Damit Elektroautos ihre Umweltvorteile voll ausspielen können, müssen deren mit hohem Energieaufwand produzierten Batterien möglichst lange genutzt, idealerweise zweitverwertet und anschließend recycelt werden. Letzteres ist ein aufwendiger Vorgang.
Die EU schreibt vor, dass mindestens 50 Prozent des Materials von Batterien wiederverwertet werden müssen, eine Infrastruktur für das Recycling von Elektroauto-Speichern existiert daher bereits. Frank Treffer vom belgischen Recyclingkonzern Umicore hat mit dem Deutschlandfunk darüber gesprochen, welche Herausforderungen es bei der Wiedergewinnung von Rohstoffen wie Nickel, Kobalt, Kupfer und Lithium gibt.
„Jeder Transport von einer Lithium-Ionen-Batterie ist ein Gefahrguttransport. Völlig unabhängig davon, ob die Batterie beschädigt ist oder nicht“, so Treffer. „Daraus ergeben sich Forderungen, die wir gemeinsam mit unseren Kunden umzusetzen haben. Unser Kunde ist letztlich für die Sicherheit des Abfalls verantwortlich. Als Recycler kennen wir die Batterie-Historie nicht.“
Bevor Umicore ausgediente Akkus annimmt, müssen die Kunden – etwa ein Autohändler – „umfangreiche Fragebogen“ mit Angaben wie Typ, Hersteller, Baujahr und Ladezyklen der Batterie ausfüllen. „Denn Hunderte verschiedener Arten von Batterien sind auf dem Markt, mit unterschiedlichen Gefahrenpotenzialen“, erklärte Treffer. So sei es hin und wieder erforderlich, Akkus für den Transport ins Recyclingwerk und die anschließende Zerlegung explosionssicher zu verpacken.
Durchschnittlich seien „ungefähr 60, 70 Prozent“ der bei Umicore eingehenden Produkte tatsächlich Batterien, also Batteriezellen oder Batteriemodule. Bei dem Rest handele es sich um Elemente aus der Versorgung, also des Kühlkreislaufs, der Verbindungstechnik, oder Trägermaterialien sowie die Gehäuse. „Alles Materialien, die mit dem eigentlichen Batteriethema gar nichts zu tun haben“, so Treffer.
Die extrahierten Kunststoffteile, Platinen, Kupferkabel und Stahlgehäuse lassen sich laut dem Experten „relativ einfach“ recyclen – sie würden in die jeweiligen Stoffströme eingeschleust. Das Zerlegen der Batterien erfolge innerhalb von etwa einer Stunde von Hand. Eine Automatisierung durch Roboter sei derzeit nicht möglich, da es bei Batterien bisher keine Standardisierung gibt. „Und die einzige flexible Weise, diese Batterien zu demontieren, ist eben die händische Demontage“, erläuterte Treffer.
Umicore recycelt Treffer zufolge „60, 65, 70 Prozent“ von Batterien. Bei Kobalt und Nickel liege die Rückgewinnungsquote deutlich höher als 90 Prozent, die Kosten des aufwendigen Prozesses decke der Wert der seltenen Materialien aber noch nicht. Das Ziel der Recycler sei daher vorerst: Mindestens eine „schwarze Null“ erreichen.
Jürgen Baumann meint
Es wird den gleichen Weg gehen wie bei den Handy und Computer Akkus. Mit der Übung kommt auch die Automatisierung und dann wird es günstiger …
Aber erst mal müssen überhaupt Akkus zurück kommen. Die sind ja schier nicht tot zu kriegen.
Stefan meint
Vielleicht ist die Ausbeutung der Rohstoffe für die Akkus einfach zu billig, wenn sich das Recycling noch nicht rechnet, denn die Folgekosten werden auf die Allemeinheit jetzt und in Zukunft übertragen. Zumindest ist hier ein Recycling möglich und fast schon rentabel. Die Kernbrennstoffe und den Atommüll produzieren wir weiterhin anscheinend viel sorgloser als diese „gefährlichen“ Lithiumakkus?!
Gut wären Recyclingcenter, zu denen die kompletten, ausgedienten (unbeschädigten) Fahrzeuge kommen. Dann muss der (unbeschädigte) Akku nicht als Gefahrgut transportiert werden, sondern es ist ein einfacher Autotransport!
Es ist gut, wenn sich Leute Gedanken über die sichere Verwendung der neuen Technik machen, und hoffentlich haben die Redaktionen ihren gesunden Menschenverstand beisammen, um nicht gleich aus jeder neuen technischen Herausforderung eine Angst- oder Katastrophenschlagzeile zu machen!
JuergenII meint
Man muss hier schon differenzieren. Frank Treffer beschreibt hier ausschließlich den Ist-Stand. Das wird sich relativ schnell ändern. Bei den Fahrzeugakkus wird wohl eher der Hersteller der Fahrzeuge oder deren Zelllieferant das Recycling durchführen. Nissan hat zum Beispiel in diesem Jahr eine eigenes Werk eröffnet. Im Recycling-Werk von Nissan sollen Lithium-Ionen-Batterien von Elektroautos aufbereitet und wiederverwertet werden. Erste recycelte Batterien aus dem Leaf beleuchten inzwischen schon eine Stadt.
