht? Physisch muss ja nicht passieren. Intern muss Abrechnung, Bestell-IT angepasst werden. Software halt…
Gurke meint
„VW beerdigt…“
🤣 🚀 📉 🥳 🥂 💥 🤸 🍾
David meint
…Tesla.
Gernot meint
Das heißt nicht, dass Agenturmodell und Direktvertrieb tot sind. Letztlich gibt es immensen Druck von den Aktionären, dass die Margen der Händler beim Hersteller landen. So ähnlich wie bei Tesla. Man wird dieses Gewinnpotential über kurz oder lang heben wollen. Anders geht es im Kapitalismus nicht.
Und der Punkt, den da viele übersehen: Volkswagen selbst ist längst der größte Autohändler im Land. Über die VW-Tochter VGRD GmbH (Volkswagen Group Retail Deutschland) betreibt VW bereits 180 Markenhändler an über 120 Standorten. Und das sind fast alles große Standorte und keine Dorfhändler mit 10 Mitarbeitern. Da kauft VW noch ein paar Standorte dazu und dann können sie auch eine Struktur aufziehen, wo sie selbst einen Showroom in jeder großen Stadt haben und darüber verkaufen. Die restlichen Händler dürfen dann nur noch Wartung, Reparaturen, Gebrauchtwagen machen. Ca. 120 eigene Showrooms reichen, damit kein potenzieller Kunde mehr als 30 km von einer Probefahrt oder einer Beratung entfernt ist.
David meint
Das Agenturmodell sollte im wesentlichen die Händler vom Risiko und gebundenen Kapital befreien. Denn die Elektromobilität war neu und es gab noch keinen funktionierenden Gebrauchtwagenmarkt. Andererseits fehlte so ein bisschen der Anreiz für den Verkäufer, dem Kunden ein Elektrofahrzeug zu empfehlen. Denn seine Provision ist ja unabhängig vom Risiko des Händlers. Dieser Zusammenhang ist aber verstanden worden. Für den Kunden ist das eh egal. Denn sein Ansprechpartner war immer der Händler und gute Preise wird es nächstes Jahr in jedem Fall geben. Auch wenn erst 2026 umgestellt wird.
Jörg2 meint
„Das Agenturmodell sollte im wesentlichen die Händler vom Risiko und gebundenen Kapital befreien.“
Diese Argumentation verstehe ich nicht.
Nach meinem Eindruck wurde das Agenturmodell deswegen eingeführt, um maximale Marge ins Haus zu holen.
An mehreren Stellen hast Du und andere argumentiert, es gebe keine „Halden“ bei VW und VW würde nur auf Bestellung produzieren. Nun gibst Du einen Hinweis darauf, dass Neufahrzeuge als „gebundenes Kapital“ beim Händler stehen würden, also seinem Betriebsvermögen zuzurechnen wäre. Was denn nun? „Halde“ oder „nur auf Bestellung“?
Wäre es Dir möglich, wenigstens über einen Zeitraum weniger Tage, Deine Argumentationen irgendwie deckungsgleich zu halten? Oder argumentierst Du garnicht auf der Grundlage von Fakten (oder wenigstens von stabilen Fehlannahmen) sondern irgendwie tageswindgesteuert?
Tt07 meint
Volltreffer Jörg2, aber erwarte nicht, dass Du eine Antwort auf Deine unangenehme Frage bekommst.
mabra meint
Ich bin nicht David und ich stimme mit dem meisten, was David schreibt nicht überein. Aber hier tust du ihm Unrecht. Du zitierst ihn willentlich falsch oder du hast es nicht richtig gelesen. Er schreibt „Das Agenturmodell sollte …“. Das ist Vergangenheit und betrifft den Zeitpunkt der Einführung des Agenturmodells. Es betrifft nicht die aktuelle Situation. Also kein Widerspruch. So nett sollte man schon sein.
Ansonsten wäre ich froh, dass das Agenturmodell verschwindet, wenn ich jetzt ein Auto kaufen müsste. Das gibt Hoffnung, dass bei VW (sollte man einen kaufen wollen) wieder der Kauf von Reimporten möglich wird. Das hat früher um die 30% Nachlass bedeutet.
David meint
Das bin ich gewohnt, dass Sachen von mir mit Absicht falsch zitiert oder ausgelegt werden. Die Mitmenschen merken halt, dass sie mit fairen Mitteln keine Chance haben. Das heißt noch lange nicht, dass sie mit unfairen Mitteln eine Chance haben. Wird nicht reflektiert, wie auch? Auf dem Niveau laufen Prozesse oft rückenmarksgesteuert ab.
