Der Wandel von Verbrennern hin zur E-Mobilität stellt Unternehmen wie Mahle vor große Herausforderungen. Als langjähriger Spezialist für Kolben und Zylinder sieht sich der Autozulieferer damit konfrontiert, dass diese Kernkomponenten im Elektroauto nicht mehr gebraucht werden. Trotz erheblicher Investitionen in neue Technologien gelingt es Mahle bislang nicht, mit Produkten für Stromer profitabel zu wirtschaften.
„Mahle verdient mit der Elektrifizierung im Auto kein Geld, das muss sich ändern“, sagte Konzernchef Arnd Franz bei der Bilanzpressekonferenz am Stammsitz in Stuttgart. Immerhin konnte Mahle sich nach schwierigen Jahren stabilisieren, was vor allem einem umfassenden Spar- und Restrukturierungsprogramm zu verdanken ist. So sank der Umsatz im vergangenen Jahr um 9 Prozent auf 11,7 Milliarden Euro. Gleichzeitig stieg der operative Gewinn (Ebit) um knapp 40 Prozent auf 423 Millionen Euro. Das entspricht einer Umsatzrendite von 3,6 Prozent.
Diese Entwicklung wurde unter anderem durch den Verkauf von Unternehmensbeteiligungen sowie durch strukturelle Anpassungen erreicht. Mahle trennte sich vom Thermostatgeschäft und dem Joint Venture Behr-Hella Thermocontrol. Die Verwaltung wurde gestrafft, die Geschäftsführung verkleinert und mehrere Produktionsstandorte geschlossen. In der Folge sank die Zahl der Beschäftigten weltweit von 72.400 auf 67.770.
Zugleich übt Mahle-Chef Franz scharfe Kritik an der europäischen Klimapolitik. Er warnt vor einem industriepolitischen „Sonderweg“ der EU, die einseitig auf batterieelektrische Fahrzeuge setzt. Aus seiner Sicht braucht es auch künftig technologieoffene Lösungen, insbesondere mit synthetischen Kraftstoffen angetriebene Hybride. Nur so könne man rasch und effektiv CO₂-Emissionen senken, ohne die industrielle Basis Europas zu gefährden.
„Europa muss seinen Sonderweg ,Battery only’ verlassen. Er führt in eine industriepolitische Sackgasse, denn am Ende entscheidet der Kunde“, so Franz. „Wenn wir die Kohlendioxidemissionen schnell reduzieren wollen, brauchen wir alle Hebel.“
Mahle-Chef warnt vor Jobabbau
Die Regulierung in Europa hat aus Sicht von Mahle auch direkte Auswirkungen auf die Beschäftigung. Fast zwei Drittel der europäischen Belegschaft hängen derzeit noch am Verbrennungsmotor. Sollte die Politik ausschließlich auf batterieelektrische Antriebe setzen, wären viele dieser Arbeitsplätze in Gefahr. Franz hat allerdings kaum Hoffnung auf eine politische Kehrtwende.
Wenn sich in den kommenden 12 bis 14 Monaten nichts ändere, gehe das Zeitalter der Verbrenner in Europa zu Ende, und Deutschland verliere die Kompetenz, diese Art von Antrieben zu entwickeln, sagte Franz. „In den übrigen Märkten der Welt wird es aber nirgendwo nur Elektroautos geben, es wird immer eine Mischung sein – sowohl in China als auch in den USA.“ Die europäische Industrie verliere so Anschluss und Exportmärkte.
Auch außerhalb Europas gerät Mahle unter Druck. Der Mahle-Chef verweist auf handelspolitische Spannungen, etwa durch neue US-Zölle, die zu einem erheblichen Nachfragerückgang bei Kunden in Nordamerika, Japan und Südkorea führen könnten. Für das laufende Jahr erwartet der Zulieferer daher einen Umsatzrückgang in dreistelliger Millionenhöhe, was das Ergebnis belasten dürfte.
Vor diesem Hintergrund bleibt die Perspektive für Mahle ungewiss. Franz sieht das Unternehmen in einem doppelten Wartezustand: auf neue regulatorische Klarheit in Europa und auf Stabilität im internationalen Handel. Eine Prognose für das Geschäftsjahr 2025 gab er angesichts dieser Unsicherheiten nicht ab.
Monica meint
Es gibt kein battery only, selbst die tauben Ohren in Brüssel haben das langsam kapiert. Der Verbraucher entscheidet was gekauft wird, keine Evangel isten die einem vorpredigen wie super duper so ein Autolein mit 240 Km Reichweite im Ladefenster 20 bis 80% doch sein kann…
Powerwall Thorsten meint
Tja Quellenkritik wieder einmal.