Das hat auch die EU erkannt. Im Anfang des Jahres begonnenen Forschungsprojekt „Automotive Battery Recycling 2020“, gefördert vom EIT RawMaterials mit Mitteln der EU, wird nun daran gearbeitet, ökologisch und ökonomisch vorteilhafte Wege für das effiziente Recycling von Batterien zu identifizieren und für die industrielle Anwendung zu skalieren. Die gesamte Recyclingkette soll so verbessert werden, dass die kostbaren Rohstoffe zurückgewonnen werden und so für die europäische Industrie gesichert werden.
Immerhin hat man ja auch noch ein paar Jahre Zeit, bis die Akkus aus Fahrzeugen oder der Zweiverwertung zum recycling anstehen.
stueberw meint
Jeder Transport von Treibstoffen, vom Rohöl über Benzin und Diesel bis zum Gas, ist ein Gefahrguttransport, also in jedem Kraftfahrzeug. Die Recyclingquote ist = 0
Landmark meint
Wie ich finde ist es eine gute Sache das die EU das Recycling vorschreibt, anders darf es garnicht sein. Und wenn erst in ein paar Jahren die ersten Akkus im großen Stil recycelt werden, wird auch die Wirtschaftlichkeit kein Thema mehr sein.
Ich hatte vor ein paar Monaten von einer Methode gelesen, wo die Technik der Erzaufbereitung genutzt werden kann. Leider weiß ich nicht mehr wo das war.
Alles in allem, ein guter Weg….
Leotronik meint
Solange die Stückzahlen klein sind sind die Stückkosten hoch. Gibt es überhaupt genug Zellen für eine genügende Auslastung?
Hugo meint
Vor nicht langer Zeit hat ein angeblicher Experte von ADAC behauptet, dass die Lithiumionenakkus überhaupt nicht recycelt wird. Das wurde dann in WISO ausgestrahlt.
So sieht also „Qualitätsjournalismus“ beim Öffentlich-Rechtlichen aus. Noch eine Ergänzung: In Ostasien, wo Lithiumionenakkus noch weiter verbreitet ist, wird auch Lithium aus den Akkus herausgeholt. So macht das Unternehmen Posco schon seit einem Jahr.
Chris meint
Das ist ja in Teilen auch so. Nur weil einige Recyclet haben bedeutet das nicht, dass alles Recyclet wird. Du darfst dich gerne mal auf den Müllkippen in der dritten Welt umsehen, was da an 18650er rumlagert.
Gleiches wird mit exportierten Autos passieren, so wie es schon immer war.
alupo meint
CO2 aus dem Auspuff wird auch nicht recycled. Aber gut für die Verbrennerlobby, dass es als Gas in der Atmosphäre endgelagert wird und nicht als Feststoff auf Deponien landet.
Leider ist es da wo es jetzt lagert viel gefährlicher für die Menschheit.
Für einige hier scheint es so, als wenn sie eine sehr selektive Wahrnehmung hätten.
Das CO2 verschwindet nicht und kann auch praktisch nicht recycled werden, viel zu teuer und energieaufwändig, weil man mehr reinstecken muss als was man vorher herausbekam.
Und auch der Verbrennerbaum existiert nur in der Phantasiewelt, auf dem die Motoren wie Äpfel durch die Energie der Sonne wachsen, ohne schädliche Nebenwirkungen. Nur so als Ergänzung… ;-).
Jensen meint
@Hugo: Wenn das ZDF ausstrahlt, was ein ADAC-Sprecher, Experte oder was auch immer zu einer bestimmten Thematik sagt, ist das sehr wohl Qualität, deckt es doch im konkreten Fall in wunderbarer Weise auf, welche „Informationen“ hier vom ADAC verbreitet werden sollen.
Oder, um es anders auszudrücken. Die Hauptschuld liegt beim Lieferanten, nicht beim Transporteur. Wenn ein in der Innenstadt interviewter Passant auf was auch immer schimpft, ist auch nicht der Überbringer des Interviews „schuldig“.
Peter W meint
Selbstverständlich ist das Recycling von Lithiumzellen eine besondere Herausforderung wenn es mal an die Millionenstückzahlen ganzer Autoakkus geht, die in 20 oder 30 Jahren anfallen. Da gibt es aber weder Probleme mit dem Transport noch bei der Zerlegung. Da werden Arbeitsplätze entstehen und keiner wird das umsonst machen müssen. Dass der Transport ein Gefahrguttransport ist kann auch nicht als Problem gesehen werden. Die neuen Akkus die in die Autoproduktion gehen sind ja auch ein Gefahrgut, das stört auch niemanden. Benzin und Diesel sind wesentlich gefährlicher und ebenfalls Gefahrgut. Wo soll da ein Problem sein? Gefahrguttransporte sind geringfügig teurer, und das Recycing wird sich als lohnendes Geschäft entpuppen.
