Im Streit um CO2-Grenzwerte für Neuwagen haben Vertreter des Europaparlaments und der EU-Staaten eine vorläufige Einigung gefunden. Doch als sicher gilt der Kompromiss aber erst, wenn neben den Mitgliedsstaaten auch die EU-Parlamentarier zugestimmt haben.
Am Freitag soll das Ergebnis den EU-Botschaftern zur Analyse vorgelegt werden – in der Hoffnung auf eine Bestätigung. Eigentlich hatte die EU das Ziel von durchschnittlich 95 Gramm CO2 geltend für eine Herstellerflotte für das Jahr 2020 angepeilt. Der eigentlich bereits ausverhandelte Kompromiss allerdings scheiterte am Widerstand Deutschlands. Die Bundesregierung fürchtete zu harte Auflagen für die wichtige heimische Autobranche.
Mit dem neuen Kompromiss würde die Verschärfung der Grenzwerte um ein Jahr verschoben. Im Verlauf des Jahres 2020 müssten die Autobauer den Wert nur für 95 Prozent ihrer Wagen einhalten. Auch Boni für Elektro- und Hybridautos sind im Gespräch, diese sollen die Hersteller zwischen 2020 und 2022 anrechnen können – allerdings jedes Jahr etwas weniger.
Könne jedes Elektroauto im Jahr 2020 noch doppelt gezählt werden, würde der Faktor 2021 auf 1,7 sinken und 2022 auf 1,3, erklärt ein Diplomat. Durch diese mehrfache Anrechnung wird es für die Hersteller leichter, ihre CO2-Ziele zu erreichen. Außerdem sollen die Boni Anreize setzen für die Entwicklung alternativer Antriebe.
Eine spätere Einführung der Abgas-Limits kommt vor allem den deutschen Oberklasse-Herstellern wie Daimler, BMW und Audi entgegen, deren Fahrzeuge schwerer und stärker motorisiert sind und deshalb sehr viel mehr Sprit verbrauchen als französische, italienische oder japanische Kleinwagen, die die Abgasnormen von 2020 teilweise schon heute erfüllen. Daimler und BMW beginnen bereits damit, auch auf Elektroautos zu setzen, um von der großzügigeren Boni-Regelung profitieren zu dürfen.
Kritik von Umweltverbänden
Die Umweltorganisation Transport & Environment beklagte, dass das eigentliche Ziel durch die Regelungen weiter abgeschwächt werde, nur um es deutschen Autoherstellern recht zu machen. „Es ist beschämend, dass sich die ungeschickte Lobby-Arbeit Deutschlands ausgezahlt hat und das 95-Gramm-Ziel weiter abgeschwächt wurde“, sagte deren Experte Greg Archer.
Auf die Verbraucher kämen zudem mehrere Milliarden mehr an Benzinkosten zu, weil das Ergebnis den rascheren Wechsel der Industrie auf umweltfreundlichere und damit weniger spritschluckende Modelle verzögere.
RG meint
Zitat Umweltverbände: „Auf die Verbraucher kämen zudem mehrere Milliarden mehr an Benzinkosten zu, weil das Ergebnis den rascheren Wechsel der Industrie auf umweltfreundlichere und damit weniger spritschluckende Modelle verzögere.“
Das ist falsch. Die Industrie baut das, was der Kunde kauft. Der Kunde könnte schon heute umweltfreundliche Modelle kaufen – macht er aber nicht. Würde er es machen, würde Daimler, BMW und Audi keine spritschluckende Modelle mehr verkaufen und dann auch nicht mehr anbieten. Der Verbraucher ist verantwortlich – nicht die Industrie.
Eine gerechte und steuerungspolitische Maßnahme wäre die Spritpreise zu erhöhen.
ecomento.de meint
Leider ist der deutsche Verbraucher zu nichts „zu zwingen“ und eine umfangreiche Erhöhung der Spritpreise würde keine Regierung überleben – die Motivation hierfür ist daher wohl bei den Politikern eher gering…
VG
ecomento.de