Ein jeder, der um das Portfolio von Mahle weiß, der weiß auch schon vorher, was dann im Artikes stehen wird.
Test – richtig
F. K. Fast meint
Tja, die Pferdezüchter und Hufschmiede haben vermutlich auch vor Jobverlust gewarnt als die ersten Autos aufkamen. Oder die vielen Heizer auf Dampflokomotiven!
Die Gesellschaft muss sich fragen, ob sie bereit ist, weiterhin Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen oder besser Umschulungen für sterbende Berufsgruppen zu zahlen.
Monica meint
Pferdezüchter und Hofschmiede verdienen sich im Jahre 2025 du mm und duss elig… aber hey, hauptsache ein tolles Beispiel gebracht. Genau wie einem ständig erzählt wird, das Nokia Pleite ist. Obwohl die 30 Mrd. Umsatz im Jahr machen…
Ben meint
„Battery only“ als Risiko ??? Kommt davon wenn man Jahrzehnte lang auf „Combustion only“ setzt und keinerlei andere Kompetenzen aufgebaut hat und nun hiterherläuft und sinnlose Schlagzeilen produzieren muss.
Dirk meint
„Wir sehen unser Kerngeschäft bedroht! Schnell, schreibt irgendwas Alarmierendes mit den Stichworten Arbeitsplätze, Technologieoffenheit, Risiko oder so…!“
Da einzig Stete ist der Wandel. Es gibt auch keine Holzräder mehr oder Pferdeställe entlang der Autobahnen.
David meint
Tja, wenn irgendwann nur noch das Präkariat Verbrenner fährt, brauchen die auch keine teuren Mahlekolben mehr, dann kaufen die billige aus dem Ausland. Mahle baut ja auch Elektromotoren für Fahrräder. Also haben sie Berührung zu dieser Technik und sollten sich mal überlegen, wie sie helfen können.
CJuser meint
Die sollten einen kleinen effizienten Verbrenner entwickeln, der auch mit synthetischen Treibstoffen arbeitet. Ich rede hier von 2-3 Zylindern und Abmessungen, die inkl. Nebenaggregate kaum größer als zwei Koffer sind. Diesen könnte man dann für Range-Extender EVs herstellerunabhängig anbieten. Wer aber denkt, man könnte als einzelnes Unternehmen tatsächlich den Weg Richtung E-Mobilität aufhalten, sollte weniger durch die Nase ziehen…
Stefan meint
Auch kleine Verbrenner brauchen heutzutage aufgrund der Abgasvorschriften riesige Nebenggregate (im Verhältnis zur Hubraumgröße) zum Einhalten der sauberen Verbrennung.
Entsprechend wird so ein Motor im Koffer höchstens um 50 KW liefern und nur zur eher langsamen Weiterfahrt bis zur nächsten Ladestation geeignet sein. Das ist für die meisten Autofahrer wenig attraktiv. Ein PHEV ist dann attraktiver.
Es kommt heute nur noch sehr selten vor, dass der Hochvoltakku leer gefahren ist.
Und dann kann man sich einen Abschlepper holen.
Außerdem verkauft Mahle Motorenteile und keine kompletten Verbrennermotoren.
Mahle hat aber Elektromotoren im Angebot.
Mäx meint
50kW Kurbelwellenleistung sind doch super; nach Umwandlung wären das >45kW in die Batterie.
Der schaltet sich dazu, sobald man weniger als 20% Akku hat und speist permanent 45kW in die Batterie; nach 1h hast 45kWh nachgeladen.
Wie viel verbraucht man in einer Stunde? Bei 100km/h Durchschnitt und 25kWh/100km wären das 25kWh > hast also netto plus gemacht nach der Stunde Fahrt. Du bist also einfach weiter gefahren und der Akkustand steigt…
Der C10 REEV hat 70kW, bei gerade mal 28kWh Batterie.
Mahle hat mit Sicherheit eine Entwicklungsabteilung.
Dort könnte man den Motor entwickeln und als Baumuster an Kunden abgeben, die die Expertise haben Motoren herzustellen.
Alternativ kann man ein Gesamtpaket schnüren, Erfahrung mit Gußteilen hat man ja. Der gesamte Motor ist am Ende ein aus vielen Gußteilen oder Schmiedeteilen bestehender Metallklumpen.
Die Steuerung kann man einkaufen.
So hat man zusätzliche Wertschöpfung bei sich im Unternehmen geschaffen.
