Wer zu Hause über eine Photovoltaikanlage (PV) Solarstrom produziert, kann sein Elektroauto mit günstigem und sauberem Überschuss-Strom vom Hausdach aufladen. Dazu wird neben einem Energiemanagement, das überschüssigen PV-Strom erkennt, auch eine kompatible und steuerbare Wallbox benötigt. Der ADAC hat in einem Test acht dieser Ladeeinheiten im standardisierten Prüfverfahren auf Zuverlässigkeit und Sicherheit beim Laden geprüft sowie die Ausstattung und die dazugehörige Smartphone-App getestet.
Alle Kandidaten konnten insgesamt mit einem „guten“ Resultat überzeugen, berichtet der Autoclub. Mit der Fronius Wattpilot 11 J 2.0 holte die günstigste Box (938 Euro) das insgesamt beste Ergebnis. Zum Vergleich: Eine herkömmliche Wallbox mit App-Steuerung gibt es ab 500 Euro.
Die nutzbare Leistung einer PV-Anlage hängt stark von ihrer Größe und der aktuellen Sonneneinstrahlung ab. Bei geringerer PV-Leistung an wolkigen oder sonnenarmen Tagen kann eine automatische 1/3-Phasenumschaltung dafür sorgen, dass das Auto bereits einphasig ab der Mindestleistung von 1,4 kW und nicht erst dreiphasig ab etwa 4 kW aufgeladen wird. Drei der getesteten Modelle, der Testsieger von Fronius sowie die Boxen von Myenergi und openWB, bringen diese Umschaltfunktion von Haus aus mit.
Für die Wallbox von KEBA ist ein optionales Set erhältlich, das einen Energiezähler und eine automatische Phasenumschaltung umfasst. Die Modelle von Charge Amps, SMA und Smartfox sind in Verbindung mit dem hauseigenen Energie-Manager ebenfalls dazu im Stande. Beim Modell von Entratek gelingt das PV-Überschussladen erst mit mindestens 4 kW Leistung. Die Wallboxen von Fronius, Myenergi, openWB und SMA bieten zudem die Möglichkeit, direkt an der Wallbox zwischen reinem PV-Überschussladen und Laden mit Ergänzungsstrom aus dem Netz manuell zu wählen. Bei den anderen Wallboxen ist dies teils über die App möglich.
Bei der Planung einer PV-Anlage sollte Überschussladen frühzeitig bedacht werden, erklärt der ADAC. Wer eine solche Einrichtung installieren möchte, sollte schon vor dem Kauf der Anlage einen Fachmann einbinden. Auch könne es Sinn ergeben, alle Komponenten von ein und demselben Hersteller zu wählen. So dürfte die Kompatibilität der einzelnen Komponenten wie Wechselrichter, Energie Management System und Wallbox gewährleistet sein.
Alle vom ADAC getesteten Wallboxen zum PV-Überschussladen sind im Rahmen des KfW-Förderprogramms „Solarstrom für Elektroautos (442)“ im Gesamtpaket mit PV-Anlage und Speicher prinzipiell förderfähig. Allerdings sind die Zusagen für die Förderung für dieses Jahr bereits erschöpft.
Marc meint
Entfernt. Bitte verzichten Sie auf werbliche Links. Danke, die Redaktion.
sorvol meint
Ich finde die Zappi mit der Bedienung ohne App direkt an der Wallbox am besten.
Die Wahrheit meint
Die Tesla Gen3 (kostet nur 499€ und neu über Teslakunden nur 380€ aus dem Bonusprogramm) kann auch PV Überschuss laden, wenn die restliche PV-Anlage von Tesla verbaut ist. Also solche Wallboxen sollten im ADAC Test nicht auftauchen.
Timberwood meint
Ich nutze seit drei Jahren einen goE-Charger (der interessanterweise fast genau so aussieht wie der Fronius) in der mobilen Ausführung in Kombination mit openWB auf einem MiniPC und bin damit vollkommen zufrieden.
PV-Überschussladen, Phasenumschaltung, mobiles Laden … alles möglich für gerade einmal 600-700 Euro.
MacGyver meint
Open WB ist in Ordnung. Aber so eine Bastlerlösung mit RasPi ist ehrlicherweise für die meisten Endkunden viel zu komplex. Oder gibt es da schon eine fertige Plug & Play Lösung?
emobilist meint
Ja die Plug & Play Lösung gibt es von GO-E mit dem GO-E Controller. Dort kostet das Gesamtpaket nicht 938€, ich habe z.B. nur 719€ bezahlt und es funktioniert einwandfrei.
MacGyver meint
Das Problem mit der Fronius ist meiner Meinung nach, dass sie ja nur mit einem Fronius Wechselrichter funktioniert. Was soll so ein Test? Warum sollte man sich auf irgendein herstellerspezifisches Ökosystem festlegen? Die Kunst ist es doch die Funktion der PV-Überschussladung für möglichst viele Nutzer zu ermöglichen. Der väterliche Rat des ADAC ist möglichst alle Komponenten von einem Hersteller zu nehmen. Tolle Wurst! Warum setzt man nicht viel stärker auf herstellerübergreifende Standards wie offene API oder OCPP?
