Die von Donald Trump nach seiner Amtseinführung am 20. Januar 2025 geplanten US-Zölle auf importierte Autos könnten zu erheblichen Verwerfungen in der europäischen Automobil- und Zulieferindustrie führen. Zu diesem Schluss kommt die Unternehmensberatung Kearney. Im Fokus ihrer Analyse stehen die großen europäischen Hersteller – Volkswagen, BMW, Mercedes und Stellantis – sowie ihre Zulieferer.
„Rund 640.000 Fahrzeuge werden jährlich aus Europa in die USA exportiert – abhängig vom Szenario könnten die Zölle zu Umsatzverlusten zwischen 3,2 und 9,8 Milliarden US-Dollar auf Herstellerebene führen, was sich wiederum auf die europäischen Zulieferer auswirken würde“, erklärt Nils Kuhlwein, Partner bei Kearney. Er untersucht in seiner aktuellen Berechnung zwei Hypothesen: In einem Szenario werden die Zölle vollständig auf die Konsumenten in den USA umgelegt, was die Nachfrage empfindlich reduzieren würde. Im anderen Szenario tragen die Hersteller die Kosten zunächst selbst und geben sie später teilweise an die Zulieferer weiter.
„Beide Varianten zeigen dramatische Auswirkungen: bis zu 25.000 Arbeitsplätze könnten gefährdet sein. Zusätzlich könnte der Margendruck bei den Zulieferern zu massiven Ergebniseinbußen führen“, so Kuhlwein.
640.000 Fahrzeuge aus der EU in die USA importiert
Im Rahmen der Analyse konzentriert sich Kearney auf die vier größten europäischen Autohersteller: die Volkswagen Gruppe – einschließlich Porsche und Audi – BMW, Mercedes und Stellantis mit Marken wie Fiat, Opel, Alfa, Chrysler und Peugeot. Andere Hersteller wie Renault oder Volvo spielen auf dem US-Markt nur eine untergeordnete Rolle und wurden deshalb nicht berücksichtigt.
Für jedes Modell dieser Hersteller wurden die Produktionsstandorte Europa, USA, Mexiko/Kanada oder Großbritannien ermittelt und die Prognosen für die Produktionsvolumina einbezogen. „Die Marktmodelle zeigen eine hohe Transparenz: Wir wissen ziemlich genau, wo Modelle eines bestimmten Fahrzeugtyps unterteilt nach den Antriebsarten produziert werden und wie viele davon voraussichtlich in die USA importiert werden“, erklärt Kuhlwein. Dazu analysierte er zudem die Finanzkennzahlen der 1.000 größten europäischen Zulieferer sowie die durchschnittlichen Händlerpreise für in den USA verkaufte Fahrzeuge.
Insgesamt werden von den vier großen Herstellern etwa 2,8 Millionen Fahrzeuge in den USA verkauft, davon rund 640.000 aus Europa importiert. Der Rest wird in den USA, Mexiko, Kanada oder UK produziert.
Nachfrage könnte bis zu 29 Prozent sinken
Werden die geplanten US-Zölle komplett auf die Verbraucher abgewälzt ist die Berücksichtigung der Preiselastizität der Nachfrage zentral – also, wie stark die Nachfrage auf Preisänderungen reagiert. Laut der Kearney-Analyse liegt diese bei Verbrennern zwischen Faktor 0,5 und 1,0, bei Hybriden zwischen 1,5 und 2,0 und bei Elektrofahrzeugen zwischen 2,5 und 3,0.
„Das bedeutet, dass eine Preiserhöhung von zehn Prozent die Nachfrage nach Verbrennern um fünf bis zehn Prozent, nach Elektrofahrzeugen jedoch um bis zu 30 Prozent senken könnte“, gibt Kuhlwein zu bedenken. Diese Zahlen sehe er als realistisch, da sie ähnlich zum Rückgang der Elektro-Nachfrage in Deutschland nach dem Ende der staatlichen Förderprogramme seien.
Die Modellrechnung von Kearney zeigt, dass bei Zöllen von zehn Prozent, 15 Prozent oder 20 Prozent, die vollständig auf die Konsumenten umgelegt werden, die Nachfrage nach importierten Fahrzeugen um 60.000 bis 185.000 Einheiten sinken könnte. Im Extremfall, bei einer vollständigen Weitergabe und hohen Elastizitätswerten, könnte die Nachfrage um bis zu 29 Prozent einbrechen. Dies würde Umsatzverluste für die Hersteller bezogen auf durchschnittliche Händlerpreise in Höhe von 4,5 bis 13,7 Milliarden US-Dollar bedeuten.
