Tesla baut seit Anfang des Jahres in Brandenburg nahe Berlin seine erste Europa-Fabrik, ein deutsches Design- und Entwicklungszentrum sollen folgen. Bereits vor drei Jahren hatte der Elektroauto-Pionier aus den USA das Maschinenbauunternehmen Grohmann in Prüm in Rheinland-Pfalz dem Konzern hinzugefügt. Nun kommt ein weiterer Standort im westlichen Teil Deutschlands hinzu.
Nach dem Kauf von Grohmann beteiligt sich Tesla an einem zweiten rheinland-pfälzischen Unternehmen: Der Elektroautobauer bekam die Genehmigung für den Einstieg beim Autozulieferer ATW mit Sitz in Neuwied, wie ein Sprecher des Bundeskartellamts der Deutschen Presse-Agentur (dpa) mitteilte. Es handele sich um eine Fusion, Details nannte er nicht. Auch zum Kaufpreis ist nichts Konkretes bekannt. ATW und Tesla wollten sich zunächst nicht äußern.
ATW (Assembly & Test Europe GmbH) gehörte zuvor dem kanadischen Hersteller von Automatisierungstechnik ATS Automation Tooling Systems. Dieser kündigte kürzlich jedoch die Schließung seines Standorts in Rheinland-Pfalz an. Die dortigen Kapazitäten werden nun von Tesla übernommen. Der Neuwieder Autozulieferer zählt mit einer Belegschaft von rund 210 Beschäftigten Autokonzerne wie BMW, Daimler und Volkswagen zu seinen Kunden.
Der Neuwieder Stadtsprecher Erhard Jung begrüßte es laut der dpa „ausdrücklich, wenn sich ein weiteres international tätiges Unternehmen“ in seiner Kommune am Rhein ansiedele: „Tesla spielt ja eine führende Rolle in der Elektromobilität.“ Ähnlich habe der Neuwieder Oberbürgermeister Jan Einig (CDU) argumentiert und darauf verwiesen, dass die Tesla Grohmann Automation GmbH in Prüm nur rund 100 Kilometer entfernt liege – das könne eine Zusammenarbeit zwischen beiden Standorten erleichtern. Auch das rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerium in Mainz habe sich positiv geäußert.
ATW in Neuwied ist einem Bericht des Handelsblatts zufolge auf Batterie-Montageanlagen spezialisiert. Tesla hatte im September Pläne für eine komplett eigene Produktion von Batterien vorgestellt, mit denen das Unternehmen sein Wachstum weiter vorantreibt. Mit ATW wollen die Kalifornier nun offenbar ihre Akku-Fertigung hierzulande in die Wege leiten. Das Geschäft des Zulieferers mit den deutschen Autoherstellern und anderen Kunden dürfte Tesla wie im Anschluss nach der Übernahme von Grohmann auslaufen lassen.
Andreas_Nün meint
Kennt irgendwer dieses Unternehmen genauer? Was exakt machen die im Batteriebereich?
Und wenn der Batteriebereich so gut läuft, warum wollte dann der Mutterkonzern den Standort schließen?
Andi EE meint
Ich weiss es nicht, aber die haben sowieso nicht die fortschrittliche Technologie von Tesla, die am Battery Day vorgestellt wurde. Wichtig ist sicher, dass man so mehrere Bewilligungsverfahren umgehen kann, da ja zuvor eine ähnliche Nutzung vor Ort war. Und ja, ein ausgebildetes Personal, welches man zwar an die Aufgabe Schulen muss, aber nicht bei Adam und Eva beginnen muss.
Auch von Vorteil könnte Grohmann als Deutsche Firma sein, die ja maßgeblich an den ganzen Skalierungs-und Produktionsverfahren arbeitet. Wenn man die Tools dort einführt, geht es aufgrund der gleichen Sprache sicher etwas einfacher.
Andreas_Nün meint
Ja, diese Pluspunkte sind definitiv nachvollziehbar. Zu Grohmann ist es ja echt nicht weit.
EMfan meint
„fortschrittliche technologie“, von wem? Tesla?
Da soll noch einer sagen die Schweizer hätten keinen Humor!
:-))
Tesla-Fan meint
ATW entwickelt Fertigungstechnik / Anlagen zur industriellen Fertigung von Hochvoltspeichern. Wenn ATW bisher für die deutschen OEM entwickelt hat ist es sehr naheliegend, das corona-bedingte Budget-Kürzungen der OEM zu Auftragseinbrüchen bei ATW und in der Folge zu einer finanziellen Schieflage geführt haben. – Es ist nur clever von Tesla, in dieser Situation zuzugreifen.
Und die deutschen OEM haben genau NICHTS aus der Grohmann-Geschichte gelernt. Deswegen wiederholt sie sich jetzt bei ATW.
Lewellyn meint
Wenn Die die OEMs als Kunden hatten und alle OEMs ja jetzt auf Elektro umstellen, wieso hat niemand von denen auch nur dran gedacht, ATW zu übernehmen?
Rhetorische Frage, kein deutscher Autohersteller will ja seine Batterien selber bauen.
150kW meint
Die Frage ist doch eher anders herum. Welcher deutscher Autohersteller baut seine Batterien denn NICHT selber?
Tesla-Fan meint
Die Frage müsste korrekt heißen:
Welcher deutscher Autohersteller läßt seine Batterien nicht von einem Zulieferer auf seinem Werksgelände fertigen?
Freddy K meint
Du verwechsekst Zellfertigung mit dem Packaging und dem fertigen Akku. Diese Firma baut Anlägchen fürs Packaging. Und davon gibts nicht nur eine Firma. Die meisten Hersteller bauen ihre Akkus selbst zusammen. Und für die Anlagentechnik gibts einige Maschinenbauer. Ausserdem haben die deutschen Hersteller diese Abteilungen bereits bei sich integriert. Tesla nicht. Die müssen sich gewisses KnowHow noch zukaufen. Tesla ist da ja noch zu klein.
Andreas_Nün meint
Welchen Bereich genau soll Tesla da noch zukaufen? Meines Wissens nur die Zellen.
Ebi meint
Tja, die einen bauen Arbeitsplätze ab, die anderen auf. Vielleicht müsste man auch mal neu definieren was ein deutscher Hersteller ist: Wer hier seinen Hauptsitz hat oder wer hier Leute beschäftigt.
Olli meint
Ihr Ernst? Wollen Sie wirklich vergleichen ob VW, Daimler, BMW oder Tesla mehr Leute beschäftigt?
Ebi meint
Nein, aber das Verhältnis wird sich ändern und wenn man internationale Beteiligungen anschaut (China an Daimler), muss man sich in Zukunft von traditionellen Vorstellungen evtl. lösen.
Michael S. meint
Spielt das in Zeiten der Globalisierung von Arbeit, Konzernen und Steuerschlupflöchern wirklich noch ne Rolle, ob jemand ein „deutscher“ Hersteller ist?
alupo meint
Bei einigen schon.
Und viele Leute sind immer noch überrascht (daran erkennt man wieviel Nichtwissen doch in vielen Köpfen steckt), dass die meisten hochpreisigen Einzelkomponenten in meinem Tesla Model S aus Deutschland kommen. Die zahlenmäßig meisten Komponenten im MS sollen aus der Schweiz kommen, sind aber wohl eher billige Teile wie Schrauben etc..