Da sollen doch nur wieder Probleme heraufbeschworen werden, die das E-Auto bremsen sollen.
Peter W meint
Noch was: Das Benzin- und Diesel-Recycling findet in unserer Luft und unseren Lungen statt. Das ist natürlich einfacher und billiger.
ZastaCrocket meint
Es geht doch im Grunde garnicht um Gefahrgut. Es geht darum, am Ende nicht schon wieder einen neuen Müllberg mit den Milliarden von Akkuzellen zu schaffen. Und das sollte doch wohl frühzeitig kritisch hinterfragt und wenn möglich technisch gelöst werden…
Niklas meint
Ach du liebe Zeit.
Herr W., Sie scheinen auch bei jedem Artikel irgendeine böswillig motivierte Anti-Elektroauto-Kampagne finden zu wollen.
Eine Firma, die Batterien recycelt, erklärt den Ablauf und welche Belange dabei wichtig sind — und ecomento berichtet darüber.
Peter W meint
Ja, ich bin etwas empfindlich. Ich habe leider oft das Gefühl, dass man den Menschen jedes Detail des E-Autos als problematisch darstellen will, die Problematiken des Verbrenners aber als unvermeidbares und vernachlässigbares Alltagsproblem betrachtet. 100 Jahre Automobil mit Verbrennungskraftmaschinen können nicht so falsch gewesen sein, dass man jetzt unbedingt was Neues ausprobieren muss.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Das ist interessant: Wird die Batterie von A nach B gebracht, gilt sie als Gefahrgut. Ist sie jahrelang im Auto eingebaut und auch von A nach B oder nach C unterwegs ist sie kein Gefahrgut und der Fahrer des E-Fahrzeuges muss auch kein besonderen Führerschein für Gefahrgut besitzen.
Peter W meint
Wann etwas als Gefahrgut deklariert werden muss hängt immer von der Menge ab. Sonst wäre ja jedes Feuerzeug Gefahrgut. Transportiert man eine Palette mit einer Tonne Feuerzeuge muss man entsprechende Vorschriften einhalten. Das gilt für alles was brennen kann, Strahlung abgibt, giftig ist, heiß ist oder die Umwelt schädigen kann. Oder einfacher, alles was im ADR (GGVSEB) aufgelistet ist.
Matthias Eller meint
Ist auch bei anderen akkus so. Akkus im Gerät sind kein Gefahrgut. Da ist das Gerät quasi die UN Transportverpackung.
Lose Akkus transportiert DHL nicht (zumindest nicht wenn der Paketinhalt bekannt ist). Ein Smartphone oder Laptop mit eingelegtem Akku hingegen schon.
frax meint
Irgendwie muss ja Mal angefangen werden – allerdings wäre es sicherlich effizienter die verschiedenen Zelltypen vorzusortieren und dann für jeden Zelltyp das Recycling zu automatisieren. Und wenn jeder Zellenhersteller schon bei der Entwicklung seiner Zellen daran denkt, sie auch wieder effektiv recyceln zu können – was sich von alleine ergeben wird, denn günster werden sie dann nicht mehr an die Materialien kommen – entsteht der Kreislauf, den wir brauchen. Übrigens kenne ich eine Firma, die schon genau daran arbeitet. Wer das wohl ist…
McGybrush meint
Kann man nicht einfach ein Auflieger bauen der alle erdenklichen Szenarien eines defekten Akkus aushält?
Quasi das nicht 1000x der Akku von jedem einzelnen begutachtet werden muss sonder 1x ein Auto für 10 Jahre alle Brände im innereren aushalten würde? Also ist ja nicht so das es Sprengstoff wäre. Es muss ja nur ein Brand in einem Abgeriegelten Aufbau überstanden werden.
Der Rest ist in der Tat noch zu lösen wie es am effizientesten zu zerlegen geht. Bisher wurde der Rohstoff ja immer verbrannt. An Ort und stelle. Von jedem einzelnen. Tag für Tag.
Chris meint
„Also ist ja nicht so das es Sprengstoff wäre.“
Schonmal so eine ausgasende 18650er Rundzelle in einem geschlossenen Behälter ausgasen sehen? Das kann man schon als Explosion bezeichnen.
Aber vermutlich ist es schon möglich sowas zu bauen, es ist halt nur extrem teuer. So ein Castor zum Beispiel bekommt ja auch nicht für Peanuts und ob das dann lohnt?
Swissli meint
In einen luftdichten/wasserdichten Sack packen und die Luft raussaugen=keine Sauerstoff-/Wasserreaktion=kein Brand/Explosion?
Chris meint
Bitte was? Wir haben schon Teslazellen über den Asphalt hüpfen sehen, zum Glück sind die nicht am Stück explodiert.
Aber so zu tun, als können Akkus nicht explodieren ist ja nun wirklich quatsch.
Jin meint
„Kann man nicht einfach ein Auflieger bauen der alle erdenklichen Szenarien eines defekten Akkus aushält?“
gibts schon, heißt Castor :D
Swissli meint
Aber dann ketten sich E-Auto Gegner daran :)