Monica meint
Den RAM gibt es demnächst als Charger, 100 kWh Akku mit V6 Generator als reiner Rex. Lädt mit 130 kW. Wenn der in Dt. lieferbar ist, wird der gekauft und ersetzt den aktuellen Ranger.
hu.ms meint
Sebstverständlich wird es für bestimmte anwendungen und auch einigen regionen der welt weiterhin verbrenner brauchen. Toyota verkaufte die letzten jahre nicht weniger autos – obwohl keine 1 % BEV. Nur die entwickelten staaten schwenken bisher auf BEV um.
Wir sind nicht der nabel der welt und können nur für unser eigenes staatsgebiet demokratisch bestimmen. Die staaten agieren unterschiedlich. Sh. „drill baby drill“.
Fraglich bleibt aber, ob es sich für jeder hersteller noch rentiert, langfristig verbrenner im angebot zu haben oder ob das nur noch ein paar grosse machen können.
MH meint
Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit…..
Ralf meint
Das Zeitalter der Pferdekutschen ging auch vor über 100 Jahren zu Ende – trotz Kaiser Wilhelm II. Wie unverantwortlich kann eine hochbezahlte Unternehmensführung eigentlich sein, über viele Jahre hinweg rumzujammern, anstatt aktiv deren (und nebenher auch noch die klimapolitische) Zukunft aktiv zu gestalten?
Soll jetzt der Friedrich in China für diese Relikte die Verbrenner-Renaissance einfordern?
Der hat ja schon genug damit zu tun, jetzt die angekündigte Kernfusion auf den Weg zu bringen!
Da fehlen einem als schnöder Arbeitnehmer schon die Worte…..
Steffen meint
Um den Hoax aufzuklären: Kaiser Wilhelm hatte nichts gegen Autos, er interessierte sich sogar für sie. Dieses Zitat wurde ihm in den Mund gelegt.
Stromspender meint
Mimimi… Herr Franz spielt auf der kleinsten Geige der Welt.
2024 war in Europa das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Europa ist von der Erderwärmung besonders betroffen, weil sich unser Kontinent (noch) schneller erwärmt als der Resr der Welt.
Wenn Franz den Verbrenner retten will, dann soll er schleunigst erklären, wie wir an (bezahlbare) synthetische Kraftstoffe kommen sollen, in ausreichender Menge, CO²-neutral, etc. Mahle könnte doch in den Markt einsteigen? Dann könnte Franz den „Hebel“ bedienen und für eine schnelle CO²-Reduktion sorgen.
Und selbst wenn in 10 Jahren der Rest der Welt noch Verbrenner kauft: Was hindert europäische Hersteller daran, die ollen Stinker außerhalb von Europa weiterhin zu verkaufen? Meines Wissens wurde weder Entwicklung noch Verkauf von Verbrennern außerhalb der EU verboten.
Mäx meint
Auf gehts Mahle.
Abteilung gründen für die Entwicklung von kostengünstigen eFuels, entsprechende Produktionsanlagen aufbauen und produzieren.
Die Welt wartet, Flugzeug, Schifffahrt, Landmaschinen, Baumaschinen, alle warten darauf, keiner macht.
Könnte das an der unrealistischen Forderung (kostengünstig) liegen?
Ansonsten:
„Die Änderungsverordnung sieht vor, dass die EU-Kommission einen Vorschlag für die Einrichtung einer neuen, mit CO2-neutralen Kraftstoffen, z.B. E-Fuels, betriebenen Fahrzeugklasse außerhalb der Gültigkeit der Verordnung unterbreiten wird. Solche Fahrzeuge würden weiter mit einem Verbrennungsmotor betrieben werden.“
> Den EU Sonderweg „Battery only“ gibt es gar nicht.
hu.ms meint
So ist es: Geld regiert die welt.
Wer wie Lindner oder Merz die 3-4 € für den liter e-fuels zahlen kann ist das ganze thema egal. Und genau für die paar werden die ausnahmen geschaffen. Stichwort: neutrale entwicklung der verschiedenen energiearten.
Ist ja bei den gebäudeheizungen auch so. Und hat bei der masse bestens funktioniert.
Weil sich die leute damit nicht beschäftigen bzw. einfach nicht für die zukunft rechnen können. In 10 jahren kostet durch die co2-abgabe der liter treibstoff mind. 2,50 € und das kwh gas 20 ct. Wer heute noch einen stinker kauft oder eine neue gasheizung hat dann völlig verloren. Also: rechnen und die zuküftige entwicklung mit berücksichtigen.