Zulieferer-Umsatzverlust von bis zu 5,9 Milliarden US-Dollar
Um die Auswirkungen auf die europäischen Zulieferer zu berechnen, konzentriert sich die Analyse auf die Werksabgabepreise, die um 40 Prozent unter den Händlerpreisen angesetzt sind. Der berechnete Umsatzverlust der Hersteller liegt hier bei 3,2 bis 9,8 Milliarden US-Dollar. Mit einer durchschnittlichen Wertschöpfungstiefe – also wieviel Prozent eines Autos wird vom Hersteller selbst produziert und wieviel wird von Dritten zugekauft – von 25 bis 40 Prozent ergibt sich ein Umsatzverlust für die Zulieferer in Höhe von 1,9 bis 7,3 Milliarden US-Dollar.
„Da etwa 40 Prozent der Kosten der Zulieferer fix und 60 Prozent variabel sind, haben wir einen Gewinnrückgang von 733 Millionen bis drei Milliarden Euro berechnet. Das entspricht einer Verschlechterung der Profitabilität um drei bis 13 Prozent und gefährdet zwischen 6.000 und 23.000 Arbeitsplätze in Europa“, so Kuhlwein.
Zulieferer müssen sich auf Verhandlungen vorbereiten
Seine zweite Hypothese geht davon aus, dass die Zölle zunächst von den Herstellern getragen werden, die diese Verluste jedoch in weiterer Folge auf die Zulieferer abwälzen. „Das ist absolut übliche Praxis in der Automobilindustrie, auch umgekehrt haben die Zulieferer die Preissteigerungen der letzten Jahre zumindest teilweise an die Hersteller weitergegeben“, sagt Kuhlwein.
Kearney-Experten schätzen, dass 50, 75 oder sogar 100 Prozent der Mehrkosten weitergegeben werden könnten – für die aktuelle Berechnung wurden 60 Prozent angenommen. Das führt zu einem Ergebniseffekt bei Zulieferern zwischen 1,1 und 3,1 Milliarden Euro, was fünf bis 14 Prozent des Profits aller europäischen Zulieferer entspricht und bis zu 25.000 Arbeitsplätze gefährden könnte.
„Die Zulieferer müssen nun individuell analysieren, wie hoch die Auswirkungen für sie sein könnten und sich auf die Verhandlungen mit Herstellern vorbereiten, also die bestehenden Verträge prüfen und die jeweiligen Argumente für die Preisgestaltung aufbereiten“, rät Kuhlwein. Zudem sollten sie strategisch planen, wie sich die eigenen Kosten weiter flexibilisieren lassen und eng verfolgen, welche Zölle auf Importe auf welche Herkunftsländer durch die neue US-Administration erhoben werden. Denn dies könnte mittelfristig zu einer weiteren Produktionsverlagerung der Hersteller führen und dann in der Folge auch erfordern, dass die Zulieferer mitziehen.
Mark Müller meint
Einfach ein paar Monate keine US-amerikanische Rüstungsgüter mehr bestellen und das Erdgas anderswo kaufen, dann ist die Sache rasch erledigt.
Mäx meint
Eigentlich keine schlechte Idee, vor allem das mit den Rüstungsgütern.
Käme dann ja auch noch einer heimischen Industriesparte zu Gute.
Einzig das Gas ist etwas schwieriger zu beschaffen, möchte man keinen Möchtegerndiktator unterstützen.
LOL meint
ääh welchen Möchtegern meinst du jetzt, den einen oder den anderen?
Mäx meint
Beim einen gibt es noch Hoffnung, dass sich die Demokratie vorher wehrt.
Beim anderen ist es ja schon durch.
;)
M. meint
Ich bin mal, jetzt, wo die Gewaltenteilung de facto außer Kraft gesetzt ist, gerne sehen, wie sich die Demokratie noch wehren soll.
DT hat ja bereits angekündigt, Medien, die „FakeNews“ verbreiten, die Lizenz zu entziehen. Was Fakenews ist, entscheidet selbstredend er. Also: wer nicht auf Linie ist, verschwindet.
Kennen wir das nicht von irgendwoher?
Mäx meint
Ich stimme zu; DT hat alles dafür auf dem Silbertablett.
Mal schauen was er daraus macht.
Vielleicht wird die „älteste Demokratie“ der Welt tatsächlich in den nächsten 4 Jahren beerdigt. Noch ist es aber nicht so weit.
MichaelEV meint
Aber um welche Rüstungsgüter abseits F35 geht es überhaupt? Und wie ersetzt man z.B. eine F35 als 5th Gen Fighter?
Unterm Strich steht: Ein Land mit viel Exportüberschuss kann in diesem Battle nur verlieren.
M. meint
Der F35 ist keine Superwaffe, nur schnell verfügbar. Es gibt für verschiedene Aufgaben durchaus Alternativen (Die Gripen E, oder den KF 21 aus Korea).
