Andreas Zumschlinge, Geschäftsführer des Berliner Ladeinfrastrukturbetreibers Parkstrom, hat sich im Gespräch mit dem Branchenmagazin Energate Messenger zum Stand der Elektromobilität und den Herausforderungen einer zuverlässigen Ladeinfrastruktur geäußert.
Zumschlinge sieht bereits „sehr viele Fortschritte in den unterschiedlichsten Bereichen der Elektromobilität“, vor allem bei Batterien, der Ladeinfrastruktur und Steuerungssystemen. Die Technologie befinde sich aber immer noch in der „Pionierzeit“. Bei der Ladeinfrastruktur werde es erst ab Mitte des Jahres ausreichend eich- und messrechtskonforme Lösungen geben, damit der Aufbau deutschlandweit beginnen könne.
Die größten Herausforderungen bei der Infrastruktur für E-Mobilität liegen laut Zumschlinge im Bereich der Energieversorgung und „dem Zusammenspiel von Verkehr- und Stromsektor“. Um die Belastung des Stromnetzes durch das Laden von Elektroautos zu Spitzenzeiten stemmen zu können, sei ein intelligentes System erforderlich.
„Insbesondere muss es möglich sein, Ladestationen unterschiedlichen Nutzern zugänglich zu machen und den Strombezug nach bestimmten Kriterien wie kWh und Zeit abzurechnen“, sagte Zumschlinge. Die Technik dafür gebe es bereits, es mangele aber noch an einer durchgehenden Kommunikation zwischen Fahrzeug, Ladestation und Netzbetreiber. Auch müsse die Nutzung und Abrechnung von Ladestationen noch komfortabler werden.
Wie sich auf dem Strommarkt zu Zeiten von E-Mobilität Geld verdienen lässt, ist laut Zumschlinge noch nicht abzusehen. „Bei den kostenintensiven Schnellladestationen wird es schwer sein, überhaupt ein Businessmodell zu entwickeln“, glaubt der Energieexperte. Bei regulären, langsameren Ladestationen sieht er dagegen großes Potenzial – „bis heute leerstehende Parkplätze sind Tankstellen von morgen“, so Zumschlinge. Ladestationen seien in Zukunft vor allem für Unternehmen wichtig, „um Kunden zu binden“ und so die Einnahmen aus dem Kerngeschäft zu sichern. Weitere Geschäftsfelder würden sich durch „die Daten- und Werbewelt“ ergeben.
Uwe meint
Das Problem der deutschen Automobilbauer ist nicht der technische Standard. Mit der Finanzkraft wäre es ein Klacks die Investionssummen auf die E-Mobilität auszurichten: VW investiert 20 Milliarden in E-Mobilitäts-Modell-Entwicklung und fast 3 mal soviel in die Verbrenner-Entwicklung. Einfach das Verhältnis umdrehen wäre ein Federstrich auf der nächsten Vorstandssitzung.
Aber:
Die Finanzierung des gesamten Verkehrssektors der BRD beruht zum überwiegenden Teil auf der Mineralölsteuer!!! (plus ein wenig KFZ-Steuer).
Hier rennen die Lobbyisten der Mineralölindustrie, der Motorenentwicklung und der Kunststoffindustrie weit offene Türen ein – bei den Politikern.
Die haben einfach keinen Plan, wie sie der Innovationsflut aus dem Ausland begegnen sollen und hocken wie das Kaninchen vor der Schlange schutzlos im Sand.
Uwe meint
Dazu kommt der „private Strom-Tausch-Markt“:
PV-Anlage, Speicher, Wallbox bei Oma und bei Junior: Während dem Sonntagskaffee wird für die Rückfahrt nachgeladen (oder beim Nachbarn von Oma, mit dem in der Jugend im Sandkasten Burgen gebaut wurden).
Oder bei Aldi, Lidl, Kaufland und Co. auf dem Parkplatz beim Wochenendeinkauf.
Lidl hat in Österreich schon 400 Märkte ausgerüstet und ist seit Februar in Deutschland dabei.
Es gibt unzählige Unternehmen, die ihre Firmenparkplätze ausrüsten, u.v.m.
Wir werden in nur zwei Jahren über 40.000 zusätzliche Stromtankstellen mit jeweils 2-5 Ladepunkten haben, ohne den Ausbau des Tankstellennetzes (!!!!).
Die meisten davon verfügen über eigene Stromproduktion oder Stromnetze (z.B. Telekom, Bahn, ÖPV-Unternehmen mit ihren Stadtwerken etc.
Das Gequatsche vom Netzausbau erledigt sich bevor damit angefangen wurde.
Redlin, Stefan meint
Mein Reden, seit Jahren. Wir haben freie Wahl der Stromanbieter, jedenfalls bei unseren Haushalten. Warum nicht auch bei Ladestrom fürs Auto ? Das ginge ganz einfach. Alle Ladesäulen sind nur Zapfstellen im Stromnetz (wie Stromzähler), diese haben dann Chip-Katen-Leser, die einfach alle vom Lieferanten staatlich registrierten Chip-Karten lesen. Ich kann dann den Anbieter selber wählen, bekomme dessen Fahrstromkarte und kann damit überall laden. Abrechnen wird mich dann mein Anbieter nach dessen Konditionen. Fertig!
