Seit April haben rund 200 Ehrenamtliche des europäischen Mobilitätsclubs ACE bundesweit 189 Schnellladestationen mit 1.737 Ladepunkten unter die Lupe genommen. Im Fokus standen die Kategorien Ladeleistung, Bezahloptionen, Bedienbarkeit, Barrierefreiheit, Verkehrssicherheit und Service & Familienfreundlichkeit.
Getestet wurden Anlagen, die über mindestens zwei Ladesäulen mit mindestens je zwei Ladepunkten verfügen und an einer Autobahn oder einer Bundesstraße liegen. Das Fazit des ACE: Die Ladesäulen sind besser als ihr Ruf, nur drei Anlagen sind bundesweit durchgefallen.
Mehr als ein Drittel „exzellent“
Der ACE wollte unter anderem wissen: Kann adhoc – auch ohne Ladekarte – geladen werden? Können auch Menschen mit Behinderung problemlos die Ladestation anfahren und bedienen? Stehen E-Autofahrende während des Ladestopps im Regen oder im Dunkeln? Gibt es ein gastronomisches Angebot und die Möglichkeit eine Toilette zu nutzen? Um diese und viele weitere Fragen zu beantworten, hat der ACE einen Erhebungsbogen mit 24 Kriterien entworfen. Das Ergebnis fällt positiv aus: Der Großteil (61 %) der Anlagen hat den Test bestanden, während 37 Prozent mit dem Prädikat „exzellent“ ausgezeichnet wurden.
Den ersten Platz teilen sich mit 18,5 von 19 möglichen Punkten mehrere Schnellladestationen. Dazu gehört der Schnellladepark der EnBW in Lichtenau bei Chemnitz, der als erstes vom ACE getestet wurde. Auch die Schnellladehubs von Audi in der Münchener Straße in Nürnberg und die Ladestation von Sortimo am Innovationspark in Zusmarshausen konnten bei den Testern punkten. Bundesweit lag der Durchschnitt bei 13,17 erreichten Punkten.
Nur zwei Prozent – drei Anlagen – haben den Test nicht bestanden und sind durchgefallen. Dabei muss erwähnt werden, dass diese nur knapp an einem „bestanden“ vorbeigeschrammt sind. Die Schnellladestation von EnBW in der Salzer Straße in Schönebeck ist im Test zwar die schlechteste Anlage, mit acht erzielten Punkten aber nur einen Punkt vom Bestanden entfernt. In der Kategorie „Service & Familienfreundlichkeit“ konnte nicht ein Punkt vergeben werden.
Anbieter im Vergleich
Mit 46 Schnellladestationen war EnBW im Test am häufigsten vertreten. Gefolgt von Ionity mit 26 und Aral Pulse mit 25 Anlagen. Mit 69 Prozent gibt es die meisten Schnellladestationen mit dem Prädikat „exzellent“ bei Ionity. Alle getesteten Anlagen von Ionity, Aral Pulse und Allego bieten ihren Nutzern mit Ladesäulen, die mehr als 300 kW anbieten, „eine exzellente Ladeleistung“, so der ACE.
Bei der Betrachtung der Kategorie „Service & Familienfreundlichkeit“ geht Tesla mit 73 Prozent als Sieger hervor, gefolgt von Ionity (69 %) und Aral Pulse (66 %). In Sachen Barrierefreiheit gibt es deutlich größere Unterschiede zwischen den Anbietern: Während Aral Pulse mit 18 Prozent weit abgeschlagen auf dem letzten Platz landet, erreicht selbst der beste Anbieter (Ionity) nur 62 Prozent.
ACE-Vorstand Stefan Heimlich: „Wir freuen uns, dass die Ladestationen in diesem Land in unserem Test so gut abgeschnitten haben. Eine Zukunft ohne E-Autos wird es nicht geben und dafür braucht es auch entsprechende Ladesäulen. Jeder, der schon einmal mit einem E-Auto unterwegs war, weiß, dass es vor allem auf das Drumherum ankommt. Nur wenn das Angebot stimmt, kann der Lade-Stopp auch gleichzeitig zu einer erholsamen Pause werden. Dass die Ladesäulen aber in Sachen Barrierefreiheit so schlecht abschneiden, sollte alle Anbieter zum Umdenken bewegen. Von den 189 Schnell-Ladestationen boten gerade einmal 12 Prozent mindestens einen barrierefreien Stellplatz an. Elektromobilität muss für jeden alltagstauglich sein – egal, ob mobil eingeschränkt oder nicht. Dass diese Menschen aber bei einer neu geschaffenen Infrastruktur wieder dieselben Barrieren erleben, darf nicht sein.“
South meint
Apropo Laden. Ich bin letztens wieder länger Unterwegs gewesen. Nur so als Tipp, falls es eh nicht selbsterklärend ist. Ich habe immer bei EnBW einen Filter nach nur eigenen Ladesäulen der EnBW. Da kommt man mit 59ct um die Runden….
Beim Laden sollte man schon auf den Preis kucken, da geht die Spreizung schon weit auseinander.
David meint
Wir müssen mal ehrlich sein und feststellen, dass nach der Urlaubszeit einige Säulen nicht vollständig funktionieren. Entweder die Displays funktionieren nicht, damit kann man als gewiefter Elektrofahrer zurechtkommen, oder die Kühlung des Schlauchs macht Schwierigkeiten, so dass nicht die volle Ladeleistung erreicht wird oder die Sachen haben sich von der Software her komplett aufgehängt und lassen sich nicht mehr aus der Ferne neustarten.
Klar, da ist auch viel Fehlbedienung durch umgeschulte Nutzer dabei. Aber letztlich ist das keine Ausrede, denn man sollte erwarten, dass alles so robust und resilient gebaut ist, dass selbst der dümmste anzunehmende User keinen Schaden anrichten kann.
Nach meiner Erfahrung wird das in den nächsten Wochen alles gerichtet werden und die Versorgungslage in Deutschland ist einfach sehr gut, aber es ist schon wichtig, diese Erfahrungen in die nächste Generation Ladesäulen einzubringen. Ich glaube, das Thema Zuverlässigkeit hat noch Potenzial.
ID.alist meint
Es ist interessant, dass ein Australischer Hersteller die Ladesäulen mit Monsterdisplays ausrüstet und diese nach wenige Jahre wegen der Sonne sterben. Man könnte glauben, dass in Australien die Sonne nicht schient, oder dass die Ozondecke dort besonders dick ist, und deswegen dort fast gar keine UV-Strahlung gibt.