Mein Tipp: Es gibt mittlerweile so viele innovative, herstellerunabhängige Anbieter die das preiswerte Laden des Fahrzeugs ermöglichen wie z.B. Clever PV oder Tibber. Schaut euch auf deren Website an, welche Wallboxen, Wechselrichter oder Fahrzeuge kompatibel sind. Da kann man sich eher mal schlau machen.
emobilist meint
Oder eben die GO-E mit Controller, Herstellerunabhängig, günstiger und ohne monatliche Kosten :-)
MacGyver meint
„Beim Modell von Entratek gelingt das PV-Überschussladen erst mit mindestens 4 kW Leistung“
Wie viel PV Überschuss hat denn so eine 10kW p Anlage im Winterhalbjahr? Und die wird noch Zweite? Da sieht man mal wie unfähig der ADAC bei den Thema ist. Der Wirkungsgrad spielt in den meisten Fällen einen untergeordnete Rolle. Bei den aktuellen Strompreisen will man doch jedes kWh selber nutzen. Hier ist das PV geführte Laden eigentlich die beste Wahl.
derJim meint
Jedem, der sich für das Thema interessiert und der auch keine Angst vor Kommandozeilen hat, kann ich EVCC sehr empfehlen. Läuft bereits auf einem Raspberry Pi (bei mir sogar auf dem ersten: Pi B) und ist mit sehr vielen Wechselrichtern, Stromzählern, Wallboxen und auch Autos kompatibel und man kann das Ladeverhalten sehr genau konfigurieren. Zum Beispiel ist auch eine Ladung im Teilnetzbezug möglich (damit auch schon der vorhandene Sonnenstrom geladen werden kann wenn unter 1,4 kW von der PV zur Verfügung stehen. Der Rest wird dann vom Netz bezogen und man erhöht den Eigenverbrauch noch etwas). Wichtig ist dann nur noch, dass die Wallbox steuerbar ist und eine automatische Phasenumschaltung hat. Dann kann man von 1,4 kW bis 11 kW Sonnenstrom tanken.
M. meint
…wobei Sonnenstrom tanken mit 1,4 kW einigermaßen sinnfrei ist.
Dadurch, dass für das BMS mitunter recht potente Steuergeräte („Hochleistungsrechner“) mitlaufen müssen – mit entsprechendem Leistungsbezug – kommt 1 kW oder weniger in der Batterie an. Mit 800 oder 900 Watt laden? Was soll das denn bringen? Außerdem haben diese Steuergeräte keine unendliche Lebensdauer… Da ist es dann fast schon sinnvoller, den Strom in die Hausbatteriebatterie zu stecken, um dann später mit größerer Leistung in kürzerer Zeit zu laden, und einen halbwegs vernünftigen Wirkungsgrad zu haben.
derJim meint
Wenn natürlich insgesamt nur 1,4 kWp zur Verfügung stehen, braucht man nicht mit Überschussladen anfangen, da bin ich ganz deiner Meinung. Es geht eher um die Flexibilität, wenn die Leistung der PV schwankt, was ja auch ganz normal ist. Damit kann man halt die Ladeleistung schön mit der aktuellen Erzeugerleistung nachführen. Teilbezug macht natürlich nur sinn, wenn man keinen Speicher hat und z.B. auf bessere Preise und/oder Technologie wartet (wie z.B. ich auf Natrium-Heimspeicher). Aber btw ist nicht das komplette Fahrzeug beim Ladevorgang „wach“, üblicherweise sind nur das BMS und der OBC wach und aktiv. Das Laderelais muss natürlich zugeschaltet sein und die Controller und Peripherie versorgt werden. Der Eigenstrombedarf vom Fahrzeug ist also schon begrenzt, mehrere hundert Watt fallen da nicht an, zumindest nicht, wenn die Architektur/NMS gut gemacht ist und die Steuergeräte ordentlich entwickelt sind :)
alupo meint
Bei derart niedrigen Leistungen werden die Komponenten bestenfalls um 1 K wärmer als die Umgebungstemperatur. Auch gebalanced wird erst bei deutlich über 90% SoC.
Daher, was soll da denn warm werden (nicht einmal die kleinen SMD-Balancer-Widerstände) und die Kondensatoren stressen?
Auch die kalendarische Alterung ist wohl kein Thema wenn schon ein einfaches Druckernetzteil welches üblicherweise 24/7 am Netz (Drucker verbrauchen meist auch im ausgeschalteten Zustand Strom, es gibt keinen Netzschalter vor dem Netzteil) ist (annähernd auch Leerlauf) locker 10 Jahre hält, entsprechend 87.660 Betriebsstunden. Da sollten die paar 100 Stunden die Bordelektronik bei Minimallast wirklich nicht allzu sehr stressen. Zumindest wenn der Hersteller nicht total auf Reparaturumsatz und -gewinne hin sein Produkt optimiert hat.
Was aber ganz sicher ein Thema ist, ist, dass der DC-AC-Wandler der PV Anlage und der Bordlader (AC-DC-Wandlung) einen sehr schlechten Wirkungsgrad haben werden. Aber auch sie werden aufgrund der insgesamt sehr geringen Leistungsanforderung kalt bleiben.
M. meint
Kommt drauf an. Man kann das sicher auch über einen Browser steuern, zumindest wss die Grundeinstellungen angeht. Allerdings ist „Browser“ zumindest auf Mobilgeräten meist überladen, zu klein und unübersichtlich. Also mal schnell zwischendurch was anpassen, da finde ich eine App schon praktischer.
Ansonsten scheint die openWB schon ziemlich gut zu sein, wenn auch kein Schnäppchen.
Droggel meint
Schade, leider fehlt die sehr gute cFos Wallbox… 😳
Die hat irgendwie niemand auf dem Schirm.
Steffen meint
Hmm, okay, die openWB hat keine App, aber dafür lässt sie sich über jeden Browser bedienen. Halte ich eigentlich fast für das bessere Konzept.