A-P meint
Es waren bestimmt von allen Händler sogenannte „stillen Streiks“ geleistet (=keine BEV werben und beraten und gleichzeitig Verbrenner vorziehen). Jetzt hat der Hersteller es (Agenturmodell) aufgegeben.
Ich freue mich in ein paar Jahren eine gute Rabattverhandlung mit BEV (ID 2 oder Epic).
tutnichtszursache meint
Tja, endscheidet am Ende doch der Markt also der Kunde zu welchen Preis er ein Produkt kauft und nicht was ein Hersteller dem Kunden vorgibt was er zu zahlen hat?
Dieser verkappte Direktvertrieb war im ultrakonservativen Deutschland eine Bauchlandung mit Ansage.
MichaelEV meint
Direktvertrieb ist ja kein Problem, wenn der eine Preis sich transparent schnell an die Marktsituation anpasst. „verkappt“ bedeutet ja, dass man auf Direktvertrieb tun wollte, dann aber nicht willens/unfähig war den Preis frei walten zu lassen.
Steven B. meint
Am Ende waren esw einfach zu viele Bausteine und Probleme die man hätte angehen müssen. So hat man hoffentlich wieder den Vertrieb entlastet und schafft wieder einen Turnaround bei den Umsätzen. Ich freue mich für künftige Kunden in D.
Jörg2 meint
Das Agenturmodell sollte die Marge des gebundenen Händlers in den Konzern bringen. Das scheint nun wohl im erwünschten Umfang nicht erfolgt zu sein.
Ein Grund könnte der Beratungsbedarf der Käuferzielgruppe sein, die, wenn sie denn zur Beratung im Autohaus aufläuft, eine „Verbrennerberatung“ (im Interesse der Händlermarge und der Werkstattauslastung) bekommt.
Auch behindert das Agenturmodell die Nutzung der gebundenen Händler als direkte Abnehmer (Autohaushalde, Tageszulassung).
Mäx meint
Es war ja so, dass der Händler an den Verbrennern besser verdient hat.
Das führt nun aber zu einem Zielkonflikt von Händler (lieber Verbrenner) und Hersteller (mehr BEV).
Und da muss man eben gegensteuern.
Ein konzernweites Agenturmodell hätte wohl zu noch mehr Unmut geführt.
Jörg2 meint
Ich vermute, das Agenturmodell hat den bestehenden Zielkonflikt des Händlers nur sehr deutlich gemacht. Den Konflikt wird es auch weiterhin geben. (Konflikt: Verbrenner vs. BEV)
Der Konflikt beginnt beim Hersteller und löst sich auf dem Weg des Produktes zum Händler ja nicht in Luft auf.
Der Händler braucht zum Leben den Verkaufsumsatz UND den Werkstattumsatz. Dem Werkstattumsatz helfen die Garantiebedingungen mit dem Zwang zum Werkstattbesuch. Der Händler kann sich überlegen, ob er lieber die Garantiedurchsicht beim BEV (fast nicht zu tun, Zwangstausch von Luftfiltern mit Mondpreisen bei einigen Herstellern) oder ob er lieber den Verbrenner auf der Bühne hat.
Und da auch beim Händler (und seinen Verkäufern), so wie bei vielen Käufern, das Gewohnte Prio 1 hat, wird wohl mittelfristig weiterhin der Verbrenner besser im Autohaus laufen, als das BEV.
Tadeky meint
Logisch warum soll der Markenhändler von seiner Provision was abgeben, wenn er Anfroderungen an Verkaufsraum etc erfüllen muss. Mit den Peanuts die man die Markenhändler abspeisen wollte, brauchte man sich nicht wundern, warum die lieber Verbrenner verkauft haben.
Zudem durften sie trotz mangelnder Nachfrage keine Rabatte auf die Ladenhüter von Elektroautos geben.
Andi.EE meint
Tesla? Luft ausgegangen? Cybercrap ein zusammengebasteldes Modellauto.
25k Tesla aufgegeben und nach schlechten Verkaufszahlen wieder den blinden Investoren was geliefert.
Halden voller Autos in Deutschland bei Tesla.
Meiste Gewinn kommt aus Verkauf von C02 Zertifikaten.
Steffen meint
Es langweilt…und zeigt einen eher kindlichen Humor an.
B.Care meint
Gut dass dieses Agenturmodell aufgegeben wird, aber warum erst in 2026? Bezüglich Beratung konnte ich bei meinem Händler keinen Unterschied feststellen. Die IDs standen auch sehr präsent direkt am Haupteingang zur Probefahrt bereit.