Es ist natürlich nicht möglich, das Ding von heute auf morgen zu ersetzen, aber auf lange Sicht wird einem nicht anderes übrig bleiben. Bis dahin muss man das nutzen, was man hat.
Das ergibt sich schon aus der Tatsache, dass die Dinge bezahlt werden müssen, wenn man sie haben will. Und Länder mit Importüberschuss (worauf es ja hinausläuft, oder?) haben das Geld in diesen Massen nicht.
Man kann sich entscheiden: man zahlt den Leuten Arbeitslosengeld/Sozialhilfe, weil sie keine Jobs haben, oder man gibt Ihnen Jobs. Dann zahlen die auch Steuern und generieren BIP.
Ob Spanien, Frankreich oder Deutschland, ist da nicht so wichtig.
Future meint
Es ist doch alles ganz einfach. Waffen gegen Autos. Wenn Deutschland noch weiterhin so viele Autos nach USA verschifft, dann müssen eben mehr Waffen in Amerika gekauft werden. An diese Deals wird sich Deutschland ganz schnell gewöhnen.
South meint
Klar, und dann lernen wir alle Russisch, Singen die Nationalhymne der Russischen Föderation, halbieren unsere Lebenserwartung mit ordentlich Vodka und schn acks eln für noch mehr Soldaten für den Fü…, ah sorry, für Putin und der Wohlstand vom billigem Öl kommt uns allen zugute, weil die Oligarchen so nette Menschen sind.
Moment. Das kommt mir irgendwie bekannt vor… muss wohl schon mal einer so gemacht haben. Na wie gings aus, wer weiß es, wer weiß es… ;-)
Aber Mark, falls dein Kommentar ironisch war, bitte Kennzeichnen… den es gibt mittlerweile tatsächlich viele Leute, die denken nur von der Küche bis zum Klo…
Future meint
Nehmen wir doch das Gas aus dem Wattenmeer vor Borkum. Haben die Insulaner etwa immer noch etwas dagegen? Ist doch nicht schlimm, wenn der Massentourismus da oben dann mal etwas zurückgehet, weil es immer nach Gas stinkt. Wir brauchen das Gift halt.
David meint
Ganz ehrlich, wer ein G 63 in den USA bestellen möchte, der wird das auch tun, wenn die Zölle ansteigen. Das ist doch kein Auto, bei dem Preis und Leistung in einem guten Verhältnis stehen. Es ist ein begehrenswertes Luxusfahrzeug zu einem absurden Preis. Das wird sich doch nicht ändern. Niemand der bisherigen Käufer wird sich stattdessen einen Tesla CyberTruck von der Halde kaufen.
LOL meint
hast du das gelesen? Der G 63 wird nicht den großen Anteil ausmachen von den jährlich rund 640.000 Fahrzeugen, die von Europa in die USA verkauft werden. Bei der A-Klasse macht das schon eher einen Unterschied oder da noch ein Zoll drauf kommt, der den Preis erhöht
David meint
Du verstehst davon nichts. Die A-Klasse wird seit zwei Jahren nicht mehr dorthin exportiert.
Ben meint
Sag mal Dav.ID, kannst du bitte kurz erklären was VW mit seinen Fahrzeugen macht ?
Mein Kollege wartet auf seinen ID.4 aus dem Mitarbeiterleasing, bestellt im November 2024, das Fahrzeug von einem Mitarbeiter in Zwickau, zur Auslieferung in Zwickau wurde in Emden porduziert und Mitte Dezember fertig zu Auslieferung in ab KW2 im Januar, da hat mein Kollege auch bestellt aber das Fahrzeug wird erst am 28. Januar ausgeliefert, wasn da los finden die ihre Haldenfahrzeuge nicht mehr oder dauern die over the Autohaus updates so lange ???
Mäx meint
Du bist doch der VW Insider und plauderst ständig Interna aus.
Du erzählst doch die ganze Zeit von Halde Halde Halde bei VW.
Jetzt erzählst du was von Lieferzeiten und fragst D was mit den Haldenfahrzeugen ist die du in Spiel gebracht hast…das ist ja nur noch abgefahren.
B.Care meint
November bestellt und schon Ende Januar Liefertermin? Das ist Superschnell für VW Verhältnisse. Manche warten 6 Monate
Yoshi meint
Wahrscheinlich ist die Produktivität zu schlecht weil da nur pfeifen arbeiten, die den Laden eigentlich hassen, sich aber zu fein sind für weniger Geld 40 Stunden richtig zu arbeiten.
Mäx meint
Du hast vergessen und das Wettbewerbsprodukt kaufen ;)
David meint
Hat dir wohl nicht gefallen, dass ich beweisen konnte, dass ich nicht in anderen Blogs gesperrt bin. Jetzt erfindest du hier Verrücktheiten, die sich gegenseitig widersprechen. Da braucht man eigentlich inhaltlich gar nicht drauf zu antworten.
