Von „Dobrindts Chaos-Plänen“ spricht die Süddeutsche Zeitung und meint damit den Plan des Verkehrsministers, Busspuren für Elektroautos freizugeben. Verkehrsunternehmen haben demnach gute Gründe, warum das Vorhaben keine so gute Idee ist.
Sigrid Nikutta etwa, Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), klage über verstopfte Straßen, Staus und Parkplatzmangel. Mehr Elektroautos würden die Probleme noch verschärfen. „Die Lösung für den Verkehr in einer Großstadt könne also nicht lauten: Leute, fahrt Elektroauto. Stattdessen müsse es heißen: Leute, fahrt Bus und Bahn“, so die SZ. Daher müssten auch Busspuren in Zukunft frei bleiben.
Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) könne, so MVG-Chef Herbert König, ohnehin nur 1,7 Kilometer Busspur freigeben. Aber vor dem Hintergrund, dass diese Strecke bereits von bis zu 18 Buslinien pro Stunde genutzt wird, möchte er die Wege nicht auch noch für Elektroautos öffnen. Der Rest der Fahrwege, immerhin knapp 20 Kilometer, komme ohnehin nicht als Elektroauto-Spur in Frage – da die Strecken auch von Trambahnen befahren werden.
Auch Jürgen Fenske, Präsident des Verband der Verkehrsunternehmen, lehne Dobrindts Pläne ab. In einem Schreiben an Bundesumweltministerin Barbara Hendricks stelle er klar, dass der öffentliche Nahverkehr „die energieeffizienteste Form gerade urbaner Personenbeförderung“ sei, der „in seiner Attraktivität und Leistungsfähigkeit nicht benachteiligt werden“ dürfe. Er spricht auch die Erfahrungen aus anderen Großstädten wie Oslo an, wo Linienbusse wegen der vielen Elektroautos auf Busspuren bereits Probleme haben, ihre Fahrpläne einzuhalten.
Der SZ zufolge reagierte das Bundesverkehrsministerium gelassen auf die Kritik: „Mit dem Gesetz wolle man nur den Rahmen dafür schaffen, dass die Kommunen Busspuren für E-Autos freigeben können. Ob und wie umfangreich sie von dieser Möglichkeit Gebrauch machten, sei jedoch der freien Entscheidung jeder Kommune selbst überlassen, sagt eine Sprecherin.“