Statt dessen Dschungel pur ! Nach dem Prinzip, die Säule gehört mir und ich bestimme wer hier lädt! Durchreise nur gegen verschärfte Preise und mit Hilfe von 100 verschiedenen Chipkarten.
Fritz! meint
Sind nur 80 Chipkarten und Verträge, die Sie brauchen für die ganze BRD…
;-)
Redlin, Stefan meint
Falsch verstanden ? mit Ihrer einen können Sie überall, die Säulen akzeptieren alle.
So schwierig ? Genauer lesen !
Teslatom meint
Fritz! hat das Ironieflag vergessen ????
Uwe meint
Gibt es auch schon! E-On, EC/3D, Sonnenbatterie u.a.
Es geht sogar schon ein paar Schritte weiter:
Bei „EC/3D“ und „Sonnenbatterie“ kann man den selbst produzierten PV-Strom im Sommer ohne Vergütung einspeisen und im Winter ohne Zahlung wieder abrufen – und das mit der ID_Karte an tausenden von Ladesäulen!
Leotronic meint
Jeder Parkplatz sollte Tank-Ladestelle sein. Leerstehende Parkplaetze. Gibt es sie?
UliK meint
Man kommt sich in D allmählich vor wie im digitalen Mittelalter. Jedes Dorf, jeder Kreis, jede Stadt, jedes Bundesland und die noch kleinteiligeren Insellösungen in Parkhäusern, Supermärkten, Hotels, usw. machen ihr eigenes Ding. Fehlt nur noch die eigene Währung, wie damals – obwohl….. Die LSV und das Eichrecht tuen ein übriges.
Das werden dann auch ab 2019 die tollen deutschen „Tesla-Killer“ sehr schmerzhaft erfahren, wenn sie auf Langstrecke laden müssen – die unbedarften Kunden werden die Kisten reihenweise zurückgeben. Vorsichtshalber bietet Audi seinen e-tron derzeit auch nicht hier im eigenen Land an. Das sagt doch alles.
sagrantino meint
Lieber UliK,
Du siehst die Situation sehr realistisch, Herr Zumschlinge wunderbar nah an der Realität.
Tesla und BYTON werden trotzdem gewinnen!
Am 17.04.2018 wird BYTON erstmals in Europa den Erstling präsentieren. Ich hoffe dabei zu sein. Mailand!
P.S.
Schon einen Bericht über die HV von Daimler gestern gelesen? Klingt wie der von Kodak im Jahr vor der Pleite….
Wir schütten heute viel aus, stecken den Rest in unsere Taschen, und dann fahren wir in unsere Schlösser in der Nachbarschaft von Herrn Zumwinkel und Co.
150kW meint
„Das werden dann auch ab 2019 die tollen deutschen „Tesla-Killer“ sehr schmerzhaft erfahren, wenn sie auf Langstrecke laden müssen ..“
Das die ersten Ionity Stationen stehen hast du mitbekommen?
„Vorsichtshalber bietet Audi seinen e-tron derzeit auch nicht hier im eigenen Land an. “
Natürlich wird der auch hier angeboten werden. Das Importeure im Ausland Reservierungen anbieten, ändert daran nichts.
alupo meint
Ich bin gespannt wann ich zum ersten Mal einen e-tron in freier Wildbahn sehen werde.
Ich schätze mindestens 5 Jahre nach dem Model S von Tesla.
Fortschritt durch Hinterherhecheln eben.
Was sind schon 5 oder 10 Jahre. Überholen ohne Einzuholen ist doch genial. Diese Strategie hat ja auch im Wettbewerb mit Toyotas HSD-Hybridsystem gut geklappt.
Aber irgendwann kommt sogar der Sankt-Nimmerleinstag. Oder kommt der etwa nie? Könnte es etwa Parallelen dazu geben? ;-)
Besser weiter warten und vor allem weiter Dirty-Diesel kaufen. Das steckt dahinter in den Aussagen der deutschen Industrie: keine Reichweite, zu lange Ladezeit, zu teuer, zu wenig Marge, zu dreckig ;-).
Fritz! meint
Audi e-tron in freier Wildbahn? 5 Jahre nach dem Model S? Die 5 Jahre sind bereits rum (das Model S kam 2013 auf den Markt).
Das werden eher 6 bis 8 Jahre, bis der in zweistelliger Stückzahl auf der Straße fährt.
Uwe meint
Das kann man bald auch mit der Kredit-Karte, aber das Problem ist die Anbieter-und Preis-Transparenz: Also bei welchem Stromanbieter tanke ich zu welchem Preis an welcher Ladesäule. Das geht von 33 cent/kwh bis 3 Euro/kwh.
Der „Wildwuchs“ hat aber auch gewaltige Vorteile:
Viele Unternehmen werden Kundenbindungskonzepte mit kostenlosem Strom fürs Auto betreiben, und die Abrechnung erfolgt über die Kundenkarte, die man sowieso im Geldbeutel hat: Payback-Punkte-Konto
Uwe meint
Statt „Abrechnung“ wäre „Identifizierung“ besser – es soll ja nix kosten.