Die Entscheidung für oder gegen ein Elektroauto ist meist eine finanzielle, der Gedanke an die Umweltbilanz ist zwar oft zweitrangig, aber dennoch wichtig. Wir hatten schon einige Male nachgerechnet und immer wieder festgestellt: Wer seinen Stromer bis an dessen Lebensende fährt, wird mindestens eine schwarze Null einfahren und darf in Sachen Ökologie schon ab knapp 30.000 Kilometern mit grünem Gewissen unterwegs sein.
Nun bekommen wir Rückendeckung von der Zeit, die in einer ihrer beliebten Infografiken zeigt, dass ein Elektroauto wegen der aufwendigen und ressourcenintensiven Batterieproduktion zwar knapp zehnmal soviel CO2 bei der Herstellung verursacht – die Ökobilanz dank der Verbrauchseinsparungen aber bereits nach 27.000 Kilometern ausgleicht. Wer Ökostrom statt Drittelmix tankt, ist sogar schon ab 14.000 Kilometern umweltfreundlicher unterwegs als mit einem Verbrenner.
Um die höheren Anschaffungskosten dank niedrigerer Energiekosten auszugleichen, braucht es allerdings etwas länger. Nach durchschnittlich 160.000 Kilometern hat sich aber auch der höhere Preis für das Elektroauto amortisiert. Leider gibt es noch kaum Erfahrungswerte zur Haltbarkeit der Akkus. Aber da man aktuell von einer Lebensdauer von bis zu 270.000 Kilometern ausgeht, könnte man mit einem Stromer langfristig – sofern die Technik standhält – sogar richtig Geld sparen.
Tom meint
Über solche Grafiken kann man immer diskutieren. Tatsache ist, dass ein Elektroauto kein Gestank hinten raus lässt. Das ist doch schon mal etwas. Als Fahrradfahrer, Kind auf dem Schulweg oder einfach Stadtbewohner schon mal super. Weiter sollte man sein Elektroauto mit grünem Strom aufladen. Deutschland hat ja mehr als genug davon. Warum man die Kohleschleudern noch betreibt, ist mir ein Rätsel, aber das ist ein anderes Thema. Mein Elektroauto überzeugt mich jeden Tag aufs neue. Aber für die Allgemeinheit brauchts halt noch eine Weile, bis sie es akzeptieren und kaufen.
i_Peter meint
VORSICHT bei Infografik der Zeit !!!
Ich finde etwas unfair, ein Auto mit CO2 Emissionen von 200g/km zum Vergleich heran zu ziehen. Durchschnittlich emittieren die 2013 zugelassenen Autos weniger als 130g/km. Damit dauert es schon 90.000 km oder fast 8 Jahre, bis das E-Auto in Summe weniger emittiert.
Nimmt man aber den abgebildeten VW Polo, der in der Version BlueMotion 1,4 TDI nur 82g/km emittiert, so wird ein E-Auto sein ganzes Leben lang immer mehr emittieren, wenn es mit dem durchschnittlichen Strommix in D betrieben wird.
Anders herum: NUR wenn ein E-Auto mit Ökostrom betrieben wird, emittiert es weniger als ein moderner Verbrenner. Es dauert aber schon 3 Jahre oder 35.000 km, bis der Nachteil aus der CO2-intensiven Produktion der Batterien ausgeglichen wird (bei POLO BlueMotion, ca. 17.000€)
mike meint
Auch wenn Sie es nicht glauben können / wollen: Die Zeit hat absolut recht. Laut Spritmonitor verbrauchen die Deutschen im Schnitt acht Liter auf hundert Kilometer, was einem CO2-Ausstoß von 190 g/km entspricht. Wie sich diese Zahl erklärt?
Die von Ihnen erwähnten 130 g/km bei den Neufahrzeugen sind nichts als graue Theorie. Denn der Durchschnittswert bei den Neufahrzeugen wird nach den NEFZ-Verbräuchen berechnet, die wohl niemand im Alltag tatsächlich erreicht. Schlagen Sie da nochmal 20 Prozent drauf, dann stimmts. Macht knapp 160 g/km Realausstoß.
Fehlen noch 40 g/km auf die Rechnung von der Zeit. Die dürften daher kommen, dass die Zulassungszahlen nur Neufahrzeuge einberechnen. Nun sind aber leider nicht nur fabrikneue Autos mit neuester Technik, sondern auch noch sehr viele alte Stinker mit mehr als zehn Jahren aufm Buckel unterwegs. Und schon sind wir bei den 200 g/km.
In einer Sache haben Sie recht: Ein Elektroauto sollte mit Ökostrom unterwegs sein. Wer das nicht beherzigt, hat den Sinn der Technik nicht verstanden…
Martin meint
Und was DIE ZEIT wahrscheinlich zusätzlich vergessen hat, sind die Emissionen, welche bei der Bereitstellung der Treibstoffe anfallen. (Förderung des Rohöls, Transport in die Raffinerien, Herstellung der Kraftstoffe und Weitertransport zur Zapfsäule) Diese betragen rund 20% der Verbrennung, also 200 * 0.2 = 40g. Muss man natürlich auch berücksichtigen, Benzin kommt ja nicht an der Zapfsäule aus dem Boden. Genauso wie der Strom nicht einfach aus der Steckdose kommt. Also sind die 200g sogar eher noch konservativ angesetzt.
Quellen: Shell-Studie zur Mobilität 2040, 2014, S. 68: 15 – 20%
Haan & Zah 2013, TA-Swiss, S. XXV: 20-29%
Beide PDFs finden sich im Netz.