Schon seit langem beraten Experten aus Wirtschaft und Politik über eine Vereinheitlichung von Ladestandards für Elektroautos. Ergebnisse dieser Arbeit sind das Projekt intercharge von Hubject, ein Zusammenschluss von Unternehmen wie BMW, Bosch und RWE. Das Ziel von intercharge ist die europaweite Vernetzung von Ladestationen verschiedener Anbieter. Einen ähnlichen Weg geht die Initiative e-clearing, die vor allem in Deutschland und Benelux großen Anklang findet.
Jetzt ist erneut ein kleiner Durchbruch gelungen: Um eRoaming zu erleichtern, sollen Nutzer von Elektroautos in Deutschland von Januar 2014 an eine individuelle ID-Nummer erhalten, um das Auto an jeder Ladesäule anschliessen zu können und die Rechnung dafür – ähnlich wie beim Mobilfunk – bequem per Roaming bezahlen zu können. Die Vergabe der ID-Nummern über den Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (BDEW) ist ein wichtiger Schritt, die unterschiedlichsten Buchungs- und Abrechnungssysteme von beispielsweise intercharge, e-clearing sowie lokalen und überregionalen Energieversorgern zu vereinheitlichen.
„Mehr Planungssicherheit“
Der zuständige Projektleiter, Peter Wüstnienhaus vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), freut sich über das Erreichte: „Das gibt allen Beteiligten mehr Planungssicherheit“, sagte er der Süddeutschen Zeitung. In Zukunft würde es nun keine Rolle mehr spielen, wer eine Ladesäule betreibe. Der einheitliche Bezahlstandard könnte dazu führen, dass mehr Interessenten Vertrauen in die Technologie gewännen und sich letztendlich für ein Elektroauto entscheiden. Dies könnte „helfen, das Ziel der Bundesregierung, eine Million Elektroautos bis zum Jahre 2020 auf deutsche Straßen zu bringen, zu erreichen“, so Wüstnienhaus.
Allerdings: Das Roaming beim Stromtanken ist bisher auf Deutschland beschränkt. Und es könnte auch bedeuten, dass ähnlich wie beim Mobil-Telefonieren im Ausland oder beim Abheben von Geld bei einem anderen Bank-Institut Gebühren anfallen. Auch Wüstniehaus kann solche Gebühren nicht ausschließen: „Die Geschäftsmodelle sind offen.“ Es seien zwar die technischen Voraussetzungen für flächendeckendes Stromtanken geschaffen, jedoch sei es Sache der Unternehmen, was sie daraus machten.
Kommt das System europaweit?
Bisher ist auch noch nicht klar, ob das System europaweit eingeführt wird. „Das soll keine rein deutsche Sache bleiben“, so der Experte zur SZ. „Wir möchten schon, dass das im Dialog mit den anderen Ländern stattfindet.“ Doch der Dialog steht erst am Anfang. Und er könnte ähnlich kompliziert werden, wie die Einigung auf eine europaweite Ladestecker-Norm für Elektroautos.
Zwar hat sich die EU-Kommission kürzlich dafür ausgesprochen, dass in ganz Europa der Stecker nach dem Mennekes-Standard Typ 2 eingeführt werden soll. Das jedoch gefällt den Franzosen überhaupt nicht. Sie haben bereits einen eigenen Stecker-Standard.
Quelle: Süddeutsche.de