McGybrush meint
Du meinst also die 640.000 Einheiten sind alles Autos wie der nicht Preissensible G 63?
Das ist ein ABSOLUTES AUSNAHME Nieschenmodell bezogen auf die 4 Untersuchten Hersteller und dem Absatzvolumen. Das sind auch klassische Auto bei die normale Familien oder Firmen kaufen die gerne ein deutsches Auto haben wollen.
So als würde man Apple sein Umsatz daran messen wie viele Final Cut Pro kaufen.
tutnichtszursache meint
Die ganzen dicken (e)SUV von BMW, Mercedes oder Volvo kommen aus den USA. Anstatt dieses ganze Rumgeheule von Wirtschaft, Politik und Medien gilt es entschieden und schnell zu reagieren, denn nur so etwas verstehen Diktatoren und Narzissten wie Trump – Gegenwind.
Kasch meint
Dass die Retourkutsche kommt, wurde uns bereits mit Ablehnung von Titip prophezeit. Für Leckerlis von fremden Herrchen annehmen, bezahlen wir derzeit ohnehin schon kräftig, beissen uns aber selbst noch in die Waden, um unserem Herrchen Reue zu signaliseren.
10% Zoll + Kaufpreis + Transport + Transportversicherung und auf die Gesamtsumme 19% Einfuhrumsatzsteuer macht wieviel ingesamt ? Richtig, rund 1/3 das unser Staat an jedem US-Import-Fz abgreift – an Nahrungsmittel, wie z.B. Rindesteaks gar weit über die Hälfte.
Gurke meint
Wie willst ganz konkret du da reagieren? Mir fällt nichts ein. Mit Worten wird das nichts.
Mäx meint
Das ist mal wieder so irrational.
Es werden 15 Millionen Light Duty Fahrzeuge.
Leider kann man nicht genau rausfiltern wie viele Trucks dabei sind.
Aber sagen wir mal 1/3 davon sind Trucks, der Rest SUVs und andere Fahrzeuge.
Dann bleiben 10 Millionen Fahrzeuge und 640k kommen aus der EU.
> 6,4%
Und Trump tut so, als ob damit die amerikanische Wirtschaft ruiniert würde und man sollte dafür einen der engsten Partner vor den Kopf stoßen.
Populisten…echt…da könnte man ausrasten.
tutnichtszursache meint
…und von den amerikanischen Herstellern kommt ein Großteil aus Mexiko oder Kanada. 2017 war der amerikanischste PKW ein Toyota Camry, dicht gefolgt von der C-Klasse und dem GLE.
Wenn man dann noch die ganzen ausländischen Zulieferer mit einrechnet, man könnte mit Zöllen die amerikanische Autoindustrie platt machen, aber das traut sich die EU nicht.
MichaelEV meint
2017, gibt es da keine aktuelleren Daten…
LOL meint
spielt keine Rolle, es wird mehr von der EU in die USA importiert als umgekehrt und das will er ändern .. America first
den deutschen Autobauern wird das weh tun, die Strategie wird künftig geändert, die Fahrzeuge müssen dort produziert werden wo man sie verkaufen möchte
hab noch nicht so ganz verstanden wie es mit Zöllen aus Mexico aussieht.
Mäx meint
Das wird noch viel interessanter.
Wenn er wirklich auch noch Kanada und Mexiko belegen will kann sich erstmal quasi niemand mehr ein Auto leisten.
Dann müssen Löhne steigen, das heizt die Inflation an usw. usw.
Ach das ist genau das was Ökonomen schon die ganze Zeit sagen und warum Zölle nicht unbedingt das beste Mittel sind…verrückt.
Eins von beidem kann er machen, Inflation drücken oder Zölle, beides geht nicht, verkauft er aber seinen Wählern…bin gespannt.
LOL meint
naja ich sag mal so, es würde die europäischen (deutschen) Hersteller mehr treffen als die Amerikanischen, klar haben auch die Werke (und Zuliefererwerke) in Mexiko
Da ja Elon einen guten Draht hat und das Werk in Mexiko auf Eis liegt oder vielleicht gar nicht mehr kommen wird, könnte ich mir schon vorstellen, dass da was kommt.
M. meint
Es ist doch egal, warum das nun passiert. Es passiert, Punkt.
Die Auswirkungen werden andere sein als sich das DT herumposaunt, aber hat den das jemals gestört? Vielleicht weiß er es auch – selbst bei den ganzen Lücken, die er hat – gute Berater und Strategen hat er. Sonst wäre er nicht da, wo er ist.
Der Plan ist einfach ein anderer als er sagt, aber mit den Folgen klar kommen, das müssen wir irgendwie schaffen.